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Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 2. Nürnberg, 1683.

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Noch eine andere Manier Hand-Granäten.

Es seynd noch andere Inventiones von Granaten/ welche/ so bald sie auf
die Erden fallen/ ihren effect vollbringen/ indem inwendig eine Feyle/ und 1.
oder 2 Hähne mit Feuersteinen befestiget/ und also angemacht seynd/ daß wenn
der Granat auf die Erde fället/ solche von den beyden Hähnen an der Feyle Feuer
schlagen/ das Pulver dadurch entzünden/ und den effect praestiren sollen. Wel-
che Manier/ wie auch die vorige/ der Herr Sieminowiz in seinem Artillerie-Buche
des Teutschen Exemplars pag. 134. beschrieben/ allwo es der geneigte Leser be-
liebend nachschlagen kan.

NOTA.

Theils Feuerwercker thun unter das Pirschpulver/ ehe sie die Granaten
füllen/ um bessern effect zu erlangen/ nach proportion des Pulvers/ entwe-
der des 10 oder 12ten Theils Quecksilbers/ Antimoninm oder Camphora/ wel-
ches in jedes Belieben gestellet wird.

Wann auch die Granaden klein und dünne an Gut seyn/ pflegen unterschied-
liche Feuerwercker solche etliche mahl in Bech/ oder in eine übern Feuer zusam-
men geschmoltzene zähe Materia/ biß solche etwann 1/2 Zoll dick daran hafftet/
einzutauchen/ darein sie rings um den Granaten Mußqueten-Kugeln/ oder ei-
sern gehauen Haagel/ einkrucken; wann dieses geschehen/ den Granaten wie-
derum/ und also zu unterschiedlichen mahlen/ biß keine Kugel mehr zu sehen/ in
der Tauffe schwemmen. Nachmals/ damit es nicht ein jeder sehen kan/ mit einem
Zwillich überziehen/ und dieses thun sie auch bey den Mörser-Granaten pra-
ctici
ren/ vermeinen dadurch einen weit grössern effect zu erlangen. Jch mei-
nes Orts aber halte alle solche Mühe und Kosten vergebens zu seyn/ massen dann
durch den erschröcklichen Gewalt/ in Zerspengung des Granaten/ und Zerthei-
lung der Stücken Eisen/ die daran hafftende/ und nur anklebende Kugeln stracks
abprallen und herunter fallen/ keines Weges aber/ gleich den zersprungenen
Eisen/ einen Schaden verursachen können. Die Ursache ist leicht zu ermessen/
dann je luckerer ein klein und zumal schwer Corpus auf einem Grossen ruhet/
desto ehe/ wann zuvor das grosse Corpus einen ziemlichen oder gewaltsamen
Anstoß gelitten/ wird jenes abfallen oder abprallen. Wann aber solch klein
Corpus, in/ oder an das grosse gezwenget und befestiget würde/ desto mehrer
effect wäre zu hoffen.

Man bedencke doch/ wenn in einem Granat die Brand-Röhre nicht feste
eingesetzet/ oder eingeküttet wäre/ wie bald solte selbige/ von der grossen Cor-
ruption,
so sie von dem in der Kammer des Feuermörsers eingeladenen Pulver/
und schnellen Hinauswerffung/ auszustehen hat/ heraus prallen/ welches/ weil
solche feste in den Granaten eingezwenget und eingeküttet sitzet/ nicht geschiehet.
Zum Exempel: Jch habe vor 18. Jahren von einem Feuerwercker/ dessen Nah-
men ich Ehrenhalben übergehe/ aus einem 25 pfündigen Neugegossenen Me-
tallenen Feuermörser/ welcher die Zapffen unten am Boden hatte/ und durch
eine Schraubenwindung gesencket wurde/ eine Stein-Kugel mit einem einge-
kütteten Papirnen Brande/ ingleichen einen scharffgeladenen Granaten werf-
fen sehen/ welcher Granat und Steinkugel/ auf Anbefehlen selbigen bestellten
Festungs-Commendanten zur Probe des Feuermörsers in wenig Stunden
vorhero verfertiget/ und hernach in praesentz hoher Fürstlicher/ als anderer
Standes Personen und andern Leuten/ jedes mit 2 Feuern gewurffen wurde.
Ob ich nun wol vorhero mit gedachtem Feuerwercker/ daß von beyden kein
Brand den allzugewaltsamen Stoß (indem solche warme Kütte nicht genugsam
in so kurzer Zeit ertrocket) vertragen und ausstehen könnte/ discurriret/ und meine

darüber
K iij


Noch eine andere Manier Hand-Granaͤten.

