Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.Cap. 3. Vom Transito-Handel. solche Stapelgerechtigkeiten wurden die besten FlüsseDeutschlands gesperrt; aber auch manche mitten im Lande belegene Stadt begehrte und gewann solche Rechte, wenn sie eine Zeitlang erfahren hatte, daß die Handlung ihren Weg durch sie nahm, und nun zu glauben anfing, sie könne keinen andern nehmen. Von den Erschwerungen der Handlung durch die Zölle, mit deren einer so grossen Menge die Deut- schen Flüsse belegt wurden, rede ich hier nicht. Denn deren Absicht war nicht sowol, die Transit Handlung in ihrem Gange aufzuhalten, wie dies durch die Sta- pelgerechtigkeit geschah, als sie den damals Geldlo- sen Fürsten so einträglich zu machen, als möglich. In den dem Hanseatischen Bunde verwandten Städ- ten war der Eigenhandel das Haupt-Augenmerk. Diesen suchten sie durch wirklich oder vorgeblich er- langte Gerechtsame oder durch eigenmächtige Verfü- gungen zu erzwingen. Andere suchten den Transit- Handel gewaltsam durch Anmassungen an sich zu halten, die selbst bei dem jezigen so allgemein be- liebt gewordnen Handlungszwange Beispiellos sind. Suchte doch die an einem kleinen Fluß abwärts von der Elbe belegene Stadt Lüneburg noch in dem 16ten Jahr- hunderte sich in das Recht zu sezen, daß keine Güter von Hamburg ab die Elbe hinauf verführt werden dürften, sondern alle durch ihr Flüßchen zu ihr ge- Cap. 3. Vom Tranſito-Handel. ſolche Stapelgerechtigkeiten wurden die beſten FluͤſſeDeutſchlands geſperrt; aber auch manche mitten im Lande belegene Stadt begehrte und gewann ſolche Rechte, wenn ſie eine Zeitlang erfahren hatte, daß die Handlung ihren Weg durch ſie nahm, und nun zu glauben anfing, ſie koͤnne keinen andern nehmen. Von den Erſchwerungen der Handlung durch die Zoͤlle, mit deren einer ſo groſſen Menge die Deut- ſchen Fluͤſſe belegt wurden, rede ich hier nicht. Denn deren Abſicht war nicht ſowol, die Tranſit Handlung in ihrem Gange aufzuhalten, wie dies durch die Sta- pelgerechtigkeit geſchah, als ſie den damals Geldlo- ſen Fuͤrſten ſo eintraͤglich zu machen, als moͤglich. In den dem Hanſeatiſchen Bunde verwandten Staͤd- ten war der Eigenhandel das Haupt-Augenmerk. Dieſen ſuchten ſie durch wirklich oder vorgeblich er- langte Gerechtſame oder durch eigenmaͤchtige Verfuͤ- gungen zu erzwingen. Andere ſuchten den Tranſit- Handel gewaltſam durch Anmaſſungen an ſich zu halten, die ſelbſt bei dem jezigen ſo allgemein be- liebt gewordnen Handlungszwange Beiſpiellos ſind. Suchte doch die an einem kleinen Fluß abwaͤrts von der Elbe belegene Stadt Luͤneburg noch in dem 16ten Jahr- hunderte ſich in das Recht zu ſezen, daß keine Guͤter von Hamburg ab die Elbe hinauf verfuͤhrt werden duͤrften, ſondern alle durch ihr Fluͤßchen zu ihr ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0253" n="231"/><fw place="top" type="header">Cap. 3. Vom Tranſito-Handel.</fw><lb/> ſolche Stapelgerechtigkeiten wurden die beſten Fluͤſſe<lb/> Deutſchlands geſperrt; aber auch manche mitten<lb/> im Lande belegene Stadt begehrte und gewann ſolche<lb/> Rechte, wenn ſie eine Zeitlang erfahren hatte, daß<lb/> die Handlung ihren Weg durch ſie nahm, und nun<lb/> zu glauben anfing, ſie koͤnne keinen andern nehmen.<lb/> Von den Erſchwerungen der Handlung durch die<lb/> Zoͤlle, mit deren einer ſo groſſen Menge die Deut-<lb/> ſchen Fluͤſſe belegt wurden, rede ich hier nicht. Denn<lb/> deren Abſicht war nicht ſowol, die Tranſit Handlung<lb/> in ihrem Gange aufzuhalten, wie dies durch die Sta-<lb/> pelgerechtigkeit geſchah, als ſie den damals Geldlo-<lb/> ſen Fuͤrſten ſo eintraͤglich zu machen, als moͤglich.<lb/> In den dem Hanſeatiſchen Bunde verwandten Staͤd-<lb/> ten war der Eigenhandel das Haupt-Augenmerk.<lb/> Dieſen ſuchten ſie durch wirklich oder vorgeblich er-<lb/> langte Gerechtſame oder durch eigenmaͤchtige Verfuͤ-<lb/> gungen zu erzwingen. Andere ſuchten den Tranſit-<lb/> Handel gewaltſam durch Anmaſſungen an ſich zu<lb/> halten, die ſelbſt bei dem jezigen ſo allgemein be-<lb/> liebt gewordnen Handlungszwange Beiſpiellos ſind.<lb/> Suchte doch die an einem kleinen Fluß abwaͤrts von der<lb/> Elbe belegene Stadt Luͤneburg noch in dem 16ten Jahr-<lb/> hunderte ſich in das Recht zu ſezen, daß keine Guͤter<lb/> von Hamburg ab die Elbe hinauf verfuͤhrt werden<lb/> duͤrften, ſondern alle durch ihr Fluͤßchen zu ihr ge-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [231/0253]
Cap. 3. Vom Tranſito-Handel.
ſolche Stapelgerechtigkeiten wurden die beſten Fluͤſſe
Deutſchlands geſperrt; aber auch manche mitten
im Lande belegene Stadt begehrte und gewann ſolche
Rechte, wenn ſie eine Zeitlang erfahren hatte, daß
die Handlung ihren Weg durch ſie nahm, und nun
zu glauben anfing, ſie koͤnne keinen andern nehmen.
Von den Erſchwerungen der Handlung durch die
Zoͤlle, mit deren einer ſo groſſen Menge die Deut-
ſchen Fluͤſſe belegt wurden, rede ich hier nicht. Denn
deren Abſicht war nicht ſowol, die Tranſit Handlung
in ihrem Gange aufzuhalten, wie dies durch die Sta-
pelgerechtigkeit geſchah, als ſie den damals Geldlo-
ſen Fuͤrſten ſo eintraͤglich zu machen, als moͤglich.
In den dem Hanſeatiſchen Bunde verwandten Staͤd-
ten war der Eigenhandel das Haupt-Augenmerk.
Dieſen ſuchten ſie durch wirklich oder vorgeblich er-
langte Gerechtſame oder durch eigenmaͤchtige Verfuͤ-
gungen zu erzwingen. Andere ſuchten den Tranſit-
Handel gewaltſam durch Anmaſſungen an ſich zu
halten, die ſelbſt bei dem jezigen ſo allgemein be-
liebt gewordnen Handlungszwange Beiſpiellos ſind.
Suchte doch die an einem kleinen Fluß abwaͤrts von der
Elbe belegene Stadt Luͤneburg noch in dem 16ten Jahr-
hunderte ſich in das Recht zu ſezen, daß keine Guͤter
von Hamburg ab die Elbe hinauf verfuͤhrt werden
duͤrften, ſondern alle durch ihr Fluͤßchen zu ihr ge-
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