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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
Schlaff noch ruhe haben können/ ohn gegen Morgen kam ihm vor/ als hätte Artaxerxes
der Perse einen dreypfündigen Stein auff sein Schloßdach zu Charas geworffen/ wovon
es gar zerschmettert worden. Er erschrak dessen nicht wenig/ zeigete es anfangs Bagopha-
nes/ und auf dessen Raht Vologeses an/ welche beyderseits sich munter bezeigeten/ als wäh-
re solches nicht zu achten; wiewol sie viel ein anders im Herzen befürchteten/ und dieser dem
Könige riet/ es würde seiner Königl. Hocheit nicht ungleich können außgedeutet werden/
wann dieselbe die beyden abtrünnigen Fürsten vor der Schlacht durch ein gnädiges Schrei-
ben ihres schuldigen Gehorsams erinnerte/ und auff dessen bezeigung ihnen Gnade und ih-
res verbrechens vergebung anböhte. Die Furcht machete/ daß er sich hierzu leicht bereden
ließ/ setzete es mit eigener Hand auff/ zeigete aber niemand den Inhalt/ sondern versiegelte
es/ und schikte es durch einen Heerhold über; welcher gleich im anfange des Auffbruchs
sich bey Artaxerxes melden ließ/ und ihm den Brieff dieses Inhalts einlieferte:

Der grosse König Artabanus wil nicht unterlassen/ sein liebreiches Vaterherz/ auch den Ab-
trünnigen Söhnen Artaxerxes und Phraortes/ und allen denen/ die ihnen mit verbunden sind/ darzu-
legen; erbeut sich allergnädigst/ das Verbrechen zu übersehen/ die Straffe abzustellen/ und sie nach
wie vor als geträut Fürsten und Reichs Seulen zu halten/ dafern sie nur ihre Missetaht erkennen/
umb Gnade anhalten/ auffs neue sich dem Reich und ihrem Könige verbinden/ und ihm die beyden
Fremdlinge aus Teutschland und Böhmen/ nebest dem entführten Fräulein alsbald lebendig über-
geben und einlieffern. Solten sie aber wieder vermuhten sich dessen wegern/ und diese väterliche Gna-
de verachten/ wil er an dem erschreklichen Blutbade/ und der gänzlichen verhehrung der Persen- und
Meden länder allerdinge entschuldiget seyn/ und an den Uhrhebern es hernähst ernstlich zu straffen
wissen.

Artaxerxes trug bedenken/ es einigem Menschen sehen zu lassen/ dessen er sich gegen
unsere Helden also entschuldigte: Hochwerte Herren Brüder; sie wollen mir vergeben/
daß vor gehaltener Schlacht ich ihnen diesen Narren-Brieff nicht zeige/ weil er absonder-
lich mich betrift/ und ich ihn mit wenigen beantworten wil; setzete auch alsbald folgendes auf:
Artaxerxes und Phraortes/ auch andere löbliche Fürsten dieser Morgenländer/ haben Artabanus den
Parther nie zum Vater/ aber wol zum Wüterich und Henker gehabt/ dessen übermuhtigen frevels
sie lebendig oder Tod abseyn wollen/ und daher seiner Gnade durchaus nicht begehren/ erkennen sich
auch vor keine Verbrecher/ sondern beschützer ihrer Freyheit/ insonderheit vor geträue Freunde Kö-
niges Ladisla und Groß Fürst Herkules/ die ihnen ja so lieb sind als ihr eigen Leben; und wer die
Durchl Groß Fürstin Valiska ihnen entzihen wil/ muß zuvor aller unser Mannschafft die Hälse ge-
brochen haben. Der übrigen dräuungen wil man gewärtig seyn/ aber mit diesem bedinge/ daß man
umb die Meisterschaft spielen wird.