Es ſeynd noch andere Inventiones von Granaten/ welche/ ſo bald ſie auf
die Erden fallen/ ihren effect vollbringen/ indem inwendig eine Feyle/ und 1.
oder 2 Haͤhne mit Feuerſteinen befeſtiget/ und alſo angemacht ſeynd/ daß wenn
der Granat auf die Erde faͤllet/ ſolche von den beyden Haͤhnen an der Feyle Feuer
ſchlagen/ das Pulver dadurch entzuͤnden/ und den effect præſtiren ſollen. Wel-
che Manier/ wie auch die vorige/ der Herꝛ Sieminowiz in ſeinem Artillerie-Buche
des Teutſchen Exemplars pag. 134. beſchrieben/ allwo es der geneigte Leſer be-
liebend nachſchlagen kan.

NOTA.

Theils Feuerwercker thun unter das Pirſchpulver/ ehe ſie die Granaten
fuͤllen/ um beſſern effect zu erlangen/ nach proportion des Pulvers/ entwe-
der des 10 oder 12ten Theils Queckſilbers/ Antimoninm oder Camphora/ wel-
ches in jedes Belieben geſtellet wird.

Wann auch die Granaden klein und duͤnne an Gut ſeyn/ pflegen unterſchied-
liche Feuerwercker ſolche etliche mahl in Bech/ oder in eine uͤbern Feuer zuſam-
men geſchmoltzene zaͤhe Materia/ biß ſolche etwann ½ Zoll dick daran hafftet/
einzutauchen/ darein ſie rings um den Granaten Mußqueten-Kugeln/ oder ei-
ſern gehauen Haagel/ einkrucken; wann dieſes geſchehen/ den Granaten wie-
derum/ und alſo zu unterſchiedlichen mahlen/ biß keine Kugel mehr zu ſehen/ in
der Tauffe ſchwemmen. Nachmals/ damit es nicht ein jeder ſehen kan/ mit einem
Zwillich uͤberziehen/ und dieſes thun ſie auch bey den Moͤrſer-Granaten pra-
ctici
ren/ vermeinen dadurch einen weit groͤſſern effect zu erlangen. Jch mei-
nes Orts aber halte alle ſolche Muͤhe und Koſten vergebens zu ſeyn/ maſſen dann
durch den erſchroͤcklichen Gewalt/ in Zerſpengung des Granaten/ und Zerthei-
lung der Stuͤcken Eiſen/ die daran hafftende/ und nur anklebende Kugeln ſtracks
abprallen und herunter fallen/ keines Weges aber/ gleich den zerſprungenen
Eiſen/ einen Schaden verurſachen koͤnnen. Die Urſache iſt leicht zu ermeſſen/
dann je luckerer ein klein und zumal ſchwer Corpus auf einem Groſſen ruhet/
deſto ehe/ wann zuvor das groſſe Corpus einen ziemlichen oder gewaltſamen
Anſtoß gelitten/ wird jenes abfallen oder abprallen. Wann aber ſolch klein
Corpus, in/ oder an das groſſe gezwenget und befeſtiget wuͤrde/ deſto mehrer
effect waͤre zu hoffen.

Man bedencke doch/ wenn in einem Granat die Brand-Roͤhre nicht feſte
eingeſetzet/ oder eingekuͤttet waͤre/ wie bald ſolte ſelbige/ von der groſſen Cor-
ruption,
ſo ſie von dem in der Kammer des Feuermoͤrſers eingeladenen Pulver/
und ſchnellen Hinauswerffung/ auszuſtehen hat/ heraus prallen/ welches/ weil
ſolche feſte in den Granaten eingezwenget und eingekuͤttet ſitzet/ nicht geſchiehet.
Zum Exempel: Jch habe vor 18. Jahren von einem Feuerwercker/ deſſen Nah-
men ich Ehrenhalben uͤbergehe/ aus einem 25 pfuͤndigen Neugegoſſenen Me-
tallenen Feuermoͤrſer/ welcher die Zapffen unten am Boden hatte/ und durch
eine Schraubenwindung geſencket wurde/ eine Stein-Kugel mit einem einge-
kuͤtteten Papirnen Brande/ ingleichen einen ſcharffgeladenen Granaten werf-
fen ſehen/ welcher Granat und Steinkugel/ auf Anbefehlen ſelbigen beſtellten
Feſtungs-Commendanten zur Probe des Feuermoͤrſers in wenig Stunden
vorhero verfertiget/ und hernach in præſentz hoher Fuͤrſtlicher/ als anderer
Standes Perſonen und andern Leuten/ jedes mit 2 Feuern gewurffen wurde.
Ob ich nun wol vorhero mit gedachtem Feuerwercker/ daß von beyden kein
Brand den allzugewaltſamen Stoß (indem ſolche warme Kuͤtte nicht genugſam
in ſo kurzer Zeit ertrocket) vertꝛagen und ausſtehen koͤnnte/ discurriret/ uñ meine

