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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.

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Jst der einfache Menschenverstand nicht im Stande
gewesen, eine reine und abgezogene Jdee vom Absoluten
zu gewinnen, so ist der Verstand der Philosophen in
diesen Versuchen wo möglich noch unglücklicher gewesen.
Wollte sich Jemand die Mühe nehmen, alle die philo-
sophischen Definitionen, welche von Gott, vom Absoluten
oder von der s. g. Weltseele der Naturphilosophen ge-
macht worden sind, zusammenzustellen, so müßte ein höchst
wunderlicher Mischmasch herauskommen, in welchem von
Anbeginn der historischen Zeit an bis heute trotz des angeb-
lichen Fortschritts der philosophischen Wissenschaften nichts
wesentlich Neues oder Besseres zu Tage gebracht wurde.
An schönen Worten und klingenden Phrasen würde es
dabei freilich nicht fehlen, aber solche können kein Ersatz
für den Mangel innerer Wahrheit sein. Hören wir
z. B., wie sich einer unserer jüngsten Schriftsteller,
der gläubige Naturforscher Fechner, in seinem Zenda-
vesta über jenen Begriff äußert: "Gott als Totalität
des Seins und Wirkens hat keine Außenwelt mehr
außer sich, kein Wesen sich äußerlich mehr gegenüber;
er ist der Einzige und Alleinige; alle Geister regen sich
in der Jnnenwelt seines Geistes; alle Körper in der
Jnnenwelt seines Leibes; rein kreist er in sich selbst,
wird durch Nichts von Außen mehr bestimmt, bestimmt
sich rein aus sich in sich, indem er aller Existenz Be-
stimmungsgründe einschließt." Welcher denkende Mensch

Jſt der einfache Menſchenverſtand nicht im Stande
geweſen, eine reine und abgezogene Jdee vom Abſoluten
zu gewinnen, ſo iſt der Verſtand der Philoſophen in
dieſen Verſuchen wo möglich noch unglücklicher geweſen.
Wollte ſich Jemand die Mühe nehmen, alle die philo-
ſophiſchen Definitionen, welche von Gott, vom Abſoluten
oder von der ſ. g. Weltſeele der Naturphiloſophen ge-
macht worden ſind, zuſammenzuſtellen, ſo müßte ein höchſt
wunderlicher Miſchmaſch herauskommen, in welchem von
Anbeginn der hiſtoriſchen Zeit an bis heute trotz des angeb-
lichen Fortſchritts der philoſophiſchen Wiſſenſchaften nichts
weſentlich Neues oder Beſſeres zu Tage gebracht wurde.
An ſchönen Worten und klingenden Phraſen würde es
dabei freilich nicht fehlen, aber ſolche können kein Erſatz
für den Mangel innerer Wahrheit ſein. Hören wir
z. B., wie ſich einer unſerer jüngſten Schriftſteller,
der gläubige Naturforſcher Fechner, in ſeinem Zenda-
veſta über jenen Begriff äußert: „Gott als Totalität
des Seins und Wirkens hat keine Außenwelt mehr
außer ſich, kein Weſen ſich äußerlich mehr gegenüber;
er iſt der Einzige und Alleinige; alle Geiſter regen ſich
in der Jnnenwelt ſeines Geiſtes; alle Körper in der
Jnnenwelt ſeines Leibes; rein kreiſt er in ſich ſelbſt,
wird durch Nichts von Außen mehr beſtimmt, beſtimmt
ſich rein aus ſich in ſich, indem er aller Exiſtenz Be-
ſtimmungsgründe einſchließt.‟ Welcher denkende Menſch

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[189/0209] Jſt der einfache Menſchenverſtand nicht im Stande geweſen, eine reine und abgezogene Jdee vom Abſoluten zu gewinnen, ſo iſt der Verſtand der Philoſophen in dieſen Verſuchen wo möglich noch unglücklicher geweſen. Wollte ſich Jemand die Mühe nehmen, alle die philo- ſophiſchen Definitionen, welche von Gott, vom Abſoluten oder von der ſ. g. Weltſeele der Naturphiloſophen ge- macht worden ſind, zuſammenzuſtellen, ſo müßte ein höchſt wunderlicher Miſchmaſch herauskommen, in welchem von Anbeginn der hiſtoriſchen Zeit an bis heute trotz des angeb- lichen Fortſchritts der philoſophiſchen Wiſſenſchaften nichts weſentlich Neues oder Beſſeres zu Tage gebracht wurde. An ſchönen Worten und klingenden Phraſen würde es dabei freilich nicht fehlen, aber ſolche können kein Erſatz für den Mangel innerer Wahrheit ſein. Hören wir z. B., wie ſich einer unſerer jüngſten Schriftſteller, der gläubige Naturforſcher Fechner, in ſeinem Zenda- veſta über jenen Begriff äußert: „Gott als Totalität des Seins und Wirkens hat keine Außenwelt mehr außer ſich, kein Weſen ſich äußerlich mehr gegenüber; er iſt der Einzige und Alleinige; alle Geiſter regen ſich in der Jnnenwelt ſeines Geiſtes; alle Körper in der Jnnenwelt ſeines Leibes; rein kreiſt er in ſich ſelbſt, wird durch Nichts von Außen mehr beſtimmt, beſtimmt ſich rein aus ſich in ſich, indem er aller Exiſtenz Be- ſtimmungsgründe einſchließt.‟ Welcher denkende Menſch

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Zitationshilfe: Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/209>, abgerufen am 22.11.2024.