Diese Antwort reichete er in unserer Helden und anderer Fürsten und Herren Ge-
genwart dem Heerhold mit diesen Worten ein: Sihe da/ mein Kerl/ einmahl Antwort
vor allemahl; und wer mir dergleichen anmuhtung nach diesem/ schrift- oder mündlich
bringen wird/ sol an stat Trinkgeldes den Galgen bescheissen. Die Anwesende merketen
aus seiner verenderung/ daß es ein wichtiges betraf; aber niemand/ ohn allein Herkules
kunte es aus finnen/ wiewol er sichs gar nicht annam. Sie ordenten ihre Völker alsbald
zur Schlacht/ so daß Artaxerxes/ Phraortes/ Fabius und Artobarzanes das Fuß Volk und
die Elefanten führeten; Herkules aber mit Pharnabazus/ Arbianes/ Leches/ Klodius und
Markus den rechten Flügel der Reuterey/ welcher also abgeteilet wahr. Pharnabazus

ging

Fuͤnftes Buch.
Schlaff noch ruhe haben koͤnnen/ ohn gegen Morgen kam ihm vor/ als haͤtte Artaxerxes
der Perſe einen dreypfuͤndigen Stein auff ſein Schloßdach zu Charas geworffen/ wovon
es gar zerſchmettert worden. Er erſchrak deſſen nicht wenig/ zeigete es anfangs Bagopha-
nes/ und auf deſſen Raht Vologeſes an/ welche beyderſeits ſich munter bezeigeten/ als waͤh-
re ſolches nicht zu achten; wiewol ſie viel ein anders im Herzen befürchteten/ uñ dieſer dem
Koͤnige riet/ es wuͤrde ſeiner Koͤnigl. Hocheit nicht ungleich koͤnnen außgedeutet werden/
wañ dieſelbe die beyden abtruͤnnigẽ Fürſten vor der Schlacht durch ein gnaͤdiges Schrei-
ben ihres ſchuldigen Gehorſams erinnerte/ und auff deſſen bezeigung ihnen Gnade und ih-
res verbrechens vergebung anboͤhte. Die Furcht machete/ daß er ſich hierzu leicht bereden
ließ/ ſetzete es mit eigener Hand auff/ zeigete aber niemand den Inhalt/ ſondern verſiegelte
es/ und ſchikte es durch einen Heerhold uͤber; welcher gleich im anfange des Auffbruchs
ſich bey Artaxerxes melden ließ/ und ihm den Brieff dieſes Inhalts einlieferte:

Der groſſe Koͤnig Artabanus wil nicht unterlaſſen/ ſein liebreiches Vaterherz/ auch den Ab-
truͤnnigen Soͤhnen Artaxerxes und Phraortes/ und allen denen/ die ihnen mit verbunden ſind/ darzu-
legen; erbeut ſich allergnaͤdigſt/ das Verbrechen zu uͤberſehen/ die Straffe abzuſtellen/ und ſie nach
wie vor als getraͤut Fuͤrſten und Reichs Seulen zu halten/ dafern ſie nur ihre Miſſetaht erkennen/
umb Gnade anhalten/ auffs neue ſich dem Reich und ihrem Koͤnige verbinden/ und ihm die beyden
Fremdlinge aus Teutſchland und Boͤhmen/ nebeſt dem entfuͤhrten Fraͤulein alsbald lebendig uͤber-
geben und einlieffern. Solten ſie aber wieder vermuhten ſich deſſen wegern/ und dieſe vaͤterliche Gna-
de verachten/ wil er an dem erſchreklichen Blutbade/ und der gaͤnzlichen verhehrung der Perſen- und
Meden laͤnder allerdinge entſchuldiget ſeyn/ und an den Uhrhebern es hernaͤhſt ernſtlich zu ſtraffen
wiſſen.

