Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778.Und immer höher schwol die Flut; Und immer lauter schnob der Wind; Und immer tiefer sank der Mut. -- O Retter! Retter! Kom geschwind! -- Stets Pfeiler bei Pfeiler zerborst und brach. Laut krachten und stürzten die Bogen nach. "Halloh! Halloh! Frisch auf gewagt!" Hoch hielt der Graf den Preis empor. Ein Jeder hört's, doch Jeder zagt, Aus Tausenden trit Keiner vor. Der Zölner vergebens, mit Weib und Kind, Durchheulte nach Rettung den Strom und Wind. -- Sieh, schlecht und recht, ein Bauersman Am Wanderstabe schrit daher. Mit grobem Kittel angethan, An Wuchs und Antliz hoch und hehr. Er hörte den Grafen; vernam sein Wort; Und schaute das nahe Verderben dort. Und
Und immer hoͤher ſchwol die Flut; Und immer lauter ſchnob der Wind; Und immer tiefer ſank der Mut. — O Retter! Retter! Kom geſchwind! — Stets Pfeiler bei Pfeiler zerborſt und brach. Laut krachten und ſtuͤrzten die Bogen nach. „Halloh! Halloh! Friſch auf gewagt!„ Hoch hielt der Graf den Preis empor. Ein Jeder hoͤrt’s, doch Jeder zagt, Aus Tauſenden trit Keiner vor. Der Zoͤlner vergebens, mit Weib und Kind, Durchheulte nach Rettung den Strom und Wind. — Sieh, ſchlecht und recht, ein Bauersman Am Wanderſtabe ſchrit daher. Mit grobem Kittel angethan, An Wuchs und Antliz hoch und hehr. Er hoͤrte den Grafen; vernam ſein Wort; Und ſchaute das nahe Verderben dort. Und
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Und immer hoͤher ſchwol die Flut;
Und immer lauter ſchnob der Wind;
Und immer tiefer ſank der Mut. —
O Retter! Retter! Kom geſchwind! —
Stets Pfeiler bei Pfeiler zerborſt und brach.
Laut krachten und ſtuͤrzten die Bogen nach.
„Halloh! Halloh! Friſch auf gewagt!„
Hoch hielt der Graf den Preis empor.
Ein Jeder hoͤrt’s, doch Jeder zagt,
Aus Tauſenden trit Keiner vor.
Der Zoͤlner vergebens, mit Weib und Kind,
Durchheulte nach Rettung den Strom und Wind. —
Sieh, ſchlecht und recht, ein Bauersman
Am Wanderſtabe ſchrit daher.
Mit grobem Kittel angethan,
An Wuchs und Antliz hoch und hehr.
Er hoͤrte den Grafen; vernam ſein Wort;
Und ſchaute das nahe Verderben dort.
Und
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Zitationshilfe: | Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/307>, abgerufen am 16.02.2025. |