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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
Kern meiner Untertahnen eingebüsset/ sondern auch diese Ketten annehmen/ und als ein
Ubeltähter mich vor Gericht schleppen lassen müssen; da ich dann gestehe/ daß meine Ob-
siger leicht Ursach finden können/ mit mir also zuverfahren/ wie mir anjetzo gedräuet ist.
Ich erinnere mich überdas auch meiner unbesonnenheit/ daß in auffrichtung des verfluch-
ten Galgen ich eingewilliget/ welches vielleicht (doch zweifele ich dran) ich durch starkes
und äusserstes wiedersprechen hätte hindern können; daß es aber aus meinem Angeben/ o-
der Geheiß und wolgefallen solte geschehen seyn/ oder ich jemahls des willens gewesen/ Kö-
nig- und Fürstliche Häupter hinan zu heben/ oder heben zu lassen/ wird mir kein Mensch
überbringen; aber wol/ dz ich anfangs dawieder geredet/ und den ausgesprochenen Schimpf
nie gebillichet/ vielweniger aus meinem Munde gehen lassen. Hat mein gewesener Mar-
schalk sonst gestriges Tages/ welches mir allerdinge unwissend ist/ sich einiger unbilligkeit
wieder eure Königl. Hocheiten unternommen/ solches ist mir bey Königlicher Träue herz-
lich zu wieder/ und machet mich fürchten/ es sey solches mehr zu meinem selbst eigenen/ als
zu anderer Leute verderben und untergang angesehen gewesen/ gestaltsam ihm ja meine Ge-
fängnis nicht hat können unbewust seyn/ deren mich zuentheben// man ja alle güte/ und kei-
ne grausamkeit hätte anwenden und gebrauchen müssen/ da man sonst meine Wolfart und
Erledigung suchen wollen; ist mir demnach von herzen lieb/ daß etliche der meinen solchem
teuflischen Vornehmen wiederstanden/ und so wol von eurem tapferen Königlichen Blu-
te/ als von mir selbst das Verderben abgekehret haben. Ja ihr redliche und ehrliebende Kö-
nige/ ich ruffe den wahrhaften Himmel zu zeugen/ und alle Götter/ die mich in dieses Un-
glük gestürzet haben/ daß wann die Wahl bey mir gestanden/ wolte ich lieber durch eure
ritterliche Faust in der Schlacht nidergehauen seyn/ als durch eure schändliche Erhenkung
mein Leben gerettet haben. In betrachtung dessen gelebe ich der tröstlichen Hofnung und
zuversicht/ König Ladisla werde seine gesprochene Urtel gnädig mässigen/ und an mir un-
glükseligen/ der ich gestern umb diese Zeit noch ein mächtiger König wahr/ seinen recht-
schaffenen Heldenmuht sehen lassen/ daß er an keinem andern Fürstlichen Blute gefallen
träget/ als welches er ritterlich mit dem Schwerte vergeusset/ auff welche weise ich ihm
das meine tausendmahl lieber hätte gönnen und geben wollen/ als daß ich diese Ketten tra-
gen/ und vor Gerichte stehen mus. Kan mir nun solche Königliche barmherzigkeit wieder
fahren/ daß nach fristung meines lebens/ durch gutwillige abtretung alles meines gehabten
Rechtes/ von seiner Hocheit ich etwas Land und Leute behalte/ und dz übrige nebest allen mei-
nen Baarschaften/ die fast unzählig sind/ gerne verlasse und auf ewig verzeihe/ werde ich solche
Königl. Gnade zu rühmen und zuerkennen haben. Ihr aber/ hochberühmter König Herkules/
von dessen Tugend und erbarmung die erbare Welt preises vol ist/ wollet von mir ganz de-
mühtig gebehten seyn/ an mir eurem gefangenen armen Mnata (welchen dz Glük im Augen-
blik von der höchsten Staffel in die tiefste Pfütze alles kummers gestürzet) eure so hoch gerüh-
mete Gnade erscheinen zulassen/ und durch eures allerliebsten Freundes/ Königes Ladisla (des-
sen Willen ihr beherschet) harten Zorns und Eifers milterung/ es zuschaffen/ dz Mnata nicht
der erste Pannonische König sey/ welcher sein Leben in Böhmen an einem Diebes-Galgen en-
digen solte. Mit welchem Worte ihm die Rede stehen blieb/ fing vor grosser Angst anzuseuff-
zen und klugzen/ und indem er einen demühtigen Fußfal taht/ sagte er; verflucht sey mein Hoch-

muht

Achtes Buch.
Kern meiner Untertahnen eingebuͤſſet/ ſondern auch dieſe Ketten annehmen/ und als ein
Ubeltaͤhter mich vor Gericht ſchleppen laſſen muͤſſen; da ich dann geſtehe/ daß meine Ob-
ſiger leicht Urſach finden koͤnnen/ mit mir alſo zuverfahren/ wie mir anjetzo gedraͤuet iſt.
