in seinen "Kulturgeschichtlichen Charakterköpfen" die "be- schränkten Bauernjungen", welche das Gymnasium mit bester Note absolvieren, den "geistig sehr angeregten Söhnen ge- bildeter Eltern" gegenübergestellt, denen sich Klasse für Klasse eine unüberspringliche Mauer vorschiebe. Die ersteren, meint er, würden auf der Universität mittelmäßige Studenten, die der "gebildete Sohn gebildeter Eltern", wenn er über- haupt zur Universität gekommen wäre, bald überholt haben würde. Zuletzt werde der ehemalige Bauernjunge nur "ein höchst mittelmäßiger, aber immer noch bureaugerechter Be- amter". Was aus dem Sohne gebildeter Eltern wird, "dem die mannigfachen Bildungsinteressen schon im Elternhause angeflogen waren", bleibt uns leider verschwiegen.
Mit dem Anspruche streng wissenschaftlicher Behandlung, der hier wohl nicht erhoben wird, hat erst G. Schmoller den Gegenstand erörtert und in sehr zuversichtlicher Weise da- hin entschieden, "die Anpassung der Individuen an ver- schiedene Thätigkeiten, in erblicher Weise durch Jahrhunderte und Jahrtausende gesteigert, habe immer individuellere, verschiedenere Menschen erzeugt." Alle höhere Gesellschafts- organisation beruhe auf fortgesetzter durch die Arbeitsteilung hervorgebrachter Differenzierung. "Die Kasten, die Aristo- kratien der Priester, der Krieger, der Händler, das Zunft- wesen, die ganze heutige Arbeitsverfassung seien nur die zeitlich verschiedenen Formen, welche die Arbeitsteilung und Differenzierung der Gesellschaft aufgeprägt habe, und jeder einzelne sei zu der ihm eigentümlichen Funktion nicht bloß
in ſeinen „Kulturgeſchichtlichen Charakterköpfen“ die „be- ſchränkten Bauernjungen“, welche das Gymnaſium mit beſter Note abſolvieren, den „geiſtig ſehr angeregten Söhnen ge- bildeter Eltern“ gegenübergeſtellt, denen ſich Klaſſe für Klaſſe eine unüberſpringliche Mauer vorſchiebe. Die erſteren, meint er, würden auf der Univerſität mittelmäßige Studenten, die der „gebildete Sohn gebildeter Eltern“, wenn er über- haupt zur Univerſität gekommen wäre, bald überholt haben würde. Zuletzt werde der ehemalige Bauernjunge nur „ein höchſt mittelmäßiger, aber immer noch bureaugerechter Be- amter“. Was aus dem Sohne gebildeter Eltern wird, „dem die mannigfachen Bildungsintereſſen ſchon im Elternhauſe angeflogen waren“, bleibt uns leider verſchwiegen.
Mit dem Anſpruche ſtreng wiſſenſchaftlicher Behandlung, der hier wohl nicht erhoben wird, hat erſt G. Schmoller den Gegenſtand erörtert und in ſehr zuverſichtlicher Weiſe da- hin entſchieden, „die Anpaſſung der Individuen an ver- ſchiedene Thätigkeiten, in erblicher Weiſe durch Jahrhunderte und Jahrtauſende geſteigert, habe immer individuellere, verſchiedenere Menſchen erzeugt.“ Alle höhere Geſellſchafts- organiſation beruhe auf fortgeſetzter durch die Arbeitsteilung hervorgebrachter Differenzierung. „Die Kaſten, die Ariſto- kratien der Prieſter, der Krieger, der Händler, das Zunft- weſen, die ganze heutige Arbeitsverfaſſung ſeien nur die zeitlich verſchiedenen Formen, welche die Arbeitsteilung und Differenzierung der Geſellſchaft aufgeprägt habe, und jeder einzelne ſei zu der ihm eigentümlichen Funktion nicht bloß
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in ſeinen „Kulturgeſchichtlichen Charakterköpfen“ die „be-
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Note abſolvieren, den „geiſtig ſehr angeregten Söhnen ge-
bildeter Eltern“ gegenübergeſtellt, denen ſich Klaſſe für
Klaſſe eine unüberſpringliche Mauer vorſchiebe. Die erſteren,
meint er, würden auf der Univerſität mittelmäßige Studenten,
die der „gebildete Sohn gebildeter Eltern“, wenn er über-
haupt zur Univerſität gekommen wäre, bald überholt haben
würde. Zuletzt werde der ehemalige Bauernjunge nur „ein
höchſt mittelmäßiger, aber immer noch bureaugerechter Be-
amter“. Was aus dem Sohne gebildeter Eltern wird, „dem
die mannigfachen Bildungsintereſſen ſchon im Elternhauſe
angeflogen waren“, bleibt uns leider verſchwiegen.
Mit dem Anſpruche ſtreng wiſſenſchaftlicher Behandlung,
der hier wohl nicht erhoben wird, hat erſt G. Schmoller
den Gegenſtand erörtert und in ſehr zuverſichtlicher Weiſe da-
hin entſchieden, „die Anpaſſung der Individuen an ver-
ſchiedene Thätigkeiten, in erblicher Weiſe durch Jahrhunderte
und Jahrtauſende geſteigert, habe immer individuellere,
verſchiedenere Menſchen erzeugt.“ Alle höhere Geſellſchafts-
organiſation beruhe auf fortgeſetzter durch die Arbeitsteilung
hervorgebrachter Differenzierung. „Die Kaſten, die Ariſto-
kratien der Prieſter, der Krieger, der Händler, das Zunft-
weſen, die ganze heutige Arbeitsverfaſſung ſeien nur die
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Differenzierung der Geſellſchaft aufgeprägt habe, und jeder
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/172>, abgerufen am 25.11.2024.
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