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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
Wink gab/ kante er ihn/ und wolte weiter nicht treffen. Baldrich aber hatte Mühe gnug/
den festen Neda im dritten ritte zu fellen/ welcher doch sein Speer ritterlich brach/ also taht
auch Klodius seyn äusserste/ daß Siegward ihn rühmen must/ ging aber auch von dem drit-
ten Stosse über und über. Als Fabius solchen Unfal sahe/ und daß Leches weiter nicht an-
hielt/ geriet er in zweifel/ ob nicht Herkules und Ladisla unter diesen Stechern währen/ durf-
te sich doch dessen gegen seine Mitgesellen nicht merken lassen/ aus Furcht/ er würde ihnen
verdrieß erzeigen/ weil er leicht zu urteilen hatte/ sie wolten unerkennet seyn; Olaf aber rei-
zete gewaltig zu/ es währe hohe Zeit/ ihnen das Speer zu bieten/ weil der Sieg löblich/ und
die Niederlage nicht schimpflich seyn könte/ angesehen der grossen Mannheit/ welche diese
Brüder hätten spüren lassen. Mnata hatte wenig belieben darzu/ und ob gleich Arbianes
sagete/ er hätte sich schon auff eine Wagnis geschikt/ auch Markomir sich vernehmen ließ/
er wolte nicht länger zu Pferde bleiben/ als dieser Brüder einer es ihm gönnen würde/ so
suchete doch Fabius Ursach/ es aufzuschieben/ einwendend/ er trüge belieben/ erst noch ein-
mahl seine Arme gegen andere zugebrauchen; aber es fiel ganz unverhoffet eine gewün-
schete Verhinderung dazwischen/ gleich als Bertram und Neda ihren Gesellen Leches zu
Rede stelleten/ warumb er das Stechen nicht fortgesetzet hätte/ welches ihm von mannichen
zur Zagheit dürfte gerechnet werden; er aber zur Antwort gab/ wann nach des Stechens
endigung er dessen nicht gnug gültige Ursachen würde einführen können/ welche sie selbst
billichen müsten/ alsdann wolte er Zeit seines lebens vor einen Verzageten gehalten seyn.
Bey dieser Unterredung/ sage ich/ kam ein ansehnlicher Ritter eilend herzu gerennet/ der
sich mit acht Rittern vergeselschaftet hatte/ schickete auch behende einen zierlichen Römi-
schen Knaben auff einem kleinen Zelter in die Schranken/ welcher in güldenem Gewande
gekleidet wahr/ und mit artiger Ausrede dieses in Lateinischer Sprache vortrug: Hoch-
weise ansehnliche Herren Richter dieses treflichen Speer brechens; mein gnädiger/ dieses
Orts unbekanter Herr/ nähst anerbietung seiner Dienste/ Grusses und Freundwilligkeit/
hoffet nicht allein eure gute Gewogenheit/ sondern vorab der gegenwärtigen Großmäch-
tigsten Königen und Königinnen/ dann auch der Durchleuchtigsten Fürsten und Fürstin-
nen/ und zugleich der hochansehnlichen sämtlichen Ritterschaft/ nach gebühr gnädigste und
günstige Vergebung/ seines fast unzeitigen und späten vornehmens/ und lässet durch mich
nachfragen/ ob ihm und seinen acht Gefärten gutes Adels vergönnet seyn könne/ in die
Schranken zu reiten/ mit der Bedingung/ daß vor endigung des Speerbrechens sie nicht
genöhtiget werden/ ihren Nahmen zu melden/ alsdann geloben sie/ den übrigen Satzungen
gemäß zu leben. Die Richter bedanketen sich des angetragenen Grusses/ und verwiesen dz
übrige an Königin Valisken/ welche nicht anders meinete/ als daß ihr Herkules vor den
Schranken hielte/ welches sie zwar ungerne sahe/ und ihm solches doch nicht wegern durf-
te; ließ demnach durch einen Knaben diese Antwort geben; Dem fremden Herrn und sei-
nen Gefärten solten auff ansuchen und erbieten/ die Schranken ungewegert seyn/ wiewol
man lieber gesehen hätte/ daß sie etwas zeitiger währen zugegen gewesen. Worauff der
Fremde sich bedachte/ ob er einzihen oder zurük bleiben solte; doch weil die seinen/ als welche
Ehre zuerwerben hoffeten/ ihn fleissig anmahneten/ ritte er in seiner Pracht hinein. Er hatte
einen ganz vergüldeten Harnisch an; sein Pferd wahr schneweiß/ mit einer kostbaren Dec-

ke von

Achtes Buch.
