Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.
Drama der Revolution, um dieselbe durch studir[t]e Ausschweifungen bloszustellen. Hebert's Triumph hätte die Republik in ein Chaos verwandelt, und der Despotismus war befriedigt. Das Schwert des Gesetzes hat den Verräther getroffen. Aber was liegt den Fremden daran, wenn ihnen Ver- brecher einer andern Gattung zur Erreichung des nämlichen Zwecks bleiben? Wir haben nichts ge- than, wenn wir noch eine andere Faction zu ver- nichten haben. -- Sie ist das Gegentheil der vor- hergehenden. Sie treibt uns zur Schwäche, ihr Feldgeschrei heißt: Erbarmen! Sie will dem Volk seine Waffen und die Kraft, welche die Waffen führt, entreißen, um es nackt und entnervt den Königen zu überantworten. -- Die Waffe der Republik ist der Schrecken, die Kraft der Republik ist die Tu- gend, -- die Tugend, weil ohne sie der Schrecken ver- derblich, -- der Schrecken, weil ohne ihn die Tugend ohnmächtig ist. Der Schrecken ist ein Ausfluß der Tugend, er ist nichts anders als die schnelle, strenge und unbeugsame Gerechtigkeit. Sie sagen: der Schrecken sei die Waffe einer despotischen Regie- rung, die unsrige gleiche also dem Despotismus. Freilich, aber so wie das Schwert in den Händen
Drama der Revolution, um dieſelbe durch ſtudir[t]e Ausſchweifungen bloszuſtellen. Hebert’s Triumph hätte die Republik in ein Chaos verwandelt, und der Despotismus war befriedigt. Das Schwert des Geſetzes hat den Verräther getroffen. Aber was liegt den Fremden daran, wenn ihnen Ver- brecher einer andern Gattung zur Erreichung des nämlichen Zwecks bleiben? Wir haben nichts ge- than, wenn wir noch eine andere Faction zu ver- nichten haben. — Sie iſt das Gegentheil der vor- hergehenden. Sie treibt uns zur Schwäche, ihr Feldgeſchrei heißt: Erbarmen! Sie will dem Volk ſeine Waffen und die Kraft, welche die Waffen führt, entreißen, um es nackt und entnervt den Königen zu überantworten. — Die Waffe der Republik iſt der Schrecken, die Kraft der Republik iſt die Tu- gend, — die Tugend, weil ohne ſie der Schrecken ver- derblich, — der Schrecken, weil ohne ihn die Tugend ohnmächtig iſt. Der Schrecken iſt ein Ausfluß der Tugend, er iſt nichts anders als die ſchnelle, ſtrenge und unbeugſame Gerechtigkeit. Sie ſagen: der Schrecken ſei die Waffe einer despotiſchen Regie- rung, die unſrige gleiche alſo dem Despotismus. Freilich, aber ſo wie das Schwert in den Händen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ROB"> <p><pb facs="#f0030" n="26"/> Drama der Revolution, um dieſelbe durch ſtudir<supplied>t</supplied>e<lb/> Ausſchweifungen bloszuſtellen. Hebert’s Triumph<lb/> hätte die Republik in ein Chaos verwandelt, und<lb/> der Despotismus war befriedigt. Das Schwert<lb/> des Geſetzes hat den Verräther getroffen. Aber<lb/> was liegt den Fremden daran, wenn ihnen Ver-<lb/> brecher einer andern Gattung zur Erreichung des<lb/> nämlichen Zwecks bleiben? Wir haben nichts ge-<lb/> than, wenn wir noch eine andere Faction zu ver-<lb/> nichten haben. — Sie iſt das Gegentheil der vor-<lb/> hergehenden. Sie treibt uns zur Schwäche, ihr<lb/> Feldgeſchrei heißt: Erbarmen! Sie will dem Volk<lb/> ſeine Waffen und die Kraft, welche die Waffen führt,<lb/> entreißen, um es nackt und entnervt den Königen<lb/> zu überantworten. — Die Waffe der Republik iſt<lb/> der Schrecken, die Kraft der Republik iſt die Tu-<lb/> gend, — die Tugend, weil ohne ſie der Schrecken ver-<lb/> derblich, — der Schrecken, weil ohne ihn die Tugend<lb/> ohnmächtig iſt. Der Schrecken iſt ein Ausfluß der<lb/> Tugend, er iſt nichts anders als die ſchnelle, ſtrenge<lb/> und unbeugſame Gerechtigkeit. Sie ſagen: der<lb/> Schrecken ſei die Waffe einer despotiſchen Regie-<lb/> rung, die unſrige gleiche alſo dem Despotismus.<lb/> Freilich, aber ſo wie das Schwert in den Händen<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0030]
Drama der Revolution, um dieſelbe durch ſtudirte
Ausſchweifungen bloszuſtellen. Hebert’s Triumph
hätte die Republik in ein Chaos verwandelt, und
der Despotismus war befriedigt. Das Schwert
des Geſetzes hat den Verräther getroffen. Aber
was liegt den Fremden daran, wenn ihnen Ver-
brecher einer andern Gattung zur Erreichung des
nämlichen Zwecks bleiben? Wir haben nichts ge-
than, wenn wir noch eine andere Faction zu ver-
nichten haben. — Sie iſt das Gegentheil der vor-
hergehenden. Sie treibt uns zur Schwäche, ihr
Feldgeſchrei heißt: Erbarmen! Sie will dem Volk
ſeine Waffen und die Kraft, welche die Waffen führt,
entreißen, um es nackt und entnervt den Königen
zu überantworten. — Die Waffe der Republik iſt
der Schrecken, die Kraft der Republik iſt die Tu-
gend, — die Tugend, weil ohne ſie der Schrecken ver-
derblich, — der Schrecken, weil ohne ihn die Tugend
ohnmächtig iſt. Der Schrecken iſt ein Ausfluß der
Tugend, er iſt nichts anders als die ſchnelle, ſtrenge
und unbeugſame Gerechtigkeit. Sie ſagen: der
Schrecken ſei die Waffe einer despotiſchen Regie-
rung, die unſrige gleiche alſo dem Despotismus.
Freilich, aber ſo wie das Schwert in den Händen
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