des dreißigjährigen Krieges die Zahl der gedruckten Wochen- zeitungen. Aus den zwanziger und dreißiger Jahren des XVII. Jahrhunderts lassen sich deren in verschiedenen deutschen Städten etwa zwei Dutzend nachweisen. Die Unternehmer waren meist Buchdrucker; an einigen Orten nahm jedoch die Post das Recht, Avisen im Druck erscheinen zu lassen, als einen Ausfluß ihres Regals in Anspruch -- freilich mit verschiedenem Erfolg. Während in Frankfurt, Leipzig, München, Köln, Hamburg die alte Verbindung zwischen Post und Zeitung sich noch längere Zeit erhielt, gieng an vielen andern Orten die Nachrichtenpublikation völlig in den Geschäftsbetrieb der Buchdruckereien über, und dies war für ihre fernere Entwicklung von der größten Bedeutung.
Deutschland ist das erste Land, welches in regelmäßigen kurzen Fristen erscheinende gedruckte Zeitungen aufzuweisen hat. Die Ansprüche, welche früher von den Engländern und den Niederländern auf die Ehre erhoben wurden, die ersten gedruckten Wochenzeitungen hervorgebracht zu haben, sind jetzt wohl aufgegeben. England kann nichts dem ähn- liches vor dem Jahre 1622 namhaft machen; das erste franzö- sische Wochenblatt begann 1631 zu erscheinen.
Es wird vielleicht auffallend erscheinen, daß man von den Halbjahrsberichten sofort zu Wochenpublikationen über- gieng, ohne die Zwischenstufe der Monatsberichte durchgemacht zu haben. Man muß jedoch nicht vergessen, daß sich ebenso- wohl die Sammlung der Nachrichten, als auch die Ver- breitung der Nachrichtenblätter den der Zeit eigentümlichen
des dreißigjährigen Krieges die Zahl der gedruckten Wochen- zeitungen. Aus den zwanziger und dreißiger Jahren des XVII. Jahrhunderts laſſen ſich deren in verſchiedenen deutſchen Städten etwa zwei Dutzend nachweiſen. Die Unternehmer waren meiſt Buchdrucker; an einigen Orten nahm jedoch die Poſt das Recht, Aviſen im Druck erſcheinen zu laſſen, als einen Ausfluß ihres Regals in Anſpruch — freilich mit verſchiedenem Erfolg. Während in Frankfurt, Leipzig, München, Köln, Hamburg die alte Verbindung zwiſchen Poſt und Zeitung ſich noch längere Zeit erhielt, gieng an vielen andern Orten die Nachrichtenpublikation völlig in den Geſchäftsbetrieb der Buchdruckereien über, und dies war für ihre fernere Entwicklung von der größten Bedeutung.
Deutſchland iſt das erſte Land, welches in regelmäßigen kurzen Friſten erſcheinende gedruckte Zeitungen aufzuweiſen hat. Die Anſprüche, welche früher von den Engländern und den Niederländern auf die Ehre erhoben wurden, die erſten gedruckten Wochenzeitungen hervorgebracht zu haben, ſind jetzt wohl aufgegeben. England kann nichts dem ähn- liches vor dem Jahre 1622 namhaft machen; das erſte franzö- ſiſche Wochenblatt begann 1631 zu erſcheinen.
Es wird vielleicht auffallend erſcheinen, daß man von den Halbjahrsberichten ſofort zu Wochenpublikationen über- gieng, ohne die Zwiſchenſtufe der Monatsberichte durchgemacht zu haben. Man muß jedoch nicht vergeſſen, daß ſich ebenſo- wohl die Sammlung der Nachrichten, als auch die Ver- breitung der Nachrichtenblätter den der Zeit eigentümlichen
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des dreißigjährigen Krieges die Zahl der gedruckten Wochen-
zeitungen. Aus den zwanziger und dreißiger Jahren des
XVII. Jahrhunderts laſſen ſich deren in verſchiedenen deutſchen
Städten etwa zwei Dutzend nachweiſen. Die Unternehmer
waren meiſt Buchdrucker; an einigen Orten nahm jedoch
die Poſt das Recht, Aviſen im Druck erſcheinen zu laſſen,
als einen Ausfluß ihres Regals in Anſpruch — freilich
mit verſchiedenem Erfolg. Während in Frankfurt, Leipzig,
München, Köln, Hamburg die alte Verbindung zwiſchen
Poſt und Zeitung ſich noch längere Zeit erhielt, gieng an
vielen andern Orten die Nachrichtenpublikation völlig in den
Geſchäftsbetrieb der Buchdruckereien über, und dies war für
ihre fernere Entwicklung von der größten Bedeutung.
Deutſchland iſt das erſte Land, welches in regelmäßigen
kurzen Friſten erſcheinende gedruckte Zeitungen aufzuweiſen
hat. Die Anſprüche, welche früher von den Engländern
und den Niederländern auf die Ehre erhoben wurden, die
erſten gedruckten Wochenzeitungen hervorgebracht zu haben,
ſind jetzt wohl aufgegeben. England kann nichts dem ähn-
liches vor dem Jahre 1622 namhaft machen; das erſte franzö-
ſiſche Wochenblatt begann 1631 zu erſcheinen.
Es wird vielleicht auffallend erſcheinen, daß man von
den Halbjahrsberichten ſofort zu Wochenpublikationen über-
gieng, ohne die Zwiſchenſtufe der Monatsberichte durchgemacht
zu haben. Man muß jedoch nicht vergeſſen, daß ſich ebenſo-
wohl die Sammlung der Nachrichten, als auch die Ver-
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/223>, abgerufen am 24.11.2024.
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