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Bürger, Peter: Candidatus Chirurgiae. Königsberg, 1692.

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von den Wunden.
derselben Verwundung nicht geredet/ son-
dern von den grossen und principahl Ner-
ven/ unter welche auch zugleich die tendines
und Haarwächse verstanden werden/ wie
woll diese viel stärcker und weisser/ auch
stärckere Artzeneyen vertragen können.

Es werden aber die Nerven auff unter-
schiedliche art ver wundet/ als nemlich durch
Schnit/ Stich und Zerstossung. Die
Zufäll/ welche sie wegen der VerwandschaftZufäll.
mit dem Hirn haben/ sind grosser Schmertz/
Krampff/ Aberwitz/ Wachen/ dürre der
Zungen/ starckes Fieber/ welches Avicen-
nas
vor das Leidlichste hält. Gleich wie nun
die Nerven auff dreyerley Art verwundet
werden/ als werden sie auch auff drey un-
terschiedliche weise geheilet. Als erstlich dieCur der Ner-
ven- Wun-
den/ nach der
Länge.

nach der längst gehauene Wunden der Ner-
ven/ oder des Haarwachses (als welche am
wenigsten gefährlich) wann man die Wunden
oder Lefftzen in dem Fleisch/ mit einem Hefft/
glutine oder Gebänd fein wieder vereinbah-
ret/ den niedrigsten Ort offen läst/ hernach-
mahls einen warmen Venedischen Terpen-
tin/ welcher in diesen Wunden sehr gerüh-
met wird/ einflösset/ oder einen ungelösch-
ten Kalck/ welcher in Sommers-Zeiten
woll gewaschen/ mit Viol-Oehl vermischet/
und damit biß in den siebenden Tag verfäh-
ret und wann solche Zeit verflosse/ das Ung:

basili-

von den Wunden.
derſelben Verwundung nicht geredet/ ſon-
dern von den groſſen und principahl Ner-
ven/ unter welche auch zugleich die tendines
und Haarwaͤchſe verſtanden werden/ wie
woll dieſe viel ſtaͤrcker und weiſſer/ auch
ſtaͤrckere Artzeneyen vertragen koͤnnen.

Es werden aber die Nerven auff unter-
ſchiedliche art ver wundet/ als nemlich durch
Schnit/ Stich und Zerſtoſſung. Die
Zufaͤll/ welche ſie wegen der VerwandſchaftZufaͤll.
mit dem Hirn haben/ ſind groſſer Schmertz/
Krampff/ Aberwitz/ Wachen/ duͤrre der
Zungen/ ſtarckes Fieber/ welches Avicen-
nas
vor das Leidlichſte haͤlt. Gleich wie nun
die Nerven auff dreyerley Art verwundet
werden/ als werden ſie auch auff drey un-
terſchiedliche weiſe geheilet. Als erſtlich dieCur der Ner-
ven- Wun-
den/ nach der
Laͤnge.

nach der laͤngſt gehauene Wunden der Ner-
ven/ oder des Haarwachſes (als welche am
wenigſten gefaͤhꝛlich) wañ man die Wunden
oder Lefftzen in dem Fleiſch/ mit einem Hefft/
glutine oder Gebaͤnd fein wieder vereinbah-
ret/ den niedrigſten Ort offen laͤſt/ hernach-
mahls einen warmen Venediſchen Terpen-
tin/ welcher in dieſen Wunden ſehr geruͤh-
met wird/ einfloͤſſet/ oder einen ungeloͤſch-
ten Kalck/ welcher in Sommers-Zeiten
woll gewaſchen/ mit Viol-Oehl vermiſchet/
und damit biß in den ſiebenden Tag verfaͤh-
ret und wann ſolche Zeit verfloſſe/ das Ung:

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[253/0275] von den Wunden. derſelben Verwundung nicht geredet/ ſon- dern von den groſſen und principahl Ner- ven/ unter welche auch zugleich die tendines und Haarwaͤchſe verſtanden werden/ wie woll dieſe viel ſtaͤrcker und weiſſer/ auch ſtaͤrckere Artzeneyen vertragen koͤnnen. Es werden aber die Nerven auff unter- ſchiedliche art ver wundet/ als nemlich durch Schnit/ Stich und Zerſtoſſung. Die Zufaͤll/ welche ſie wegen der Verwandſchaft mit dem Hirn haben/ ſind groſſer Schmertz/ Krampff/ Aberwitz/ Wachen/ duͤrre der Zungen/ ſtarckes Fieber/ welches Avicen- nas vor das Leidlichſte haͤlt. Gleich wie nun die Nerven auff dreyerley Art verwundet werden/ als werden ſie auch auff drey un- terſchiedliche weiſe geheilet. Als erſtlich die nach der laͤngſt gehauene Wunden der Ner- ven/ oder des Haarwachſes (als welche am wenigſten gefaͤhꝛlich) wañ man die Wunden oder Lefftzen in dem Fleiſch/ mit einem Hefft/ glutine oder Gebaͤnd fein wieder vereinbah- ret/ den niedrigſten Ort offen laͤſt/ hernach- mahls einen warmen Venediſchen Terpen- tin/ welcher in dieſen Wunden ſehr geruͤh- met wird/ einfloͤſſet/ oder einen ungeloͤſch- ten Kalck/ welcher in Sommers-Zeiten woll gewaſchen/ mit Viol-Oehl vermiſchet/ und damit biß in den ſiebenden Tag verfaͤh- ret und wann ſolche Zeit verfloſſe/ das Ung: baſili- Zufaͤll. Cur der Ner- ven- Wun- den/ nach der Laͤnge.

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Zitationshilfe: Bürger, Peter: Candidatus Chirurgiae. Königsberg, 1692, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_candidatus_1692/275>, abgerufen am 18.05.2024.