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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.

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tes Gehirn sein, ohne zu denken, und es wider-
holt sich in diesem Gesetz der oberste Grundsatz unserer
philosophischen Naturbetrachtung: "Kein Stoff ohne
Kraft! keine Kraft ohne Stoff!" -- "Es ist so unmög-
lich," sagt Moleschott, "daß ein unversehrtes Gehirn nicht
denkt, wie es unmöglich ist, daß der Gedanke einem
andern Stoff, als dem Gehirn als seinem Träger an-
gehöre."*) Ein Geist ohne Körper ist ein ebenso un-
denkbares Ding, als eine Electricität, ein Magnetismus
ohne Metalle oder ohne jene Stoffe, an welchen diese
Kräfte wirksam und sichtbar werden. Jm Einklang damit
haben wir nachgewiesen, wie die thierische Seele nicht
mit s. g. angebornen Anschauungen zur Welt kömmt,
wie sie nicht ein ens per se darstellt, sondern ein Pro-
dukt der in einer gegebenen Zeit auf sie einwirkenden
Außendinge ist, und wie sie ohne diese Außendinge
niemals existirend geworden sein würde. Jm Angesicht
eines solchen Complexes von Thatsachen kann eine vor-
urtheilsfreie Naturforschung nicht anders, als sich mit

*) Freilich belehrt uns Herr Ringseis, daß Verstorbene und
Wiedererschienene, also s. g. Geister, "ohne Gehirn den-
ken!" Kräftiger vielleicht würde der Beweis ausgefallen
sein, wenn als schlagendes Beispiel eines hirnlosen Den-
kens Herr Ringseis auf seine eigne nicht als Geist, son-
dern mit Fleisch und Blut umgehende Person hingewie-
sen hätte!

tes Gehirn ſein, ohne zu denken, und es wider-
holt ſich in dieſem Geſetz der oberſte Grundſatz unſerer
philoſophiſchen Naturbetrachtung: „Kein Stoff ohne
Kraft! keine Kraft ohne Stoff!‟ — „Es iſt ſo unmög-
lich,‟ ſagt Moleſchott, „daß ein unverſehrtes Gehirn nicht
denkt, wie es unmöglich iſt, daß der Gedanke einem
andern Stoff, als dem Gehirn als ſeinem Träger an-
gehöre.‟*) Ein Geiſt ohne Körper iſt ein ebenſo un-
denkbares Ding, als eine Electricität, ein Magnetismus
ohne Metalle oder ohne jene Stoffe, an welchen dieſe
Kräfte wirkſam und ſichtbar werden. Jm Einklang damit
haben wir nachgewieſen, wie die thieriſche Seele nicht
mit ſ. g. angebornen Anſchauungen zur Welt kömmt,
wie ſie nicht ein ens per se darſtellt, ſondern ein Pro-
dukt der in einer gegebenen Zeit auf ſie einwirkenden
Außendinge iſt, und wie ſie ohne dieſe Außendinge
niemals exiſtirend geworden ſein würde. Jm Angeſicht
eines ſolchen Complexes von Thatſachen kann eine vor-
urtheilsfreie Naturforſchung nicht anders, als ſich mit

*) Freilich belehrt uns Herr Ringseis, daß Verſtorbene und
Wiedererſchienene, alſo ſ. g. Geiſter, „ohne Gehirn den-
ken!‟ Kräftiger vielleicht würde der Beweis ausgefallen
ſein, wenn als ſchlagendes Beiſpiel eines hirnloſen Den-
kens Herr Ringseis auf ſeine eigne nicht als Geiſt, ſon-
dern mit Fleiſch und Blut umgehende Perſon hingewie-
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[192/0212] tes Gehirn ſein, ohne zu denken, und es wider- holt ſich in dieſem Geſetz der oberſte Grundſatz unſerer philoſophiſchen Naturbetrachtung: „Kein Stoff ohne Kraft! keine Kraft ohne Stoff!‟ — „Es iſt ſo unmög- lich,‟ ſagt Moleſchott, „daß ein unverſehrtes Gehirn nicht denkt, wie es unmöglich iſt, daß der Gedanke einem andern Stoff, als dem Gehirn als ſeinem Träger an- gehöre.‟ *) Ein Geiſt ohne Körper iſt ein ebenſo un- denkbares Ding, als eine Electricität, ein Magnetismus ohne Metalle oder ohne jene Stoffe, an welchen dieſe Kräfte wirkſam und ſichtbar werden. Jm Einklang damit haben wir nachgewieſen, wie die thieriſche Seele nicht mit ſ. g. angebornen Anſchauungen zur Welt kömmt, wie ſie nicht ein ens per se darſtellt, ſondern ein Pro- dukt der in einer gegebenen Zeit auf ſie einwirkenden Außendinge iſt, und wie ſie ohne dieſe Außendinge niemals exiſtirend geworden ſein würde. Jm Angeſicht eines ſolchen Complexes von Thatſachen kann eine vor- urtheilsfreie Naturforſchung nicht anders, als ſich mit *) Freilich belehrt uns Herr Ringseis, daß Verſtorbene und Wiedererſchienene, alſo ſ. g. Geiſter, „ohne Gehirn den- ken!‟ Kräftiger vielleicht würde der Beweis ausgefallen ſein, wenn als ſchlagendes Beiſpiel eines hirnloſen Den- kens Herr Ringseis auf ſeine eigne nicht als Geiſt, ſon- dern mit Fleiſch und Blut umgehende Perſon hingewie- ſen hätte!

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Zitationshilfe: Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/212>, abgerufen am 25.11.2024.