Ich erinnere mich uͤberdas auch meiner unbeſoñenheit/ daß in auffrichtung des verfluch-
ten Galgen ich eingewilliget/ welches vielleicht (doch zweifele ich dran) ich durch ſtarkes
und aͤuſſerſtes wiederſprechen haͤtte hindern koͤnnen; daß es aber aus meinem Angeben/ o-
der Geheiß und wolgefallen ſolte geſchehen ſeyn/ oder ich jemahls des willens geweſen/ Koͤ-
nig- und Fuͤrſtliche Haͤupter hinan zu heben/ oder heben zu laſſen/ wird mir kein Menſch
uͤberbringen; aber wol/ dz ich anfangs dawieder geredet/ uñ den ausgeſprochenẽ Schimpf
nie gebillichet/ vielweniger aus meinem Munde gehen laſſen. Hat mein geweſener Mar-
ſchalk ſonſt geſtriges Tages/ welches mir allerdinge unwiſſend iſt/ ſich einiger unbilligkeit
wieder eure Koͤnigl. Hocheiten unternommen/ ſolches iſt mir bey Koͤniglicher Traͤue herz-
lich zu wieder/ und machet mich fuͤrchten/ es ſey ſolches mehr zu meinem ſelbſt eigenen/ als
zu anderer Leute verderben und untergang angeſehen geweſen/ geſtaltſam ihm ja meine Ge-
faͤngnis nicht hat koͤnnen unbewuſt ſeyn/ deren mich zuentheben// man ja alle guͤte/ und kei-
ne grauſamkeit haͤtte anwenden und gebrauchen muͤſſen/ da man ſonſt meine Wolfart und
Erledigung ſuchen wollen; iſt mir demnach von herzen lieb/ daß etliche der meinen ſolchem
teufliſchen Vornehmen wiederſtanden/ und ſo wol von eurem tapferen Koͤniglichen Blu-
te/ als von mir ſelbſt das Verderben abgekehret haben. Ja ihr redliche und ehrliebende Koͤ-
nige/ ich ruffe den wahrhaften Himmel zu zeugen/ und alle Goͤtter/ die mich in dieſes Un-
glük geſtuͤrzet haben/ daß wann die Wahl bey mir geſtanden/ wolte ich lieber durch eure
ritterliche Fauſt in der Schlacht nidergehauen ſeyn/ als durch eure ſchaͤndliche Erhenkung
mein Leben gerettet haben. In betrachtung deſſen gelebe ich der troͤſtlichen Hofnung und
zuverſicht/ Koͤnig Ladiſla werde ſeine geſprochene Urtel gnaͤdig maͤſſigen/ und an mir un-
gluͤkſeligen/ der ich geſtern umb dieſe Zeit noch ein maͤchtiger Koͤnig wahr/ ſeinen recht-
ſchaffenen Heldenmuht ſehen laſſen/ daß er an keinem andern Fuͤrſtlichen Blute gefallen
traͤget/ als welches er ritterlich mit dem Schwerte vergeuſſet/ auff welche weiſe ich ihm
das meine tauſendmahl lieber haͤtte goͤnnen und geben wollen/ als daß ich dieſe Ketten tra-
gen/ und vor Gerichte ſtehen mus. Kan mir nun ſolche Koͤnigliche barmherzigkeit wieder
fahren/ daß nach friſtung meines lebens/ durch gutwillige abtretung alles meines gehabten
Rechtes/ von ſeiner Hocheit ich etwas Land uñ Leute behalte/ und dz uͤbrige nebeſt allen mei-
nẽ Baarſchaften/ die faſt unzaͤhlig ſind/ gerne verlaſſe uñ auf ewig verzeihe/ werde ich ſolche
Koͤnigl. Gnade zu ruͤhmen uñ zuerkeñen habẽ. Ihr aber/ hochberuͤhmter Koͤnig Herkules/
von deſſen Tugend uñ erbarmung die erbare Welt preiſes vol iſt/ wollet von mir ganz de-
muͤhtig gebehten ſeyn/ an mir eurem gefangenen armen Mnata (welchẽ dz Gluͤk im Augen-
blik von der hoͤchſten Staffel in die tiefſte Pfütze alles kum̃ers geſtuͤrzet) eure ſo hoch geruͤh-
mete Gnade erſcheinẽ zulaſſen/ uñ durch eures allerliebſten Freundes/ Koͤniges Ladiſla (deſ-
ſen Willẽ ihr beherſchet) harten Zorns uñ Eifers milterung/ es zuſchaffen/ dz Mnata nicht
deꝛ erſte Pañoniſche Koͤnig ſey/ welcheꝛ ſein Leben in Boͤhmen an einem Diebes-Galgen en-
digen ſolte. Mit welchem Woꝛte ihm die Rede ſtehen blieb/ fing voꝛ groſſer Angſt anzuſeuff-
zen uñ klugzen/ uñ indem er einen demuͤhtigẽ Fußfal taht/ ſagte er; verflucht ſey mein Hoch-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 814. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/820>, abgerufen am 23.11.2024.