Weil wir im Kerker geboren und großgezogen sind, merken wir nicht mehr, daß wir im Loch stecken mit angeschmiedeten Händen und Füßen und einem Knebel im Munde. Was nennt Ihr denn gesetzlichen Zustand? Ein Gesetz, das die große Masse der Staatsbürger zum frohnenden Vieh macht, um die unnatürlichen Bedürfnisse einer unbedeutenden und verdorbenen Minderzahl zu befriedigen? Und dies Gesetz, unterstützt durch eine rohe Militärgewalt und durch die dumme Pfiffigkeit seiner Agenten, dies Gesetz ist eine ewige, rohe Gewalt, angethan dem Recht und der gesunden Vernunft, und ich werde mit Mund und Hand dagegen kämpfen, wo ich kann. Wenn ich an dem, was geschehen, keinen Theil genommen und an dem, was vielleicht geschieht, keinen Theil nehmen werde, so geschieht es weder aus Mißbilli- gung, noch aus Furcht, sondern nur weil ich im gegenwärtigen Zeitpunkt jede revolutionäre Bewegung als eine vergebliche Unternehmung betrachte und nicht die Verblendung Derer theile, welche in den Deutschen ein zum Kampf für sein Recht bereites Volk sehen. Diese tolle Meinung führte die Frankfurter Vorfälle herbei, und der Irrthum büßte sich schwer. Irren ist übrigens keine Sünde, und die deutsche Indifferenz ist wirklich von der Art, daß sie alle Berechnung zu Schanden macht. Ich bedaure die Unglücklichen von Herzen. Sollte keiner von meinen Freunden in die Sache verwickelt sein? .......
7.
Straßburg, im Mai 1833.
...... So eben erhalten wir die Nachricht, daß in Neustadt die Soldateska über eine friedliche und unbewaffnete
Weil wir im Kerker geboren und großgezogen ſind, merken wir nicht mehr, daß wir im Loch ſtecken mit angeſchmiedeten Händen und Füßen und einem Knebel im Munde. Was nennt Ihr denn geſetzlichen Zuſtand? Ein Geſetz, das die große Maſſe der Staatsbürger zum frohnenden Vieh macht, um die unnatürlichen Bedürfniſſe einer unbedeutenden und verdorbenen Minderzahl zu befriedigen? Und dies Geſetz, unterſtützt durch eine rohe Militärgewalt und durch die dumme Pfiffigkeit ſeiner Agenten, dies Geſetz iſt eine ewige, rohe Gewalt, angethan dem Recht und der geſunden Vernunft, und ich werde mit Mund und Hand dagegen kämpfen, wo ich kann. Wenn ich an dem, was geſchehen, keinen Theil genommen und an dem, was vielleicht geſchieht, keinen Theil nehmen werde, ſo geſchieht es weder aus Mißbilli- gung, noch aus Furcht, ſondern nur weil ich im gegenwärtigen Zeitpunkt jede revolutionäre Bewegung als eine vergebliche Unternehmung betrachte und nicht die Verblendung Derer theile, welche in den Deutſchen ein zum Kampf für ſein Recht bereites Volk ſehen. Dieſe tolle Meinung führte die Frankfurter Vorfälle herbei, und der Irrthum büßte ſich ſchwer. Irren iſt übrigens keine Sünde, und die deutſche Indifferenz iſt wirklich von der Art, daß ſie alle Berechnung zu Schanden macht. Ich bedaure die Unglücklichen von Herzen. Sollte keiner von meinen Freunden in die Sache verwickelt ſein? .......
7.
Straßburg, im Mai 1833.
...... So eben erhalten wir die Nachricht, daß in Neuſtadt die Soldateska über eine friedliche und unbewaffnete
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Weil wir im Kerker geboren und großgezogen ſind, merken
wir nicht mehr, daß wir im Loch ſtecken mit angeſchmiedeten
Händen und Füßen und einem Knebel im Munde. Was
nennt Ihr denn geſetzlichen Zuſtand? Ein Geſetz,
das die große Maſſe der Staatsbürger zum frohnenden Vieh
macht, um die unnatürlichen Bedürfniſſe einer unbedeutenden
und verdorbenen Minderzahl zu befriedigen? Und dies Geſetz,
unterſtützt durch eine rohe Militärgewalt und durch die dumme
Pfiffigkeit ſeiner Agenten, dies Geſetz iſt eine ewige, rohe
Gewalt, angethan dem Recht und der geſunden Vernunft,
und ich werde mit Mund und Hand dagegen kämpfen, wo
ich kann. Wenn ich an dem, was geſchehen, keinen Theil
genommen und an dem, was vielleicht geſchieht, keinen
Theil nehmen werde, ſo geſchieht es weder aus Mißbilli-
gung, noch aus Furcht, ſondern nur weil ich im gegenwärtigen
Zeitpunkt jede revolutionäre Bewegung als eine vergebliche
Unternehmung betrachte und nicht die Verblendung Derer
theile, welche in den Deutſchen ein zum Kampf für ſein
Recht bereites Volk ſehen. Dieſe tolle Meinung führte die
Frankfurter Vorfälle herbei, und der Irrthum büßte ſich
ſchwer. Irren iſt übrigens keine Sünde, und die deutſche
Indifferenz iſt wirklich von der Art, daß ſie alle Berechnung
zu Schanden macht. Ich bedaure die Unglücklichen von
Herzen. Sollte keiner von meinen Freunden in die Sache
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7.
Straßburg, im Mai 1833.
...... So eben erhalten wir die Nachricht, daß in
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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/525>, abgerufen am 23.11.2024.
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