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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.

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Kohlensäure, eines zur Pflanzeuexistenz unentbehrlichen
Stoffes, an sich zogen. Erst nachdem auf diese Weise
die Atmosphäre von diesem, dem Leben höherer luft-
athmender Thiere feindlichen Stoffe, gereinigt war, wurde
höheres thierisches Leben auf der Erde möglich. Mit
der enormen Entwicklung der Pflanzenwelt stand zunächst
das Auftreten riesiger Pflanzenfresser im Zusammenhang,
auf welche erst später die fleischfressenden Thiere folgten,
als auch für deren Existenz hinreichende Nahrung vor-
handen war. So zeigt jede einzelne Erdschichte die
Spuren einer ihr eigenthümlichen organischen Welt;
frühere organische Formen verschwinden, je nachdem ihre
äußeren Lebensbedingungen sich ändern, neue treten auf
oder zu den alten hinzu. Von dem Menschen, als dem
höchstorganisirten Wesen der Schöpfung, war in frühe-
ren, vorweltlichen Zeitabschnitten keine Spur vorhanden;
erst zuletzt, in der obersten Erdschichte, der s. g. Allu-
vialschicht, auf der zuerst menschliches Leben möglich
wurde, tritt derselbe, gleichsam als der Gipfelpunkt jener
stufenweisen Entwicklung, auf die Bühne des Daseins.*)

*) Jn Belgien will man in der letzten Zeit Reste von Menschen-
knochen, welche sich dem afrikanischen Typus nähern, im
Diluvium gefunden haben, so daß dennoch der Mensch
wenigstens nicht das allerletzte Glied der Schöpfung
sein würde.

Kohlenſäure, eines zur Pflanzeuexiſtenz unentbehrlichen
Stoffes, an ſich zogen. Erſt nachdem auf dieſe Weiſe
die Atmoſphäre von dieſem, dem Leben höherer luft-
athmender Thiere feindlichen Stoffe, gereinigt war, wurde
höheres thieriſches Leben auf der Erde möglich. Mit
der enormen Entwicklung der Pflanzenwelt ſtand zunächſt
das Auftreten rieſiger Pflanzenfreſſer im Zuſammenhang,
auf welche erſt ſpäter die fleiſchfreſſenden Thiere folgten,
als auch für deren Exiſtenz hinreichende Nahrung vor-
handen war. So zeigt jede einzelne Erdſchichte die
Spuren einer ihr eigenthümlichen organiſchen Welt;
frühere organiſche Formen verſchwinden, je nachdem ihre
äußeren Lebensbedingungen ſich ändern, neue treten auf
oder zu den alten hinzu. Von dem Menſchen, als dem
höchſtorganiſirten Weſen der Schöpfung, war in frühe-
ren, vorweltlichen Zeitabſchnitten keine Spur vorhanden;
erſt zuletzt, in der oberſten Erdſchichte, der ſ. g. Allu-
vialſchicht, auf der zuerſt menſchliches Leben möglich
wurde, tritt derſelbe, gleichſam als der Gipfelpunkt jener
ſtufenweiſen Entwicklung, auf die Bühne des Daſeins.*)

*) Jn Belgien will man in der letzten Zeit Reſte von Menſchen-
knochen, welche ſich dem afrikaniſchen Typus nähern, im
Diluvium gefunden haben, ſo daß dennoch der Menſch
wenigſtens nicht das allerletzte Glied der Schöpfung
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[69/0089] Kohlenſäure, eines zur Pflanzeuexiſtenz unentbehrlichen Stoffes, an ſich zogen. Erſt nachdem auf dieſe Weiſe die Atmoſphäre von dieſem, dem Leben höherer luft- athmender Thiere feindlichen Stoffe, gereinigt war, wurde höheres thieriſches Leben auf der Erde möglich. Mit der enormen Entwicklung der Pflanzenwelt ſtand zunächſt das Auftreten rieſiger Pflanzenfreſſer im Zuſammenhang, auf welche erſt ſpäter die fleiſchfreſſenden Thiere folgten, als auch für deren Exiſtenz hinreichende Nahrung vor- handen war. So zeigt jede einzelne Erdſchichte die Spuren einer ihr eigenthümlichen organiſchen Welt; frühere organiſche Formen verſchwinden, je nachdem ihre äußeren Lebensbedingungen ſich ändern, neue treten auf oder zu den alten hinzu. Von dem Menſchen, als dem höchſtorganiſirten Weſen der Schöpfung, war in frühe- ren, vorweltlichen Zeitabſchnitten keine Spur vorhanden; erſt zuletzt, in der oberſten Erdſchichte, der ſ. g. Allu- vialſchicht, auf der zuerſt menſchliches Leben möglich wurde, tritt derſelbe, gleichſam als der Gipfelpunkt jener ſtufenweiſen Entwicklung, auf die Bühne des Daſeins. *) *) Jn Belgien will man in der letzten Zeit Reſte von Menſchen- knochen, welche ſich dem afrikaniſchen Typus nähern, im Diluvium gefunden haben, ſo daß dennoch der Menſch wenigſtens nicht das allerletzte Glied der Schöpfung ſein würde.

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Zitationshilfe: Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/89>, abgerufen am 01.05.2024.