Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

Bild:
<< vorherige Seite

Anlaß, um seinen belletristischen Neigungen ungestört nach-
zuhängen. Er hatte bereits ein Bändchen Gedichte (1851)
veröffentlicht, und begab sich nun zunächst nach München,
um seine artistischen Kenntnisse zu vervollständigen. Dann
ging er nach Zürich, wo er sich als Privatdozent an der
philosophischen Facultät habilitirte. Die Aussichten auf Er-
richtung einer eidgenössischen Hochschule, welche damals mehrere
junge Gelehrte nach Zürich gezogen hatte, zerschlugen sich
jedoch, und er lebte nun längere Zeit in Stuttgart und in
Tübingen zum Zwecke der Benützung der dortigen Bibliotheken
und im Verkehr mit seinem an der Tübinger Klinik ange-
stellten Bruder Ludwig. In jenen Jahren erschienen von
ihm eine Uebersetzung des "Childe Harold" (1853, Meidinger,
Frankfurt) und eine "Geschichte der englischen Poesie seit dem
Mittelalter" (Darmstadt, Diehl. 1855.) Später folgte die
Novelle "Der Wunderknabe von Bristol", (Leipzig, Thomas
1862) und der Roman "Lord Byron's letzte Liebe" (im selben
Verlage 1863.)

Ende 1854 unternahm Alexander Büchner eine Reise
nach Paris, und die bei dieser Gelegenheit angeknüpften
Verbindungen bewirkten im Frühjahr 1857 seinen Eintritt
in das französische Unterrichtswesen. Er lebte zunächst in
Valenciennes und dann seit 1862 in der prächtigen Normandie
zu Caen, woselbst er an der Universität als Professor der
"litterature etrangere" wirkt. Eine der Früchte des Auf-
enthalts in Frankreich sind die "Französischen Literaturbilder
aus dem Bereich der Aesthetik" (2 Bände, Frankfurt 1858),
ferner eine Uebersetzung von Jean Pauls "Vorschule zur
Aesthetik". In Gemäßheit seiner Stellung hat sich Alexander
Büchner seither mehr und mehr der Schriftstellerei in fran-
zösischer Sprache gewidmet und eine große Reihe literarischer

Anlaß, um ſeinen belletriſtiſchen Neigungen ungeſtört nach-
zuhängen. Er hatte bereits ein Bändchen Gedichte (1851)
veröffentlicht, und begab ſich nun zunächſt nach München,
um ſeine artiſtiſchen Kenntniſſe zu vervollſtändigen. Dann
ging er nach Zürich, wo er ſich als Privatdozent an der
philoſophiſchen Facultät habilitirte. Die Ausſichten auf Er-
richtung einer eidgenöſſiſchen Hochſchule, welche damals mehrere
junge Gelehrte nach Zürich gezogen hatte, zerſchlugen ſich
jedoch, und er lebte nun längere Zeit in Stuttgart und in
Tübingen zum Zwecke der Benützung der dortigen Bibliotheken
und im Verkehr mit ſeinem an der Tübinger Klinik ange-
ſtellten Bruder Ludwig. In jenen Jahren erſchienen von
ihm eine Ueberſetzung des "Childe Harold" (1853, Meidinger,
Frankfurt) und eine "Geſchichte der engliſchen Poeſie ſeit dem
Mittelalter" (Darmſtadt, Diehl. 1855.) Später folgte die
Novelle "Der Wunderknabe von Briſtol", (Leipzig, Thomas
1862) und der Roman "Lord Byron's letzte Liebe" (im ſelben
Verlage 1863.)

Ende 1854 unternahm Alexander Büchner eine Reiſe
nach Paris, und die bei dieſer Gelegenheit angeknüpften
Verbindungen bewirkten im Frühjahr 1857 ſeinen Eintritt
in das franzöſiſche Unterrichtsweſen. Er lebte zunächſt in
Valenciennes und dann ſeit 1862 in der prächtigen Normandie
zu Caën, woſelbſt er an der Univerſität als Profeſſor der
"littérature étrangère" wirkt. Eine der Früchte des Auf-
enthalts in Frankreich ſind die "Franzöſiſchen Literaturbilder
aus dem Bereich der Aeſthetik" (2 Bände, Frankfurt 1858),
ferner eine Ueberſetzung von Jean Pauls "Vorſchule zur
Aeſthetik". In Gemäßheit ſeiner Stellung hat ſich Alexander
Büchner ſeither mehr und mehr der Schriftſtellerei in fran-
zöſiſcher Sprache gewidmet und eine große Reihe literariſcher

