Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Siebendes Buch. ergreiffen/ und die Bosheit ablegen kan; dann Gott hat uns Gnade erzeiget/ und mit unsden Bogen nicht auff das genaueste gespannet; daher müssen wir uns unsers täglichen Gebehts erinnern/ da wir von Gott bitten; du unser himlischer Vater/ vergib uns unsere Schuld/ als wir vergeben unsern Schuldigern. Dann es versichere sich nur mein Seelichen/ daß wir uns ehmahls auch an Gott hart vergriffen haben/ und wol schwerer als wir wis- sen oder meinen; und währe es sonst nicht geschehen/ so ists freilich unsere ehmahlige heid- nische Abgötterey/ die von Gott in senem Worte/ wie ich von König Herkules oft gehöret/ eine geistliche Unzucht/ Hurerey und Ehebruch genennet wird. Der Bube sey euch/ mein Schaz/ übergeben/ antwortete sie/ ungeachtet ich ihm den Tod fast geschworen habe; jedoch übergebe ich ihn mit dem bedinge/ daß nach erteileter Begnadigung er nicht mehr vor mei- ne Augen komme; dann er hat aus muhtwilligem Vorsatze einer solchen Bosheit sich un- terstanden/ die nach aller Völker Recht/ am Leben gestraffet wird. Arbianes saß und betrach- tete die grosse Träue des frommen Wolfganges/ daher er eine solche Gewogenheit zu ihm fassete/ daß er ihn zu sich an die Gutsche rieff/ und also anredete: Mein geträuer auffrichti- ger Wolfgang; nimmermehr hätte ich in dir oder deines gleichen ein so ädles Herz gesu- chet/ welches ich bey dir angetroffen/ und ich fürstlich zuvergelten entschlossen bin; befleissi- ge dich nur/ das wenige übrige/ welches dir von deinem vorigen knechtischen Stande noch anhangen mag/ vollends abzulegen/ dann ich wil dich zu einem solchen Manne machen/ auf welchen Länder und Städte sehen sollen. Ach Durchleuchtigster Groß Fürst/ antwortete er/ ich bitte lauter umb Gottes willen/ ihre Durchl. wolle mich unwerten einfältigen Men- schen nicht über meine wirdigkeit erheben/ welches ohn zweifel euer Durchl. selbst würde nachteilig seyn; es ist ja schon zu viel/ daß euer Gn. und meiner Gn. Fräulein Diener ich sol genennet werden/ der ich zur Bauren Arbeit erschaffen bin. Du hörest/ fuhr Arbianes fort/ was ich dir sage/ daß du alle niedrigkeit/ welche dir in deinem künftigen Stande nicht geziemen wil/ ablegen/ und ein Herren-standes Gemüht annehmen solt; dann wo ich lebe/ sol tu in meinem Großfürstentuhm der näheste umb mich seyn/ als mein Stathalter/ weil du mir eine herliche Bewehrung abgeleget hast/ daß auff deine Träue ich mich verlassen darff. Nur dieses fasse zum steten Gedächtnis in dein Herz/ daß wann du nun zu solchen Ehren wirst erhaben seyn/ du dich allemahl deines ehmahligen geringen Standes erinnerst/ und der Träue/ welche du deinem Fräulein und zu gleich mir/ diese Wochen über erwiesen hast/ alsdann wirstu ein gewünschter Mann seyn und bleiben. So entschuldige dich nun nicht mehr/ das ist mein ernstlicher Wille/ mit deiner Unwirdigkeit; du bist annoch jung und gelernig/ und was du nicht weist/ wil ich dir schon anleitung geben/ und dir Leute zuordnen/ von denen du es lernen kanst. Wolfgang befahl sich seines Groß Fürsten Gnade/ und wahr der angebohtenen Ehre trauriger/ als daß er sich derselben hätte erfreuen sollen/ gelebete auch der Hofnung/ das Fräulein zuerbitten/ daß sie den Fürsten auf andere meinung brin- gen möchte. Unsere beyde verliebeten erzähleten sonst einander in der kürze/ was sider ihrer un- glüklichen trennung ihnen begegnet wahr/ worüber dz Fräulein zu unterschiedlichen mahlen ihre Trähnen vergoß/ als sie vernam/ wie manniche Lebensgefahr den Fürsten in so kurzer Zeit zugestossen wahr. Sonsten sahe Arbianes Zeit solcher erzählung sein Frl. steif an/ dz ihre Haar den rechten Glanz noch nit hatten/ auch dz Angesicht bey weitem nicht der vorigen Zartheit wahr: s s s s