daruͤber
K iij
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[77/0119] Noch eine andere Manier Hand-Granaͤten. Es ſeynd noch andere Inventiones von Granaten/ welche/ ſo bald ſie auf die Erden fallen/ ihren effect vollbringen/ indem inwendig eine Feyle/ und 1. oder 2 Haͤhne mit Feuerſteinen befeſtiget/ und alſo angemacht ſeynd/ daß wenn der Granat auf die Erde faͤllet/ ſolche von den beyden Haͤhnen an der Feyle Feuer ſchlagen/ das Pulver dadurch entzuͤnden/ und den effect præſtiren ſollen. Wel- che Manier/ wie auch die vorige/ der Herꝛ Sieminowiz in ſeinem Artillerie-Buche des Teutſchen Exemplars pag. 134. beſchrieben/ allwo es der geneigte Leſer be- liebend nachſchlagen kan. NOTA. Theils Feuerwercker thun unter das Pirſchpulver/ ehe ſie die Granaten fuͤllen/ um beſſern effect zu erlangen/ nach proportion des Pulvers/ entwe- der des 10 oder 12ten Theils Queckſilbers/ Antimoninm oder Camphora/ wel- ches in jedes Belieben geſtellet wird. Wann auch die Granaden klein und duͤnne an Gut ſeyn/ pflegen unterſchied- liche Feuerwercker ſolche etliche mahl in Bech/ oder in eine uͤbern Feuer zuſam- men geſchmoltzene zaͤhe Materia/ biß ſolche etwann ½ Zoll dick daran hafftet/ einzutauchen/ darein ſie rings um den Granaten Mußqueten-Kugeln/ oder ei- ſern gehauen Haagel/ einkrucken; wann dieſes geſchehen/ den Granaten wie- derum/ und alſo zu unterſchiedlichen mahlen/ biß keine Kugel mehr zu ſehen/ in der Tauffe ſchwemmen. Nachmals/ damit es nicht ein jeder ſehen kan/ mit einem Zwillich uͤberziehen/ und dieſes thun ſie auch bey den Moͤrſer-Granaten pra- cticiren/ vermeinen dadurch einen weit groͤſſern effect zu erlangen. Jch mei- nes Orts aber halte alle ſolche Muͤhe und Koſten vergebens zu ſeyn/ maſſen dann durch den erſchroͤcklichen Gewalt/ in Zerſpengung des Granaten/ und Zerthei- lung der Stuͤcken Eiſen/ die daran hafftende/ und nur anklebende Kugeln ſtracks abprallen und herunter fallen/ keines Weges aber/ gleich den zerſprungenen Eiſen/ einen Schaden verurſachen koͤnnen. Die Urſache iſt leicht zu ermeſſen/ dann je luckerer ein klein und zumal ſchwer Corpus auf einem Groſſen ruhet/ deſto ehe/ wann zuvor das groſſe Corpus einen ziemlichen oder gewaltſamen Anſtoß gelitten/ wird jenes abfallen oder abprallen. Wann aber ſolch klein Corpus, in/ oder an das groſſe gezwenget und befeſtiget wuͤrde/ deſto mehrer effect waͤre zu hoffen. Man bedencke doch/ wenn in einem Granat die Brand-Roͤhre nicht feſte eingeſetzet/ oder eingekuͤttet waͤre/ wie bald ſolte ſelbige/ von der groſſen Cor- ruption, ſo ſie von dem in der Kammer des Feuermoͤrſers eingeladenen Pulver/ und ſchnellen Hinauswerffung/ auszuſtehen hat/ heraus prallen/ welches/ weil ſolche feſte in den Granaten eingezwenget und eingekuͤttet ſitzet/ nicht geſchiehet. Zum Exempel: Jch habe vor 18. Jahren von einem Feuerwercker/ deſſen Nah- men ich Ehrenhalben uͤbergehe/ aus einem 25 pfuͤndigen Neugegoſſenen Me- tallenen Feuermoͤrſer/ welcher die Zapffen unten am Boden hatte/ und durch eine Schraubenwindung geſencket wurde/ eine Stein-Kugel mit einem einge- kuͤtteten Papirnen Brande/ ingleichen einen ſcharffgeladenen Granaten werf- fen ſehen/ welcher Granat und Steinkugel/ auf Anbefehlen ſelbigen beſtellten Feſtungs-Commendanten zur Probe des Feuermoͤrſers in wenig Stunden vorhero verfertiget/ und hernach in præſentz hoher Fuͤrſtlicher/ als anderer Standes Perſonen und andern Leuten/ jedes mit 2 Feuern gewurffen wurde. Ob ich nun wol vorhero mit gedachtem Feuerwercker/ daß von beyden kein Brand den allzugewaltſamen Stoß (indem ſolche warme Kuͤtte nicht genugſam in ſo kurzer Zeit ertrocket) vertꝛagen und ausſtehen koͤnnte/ discurriret/ uñ meine daruͤber K iij

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Zitationshilfe: Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 2. Nürnberg, 1683, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria02_1683/119>, abgerufen am 23.11.2024.