Artaxerxes trug bedenken/ es einigem Menſchen ſehen zu laſſen/ deſſen er ſich gegen
unſere Helden alſo entſchuldigte: Hochwerte Herren Brüder; ſie wollen mir vergeben/
daß vor gehaltener Schlacht ich ihnen dieſen Narren-Brieff nicht zeige/ weil er abſonder-
lich mich betrift/ uñ ich ihn mit wenigen beantwortẽ wil; ſetzete auch alsbald folgendes auf:
Artaxerxes und Phraortes/ auch andere loͤbliche Fuͤrſten dieſer Morgenlaͤnder/ haben Artabanus den
Parther nie zum Vater/ aber wol zum Wuͤterich und Henker gehabt/ deſſen uͤbermuhtigen frevels
ſie lebendig oder Tod abſeyn wollen/ und daher ſeiner Gnade durchaus nicht begehren/ erkennen ſich
auch vor keine Verbrecher/ ſondern beſchuͤtzer ihrer Freyheit/ inſonderheit vor getraͤue Freunde Koͤ-
niges Ladiſla und Groß Fuͤrſt Herkules/ die ihnen ja ſo lieb ſind als ihr eigen Leben; und wer die
Durchl Groß Fuͤrſtin Valiſka ihnen entzihen wil/ muß zuvor aller unſer Mannſchafft die Haͤlſe ge-
brochen haben. Der uͤbrigen draͤuungen wil man gewaͤrtig ſeyn/ aber mit dieſem bedinge/ daß man
umb die Meiſterſchaft ſpielen wird.

Dieſe Antwort reichete er in unſerer Helden und anderer Fürſten und Herren Ge-
genwart dem Heerhold mit dieſen Worten ein: Sihe da/ mein Kerl/ einmahl Antwort
vor allemahl; und wer mir dergleichen anmuhtung nach dieſem/ ſchrift- oder muͤndlich
bringen wird/ ſol an ſtat Trinkgeldes den Galgen beſcheiſſen. Die Anweſende merketen
aus ſeiner verenderung/ daß es ein wichtiges betraf; aber niemand/ ohn allein Herkules
kunte es aus finnen/ wiewol er ſichs gar nicht annam. Sie ordenten ihre Voͤlker alsbald
zur Schlacht/ ſo daß Artaxerxes/ Phraortes/ Fabius und Artobarzanes das Fuß Volk uñ
die Elefanten fuͤhreten; Herkules aber mit Pharnabazus/ Arbianes/ Leches/ Klodius und
Markus den rechten Fluͤgel der Reuterey/ welcher alſo abgeteilet wahr. Pharnabazus

