Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.
we Spinoza sagt, dann ist Gott in Allem, in Ihnen, Werthester, im Philosophen Anaxagoras und in mir. Das wäre so übel nicht, aber sie müssen mir zugestehen, daß es gerade nicht viel um die himmlische Majestät ist, wenn der liebe Herrgott in jedem von uns Zahnweh kriegen, lebendig begra- ben werden, oder wenigstens die sehr unangenehmen Vorstellungen davon haben kann. Mercier. Aber eine Ursache muß doch da sein. Payne. Wer läugnet das? Aber wer sagt Ihnen denn, daß diese Ursache das sei, was wir uns als Gott, d. h. als das Vollkommenste denken? Halten Sie die Welt für vollkommen? Mercier. Nein. Payne. Wie wollen Sie denn aus einer unvollkommenen Wirkung auf eine vollkommene Ursache schließen? -- Voltaire wagte es eben so wenig, es mit Gott, als mit den Königen zu verderben, deswegen that er es. Wer einmal nichts hat, als Verstand, und ihn
we Spinoza ſagt, dann iſt Gott in Allem, in Ihnen, Wertheſter, im Philoſophen Anaxagoras und in mir. Das wäre ſo übel nicht, aber ſie müſſen mir zugeſtehen, daß es gerade nicht viel um die himmliſche Majeſtät iſt, wenn der liebe Herrgott in jedem von uns Zahnweh kriegen, lebendig begra- ben werden, oder wenigſtens die ſehr unangenehmen Vorſtellungen davon haben kann. Mercier. Aber eine Urſache muß doch da ſein. Payne. Wer läugnet das? Aber wer ſagt Ihnen denn, daß dieſe Urſache das ſei, was wir uns als Gott, d. h. als das Vollkommenſte denken? Halten Sie die Welt für vollkommen? Mercier. Nein. Payne. Wie wollen Sie denn aus einer unvollkommenen Wirkung auf eine vollkommene Urſache ſchließen? — Voltaire wagte es eben ſo wenig, es mit Gott, als mit den Königen zu verderben, deswegen that er es. Wer einmal nichts hat, als Verſtand, und ihn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#PAY"> <p><pb facs="#f0095" n="91"/> we Spinoza ſagt, dann iſt Gott in Allem, in<lb/> Ihnen, Wertheſter, im Philoſophen Anaxagoras und<lb/> in mir. Das wäre ſo übel nicht, aber ſie müſſen<lb/> mir zugeſtehen, daß es gerade nicht viel um die<lb/> himmliſche Majeſtät iſt, wenn der liebe Herrgott<lb/> in jedem von uns Zahnweh kriegen, lebendig begra-<lb/> ben werden, oder wenigſtens die ſehr unangenehmen<lb/> Vorſtellungen davon haben kann.</p> </sp><lb/> <sp who="#MER"> <speaker><hi rendition="#g">Mercier</hi>.</speaker><lb/> <p>Aber eine Urſache muß doch da ſein.</p> </sp><lb/> <sp who="#PAY"> <speaker><hi rendition="#g">Payne</hi>.</speaker><lb/> <p>Wer läugnet das? Aber wer ſagt Ihnen denn,<lb/> daß dieſe Urſache das ſei, was wir uns als Gott,<lb/> d. h. als das Vollkommenſte denken? Halten Sie<lb/> die Welt für vollkommen?</p> </sp><lb/> <sp who="#MER"> <speaker><hi rendition="#g">Mercier</hi>.</speaker><lb/> <p>Nein.</p> </sp><lb/> <sp who="#PAY"> <speaker><hi rendition="#g">Payne</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie wollen Sie denn aus einer unvollkommenen<lb/> Wirkung auf eine vollkommene Urſache ſchließen? —<lb/> Voltaire wagte es eben ſo wenig, es mit Gott, als<lb/> mit den Königen zu verderben, deswegen that er<lb/> es. Wer einmal nichts hat, als Verſtand, und ihn<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0095]
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Ihnen, Wertheſter, im Philoſophen Anaxagoras und
in mir. Das wäre ſo übel nicht, aber ſie müſſen
mir zugeſtehen, daß es gerade nicht viel um die
himmliſche Majeſtät iſt, wenn der liebe Herrgott
in jedem von uns Zahnweh kriegen, lebendig begra-
ben werden, oder wenigſtens die ſehr unangenehmen
Vorſtellungen davon haben kann.
Mercier.
Aber eine Urſache muß doch da ſein.
Payne.
Wer läugnet das? Aber wer ſagt Ihnen denn,
daß dieſe Urſache das ſei, was wir uns als Gott,
d. h. als das Vollkommenſte denken? Halten Sie
die Welt für vollkommen?
Mercier.
Nein.
Payne.
Wie wollen Sie denn aus einer unvollkommenen
Wirkung auf eine vollkommene Urſache ſchließen? —
Voltaire wagte es eben ſo wenig, es mit Gott, als
mit den Königen zu verderben, deswegen that er
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