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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
ein ledernes Ritterkleid/ ein Pferd mit allem zubehör/ und 90 Kronen Zehrgeld/ mit ange-
hengeter Bitte/ da etwa ihr Oberster annoch im Leben seyn würde/ nach meinem Vermö-
gen ihm zur Freyheit zuverhelffen/ welches er mit gnugsamen Dank ersetzen solte. Wer hätte
unter diesem Schaffspelze des Wolffes sich vermuhten können? mir gefiel ihr Vorneh-
men sehr wol/ bedankete mich der Hülffe/ und verhieß ihr/ ihren Obersten unfehlbar auff
freyen Fuß zustellen/ wo er sonst noch lebete/ auch das geschenkte Pferd dergestalt einzu-
bringen/ daß sie meine Dank barkeit in der Taht empfinden solte. Dem Haußverwalter
dankete ich vor zimliche Gewogenheit/ die er mir zu Zeiten hätte sehen lassen/ und wann sie
bestendig gewesen und von Herzen gangen währe/ wolte ich ihm dieselbe höher vergelten/
als er sichs einbilden möchte; die anwesende Knechte aber redete ich in ihrer Frauen Ge-
genwart also an: Ihr Leibeigenen/ die ihr mir unschuldigen alten Manne/ ohn einige Ur-
sach dergestalt nach Leib und Leben gestanden/ daß mich nichts als der gütigen Götter Vor-
sorge vor eure teuflische Boßheit geschützet hat; ich wolte gar leicht es bey meinem Köni-
ge dahin bringen/ daß ihr alle mit einander durch grausame Pein soltet gestraffet werden/
aber weil ich viel zu ädel und hoch bin/ daß ich an leibeigenen Knechten solte Rache suchen/
wil ich alles der Vergessenheit befehlen/ und euch dem Himmel zur Straffe überlassen. Es
sahe mich der Schelmen keiner an/ sondern gingen davon/ als hätten sie meine Worte nit
verstanden. Es hatte aber die Frau einen Säuhirten/ einen grundfrommen Mann/ wel-
cher mir oft ein Stük Brod mitgeteilet/ auch mit alten Schuhen mich zu Zeiten versehen
hatte/ demselben gedachte ich seine Guttaht zuvergelten/ ging zu ihm in seinen Stal/ vereh-
rete ihm 10 Kronen/ und gab ihm den Anschlag/ er solte mit seinem Sohn des Nachtes
heimlich davon lauffen/ daß er die Böhmischen Grenzen erreichete/ und meiner an einem
gewissen Orte wahr nehmen/ dann wolte ich ihm sein Freundes Herz und die mir erzeigete
Guttaht dergestalt belohnen/ daß er Zeit seines Lebens alles vol auff/ als ein grosser Herr/
haben solte. Dieser ließ einen schweren Seuffzen auß/ sahe mich mit betrübeten Augen an/
und schauete umher/ ob auch jemand unser Gespräch anmerkete/ hieß mich hinterst in den
Stal folgen/ und nach wiederhohletem Seuffzen sagete er: Mein ljeber Bolesla (anders
weiß ich euch noch nicht zu ehren) ich erfreue mich eurer Freyheit von Herzen; aber wollet
ihr derselben geniessen/ so bleibet ja keine Nacht bey uns/ oder ihr werdet Böhmen nimmer-
mehr betreten/ dann der Tod gehet euch auff den Versen nach; alle unsere Knechte haben
von unser Frauen Befehl euch zuerwürgen/ und wisset ihr ohn das/ wie hässig euch alles
Gesinde ist/ darumb nehmet euer selbst wahr; es ist eine algemeine Verschwörung gesche-
hen/ vor Mitternacht euch zuerwürgen. In der gemeinen Schenke nahe beim Tohr halten
sich über 300 freygelassene Böhmen auff/ verfüget euch dahin/ so seyd ihr sicher/ und hoh-
let das Pferd in gnug starker Begleitung nach; ich wil eurem Begehren gehorchen/ und
mit meinem Sohn (der ein Knabe von 19 Jahren wahr) in diesen verwirreten Zeiten wol
davon kommen/ wie ich dann weiß/ daß viel tausend Leibeigene davon zulauffen sich nicht
sparen werden; eure Woltaht/ die ich nicht verdienet/ wil ich nit außschlagen/ und begeh-
re nichts weiters/ als nöhtigen Unterhalt neben der Freyheit. Er trat hierauff etliche Schrit-
te von mir/ hohlete mir aus einem Winkel ein Beutelchen mit 40 Kronen/ taht die ihm
von mir geschenketen darzu/ und sagete; da mein Herr/ nehmet dieses/ alle meine Baar-

schafft
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Achtes Buch.
