Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835. Lacroix. Und ausserdem, Danton, sind wir lasterhaft, wie Robespierre sagt, d. h. wir genießen; und das Volk ist tugendhaft, d. h. es genießt nicht, weil ihm die Arbeit die Genußorgane stumpf macht; es besäuft sich nicht, weil es kein Geld hat, und es schweift nicht aus, weil es nach Käse und Häring aus dem Hals stinkt, und die Mädel davor einen Ekel haben. Danton. Es haßt die Genießenden, wie ein Eunuch die Männer. Lacroix. Man nennt uns Spitzbuben und (sich zu den Ohren Danton's neigend) es ist, unter uns gesagt, so halbwegs was Wahres daran. Robespierre und das Volk werden tugendhaft sein, St. Just wird einen Roman schreiben, und Barriere wird eine Carmagnole schneidern und dem Convent das Blut- mäntelchen umhängen und -- ich sehe Alles. Danton. Du träumst. Sie hatten nie Muth ohne mich, sie werden keinen gegen mich haben; die Revolution ist noch nicht fertig, sie könnten mich noch nöthig haben, sie werden mich im Arsenal aufheben. Lacroix. Und auſſerdem, Danton, ſind wir laſterhaft, wie Robespierre ſagt, d. h. wir genießen; und das Volk iſt tugendhaft, d. h. es genießt nicht, weil ihm die Arbeit die Genußorgane ſtumpf macht; es beſäuft ſich nicht, weil es kein Geld hat, und es ſchweift nicht aus, weil es nach Käſe und Häring aus dem Hals ſtinkt, und die Mädel davor einen Ekel haben. Danton. Es haßt die Genießenden, wie ein Eunuch die Männer. Lacroix. Man nennt uns Spitzbuben und (ſich zu den Ohren Danton’s neigend) es iſt, unter uns geſagt, ſo halbwegs was Wahres daran. Robespierre und das Volk werden tugendhaft ſein, St. Juſt wird einen Roman ſchreiben, und Barrière wird eine Carmagnole ſchneidern und dem Convent das Blut- mäntelchen umhängen und — ich ſehe Alles. Danton. Du träumſt. Sie hatten nie Muth ohne mich, ſie werden keinen gegen mich haben; die Revolution iſt noch nicht fertig, ſie könnten mich noch nöthig haben, ſie werden mich im Arſenal aufheben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0046" n="42"/> <sp who="#LAC"> <speaker><hi rendition="#g">Lacroix</hi>.</speaker><lb/> <p>Und auſſerdem, Danton, ſind wir laſterhaft, wie<lb/> Robespierre ſagt, d. h. wir genießen; und das Volk<lb/> iſt tugendhaft, d. h. es genießt nicht, weil ihm die<lb/> Arbeit die Genußorgane ſtumpf macht; es beſäuft<lb/> ſich nicht, weil es kein Geld hat, und es ſchweift<lb/> nicht aus, weil es nach Käſe und Häring aus dem<lb/> Hals ſtinkt, und die Mädel davor einen Ekel haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAN"> <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/> <p>Es haßt die Genießenden, wie ein Eunuch die<lb/> Männer.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAC"> <speaker><hi rendition="#g">Lacroix</hi>.</speaker><lb/> <p>Man nennt uns Spitzbuben und <stage>(ſich zu den<lb/> Ohren Danton’s neigend)</stage> es iſt, unter uns geſagt,<lb/> ſo halbwegs was Wahres daran. Robespierre und<lb/> das Volk werden tugendhaft ſein, St. Juſt wird<lb/> einen Roman ſchreiben, und Barri<hi rendition="#aq">è</hi>re wird eine<lb/> Carmagnole ſchneidern und dem Convent das Blut-<lb/> mäntelchen umhängen und — ich ſehe Alles.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAN"> <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/> <p>Du träumſt. Sie hatten nie Muth ohne mich,<lb/> ſie werden keinen gegen mich haben; die Revolution<lb/> iſt noch nicht fertig, ſie könnten mich noch nöthig<lb/> haben, ſie werden mich im Arſenal aufheben.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0046]
Lacroix.
Und auſſerdem, Danton, ſind wir laſterhaft, wie
Robespierre ſagt, d. h. wir genießen; und das Volk
iſt tugendhaft, d. h. es genießt nicht, weil ihm die
Arbeit die Genußorgane ſtumpf macht; es beſäuft
ſich nicht, weil es kein Geld hat, und es ſchweift
nicht aus, weil es nach Käſe und Häring aus dem
Hals ſtinkt, und die Mädel davor einen Ekel haben.
Danton.
Es haßt die Genießenden, wie ein Eunuch die
Männer.
Lacroix.
Man nennt uns Spitzbuben und (ſich zu den
Ohren Danton’s neigend) es iſt, unter uns geſagt,
ſo halbwegs was Wahres daran. Robespierre und
das Volk werden tugendhaft ſein, St. Juſt wird
einen Roman ſchreiben, und Barrière wird eine
Carmagnole ſchneidern und dem Convent das Blut-
mäntelchen umhängen und — ich ſehe Alles.
Danton.
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Zitationshilfe: | Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/46>, abgerufen am 16.02.2025. |