Der Mörder Tod schlich nächtlich sich in's Haus, Der rohe Knecht zerbrach die zarte Schale Und goß den hellen Geist als Opfer aus. --
Mein Büchner todt! Ihr habt mein Herz begraben! Mein Büchner todt, als seine Hand schon offen, Und als ein Volk schon harrete der Gaben, Da wird der Fürst von jähem Schlag getroffen! Der Jugend fehlt ein Führer in die Schlacht, Um einen Frühling ist die Welt gebracht; Die Glocke, die im Sturm so rein geklungen, Ist, da sie Frieden läuten wollt', zersprungen. Wer weint mit mir? -- Nein, Ihr begreift es nicht, Wie zehnfach stets das Herz des Dichters bricht, Wie blutend, gleich der Sonne, nur sich reißt Von dieser Erde -- stets ein Dichtergeist; Wie immer, wo er von dem Leib sich löste, Sein eigner Schmerz beim Scheiden war der größte. Ein Scepter kann man ruhig fallen sehn, Wenn einmal nur die Hand mit ihm gespielt, Von einem Weibe kann man lächelnd gehn, Wenn man's nur einmal in den Armen hielt; Der Todesstunde Qual sind jene Schemen, Die wir mit uns in unsre Grube nehmen, Die Geister, die am Sterbebette stehn, Und uns um Leben und Gestaltung flehn, Die schon die junge Morgenröthe wittern, Und ihrem Werden bang entgegen zittern, Des Dichters Qual, die ungeborne Welt, Der Keim, der mit der reifen Garbe fällt. ...
Ich will Euch an ein Dichterlager bringen: Seht mit dem Tod ihn um die Zukunft ringen, Seht seines Auges letzten Fieberstrahl, Seht, wie es trunken in die Leere schaut Und drein noch sterbend Paradiese baut! Die Hand zuckt nach der Stirne noch einmal,
Der Mörder Tod ſchlich nächtlich ſich in's Haus, Der rohe Knecht zerbrach die zarte Schale Und goß den hellen Geiſt als Opfer aus. —
Mein Büchner todt! Ihr habt mein Herz begraben! Mein Büchner todt, als ſeine Hand ſchon offen, Und als ein Volk ſchon harrete der Gaben, Da wird der Fürſt von jähem Schlag getroffen! Der Jugend fehlt ein Führer in die Schlacht, Um einen Frühling iſt die Welt gebracht; Die Glocke, die im Sturm ſo rein geklungen, Iſt, da ſie Frieden läuten wollt', zerſprungen. Wer weint mit mir? — Nein, Ihr begreift es nicht, Wie zehnfach ſtets das Herz des Dichters bricht, Wie blutend, gleich der Sonne, nur ſich reißt Von dieſer Erde — ſtets ein Dichtergeiſt; Wie immer, wo er von dem Leib ſich löſte, Sein eigner Schmerz beim Scheiden war der größte. Ein Scepter kann man ruhig fallen ſehn, Wenn einmal nur die Hand mit ihm geſpielt, Von einem Weibe kann man lächelnd gehn, Wenn man's nur einmal in den Armen hielt; Der Todesſtunde Qual ſind jene Schemen, Die wir mit uns in unſre Grube nehmen, Die Geiſter, die am Sterbebette ſtehn, Und uns um Leben und Geſtaltung flehn, Die ſchon die junge Morgenröthe wittern, Und ihrem Werden bang entgegen zittern, Des Dichters Qual, die ungeborne Welt, Der Keim, der mit der reifen Garbe fällt. ...
Ich will Euch an ein Dichterlager bringen: Seht mit dem Tod ihn um die Zukunft ringen, Seht ſeines Auges letzten Fieberſtrahl, Seht, wie es trunken in die Leere ſchaut Und drein noch ſterbend Paradieſe baut! Die Hand zuckt nach der Stirne noch einmal,
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Der Mörder Tod ſchlich nächtlich ſich in's Haus,
Der rohe Knecht zerbrach die zarte Schale
Und goß den hellen Geiſt als Opfer aus. —
Mein Büchner todt! Ihr habt mein Herz begraben!
Mein Büchner todt, als ſeine Hand ſchon offen,
Und als ein Volk ſchon harrete der Gaben,
Da wird der Fürſt von jähem Schlag getroffen!
Der Jugend fehlt ein Führer in die Schlacht,
Um einen Frühling iſt die Welt gebracht;
Die Glocke, die im Sturm ſo rein geklungen,
Iſt, da ſie Frieden läuten wollt', zerſprungen.
Wer weint mit mir? — Nein, Ihr begreift es nicht,
Wie zehnfach ſtets das Herz des Dichters bricht,
Wie blutend, gleich der Sonne, nur ſich reißt
Von dieſer Erde — ſtets ein Dichtergeiſt;
Wie immer, wo er von dem Leib ſich löſte,
Sein eigner Schmerz beim Scheiden war der größte.
Ein Scepter kann man ruhig fallen ſehn,
Wenn einmal nur die Hand mit ihm geſpielt,
Von einem Weibe kann man lächelnd gehn,
Wenn man's nur einmal in den Armen hielt;
Der Todesſtunde Qual ſind jene Schemen,
Die wir mit uns in unſre Grube nehmen,
Die Geiſter, die am Sterbebette ſtehn,
Und uns um Leben und Geſtaltung flehn,
Die ſchon die junge Morgenröthe wittern,
Und ihrem Werden bang entgegen zittern,
Des Dichters Qual, die ungeborne Welt,
Der Keim, der mit der reifen Garbe fällt. ...
Ich will Euch an ein Dichterlager bringen:
Seht mit dem Tod ihn um die Zukunft ringen,
Seht ſeines Auges letzten Fieberſtrahl,
Seht, wie es trunken in die Leere ſchaut
Und drein noch ſterbend Paradieſe baut!
Die Hand zuckt nach der Stirne noch einmal,
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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/634>, abgerufen am 16.07.2024.
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