ein ledernes Ritterkleid/ ein Pferd mit allem zubehoͤr/ und 90 Kronen Zehrgeld/ mit ange-
hengeter Bitte/ da etwa ihr Oberſter annoch im Leben ſeyn wuͤrde/ nach meinem Vermoͤ-
gẽ ihm zur Freyheit zuverhelffen/ welches er mit gnugſamẽ Dank erſetzen ſolte. Wer haͤtte
unter dieſem Schaffspelze des Wolffes ſich vermuhten koͤnnen? mir gefiel ihr Vorneh-
men ſehr wol/ bedankete mich der Huͤlffe/ und verhieß ihr/ ihren Oberſten unfehlbar auff
freyen Fuß zuſtellen/ wo er ſonſt noch lebete/ auch das geſchenkte Pferd dergeſtalt einzu-
bringen/ daß ſie meine Dank barkeit in der Taht empfinden ſolte. Dem Haußverwalter
dankete ich vor zimliche Gewogenheit/ die er mir zu Zeiten haͤtte ſehen laſſen/ und wann ſie
beſtendig geweſen und von Herzen gangen waͤhre/ wolte ich ihm dieſelbe hoͤher vergelten/
als er ſichs einbilden moͤchte; die anweſende Knechte aber redete ich in ihrer Frauen Ge-
genwart alſo an: Ihr Leibeigenen/ die ihr mir unſchuldigen alten Manne/ ohn einige Ur-
ſach dergeſtalt nach Leib und Leben geſtanden/ daß mich nichts als der guͤtigen Goͤtter Voꝛ-
ſorge vor eure teufliſche Boßheit geſchuͤtzet hat; ich wolte gar leicht es bey meinem Koͤni-
ge dahin bringen/ daß ihr alle mit einander durch grauſame Pein ſoltet geſtraffet werden/
aber weil ich viel zu aͤdel und hoch bin/ daß ich an leibeigenen Knechten ſolte Rache ſuchen/
wil ich alles der Vergeſſenheit befehlen/ und euch dem Himmel zur Straffe überlaſſen. Es
ſahe mich der Schelmen keiner an/ ſondern gingen davon/ als haͤtten ſie meine Worte nit
verſtanden. Es hatte aber die Frau einen Saͤuhirten/ einen grundfrommen Mann/ wel-
cher mir oft ein Stuͤk Brod mitgeteilet/ auch mit alten Schuhen mich zu Zeiten verſehen
hatte/ demſelben gedachte ich ſeine Guttaht zuvergelten/ ging zu ihm in ſeinen Stal/ vereh-
rete ihm 10 Kronen/ und gab ihm den Anſchlag/ er ſolte mit ſeinem Sohn des Nachtes
heimlich davon lauffen/ daß er die Boͤhmiſchen Grenzen erreichete/ und meiner an einem
gewiſſen Orte wahr nehmen/ dann wolte ich ihm ſein Freundes Herz und die mir erzeigete
Guttaht dergeſtalt belohnen/ daß er Zeit ſeines Lebens alles vol auff/ als ein groſſer Herr/
haben ſolte. Dieſer ließ einen ſchweren Seuffzen auß/ ſahe mich mit betruͤbeten Augen an/
und ſchauete umher/ ob auch jemand unſer Geſpraͤch anmerkete/ hieß mich hinterſt in den
Stal folgen/ und nach wiederhohletem Seuffzen ſagete er: Mein ljeber Boleſla (anders
weiß ich euch noch nicht zu ehren) ich erfreue mich eurer Freyheit von Herzen; aber wollet
ihr derſelben genieſſen/ ſo bleibet ja keine Nacht bey uns/ oder ihr werdet Boͤhmen nimmeꝛ-
mehr betreten/ dann der Tod gehet euch auff den Verſen nach; alle unſere Knechte haben
von unſer Frauen Befehl euch zuerwuͤrgen/ und wiſſet ihr ohn das/ wie haͤſſig euch alles
Geſinde iſt/ darumb nehmet euer ſelbſt wahr; es iſt eine algemeine Verſchwoͤrung geſche-
hen/ vor Mitternacht euch zuerwuͤrgen. In der gemeinen Schenke nahe beim Tohr halten
ſich uͤber 300 freygelaſſene Boͤhmen auff/ verfuͤget euch dahin/ ſo ſeyd ihr ſicher/ und hoh-
let das Pferd in gnug ſtarker Begleitung nach; ich wil eurem Begehren gehorchen/ und
mit meinem Sohn (der ein Knabe von 19 Jahren wahr) in dieſen verwirreten Zeiten wol
davon kommen/ wie ich dann weiß/ daß viel tauſend Leibeigene davon zulauffen ſich nicht
ſparen werden; eure Woltaht/ die ich nicht verdienet/ wil ich nit außſchlagen/ und begeh-
re nichts weiters/ als noͤhtigen Unterhalt nebẽ der Freyheit. Er trat hierauff etliche Schꝛit-
te von mir/ hohlete mir aus einem Winkel ein Beutelchen mit 40 Kronen/ taht die ihm
von mir geſchenketen darzu/ und ſagete; da mein Herr/ nehmet dieſes/ alle meine Baar-

