Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879. I. Jugendverse. * Der besten Mutter. Gebadet in des Meeres blauer Fluth Erhebt aus purpurrothem Osten sich Das prächtig-strahlende Gestirn des Tags, Erweckt, gleich einem mächt'gen Zauberwort, Das Leben der entschlafenen Natur, Von der der Nebel wie ein Opferrauch Empor zum unermess'nen Aether steigt. Der Berge Zinnen brennen in dem Strahl Vor welchem, wie vom flammenden Altar, Der Rauch des finstren Waldgebirges wallt -- Und fernhin in des Ocean's Fluthen weicht Die Nacht. So stieg auch uns ein schöner Tag Vom Aether, der noch oft mit frohem Strahl Im leichten Tanz der Horen grüßen mag Den frohen Kreis, der den Allmächt'gen heut Mit lautem Danke preist, da gnädig er Uns wieder feiern läßt den schönen Tag, Der uns die beste aller Mütter gab. * Diese Jugendgedichte Büchner's, wohl sämmtlich 1828, also
in seinem fünfzehnten Jahre, entstanden, erscheinen hier zum ersten Male aus dem Original-Manuscript abgedruckt. -- Die Zusatzstrophe zu dem Gedichte "Die Nacht" hat Büchner 1835 flüchtig an den Rand des Papiers hingeschrieben. F. I. Jugendverſe. * Der beſten Mutter. Gebadet in des Meeres blauer Fluth Erhebt aus purpurrothem Oſten ſich Das prächtig-ſtrahlende Geſtirn des Tags, Erweckt, gleich einem mächt'gen Zauberwort, Das Leben der entſchlafenen Natur, Von der der Nebel wie ein Opferrauch Empor zum unermeſſ'nen Aether ſteigt. Der Berge Zinnen brennen in dem Strahl Vor welchem, wie vom flammenden Altar, Der Rauch des finſtren Waldgebirges wallt — Und fernhin in des Ocean's Fluthen weicht Die Nacht. So ſtieg auch uns ein ſchöner Tag Vom Aether, der noch oft mit frohem Strahl Im leichten Tanz der Horen grüßen mag Den frohen Kreis, der den Allmächt'gen heut Mit lautem Danke preiſt, da gnädig er Uns wieder feiern läßt den ſchönen Tag, Der uns die beſte aller Mütter gab. * Dieſe Jugendgedichte Büchner's, wohl ſämmtlich 1828, alſo
in ſeinem fünfzehnten Jahre, entſtanden, erſcheinen hier zum erſten Male aus dem Original-Manuſcript abgedruckt. — Die Zuſatzſtrophe zu dem Gedichte "Die Nacht" hat Büchner 1835 flüchtig an den Rand des Papiers hingeſchrieben. F. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0589" n="[393]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">I. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Jugendverſe</hi>.</hi></hi> <note place="foot" n="*">Dieſe Jugendgedichte Büchner's, wohl ſämmtlich 1828, alſo<lb/> in ſeinem fünfzehnten Jahre, entſtanden, erſcheinen hier zum erſten<lb/> Male aus dem Original-Manuſcript abgedruckt. — Die Zuſatzſtrophe<lb/> zu dem Gedichte "Die Nacht" hat Büchner 1835 flüchtig an den<lb/> Rand des Papiers hingeſchrieben. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#et">F.</hi></hi></note> </hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Der beſten Mutter.</hi> </hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l>Gebadet in des Meeres blauer Fluth</l><lb/> <l>Erhebt aus purpurrothem Oſten ſich</l><lb/> <l>Das prächtig-ſtrahlende Geſtirn des Tags,</l><lb/> <l>Erweckt, gleich einem mächt'gen Zauberwort,</l><lb/> <l>Das Leben der entſchlafenen Natur,</l><lb/> <l>Von der der Nebel wie ein Opferrauch</l><lb/> <l>Empor zum unermeſſ'nen Aether ſteigt.</l><lb/> <l>Der Berge Zinnen brennen in dem Strahl</l><lb/> <l>Vor welchem, wie vom flammenden Altar,</l><lb/> <l>Der Rauch des finſtren Waldgebirges wallt —</l><lb/> <l>Und fernhin in des Ocean's Fluthen weicht</l><lb/> <l>Die Nacht. So ſtieg auch uns ein ſchöner Tag</l><lb/> <l>Vom Aether, der noch oft mit frohem Strahl</l><lb/> <l>Im leichten Tanz der Horen grüßen mag</l><lb/> <l>Den frohen Kreis, der den Allmächt'gen heut</l><lb/> <l>Mit lautem Danke preiſt, da gnädig er</l><lb/> <l>Uns wieder feiern läßt den ſchönen Tag,</l><lb/> <l>Der uns die beſte aller Mütter gab.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[393]/0589]
I. Jugendverſe. *
Der beſten Mutter.
Gebadet in des Meeres blauer Fluth
Erhebt aus purpurrothem Oſten ſich
Das prächtig-ſtrahlende Geſtirn des Tags,
Erweckt, gleich einem mächt'gen Zauberwort,
Das Leben der entſchlafenen Natur,
Von der der Nebel wie ein Opferrauch
Empor zum unermeſſ'nen Aether ſteigt.
Der Berge Zinnen brennen in dem Strahl
Vor welchem, wie vom flammenden Altar,
Der Rauch des finſtren Waldgebirges wallt —
Und fernhin in des Ocean's Fluthen weicht
Die Nacht. So ſtieg auch uns ein ſchöner Tag
Vom Aether, der noch oft mit frohem Strahl
Im leichten Tanz der Horen grüßen mag
Den frohen Kreis, der den Allmächt'gen heut
Mit lautem Danke preiſt, da gnädig er
Uns wieder feiern läßt den ſchönen Tag,
Der uns die beſte aller Mütter gab.
* Dieſe Jugendgedichte Büchner's, wohl ſämmtlich 1828, alſo
in ſeinem fünfzehnten Jahre, entſtanden, erſcheinen hier zum erſten
Male aus dem Original-Manuſcript abgedruckt. — Die Zuſatzſtrophe
zu dem Gedichte "Die Nacht" hat Büchner 1835 flüchtig an den
Rand des Papiers hingeſchrieben. F.
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