Wink gab/ kante er ihn/ und wolte weiter nicht treffen. Baldrich aber hatte Mühe gnug/
den feſten Neda im dritten ritte zu fellen/ welcher doch ſein Speer ritterlich brach/ alſo taht
auch Klodius ſeyn aͤuſſerſte/ daß Siegward ihn ruͤhmen muſt/ ging aber auch von dem drit-
ten Stoſſe uͤber und uͤber. Als Fabius ſolchen Unfal ſahe/ und daß Leches weiter nicht an-
hielt/ geriet er in zweifel/ ob nicht Herkules und Ladiſla unter dieſen Stechern waͤhren/ durf-
te ſich doch deſſen gegen ſeine Mitgeſellen nicht merken laſſen/ aus Furcht/ er wuͤrde ihnen
verdrieß erzeigen/ weil er leicht zu urteilen hatte/ ſie wolten unerkennet ſeyn; Olaf aber rei-
zete gewaltig zu/ es waͤhre hohe Zeit/ ihnen das Speer zu bieten/ weil der Sieg loͤblich/ und
die Niederlage nicht ſchimpflich ſeyn koͤnte/ angeſehen der groſſen Mannheit/ welche dieſe
Bruͤder haͤtten ſpüren laſſen. Mnata hatte wenig belieben darzu/ und ob gleich Arbianes
ſagete/ er haͤtte ſich ſchon auff eine Wagnis geſchikt/ auch Markomir ſich vernehmen ließ/
er wolte nicht laͤnger zu Pferde bleiben/ als dieſer Bruͤder einer es ihm goͤnnen wuͤrde/ ſo
ſuchete doch Fabius Urſach/ es aufzuſchieben/ einwendend/ er truͤge belieben/ erſt noch ein-
mahl ſeine Arme gegen andere zugebrauchen; aber es fiel ganz unverhoffet eine gewuͤn-
ſchete Verhinderung dazwiſchen/ gleich als Bertram und Neda ihren Geſellen Leches zu
Rede ſtelleten/ warumb er das Stechen nicht fortgeſetzet haͤtte/ welches ihm von mannichẽ
zur Zagheit duͤrfte gerechnet werden; er aber zur Antwort gab/ wann nach des Stechens
endigung er deſſen nicht gnug guͤltige Urſachen wuͤrde einfuͤhren koͤnnen/ welche ſie ſelbſt
billichen muͤſten/ alsdann wolte er Zeit ſeines lebens vor einen Verzageten gehalten ſeyn.
Bey dieſer Unterredung/ ſage ich/ kam ein anſehnlicher Ritter eilend herzu gerennet/ der
ſich mit acht Rittern vergeſelſchaftet hatte/ ſchickete auch behende einen zierlichen Roͤmi-
ſchen Knaben auff einem kleinen Zelter in die Schranken/ welcher in guͤldenem Gewande
gekleidet wahr/ und mit artiger Ausrede dieſes in Lateiniſcher Sprache vortrug: Hoch-
weiſe anſehnliche Herren Richter dieſes treflichen Speer brechens; mein gnaͤdiger/ dieſes
Orts unbekanter Herr/ naͤhſt anerbietung ſeiner Dienſte/ Gruſſes und Freundwilligkeit/
hoffet nicht allein eure gute Gewogenheit/ ſondern vorab der gegenwaͤrtigen Großmaͤch-
tigſten Koͤnigen und Koͤniginnen/ dann auch der Durchleuchtigſten Fuͤrſten und Fuͤrſtin-
nen/ und zugleich der hochanſehnlichen ſaͤmtlichen Ritterſchaft/ nach gebuͤhr gnaͤdigſte und
guͤnſtige Vergebung/ ſeines faſt unzeitigen und ſpaͤten vornehmens/ und laͤſſet durch mich
nachfragen/ ob ihm und ſeinen acht Gefaͤrten gutes Adels vergoͤnnet ſeyn koͤnne/ in die
Schranken zu reiten/ mit der Bedingung/ daß vor endigung des Speerbrechens ſie nicht
genoͤhtiget werden/ ihren Nahmen zu melden/ alsdann geloben ſie/ den uͤbrigen Satzungen
gemaͤß zu leben. Die Richter bedanketen ſich des angetragenen Gruſſes/ und verwieſen dz
uͤbrige an Koͤnigin Valiſken/ welche nicht anders meinete/ als daß ihr Herkules vor den
Schranken hielte/ welches ſie zwar ungerne ſahe/ und ihm ſolches doch nicht wegern durf-
te; ließ demnach durch einen Knaben dieſe Antwort geben; Dem fremden Herrn und ſei-
nen Gefaͤrten ſolten auff anſuchen und erbieten/ die Schranken ungewegert ſeyn/ wiewol
man lieber geſehen haͤtte/ daß ſie etwas zeitiger waͤhren zugegen geweſen. Worauff der
Fremde ſich bedachte/ ob er einzihen oder zurük bleiben ſolte; doch weil die ſeinen/ als welche
Ehre zuerwerben hoffeten/ ihn fleiſſig anmahneten/ ritte er in ſeiner Pracht hinein. Er hatte
