Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

Es war ein großes Loch, ohngefähr
einen Fuß im Durchmesser. Auf aller-
ley Weise versuchte ich es, das Loch zu
verstopfen, allein umsonst. Endlich
rettete ich dieß schöne Schiff und alle
seine zahlreiche Mannschaft durch den
glücklichsten Einfall von der Welt. Ob
das Loch gleich so groß war, so füllte
ichs dennoch mit meinem Liebwerthesten
aus, ohne meine Beinkleider abzuzie-
hen; und ich würde ausgelanget haben,
wenn auch die Oeffnung noch viel größer
gewesen wäre. Sie werden sich dar-
über nicht wundern meine Herren, wenn
ich Ihnen sage, daß ich auf beyden
Seiten von holländischen, wenigstens west-
phälischen Vorfahren abstamme. Meine
Situation, so lange ich auf der Brille
saß, war zwar ein wenig kühl, in-
dessen ward ich doch bald durch die Kunst
des Zimmermannes erlöset.


Zweytes

Es war ein großes Loch, ohngefaͤhr
einen Fuß im Durchmeſſer. Auf aller-
ley Weiſe verſuchte ich es, das Loch zu
verſtopfen, allein umſonſt. Endlich
rettete ich dieß ſchoͤne Schiff und alle
ſeine zahlreiche Mannſchaft durch den
gluͤcklichſten Einfall von der Welt. Ob
das Loch gleich ſo groß war, ſo fuͤllte
ichs dennoch mit meinem Liebwertheſten
aus, ohne meine Beinkleider abzuzie-
hen; und ich wuͤrde ausgelanget haben,
wenn auch die Oeffnung noch viel groͤßer
geweſen waͤre. Sie werden ſich dar-
uͤber nicht wundern meine Herren, wenn
ich Ihnen ſage, daß ich auf beyden
Seiten von hollaͤndiſchen, wenigſtens weſt-
phaͤliſchen Vorfahren abſtamme. Meine
Situation, ſo lange ich auf der Brille
ſaß, war zwar ein wenig kuͤhl, in-
deſſen ward ich doch bald durch die Kunſt
des Zimmermannes erloͤſet.


Zweytes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0089" n="70"/>
Es war ein großes Loch, ohngefa&#x0364;hr<lb/>
einen Fuß im Durchme&#x017F;&#x017F;er. Auf aller-<lb/>
ley Wei&#x017F;e ver&#x017F;uchte ich es, das Loch zu<lb/>
ver&#x017F;topfen, allein um&#x017F;on&#x017F;t. Endlich<lb/>
rettete ich dieß &#x017F;cho&#x0364;ne Schiff und alle<lb/>
&#x017F;eine zahlreiche Mann&#x017F;chaft durch den<lb/>
glu&#x0364;cklich&#x017F;ten Einfall von der Welt. Ob<lb/>
das Loch gleich &#x017F;o groß war, &#x017F;o fu&#x0364;llte<lb/>
ichs dennoch mit meinem Liebwerthe&#x017F;ten<lb/>
aus, ohne meine Beinkleider abzuzie-<lb/>
hen; und ich wu&#x0364;rde ausgelanget haben,<lb/>
wenn auch die Oeffnung noch viel gro&#x0364;ßer<lb/>
gewe&#x017F;en wa&#x0364;re. Sie werden &#x017F;ich dar-<lb/>
u&#x0364;ber nicht wundern meine Herren, wenn<lb/>
ich Ihnen &#x017F;age, daß ich auf beyden<lb/>
Seiten von holla&#x0364;ndi&#x017F;chen, wenig&#x017F;tens we&#x017F;t-<lb/>
pha&#x0364;li&#x017F;chen Vorfahren ab&#x017F;tamme. Meine<lb/>
Situation, &#x017F;o lange ich auf der Brille<lb/>
&#x017F;aß, war zwar ein wenig ku&#x0364;hl, in-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en ward ich doch bald durch die Kun&#x017F;t<lb/>
des Zimmermannes erlo&#x0364;&#x017F;et.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Zweytes</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0089] Es war ein großes Loch, ohngefaͤhr einen Fuß im Durchmeſſer. Auf aller- ley Weiſe verſuchte ich es, das Loch zu verſtopfen, allein umſonſt. Endlich rettete ich dieß ſchoͤne Schiff und alle ſeine zahlreiche Mannſchaft durch den gluͤcklichſten Einfall von der Welt. Ob das Loch gleich ſo groß war, ſo fuͤllte ichs dennoch mit meinem Liebwertheſten aus, ohne meine Beinkleider abzuzie- hen; und ich wuͤrde ausgelanget haben, wenn auch die Oeffnung noch viel groͤßer geweſen waͤre. Sie werden ſich dar- uͤber nicht wundern meine Herren, wenn ich Ihnen ſage, daß ich auf beyden Seiten von hollaͤndiſchen, wenigſtens weſt- phaͤliſchen Vorfahren abſtamme. Meine Situation, ſo lange ich auf der Brille ſaß, war zwar ein wenig kuͤhl, in- deſſen ward ich doch bald durch die Kunſt des Zimmermannes erloͤſet. Zweytes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/89
Zitationshilfe: [Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/89>, abgerufen am 04.05.2024.