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[937/0943] Achtes Buch. ein ledernes Ritterkleid/ ein Pferd mit allem zubehoͤr/ und 90 Kronen Zehrgeld/ mit ange- hengeter Bitte/ da etwa ihr Oberſter annoch im Leben ſeyn wuͤrde/ nach meinem Vermoͤ- gẽ ihm zur Freyheit zuverhelffen/ welches er mit gnugſamẽ Dank erſetzen ſolte. Wer haͤtte unter dieſem Schaffspelze des Wolffes ſich vermuhten koͤnnen? mir gefiel ihr Vorneh- men ſehr wol/ bedankete mich der Huͤlffe/ und verhieß ihr/ ihren Oberſten unfehlbar auff freyen Fuß zuſtellen/ wo er ſonſt noch lebete/ auch das geſchenkte Pferd dergeſtalt einzu- bringen/ daß ſie meine Dank barkeit in der Taht empfinden ſolte. Dem Haußverwalter dankete ich vor zimliche Gewogenheit/ die er mir zu Zeiten haͤtte ſehen laſſen/ und wann ſie beſtendig geweſen und von Herzen gangen waͤhre/ wolte ich ihm dieſelbe hoͤher vergelten/ als er ſichs einbilden moͤchte; die anweſende Knechte aber redete ich in ihrer Frauen Ge- genwart alſo an: Ihr Leibeigenen/ die ihr mir unſchuldigen alten Manne/ ohn einige Ur- ſach dergeſtalt nach Leib und Leben geſtanden/ daß mich nichts als der guͤtigen Goͤtter Voꝛ- ſorge vor eure teufliſche Boßheit geſchuͤtzet hat; ich wolte gar leicht es bey meinem Koͤni- ge dahin bringen/ daß ihr alle mit einander durch grauſame Pein ſoltet geſtraffet werden/ aber weil ich viel zu aͤdel und hoch bin/ daß ich an leibeigenen Knechten ſolte Rache ſuchen/ wil ich alles der Vergeſſenheit befehlen/ und euch dem Himmel zur Straffe überlaſſen. Es ſahe mich der Schelmen keiner an/ ſondern gingen davon/ als haͤtten ſie meine Worte nit verſtanden. Es hatte aber die Frau einen Saͤuhirten/ einen grundfrommen Mann/ wel- cher mir oft ein Stuͤk Brod mitgeteilet/ auch mit alten Schuhen mich zu Zeiten verſehen hatte/ demſelben gedachte ich ſeine Guttaht zuvergelten/ ging zu ihm in ſeinen Stal/ vereh- rete ihm 10 Kronen/ und gab ihm den Anſchlag/ er ſolte mit ſeinem Sohn des Nachtes heimlich davon lauffen/ daß er die Boͤhmiſchen Grenzen erreichete/ und meiner an einem gewiſſen Orte wahr nehmen/ dann wolte ich ihm ſein Freundes Herz und die mir erzeigete Guttaht dergeſtalt belohnen/ daß er Zeit ſeines Lebens alles vol auff/ als ein groſſer Herr/ haben ſolte. Dieſer ließ einen ſchweren Seuffzen auß/ ſahe mich mit betruͤbeten Augen an/ und ſchauete umher/ ob auch jemand unſer Geſpraͤch anmerkete/ hieß mich hinterſt in den Stal folgen/ und nach wiederhohletem Seuffzen ſagete er: Mein ljeber Boleſla (anders weiß ich euch noch nicht zu ehren) ich erfreue mich eurer Freyheit von Herzen; aber wollet ihr derſelben genieſſen/ ſo bleibet ja keine Nacht bey uns/ oder ihr werdet Boͤhmen nimmeꝛ- mehr betreten/ dann der Tod gehet euch auff den Verſen nach; alle unſere Knechte haben von unſer Frauen Befehl euch zuerwuͤrgen/ und wiſſet ihr ohn das/ wie haͤſſig euch alles Geſinde iſt/ darumb nehmet euer ſelbſt wahr; es iſt eine algemeine Verſchwoͤrung geſche- hen/ vor Mitternacht euch zuerwuͤrgen. In der gemeinen Schenke nahe beim Tohr halten ſich uͤber 300 freygelaſſene Boͤhmen auff/ verfuͤget euch dahin/ ſo ſeyd ihr ſicher/ und hoh- let das Pferd in gnug ſtarker Begleitung nach; ich wil eurem Begehren gehorchen/ und mit meinem Sohn (der ein Knabe von 19 Jahren wahr) in dieſen verwirreten Zeiten wol davon kommen/ wie ich dann weiß/ daß viel tauſend Leibeigene davon zulauffen ſich nicht ſparen werden; eure Woltaht/ die ich nicht verdienet/ wil ich nit außſchlagen/ und begeh- re nichts weiters/ als noͤhtigen Unterhalt nebẽ der Freyheit. Er trat hierauff etliche Schꝛit- te von mir/ hohlete mir aus einem Winkel ein Beutelchen mit 40 Kronen/ taht die ihm von mir geſchenketen darzu/ und ſagete; da mein Herr/ nehmet dieſes/ alle meine Baar- ſchafft c c c c c c

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 937. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/943>, abgerufen am 16.08.2024.