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0667" n="471"/>
Anlaß, um &#x017F;einen belletri&#x017F;ti&#x017F;chen Neigungen unge&#x017F;tört nach-<lb/>
zuhängen. Er hatte bereits ein Bändchen Gedichte (1851)<lb/>
veröffentlicht, und begab &#x017F;ich nun zunäch&#x017F;t nach München,<lb/>
um &#x017F;eine arti&#x017F;ti&#x017F;chen Kenntni&#x017F;&#x017F;e zu vervoll&#x017F;tändigen. Dann<lb/>
ging er nach Zürich, wo er &#x017F;ich als Privatdozent an der<lb/>
philo&#x017F;ophi&#x017F;chen Facultät habilitirte. Die Aus&#x017F;ichten auf Er-<lb/>
richtung einer eidgenö&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Hoch&#x017F;chule, welche damals mehrere<lb/>
junge Gelehrte nach Zürich gezogen hatte, zer&#x017F;chlugen &#x017F;ich<lb/>
jedoch, und er lebte nun längere Zeit in Stuttgart und in<lb/>
Tübingen zum Zwecke der Benützung der dortigen Bibliotheken<lb/>
und im Verkehr mit &#x017F;einem an der Tübinger Klinik ange-<lb/>
&#x017F;tellten Bruder Ludwig. In jenen Jahren er&#x017F;chienen von<lb/>
ihm eine Ueber&#x017F;etzung des "Childe Harold" (1853, Meidinger,<lb/>
Frankfurt) und eine "Ge&#x017F;chichte der engli&#x017F;chen Poe&#x017F;ie &#x017F;eit dem<lb/>
Mittelalter" (Darm&#x017F;tadt, Diehl. 1855.) Später folgte die<lb/>
Novelle "Der Wunderknabe von Bri&#x017F;tol", (Leipzig, Thomas<lb/>
1862) und der Roman "Lord Byron's letzte Liebe" (im &#x017F;elben<lb/>
Verlage 1863.)</p><lb/>
          <p>Ende 1854 unternahm Alexander Büchner eine Rei&#x017F;e<lb/>
nach Paris, und die bei die&#x017F;er Gelegenheit angeknüpften<lb/>
Verbindungen bewirkten im Frühjahr 1857 &#x017F;einen Eintritt<lb/>
in das franzö&#x017F;i&#x017F;che Unterrichtswe&#x017F;en. Er lebte zunäch&#x017F;t in<lb/>
Valenciennes und dann &#x017F;eit 1862 in der prächtigen Normandie<lb/>
zu Caën, wo&#x017F;elb&#x017F;t er an der Univer&#x017F;ität als Profe&#x017F;&#x017F;or der<lb/><hi rendition="#aq">"littérature étrangère"</hi> wirkt. Eine der Früchte des Auf-<lb/>
enthalts in Frankreich &#x017F;ind die "Franzö&#x017F;i&#x017F;chen Literaturbilder<lb/>
aus dem Bereich der Ae&#x017F;thetik" (2 Bände, Frankfurt 1858),<lb/>
ferner eine Ueber&#x017F;etzung von Jean Pauls "Vor&#x017F;chule zur<lb/>
Ae&#x017F;thetik". In Gemäßheit &#x017F;einer Stellung hat &#x017F;ich Alexander<lb/>
Büchner &#x017F;either mehr und mehr der Schrift&#x017F;tellerei in fran-<lb/>&#x017F;i&#x017F;cher Sprache gewidmet und eine große Reihe literari&#x017F;cher<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[471/0667] Anlaß, um ſeinen belletriſtiſchen Neigungen ungeſtört nach- zuhängen. Er hatte bereits ein Bändchen Gedichte (1851) veröffentlicht, und begab ſich nun zunächſt nach München, um ſeine artiſtiſchen Kenntniſſe zu vervollſtändigen. Dann ging er nach Zürich, wo er ſich als Privatdozent an der philoſophiſchen Facultät habilitirte. Die Ausſichten auf Er- richtung einer eidgenöſſiſchen Hochſchule, welche damals mehrere junge Gelehrte nach Zürich gezogen hatte, zerſchlugen ſich jedoch, und er lebte nun längere Zeit in Stuttgart und in Tübingen zum Zwecke der Benützung der dortigen Bibliotheken und im Verkehr mit ſeinem an der Tübinger Klinik ange- ſtellten Bruder Ludwig. In jenen Jahren erſchienen von ihm eine Ueberſetzung des "Childe Harold" (1853, Meidinger, Frankfurt) und eine "Geſchichte der engliſchen Poeſie ſeit dem Mittelalter" (Darmſtadt, Diehl. 1855.) Später folgte die Novelle "Der Wunderknabe von Briſtol", (Leipzig, Thomas 1862) und der Roman "Lord Byron's letzte Liebe" (im ſelben Verlage 1863.) Ende 1854 unternahm Alexander Büchner eine Reiſe nach Paris, und die bei dieſer Gelegenheit angeknüpften Verbindungen bewirkten im Frühjahr 1857 ſeinen Eintritt in das franzöſiſche Unterrichtsweſen. Er lebte zunächſt in Valenciennes und dann ſeit 1862 in der prächtigen Normandie zu Caën, woſelbſt er an der Univerſität als Profeſſor der "littérature étrangère" wirkt. Eine der Früchte des Auf- enthalts in Frankreich ſind die "Franzöſiſchen Literaturbilder aus dem Bereich der Aeſthetik" (2 Bände, Frankfurt 1858), ferner eine Ueberſetzung von Jean Pauls "Vorſchule zur Aeſthetik". In Gemäßheit ſeiner Stellung hat ſich Alexander Büchner ſeither mehr und mehr der Schriftſtellerei in fran- zöſiſcher Sprache gewidmet und eine große Reihe literariſcher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/667
Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/667>, abgerufen am 06.05.2024.