Siebendes Buch. ergreiffen/ und die Bosheit ablegen kan; dann Gott hat uns Gnade erzeiget/ und mit unsden Bogen nicht auff das genaueſte geſpannet; daher muͤſſen wir uns unſers taͤglichen Gebehts erinnern/ da wir von Gott bitten; du unſer himliſcher Vater/ vergib uns unſere Schuld/ als wir vergeben unſern Schuldigern. Dann es verſichere ſich nur mein Seelichen/ daß wir uns ehmahls auch an Gott hart vergriffen haben/ und wol ſchwerer als wir wiſ- ſen oder meinen; und waͤhre es ſonſt nicht geſchehen/ ſo iſts freilich unſere ehmahlige heid- niſche Abgoͤtterey/ die von Gott in ſenem Worte/ wie ich von Koͤnig Herkules oft gehoͤret/ eine geiſtliche Unzucht/ Hurerey und Ehebruch genennet wird. Der Bube ſey euch/ mein Schaz/ uͤbergeben/ antwortete ſie/ ungeachtet ich ihm den Tod faſt geſchworen habe; jedoch uͤbergebe ich ihn mit dem bedinge/ daß nach erteileter Begnadigung er nicht mehr vor mei- ne Augen komme; dann er hat aus muhtwilligem Vorſatze einer ſolchen Bosheit ſich un- terſtanden/ die nach aller Voͤlker Recht/ am Leben geſtraffet wird. Arbianes ſaß uñ betrach- tete die groſſe Traͤue des frommen Wolfganges/ daher er eine ſolche Gewogenheit zu ihm faſſete/ daß er ihn zu ſich an die Gutſche rieff/ und alſo anredete: Mein getraͤuer auffrichti- ger Wolfgang; nimmermehr haͤtte ich in dir oder deines gleichen ein ſo aͤdles Herz geſu- chet/ welches ich bey dir angetroffen/ und ich fuͤrſtlich zuvergelten entſchloſſen bin; befleiſſi- ge dich nur/ das wenige uͤbrige/ welches dir von deinem vorigen knechtiſchen Stande noch anhangen mag/ vollends abzulegen/ dann ich wil dich zu einem ſolchen Manne machen/ auf welchen Laͤnder und Staͤdte ſehen ſollen. Ach Durchleuchtigſter Groß Fuͤrſt/ antwortete er/ ich bitte lauter umb Gottes willen/ ihre Durchl. wolle mich unwerten einfaͤltigen Men- ſchen nicht uͤber meine wirdigkeit erheben/ welches ohn zweifel euer Durchl. ſelbſt wuͤrde nachteilig ſeyn; es iſt ja ſchon zu viel/ daß euer Gn. und meiner Gn. Fraͤulein Diener ich ſol genennet werden/ der ich zur Bauren Arbeit erſchaffen bin. Du hoͤreſt/ fuhr Arbianes fort/ was ich dir ſage/ daß du alle niedrigkeit/ welche dir in deinem kuͤnftigen Stande nicht geziemen wil/ ablegen/ und ein Herren-ſtandes Gemüht annehmen ſolt; dann wo ich lebe/ ſol tu in meinem Großfuͤrſtentuhm der naͤheſte umb mich ſeyn/ als mein Stathalter/ weil du mir eine herliche Bewehrung abgeleget haſt/ daß auff deine Traͤue ich mich verlaſſen darff. Nur dieſes faſſe zum ſteten Gedaͤchtnis in dein Herz/ daß wann du nun zu ſolchen Ehren wirſt erhaben ſeyn/ du dich allemahl deines ehmahligen geringen Standes eriñerſt/ und der Traͤue/ welche du deinem Fraͤulein und zu gleich mir/ dieſe Wochen uͤber erwieſen haſt/ alsdann wirſtu ein gewuͤnſchter Mann ſeyn und bleiben. So entſchuldige dich nun nicht mehr/ das iſt mein ernſtlicher Wille/ mit deiner Unwirdigkeit; du biſt annoch jung uñ gelernig/ und was du nicht weiſt/ wil ich dir ſchon anleitung geben/ und dir Leute zuordnen/ von denen du es lernen kanſt. Wolfgang befahl ſich ſeines Groß Fuͤrſten Gnade/ und wahr der angebohtenen Ehre trauriger/ als daß er ſich derſelben haͤtte erfreuen ſollen/ gelebete auch der Hofnung/ das Fraͤulein zuerbitten/ daß ſie den Fuͤrſten auf andere meinung brin- gẽ moͤchte. Unſere beyde verliebeten erzaͤhletẽ ſonſt einander in der kuͤꝛze/ was ſider ihreꝛ un- glüklichẽ treñung ihnen begegnet wahr/ woruͤber dz Fraͤulein zu unterſchiedlichen mahlen ihre Traͤhnẽ vergoß/ als ſie vernam/ wie mañiche Lebensgefahr den Fuͤrſtẽ in ſo kurzer Zeit zugeſtoſſen wahr. Sonſtẽ ſahe Arbianes Zeit ſolcher erzaͤhlung ſein Frl. ſteif an/ dz ihꝛe Haaꝛ den rechten Glanz noch nit hattẽ/ auch dz Angeſicht bey weitem nicht der vorigen Zartheit wahr: ſ ſ ſ ſ
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Siebendes Buch.
