Kohlensäure, eines zur Pflanzeuexistenz unentbehrlichen Stoffes, an sich zogen. Erst nachdem auf diese Weise die Atmosphäre von diesem, dem Leben höherer luft- athmender Thiere feindlichen Stoffe, gereinigt war, wurde höheres thierisches Leben auf der Erde möglich. Mit der enormen Entwicklung der Pflanzenwelt stand zunächst das Auftreten riesiger Pflanzenfresser im Zusammenhang, auf welche erst später die fleischfressenden Thiere folgten, als auch für deren Existenz hinreichende Nahrung vor- handen war. So zeigt jede einzelne Erdschichte die Spuren einer ihr eigenthümlichen organischen Welt; frühere organische Formen verschwinden, je nachdem ihre äußeren Lebensbedingungen sich ändern, neue treten auf oder zu den alten hinzu. Von dem Menschen, als dem höchstorganisirten Wesen der Schöpfung, war in frühe- ren, vorweltlichen Zeitabschnitten keine Spur vorhanden; erst zuletzt, in der obersten Erdschichte, der s. g. Allu- vialschicht, auf der zuerst menschliches Leben möglich wurde, tritt derselbe, gleichsam als der Gipfelpunkt jener stufenweisen Entwicklung, auf die Bühne des Daseins.*)
*) Jn Belgien will man in der letzten Zeit Reste von Menschen- knochen, welche sich dem afrikanischen Typus nähern, im Diluvium gefunden haben, so daß dennoch der Mensch wenigstens nicht das allerletzte Glied der Schöpfung sein würde.
Kohlenſäure, eines zur Pflanzeuexiſtenz unentbehrlichen Stoffes, an ſich zogen. Erſt nachdem auf dieſe Weiſe die Atmoſphäre von dieſem, dem Leben höherer luft- athmender Thiere feindlichen Stoffe, gereinigt war, wurde höheres thieriſches Leben auf der Erde möglich. Mit der enormen Entwicklung der Pflanzenwelt ſtand zunächſt das Auftreten rieſiger Pflanzenfreſſer im Zuſammenhang, auf welche erſt ſpäter die fleiſchfreſſenden Thiere folgten, als auch für deren Exiſtenz hinreichende Nahrung vor- handen war. So zeigt jede einzelne Erdſchichte die Spuren einer ihr eigenthümlichen organiſchen Welt; frühere organiſche Formen verſchwinden, je nachdem ihre äußeren Lebensbedingungen ſich ändern, neue treten auf oder zu den alten hinzu. Von dem Menſchen, als dem höchſtorganiſirten Weſen der Schöpfung, war in frühe- ren, vorweltlichen Zeitabſchnitten keine Spur vorhanden; erſt zuletzt, in der oberſten Erdſchichte, der ſ. g. Allu- vialſchicht, auf der zuerſt menſchliches Leben möglich wurde, tritt derſelbe, gleichſam als der Gipfelpunkt jener ſtufenweiſen Entwicklung, auf die Bühne des Daſeins.*)
*) Jn Belgien will man in der letzten Zeit Reſte von Menſchen- knochen, welche ſich dem afrikaniſchen Typus nähern, im Diluvium gefunden haben, ſo daß dennoch der Menſch wenigſtens nicht das allerletzte Glied der Schöpfung ſein würde.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0089"n="69"/>
Kohlenſäure, eines zur Pflanzeuexiſtenz unentbehrlichen<lb/>
Stoffes, an ſich zogen. Erſt nachdem auf dieſe Weiſe<lb/>
die Atmoſphäre von dieſem, dem Leben höherer luft-<lb/>
athmender Thiere feindlichen Stoffe, gereinigt war, wurde<lb/>
höheres thieriſches Leben auf der Erde möglich. Mit<lb/>
der enormen Entwicklung der Pflanzenwelt ſtand zunächſt<lb/>
das Auftreten rieſiger Pflanzenfreſſer im Zuſammenhang,<lb/>
auf welche erſt ſpäter die fleiſchfreſſenden Thiere folgten,<lb/>
als auch für deren Exiſtenz hinreichende Nahrung vor-<lb/>
handen war. So zeigt jede einzelne Erdſchichte die<lb/>
Spuren einer ihr eigenthümlichen organiſchen Welt;<lb/>
frühere organiſche Formen verſchwinden, je nachdem ihre<lb/>
äußeren Lebensbedingungen ſich ändern, neue treten auf<lb/>
oder zu den alten hinzu. Von dem Menſchen, als dem<lb/>
höchſtorganiſirten Weſen der Schöpfung, war in frühe-<lb/>
ren, vorweltlichen Zeitabſchnitten keine Spur vorhanden;<lb/>
erſt zuletzt, in der oberſten Erdſchichte, der ſ. g. Allu-<lb/>
vialſchicht, auf der zuerſt menſchliches Leben möglich<lb/>
wurde, tritt derſelbe, gleichſam als der Gipfelpunkt jener<lb/>ſtufenweiſen Entwicklung, auf die Bühne des Daſeins.<noteplace="foot"n="*)">Jn Belgien will man in der letzten Zeit Reſte von Menſchen-<lb/>
knochen, welche ſich dem afrikaniſchen Typus nähern, im<lb/><hirendition="#g">Diluvium</hi> gefunden haben, ſo daß dennoch der Menſch<lb/>
wenigſtens nicht das <hirendition="#g">allerletzte</hi> Glied der Schöpfung<lb/>ſein würde.</note><lb/></p></div></body></text></TEI>
[69/0089]
Kohlenſäure, eines zur Pflanzeuexiſtenz unentbehrlichen
Stoffes, an ſich zogen. Erſt nachdem auf dieſe Weiſe
die Atmoſphäre von dieſem, dem Leben höherer luft-
athmender Thiere feindlichen Stoffe, gereinigt war, wurde
höheres thieriſches Leben auf der Erde möglich. Mit
der enormen Entwicklung der Pflanzenwelt ſtand zunächſt
das Auftreten rieſiger Pflanzenfreſſer im Zuſammenhang,
auf welche erſt ſpäter die fleiſchfreſſenden Thiere folgten,
als auch für deren Exiſtenz hinreichende Nahrung vor-
handen war. So zeigt jede einzelne Erdſchichte die
Spuren einer ihr eigenthümlichen organiſchen Welt;
frühere organiſche Formen verſchwinden, je nachdem ihre
äußeren Lebensbedingungen ſich ändern, neue treten auf
oder zu den alten hinzu. Von dem Menſchen, als dem
höchſtorganiſirten Weſen der Schöpfung, war in frühe-
ren, vorweltlichen Zeitabſchnitten keine Spur vorhanden;
erſt zuletzt, in der oberſten Erdſchichte, der ſ. g. Allu-
vialſchicht, auf der zuerſt menſchliches Leben möglich
wurde, tritt derſelbe, gleichſam als der Gipfelpunkt jener
ſtufenweiſen Entwicklung, auf die Bühne des Daſeins. *)
*) Jn Belgien will man in der letzten Zeit Reſte von Menſchen-
knochen, welche ſich dem afrikaniſchen Typus nähern, im
Diluvium gefunden haben, ſo daß dennoch der Menſch
wenigſtens nicht das allerletzte Glied der Schöpfung
ſein würde.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/89>, abgerufen am 31.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.