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[74/0080] Fuͤnftes Buch. Schlaff noch ruhe haben koͤnnen/ ohn gegen Morgen kam ihm vor/ als haͤtte Artaxerxes der Perſe einen dreypfuͤndigen Stein auff ſein Schloßdach zu Charas geworffen/ wovon es gar zerſchmettert worden. Er erſchrak deſſen nicht wenig/ zeigete es anfangs Bagopha- nes/ und auf deſſen Raht Vologeſes an/ welche beyderſeits ſich munter bezeigeten/ als waͤh- re ſolches nicht zu achten; wiewol ſie viel ein anders im Herzen befürchteten/ uñ dieſer dem Koͤnige riet/ es wuͤrde ſeiner Koͤnigl. Hocheit nicht ungleich koͤnnen außgedeutet werden/ wañ dieſelbe die beyden abtruͤnnigẽ Fürſten vor der Schlacht durch ein gnaͤdiges Schrei- ben ihres ſchuldigen Gehorſams erinnerte/ und auff deſſen bezeigung ihnen Gnade und ih- res verbrechens vergebung anboͤhte. Die Furcht machete/ daß er ſich hierzu leicht bereden ließ/ ſetzete es mit eigener Hand auff/ zeigete aber niemand den Inhalt/ ſondern verſiegelte es/ und ſchikte es durch einen Heerhold uͤber; welcher gleich im anfange des Auffbruchs ſich bey Artaxerxes melden ließ/ und ihm den Brieff dieſes Inhalts einlieferte: Der groſſe Koͤnig Artabanus wil nicht unterlaſſen/ ſein liebreiches Vaterherz/ auch den Ab- truͤnnigen Soͤhnen Artaxerxes und Phraortes/ und allen denen/ die ihnen mit verbunden ſind/ darzu- legen; erbeut ſich allergnaͤdigſt/ das Verbrechen zu uͤberſehen/ die Straffe abzuſtellen/ und ſie nach wie vor als getraͤut Fuͤrſten und Reichs Seulen zu halten/ dafern ſie nur ihre Miſſetaht erkennen/ umb Gnade anhalten/ auffs neue ſich dem Reich und ihrem Koͤnige verbinden/ und ihm die beyden Fremdlinge aus Teutſchland und Boͤhmen/ nebeſt dem entfuͤhrten Fraͤulein alsbald lebendig uͤber- geben und einlieffern. Solten ſie aber wieder vermuhten ſich deſſen wegern/ und dieſe vaͤterliche Gna- de verachten/ wil er an dem erſchreklichen Blutbade/ und der gaͤnzlichen verhehrung der Perſen- und Meden laͤnder allerdinge entſchuldiget ſeyn/ und an den Uhrhebern es hernaͤhſt ernſtlich zu ſtraffen wiſſen. Artaxerxes trug bedenken/ es einigem Menſchen ſehen zu laſſen/ deſſen er ſich gegen unſere Helden alſo entſchuldigte: Hochwerte Herren Brüder; ſie wollen mir vergeben/ daß vor gehaltener Schlacht ich ihnen dieſen Narren-Brieff nicht zeige/ weil er abſonder- lich mich betrift/ uñ ich ihn mit wenigen beantwortẽ wil; ſetzete auch alsbald folgendes auf: Artaxerxes und Phraortes/ auch andere loͤbliche Fuͤrſten dieſer Morgenlaͤnder/ haben Artabanus den Parther nie zum Vater/ aber wol zum Wuͤterich und Henker gehabt/ deſſen uͤbermuhtigen frevels ſie lebendig oder Tod abſeyn wollen/ und daher ſeiner Gnade durchaus nicht begehren/ erkennen ſich auch vor keine Verbrecher/ ſondern beſchuͤtzer ihrer Freyheit/ inſonderheit vor getraͤue Freunde Koͤ- niges Ladiſla und Groß Fuͤrſt Herkules/ die ihnen ja ſo lieb ſind als ihr eigen Leben; und wer die Durchl Groß Fuͤrſtin Valiſka ihnen entzihen wil/ muß zuvor aller unſer Mannſchafft die Haͤlſe ge- brochen haben. Der uͤbrigen draͤuungen wil man gewaͤrtig ſeyn/ aber mit dieſem bedinge/ daß man umb die Meiſterſchaft ſpielen wird. Dieſe Antwort reichete er in unſerer Helden und anderer Fürſten und Herren Ge- genwart dem Heerhold mit dieſen Worten ein: Sihe da/ mein Kerl/ einmahl Antwort vor allemahl; und wer mir dergleichen anmuhtung nach dieſem/ ſchrift- oder muͤndlich bringen wird/ ſol an ſtat Trinkgeldes den Galgen beſcheiſſen. Die Anweſende merketen aus ſeiner verenderung/ daß es ein wichtiges betraf; aber niemand/ ohn allein Herkules kunte es aus finnen/ wiewol er ſichs gar nicht annam. Sie ordenten ihre Voͤlker alsbald zur Schlacht/ ſo daß Artaxerxes/ Phraortes/ Fabius und Artobarzanes das Fuß Volk uñ die Elefanten fuͤhreten; Herkules aber mit Pharnabazus/ Arbianes/ Leches/ Klodius und Markus den rechten Fluͤgel der Reuterey/ welcher alſo abgeteilet wahr. Pharnabazus ging

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/80>, abgerufen am 24.11.2024.