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[918/0924] Achtes Buch. Wink gab/ kante er ihn/ und wolte weiter nicht treffen. Baldrich aber hatte Mühe gnug/ den feſten Neda im dritten ritte zu fellen/ welcher doch ſein Speer ritterlich brach/ alſo taht auch Klodius ſeyn aͤuſſerſte/ daß Siegward ihn ruͤhmen muſt/ ging aber auch von dem drit- ten Stoſſe uͤber und uͤber. Als Fabius ſolchen Unfal ſahe/ und daß Leches weiter nicht an- hielt/ geriet er in zweifel/ ob nicht Herkules und Ladiſla unter dieſen Stechern waͤhren/ durf- te ſich doch deſſen gegen ſeine Mitgeſellen nicht merken laſſen/ aus Furcht/ er wuͤrde ihnen verdrieß erzeigen/ weil er leicht zu urteilen hatte/ ſie wolten unerkennet ſeyn; Olaf aber rei- zete gewaltig zu/ es waͤhre hohe Zeit/ ihnen das Speer zu bieten/ weil der Sieg loͤblich/ und die Niederlage nicht ſchimpflich ſeyn koͤnte/ angeſehen der groſſen Mannheit/ welche dieſe Bruͤder haͤtten ſpüren laſſen. Mnata hatte wenig belieben darzu/ und ob gleich Arbianes ſagete/ er haͤtte ſich ſchon auff eine Wagnis geſchikt/ auch Markomir ſich vernehmen ließ/ er wolte nicht laͤnger zu Pferde bleiben/ als dieſer Bruͤder einer es ihm goͤnnen wuͤrde/ ſo ſuchete doch Fabius Urſach/ es aufzuſchieben/ einwendend/ er truͤge belieben/ erſt noch ein- mahl ſeine Arme gegen andere zugebrauchen; aber es fiel ganz unverhoffet eine gewuͤn- ſchete Verhinderung dazwiſchen/ gleich als Bertram und Neda ihren Geſellen Leches zu Rede ſtelleten/ warumb er das Stechen nicht fortgeſetzet haͤtte/ welches ihm von mannichẽ zur Zagheit duͤrfte gerechnet werden; er aber zur Antwort gab/ wann nach des Stechens endigung er deſſen nicht gnug guͤltige Urſachen wuͤrde einfuͤhren koͤnnen/ welche ſie ſelbſt billichen muͤſten/ alsdann wolte er Zeit ſeines lebens vor einen Verzageten gehalten ſeyn. Bey dieſer Unterredung/ ſage ich/ kam ein anſehnlicher Ritter eilend herzu gerennet/ der ſich mit acht Rittern vergeſelſchaftet hatte/ ſchickete auch behende einen zierlichen Roͤmi- ſchen Knaben auff einem kleinen Zelter in die Schranken/ welcher in guͤldenem Gewande gekleidet wahr/ und mit artiger Ausrede dieſes in Lateiniſcher Sprache vortrug: Hoch- weiſe anſehnliche Herren Richter dieſes treflichen Speer brechens; mein gnaͤdiger/ dieſes Orts unbekanter Herr/ naͤhſt anerbietung ſeiner Dienſte/ Gruſſes und Freundwilligkeit/ hoffet nicht allein eure gute Gewogenheit/ ſondern vorab der gegenwaͤrtigen Großmaͤch- tigſten Koͤnigen und Koͤniginnen/ dann auch der Durchleuchtigſten Fuͤrſten und Fuͤrſtin- nen/ und zugleich der hochanſehnlichen ſaͤmtlichen Ritterſchaft/ nach gebuͤhr gnaͤdigſte und guͤnſtige Vergebung/ ſeines faſt unzeitigen und ſpaͤten vornehmens/ und laͤſſet durch mich nachfragen/ ob ihm und ſeinen acht Gefaͤrten gutes Adels vergoͤnnet ſeyn koͤnne/ in die Schranken zu reiten/ mit der Bedingung/ daß vor endigung des Speerbrechens ſie nicht genoͤhtiget werden/ ihren Nahmen zu melden/ alsdann geloben ſie/ den uͤbrigen Satzungen gemaͤß zu leben. Die Richter bedanketen ſich des angetragenen Gruſſes/ und verwieſen dz uͤbrige an Koͤnigin Valiſken/ welche nicht anders meinete/ als daß ihr Herkules vor den Schranken hielte/ welches ſie zwar ungerne ſahe/ und ihm ſolches doch nicht wegern durf- te; ließ demnach durch einen Knaben dieſe Antwort geben; Dem fremden Herrn und ſei- nen Gefaͤrten ſolten auff anſuchen und erbieten/ die Schranken ungewegert ſeyn/ wiewol man lieber geſehen haͤtte/ daß ſie etwas zeitiger waͤhren zugegen geweſen. Worauff der Fremde ſich bedachte/ ob er einzihen oder zurük bleiben ſolte; doch weil die ſeinen/ als welche Ehre zuerwerben hoffeten/ ihn fleiſſig anmahneten/ ritte er in ſeiner Pracht hinein. Er hatte einen ganz verguͤldeten Harniſch an; ſein Pferd wahr ſchneweiß/ mit einer koſtbaren Dec- ke von

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 918. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/924>, abgerufen am 23.11.2024.