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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
wortete hierauff: Je was werden dann diese wol vor Christen seyn/ welche wider ihres
Heylandes Befehl und Willen so vorsezlich zuhandeln/ und öffentliche Beledigungs Krie-
ge anzufahen sich nicht scheuhen werden? Ach mein Seelichen/ sagte er hierauff; weiß sie
dann nicht/ daß heut schon unter den Christen viel gefunden werden/ welche sich zwar zur
Kirchen Gemeinschafft bekennen/ und nicht desto weniger einer und anderer Boßheit ihre
Seele gewiedmet haben? Betrachtet nur den schänd- und schädlichen Lehr-Krieg/ wel-
cher von den Ketzern in der Kirche geführet wird/ die sich alle vor Christen angeben/ und
dannoch biß auffs äusserste sich katzebalgen. Es werden aber/ sagte Valiska/ die Christli-
chen Lehrer und hohen Häupter der Kirchen wol durch ihr einreden und vermahnen/ die
unbefugten Kriege können hintertreiben/ und durch angeführte Ursachen/ deren sie aus
Gottes Wort mehr als tausend zunehmen haben/ die Könige und Fürsten zu friedlieben-
den gedanken bewägen. Ja/ sagte Herkules/ wann dieselben allemahl möchten gehöret wer-
den. Wie sol aber ein grosser König oder Fürst es machen/ wann er von einem andern sei-
nes gleichen hefftig und hart beleidiget wird? sol er darzu stille schweigen/ und solche Un-
billigkeit zustraffen allerdinge vergessen seyn? Valiska/ nach kurzem stilleschweigen und tief-
fem nachsinnen/ gab zur Antwort: Es müsten alle Könige und Fürsten/ die niemand vor
ihren Obern/ als Gott und das Schwert erkennen/ dieselben/ sage ich/ müsten vermöge ih-
rer geistlichen Gemeinschafft dessen einig seyn/ daß wann einer ihres Mittels/ einem an-
dern unrecht tuhn/ oder sonst tähtliche Beleidigung anfügen würde/ die andern sich alsbald
darein mischen/ und beyden Teilen aufflegen müsten/ daß sie der übrigen allen Machtspruch
sich unterwerffen/ und der Beleidiger endlich dem Beleidigten gnugsame Erstattung lei-
sten müste. Würde aber der eine Teil sich dessen wegern/ so daß der beleidigte nicht wolte
ohn Rache sich lassen befriedigen/ oder der Beleidiger seinen Fehler nicht wolte erkennen
noch verbessern/ alsdann stünden die übrigen alle an des Friedfertigen Seite/ und zwüngen
den Kriegsüchtigen zur Billigkeit. O mein Schaz/ antwortete Herkules/ wie schwerlich
würde sich dieses werkstellig machen lassen. Der eine würde einen Verwanten/ einen son-
derlich gewogenen Freund/ einen geträuen Nachbar haben/ umb dessen Beystand er sich
würde bewerben/ und dadurch unter allen Königen Uneinigkeit machen/ daß sie leicht in
zween Hauffen ritten/ und beide streitende Teile ihren Anhang hätten/ worauff es über und
über gehen/ und der böse Friedenstörer der leidige Satan keine bessere gelegenheit ihm
wünschen könte/ die ganze Christenheit aneinander zuhetzen; da er sich insonderheit würde
bemühen/ der Könige ihre hohen Bedieneten zum Geiz zuverführen/ durch dessen getrieb sie
von den Gewalttähtern würden Geld nehmen/ und mit Judas Ischarioth wol ihre Her-
ren gar verrahten. Dann wo der Geiz herschet/ oder die Geizigen gewalt und gehör haben/
da hat Satan seine geträuen Leute im Spiel/ durch welche er seinen Vorsaz/ das ist/ Krieg
und Mord leicht erhalten kan. Sonsten gestehe ich gerne/ daß wann die ganze Welt zum
Christlichen Glauben gebracht währe/ und ein jeder König oder grosser Herr sein Gewis-
sen in acht nähme/ insonderheit aber dessen sich erinnerte/ daß er am grossen algemeinen
Gerichts Tage/ von alle dem Blute/ welches auf seine Veranlassung vergossen ist/ Rechen-
schafft geben müste/ würde Satan nicht so leicht können blutige Kriege anzetteln/ es wäh-
re dann/ daß einer oder ander König das Christentuhm im Munde/ und des bösen Teufels

Willen

Siebendes Buch.