ergreiffen/ und die Bosheit ablegen kan; dann Gott hat uns Gnade erzeiget/ und mit uns
den Bogen nicht auff das genaueſte geſpannet; daher muͤſſen wir uns unſers taͤglichen
Gebehts erinnern/ da wir von Gott bitten; du unſer himliſcher Vater/ vergib uns unſere
Schuld/ als wir vergeben unſern Schuldigern. Dann es verſichere ſich nur mein Seelichen/
daß wir uns ehmahls auch an Gott hart vergriffen haben/ und wol ſchwerer als wir wiſ-
ſen oder meinen; und waͤhre es ſonſt nicht geſchehen/ ſo iſts freilich unſere ehmahlige heid-
niſche Abgoͤtterey/ die von Gott in ſenem Worte/ wie ich von Koͤnig Herkules oft gehoͤret/
eine geiſtliche Unzucht/ Hurerey und Ehebruch genennet wird. Der Bube ſey euch/ mein
Schaz/ uͤbergeben/ antwortete ſie/ ungeachtet ich ihm den Tod faſt geſchworen habe; jedoch
uͤbergebe ich ihn mit dem bedinge/ daß nach erteileter Begnadigung er nicht mehr vor mei-
ne Augen komme; dann er hat aus muhtwilligem Vorſatze einer ſolchen Bosheit ſich un-
terſtanden/ die nach aller Voͤlker Recht/ am Leben geſtraffet wird. Arbianes ſaß uñ betrach-
tete die groſſe Traͤue des frommen Wolfganges/ daher er eine ſolche Gewogenheit zu ihm
faſſete/ daß er ihn zu ſich an die Gutſche rieff/ und alſo anredete: Mein getraͤuer auffrichti-
ger Wolfgang; nimmermehr haͤtte ich in dir oder deines gleichen ein ſo aͤdles Herz geſu-
chet/ welches ich bey dir angetroffen/ und ich fuͤrſtlich zuvergelten entſchloſſen bin; befleiſſi-
ge dich nur/ das wenige uͤbrige/ welches dir von deinem vorigen knechtiſchen Stande noch
anhangen mag/ vollends abzulegen/ dann ich wil dich zu einem ſolchen Manne machen/ auf
welchen Laͤnder und Staͤdte ſehen ſollen. Ach Durchleuchtigſter Groß Fuͤrſt/ antwortete
er/ ich bitte lauter umb Gottes willen/ ihre Durchl. wolle mich unwerten einfaͤltigen Men-
ſchen nicht uͤber meine wirdigkeit erheben/ welches ohn zweifel euer Durchl. ſelbſt wuͤrde
nachteilig ſeyn; es iſt ja ſchon zu viel/ daß euer Gn. und meiner Gn. Fraͤulein Diener ich
ſol genennet werden/ der ich zur Bauren Arbeit erſchaffen bin. Du hoͤreſt/ fuhr Arbianes
fort/ was ich dir ſage/ daß du alle niedrigkeit/ welche dir in deinem kuͤnftigen Stande nicht
geziemen wil/ ablegen/ und ein Herren-ſtandes Gemüht annehmen ſolt; dann wo ich lebe/
ſol tu in meinem Großfuͤrſtentuhm der naͤheſte umb mich ſeyn/ als mein Stathalter/ weil
du mir eine herliche Bewehrung abgeleget haſt/ daß auff deine Traͤue ich mich verlaſſen
darff. Nur dieſes faſſe zum ſteten Gedaͤchtnis in dein Herz/ daß wann du nun zu ſolchen
Ehren wirſt erhaben ſeyn/ du dich allemahl deines ehmahligen geringen Standes eriñerſt/
und der Traͤue/ welche du deinem Fraͤulein und zu gleich mir/ dieſe Wochen uͤber erwieſen
haſt/ alsdann wirſtu ein gewuͤnſchter Mann ſeyn und bleiben. So entſchuldige dich nun
nicht mehr/ das iſt mein ernſtlicher Wille/ mit deiner Unwirdigkeit; du biſt annoch jung uñ
gelernig/ und was du nicht weiſt/ wil ich dir ſchon anleitung geben/ und dir Leute zuordnen/
von denen du es lernen kanſt. Wolfgang befahl ſich ſeines Groß Fuͤrſten Gnade/ und wahr
der angebohtenen Ehre trauriger/ als daß er ſich derſelben haͤtte erfreuen ſollen/ gelebete
auch der Hofnung/ das Fraͤulein zuerbitten/ daß ſie den Fuͤrſten auf andere meinung brin-
gẽ moͤchte. Unſere beyde verliebeten erzaͤhletẽ ſonſt einander in der kuͤꝛze/ was ſider ihreꝛ un-
glüklichẽ treñung ihnen begegnet wahr/ woruͤber dz Fraͤulein zu unterſchiedlichen mahlen
ihre Traͤhnẽ vergoß/ als ſie vernam/ wie mañiche Lebensgefahr den Fuͤrſtẽ in ſo kurzer Zeit
zugeſtoſſen wahr. Sonſtẽ ſahe Arbianes Zeit ſolcher erzaͤhlung ſein Frl. ſteif an/ dz ihꝛe Haaꝛ
den rechten Glanz noch nit hattẽ/ auch dz Angeſicht bey weitem nicht der vorigen Zartheit
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/695>, abgerufen am 16.07.2024. |