wie ein plötzlicher Windstoß auf das wirre Spiel fleisch- loser Schatten zu wirken. Aber diese einzelnen Blitze waren hinreichend, um das ganze Heer der Spekulativen nach und nach in eine gewisse ängstliche Fieberspannung zu versetzen und im Vorgefühl einer drohenden Zukunft zu einzelnen übereilten Ausbrüchen der Vertheidigung zu veranlassen. Es macht einen fast komischen Eindruck, die Jdealisten und Transcendenten aller Orten sich halb verzweifelt zur Wehre setzen zu sehen, ehe man sie noch ernstlich angegriffen hat. Noch Niemand aus dem ent- gegengesetzten Lager hat das eigentliche Stichwort auf den Kampfplatz geworfen, und doch legt man auf der anderen Seite schon die Rüstung an. Freilich dürfte es nicht mehr lange dauern, bis der Kampf ein allge- meinerer wird; das empirische Material ist zu groß ge- worden, es bedarf der Abstraction und des Angriffs auf die veralteten und morschen philosophischen Positio- nen. Könnte der Sieg zweifelhaft sein? Gegen die nüchternen, aber schlagenden Waffen des physischen und physiologischen Materialismus kann der Jdealismus nicht Stand halten; der Kampf ist ein zu ungleicher. Der Realismus kämpft mit Thatsachen, welche Jeder sehen und greifen kann, der Jdealismus mit Ver- muthungen und Hypothesen. So wenig Geltung die Hypothese in den Naturwissenschaften besitzt, so wenig soll sie fortan in der Philosophie haben. Die Hypo-
wie ein plötzlicher Windſtoß auf das wirre Spiel fleiſch- loſer Schatten zu wirken. Aber dieſe einzelnen Blitze waren hinreichend, um das ganze Heer der Spekulativen nach und nach in eine gewiſſe ängſtliche Fieberſpannung zu verſetzen und im Vorgefühl einer drohenden Zukunft zu einzelnen übereilten Ausbrüchen der Vertheidigung zu veranlaſſen. Es macht einen faſt komiſchen Eindruck, die Jdealiſten und Tranſcendenten aller Orten ſich halb verzweifelt zur Wehre ſetzen zu ſehen, ehe man ſie noch ernſtlich angegriffen hat. Noch Niemand aus dem ent- gegengeſetzten Lager hat das eigentliche Stichwort auf den Kampfplatz geworfen, und doch legt man auf der anderen Seite ſchon die Rüſtung an. Freilich dürfte es nicht mehr lange dauern, bis der Kampf ein allge- meinerer wird; das empiriſche Material iſt zu groß ge- worden, es bedarf der Abſtraction und des Angriffs auf die veralteten und morſchen philoſophiſchen Poſitio- nen. Könnte der Sieg zweifelhaft ſein? Gegen die nüchternen, aber ſchlagenden Waffen des phyſiſchen und phyſiologiſchen Materialismus kann der Jdealismus nicht Stand halten; der Kampf iſt ein zu ungleicher. Der Realismus kämpft mit Thatſachen, welche Jeder ſehen und greifen kann, der Jdealismus mit Ver- muthungen und Hypotheſen. So wenig Geltung die Hypotheſe in den Naturwiſſenſchaften beſitzt, ſo wenig ſoll ſie fortan in der Philoſophie haben. Die Hypo-
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wie ein plötzlicher Windſtoß auf das wirre Spiel fleiſch-
loſer Schatten zu wirken. Aber dieſe einzelnen Blitze
waren hinreichend, um das ganze Heer der Spekulativen
nach und nach in eine gewiſſe ängſtliche Fieberſpannung
zu verſetzen und im Vorgefühl einer drohenden Zukunft
zu einzelnen übereilten Ausbrüchen der Vertheidigung
zu veranlaſſen. Es macht einen faſt komiſchen Eindruck,
die Jdealiſten und Tranſcendenten aller Orten ſich halb
verzweifelt zur Wehre ſetzen zu ſehen, ehe man ſie noch
ernſtlich angegriffen hat. Noch Niemand aus dem ent-
gegengeſetzten Lager hat das eigentliche Stichwort auf
den Kampfplatz geworfen, und doch legt man auf der
anderen Seite ſchon die Rüſtung an. Freilich dürfte
es nicht mehr lange dauern, bis der Kampf ein allge-
meinerer wird; das empiriſche Material iſt zu groß ge-
worden, es bedarf der Abſtraction und des Angriffs
auf die veralteten und morſchen philoſophiſchen Poſitio-
nen. Könnte der Sieg zweifelhaft ſein? Gegen die
nüchternen, aber ſchlagenden Waffen des phyſiſchen und
phyſiologiſchen Materialismus kann der Jdealismus
nicht Stand halten; der Kampf iſt ein zu ungleicher.
Der Realismus kämpft mit Thatſachen, welche Jeder
ſehen und greifen kann, der Jdealismus mit Ver-
muthungen und Hypotheſen. So wenig Geltung die
Hypotheſe in den Naturwiſſenſchaften beſitzt, ſo wenig
ſoll ſie fortan in der Philoſophie haben. Die Hypo-
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/280>, abgerufen am 03.05.2024.
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