Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.Adam Smith kennt nur eine Wirkung der Arbeits- Die Wahrheit ist, daß die wichtigsten volkswirtschaftlichen Adam Smith kennt nur eine Wirkung der Arbeits- Die Wahrheit iſt, daß die wichtigſten volkswirtſchaftlichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0166" n="144"/> <p>Adam Smith kennt nur <hi rendition="#g">eine</hi> Wirkung der Arbeits-<lb/> teilung: die vermehrte Produktivität der Arbeit. Er be-<lb/> ſchränkt alſo ihren Einfluß auf das Gebiet der Güter-<lb/> erzeugung. So eng dieſe Auffaſſung erſcheint, ſo iſt ſie<lb/> doch gewiß berechtigter als die ungemeſſene Ausdehnung,<lb/> welche manche neuere Nationalökonomen den Wirkungen<lb/> der Arbeitsteilung geben, wenn ſie unſere ganze heutige<lb/> Wirtſchaftsorganiſation unmittelbar aus der Arbeitsteilung<lb/> ableiten und dieſelbe mit dem Schlagwort der „arbeitsteiligen<lb/> Wirtſchaft“ genügend zu kennzeichnen vermeinen.</p><lb/> <p>Die Wahrheit iſt, daß die wichtigſten volkswirtſchaftlichen<lb/> Erſcheinungen in ihrer heutigen Geſtalt und Wirkungsweiſe<lb/> durch die Arbeitsteilung beſtimmt werden, daß ſie ſozuſagen<lb/> das Knochengerüſt liefert, das den volkswirtſchaftlichen Or-<lb/> ganismus trägt. Und zwar verhalten ſich die einzelnen<lb/> Formen der Arbeitsteilung dazu ſehr verſchieden. Auf der<lb/> Berufsbildung beruht die Entſtehung ſpezieller wirtſchaftlicher<lb/> Lebensaufgaben. Sie löſt das Daſein eines Teiles der<lb/> Menſchen vom Boden los, auf deſſen Beſitz es ſich bis<lb/> dahin allein gegründet hatte. Sie ſchafft neben der bäuer-<lb/> lichen die bürgerliche Nahrung. Die Berufsteilung vermehrt<lb/> die Zahl der Erwerbsgelegenheiten; ſie gibt den Rahmen,<lb/> innerhalb deſſen höhere mechaniſche Geſchicklichkeit zur Ent-<lb/> faltung kommt. Die Produktionsteilung erzeugt den Güter-<lb/> umlauf. Sie läßt die Stoffe der Gütererzeugung zu einer<lb/> neuen Art von Erwerbsmitteln werden, zum flüſſigen Kapital.<lb/> Die Arbeitsverſchiebung dehnt die Kapitaleigenſchaft auch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0166]
Adam Smith kennt nur eine Wirkung der Arbeits-
teilung: die vermehrte Produktivität der Arbeit. Er be-
ſchränkt alſo ihren Einfluß auf das Gebiet der Güter-
erzeugung. So eng dieſe Auffaſſung erſcheint, ſo iſt ſie
doch gewiß berechtigter als die ungemeſſene Ausdehnung,
welche manche neuere Nationalökonomen den Wirkungen
der Arbeitsteilung geben, wenn ſie unſere ganze heutige
Wirtſchaftsorganiſation unmittelbar aus der Arbeitsteilung
ableiten und dieſelbe mit dem Schlagwort der „arbeitsteiligen
Wirtſchaft“ genügend zu kennzeichnen vermeinen.
Die Wahrheit iſt, daß die wichtigſten volkswirtſchaftlichen
Erſcheinungen in ihrer heutigen Geſtalt und Wirkungsweiſe
durch die Arbeitsteilung beſtimmt werden, daß ſie ſozuſagen
das Knochengerüſt liefert, das den volkswirtſchaftlichen Or-
ganismus trägt. Und zwar verhalten ſich die einzelnen
Formen der Arbeitsteilung dazu ſehr verſchieden. Auf der
Berufsbildung beruht die Entſtehung ſpezieller wirtſchaftlicher
Lebensaufgaben. Sie löſt das Daſein eines Teiles der
Menſchen vom Boden los, auf deſſen Beſitz es ſich bis
dahin allein gegründet hatte. Sie ſchafft neben der bäuer-
lichen die bürgerliche Nahrung. Die Berufsteilung vermehrt
die Zahl der Erwerbsgelegenheiten; ſie gibt den Rahmen,
innerhalb deſſen höhere mechaniſche Geſchicklichkeit zur Ent-
faltung kommt. Die Produktionsteilung erzeugt den Güter-
umlauf. Sie läßt die Stoffe der Gütererzeugung zu einer
neuen Art von Erwerbsmitteln werden, zum flüſſigen Kapital.
Die Arbeitsverſchiebung dehnt die Kapitaleigenſchaft auch
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