wortete hierauff: Je was werden dann dieſe wol vor Chriſten ſeyn/ welche wider ihres
Heylandes Befehl und Willen ſo vorſezlich zuhandeln/ uñ oͤffentliche Beledigungs Krie-
ge anzufahen ſich nicht ſcheuhen werden? Ach mein Seelichen/ ſagte er hierauff; weiß ſie
dann nicht/ daß heut ſchon unter den Chriſten viel gefunden werden/ welche ſich zwar zur
Kirchen Gemeinſchafft bekennen/ und nicht deſto weniger einer und anderer Boßheit ihre
Seele gewiedmet haben? Betrachtet nur den ſchaͤnd- und ſchaͤdlichen Lehr-Krieg/ wel-
cher von den Ketzern in der Kirche geführet wird/ die ſich alle vor Chriſten angeben/ und
dannoch biß auffs aͤuſſerſte ſich katzebalgen. Es werden aber/ ſagte Valiſka/ die Chriſtli-
chen Lehrer und hohen Haͤupter der Kirchen wol durch ihr einreden und vermahnen/ die
unbefugten Kriege koͤnnen hintertreiben/ und durch angefuͤhrte Urſachen/ deren ſie aus
Gottes Wort mehr als tauſend zunehmen haben/ die Koͤnige und Fuͤrſten zu friedlieben-
den gedanken bewaͤgen. Ja/ ſagte Herkules/ wañ dieſelben allemahl moͤchten gehoͤret wer-
den. Wie ſol aber ein groſſer Koͤnig oder Fuͤrſt es machen/ wann er von einem andern ſei-
nes gleichen hefftig und hart beleidiget wird? ſol er darzu ſtille ſchweigen/ und ſolche Un-
billigkeit zuſtraffen allerdinge vergeſſen ſeyn? Valiſka/ nach kurzem ſtilleſchweigen und tief-
fem nachſinnen/ gab zur Antwort: Es muͤſten alle Koͤnige und Fuͤrſten/ die niemand vor
ihren Obern/ als Gott und das Schwert erkennen/ dieſelben/ ſage ich/ muͤſten vermoͤge ih-
rer geiſtlichen Gemeinſchafft deſſen einig ſeyn/ daß wann einer ihres Mittels/ einem an-
dern unrecht tuhn/ oder ſonſt taͤhtliche Beleidigung anfuͤgẽ wuͤrde/ die andern ſich alsbald
darein miſchen/ und beyden Teilen aufflegen muͤſten/ daß ſie der uͤbrigen allen Machtſpruch
ſich unterwerffen/ und der Beleidiger endlich dem Beleidigten gnugſame Erſtattung lei-
ſten muͤſte. Wuͤrde aber der eine Teil ſich deſſen wegern/ ſo daß der beleidigte nicht wolte
ohn Rache ſich laſſen befriedigen/ oder der Beleidiger ſeinen Fehler nicht wolte erkennen
noch verbeſſern/ alsdann ſtuͤnden die uͤbrigen alle an des Friedfertigen Seite/ und zwuͤngẽ
den Kriegſuͤchtigen zur Billigkeit. O mein Schaz/ antwortete Herkules/ wie ſchwerlich
wuͤrde ſich dieſes werkſtellig machen laſſen. Der eine wuͤrde einen Verwanten/ einen ſon-
derlich gewogenen Freund/ einen getraͤuen Nachbar haben/ umb deſſen Beyſtand er ſich
wuͤrde bewerben/ und dadurch unter allen Koͤnigen Uneinigkeit machen/ daß ſie leicht in
zween Hauffen ritten/ und beide ſtreitende Teile ihren Anhang haͤtten/ worauff es uͤber uñ
uͤber gehen/ und der boͤſe Friedenſtoͤrer der leidige Satan keine beſſere gelegenheit ihm
wuͤnſchen koͤnte/ die ganze Chriſtenheit aneinander zuhetzen; da er ſich inſonderheit wuͤrde
bemühen/ der Koͤnige ihre hohen Bedienetẽ zum Geiz zuverfuͤhren/ durch deſſen getrieb ſie
von den Gewalttaͤhtern wuͤrden Geld nehmen/ und mit Judas Iſcharioth wol ihre Her-
ren gar verrahten. Dann wo der Geiz herſchet/ oder die Geizigen gewalt und gehoͤr habẽ/
da hat Satan ſeine getraͤuen Leute im Spiel/ durch welche er ſeinen Vorſaz/ das iſt/ Krieg
und Mord leicht erhalten kan. Sonſten geſtehe ich gerne/ daß wann die ganze Welt zum
Chriſtlichen Glauben gebracht waͤhre/ und ein jeder Koͤnig oder groſſer Herr ſein Gewiſ-
ſen in acht naͤhme/ inſonderheit aber deſſen ſich erinnerte/ daß er am groſſen algemeinen
Gerichts Tage/ von alle dem Blute/ welches auf ſeine Veranlaſſung vergoſſen iſt/ Rechen-
ſchafft geben muͤſte/ wuͤrde Satan nicht ſo leicht koͤnnen blutige Kriege anzetteln/ es waͤh-
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[636/0642] Siebendes Buch. wortete hierauff: Je was werden dann dieſe wol vor Chriſten ſeyn/ welche wider ihres Heylandes Befehl und Willen ſo vorſezlich zuhandeln/ uñ oͤffentliche Beledigungs Krie- ge anzufahen ſich nicht ſcheuhen werden? Ach mein Seelichen/ ſagte er hierauff; weiß ſie dann nicht/ daß heut ſchon unter den Chriſten viel gefunden werden/ welche ſich zwar zur Kirchen Gemeinſchafft bekennen/ und nicht deſto weniger einer und anderer Boßheit ihre Seele gewiedmet haben? Betrachtet nur den ſchaͤnd- und ſchaͤdlichen Lehr-Krieg/ wel- cher von den Ketzern in der Kirche geführet wird/ die ſich alle vor Chriſten angeben/ und dannoch biß auffs aͤuſſerſte ſich katzebalgen. Es werden aber/ ſagte Valiſka/ die Chriſtli- chen Lehrer und hohen Haͤupter der Kirchen wol durch ihr einreden und vermahnen/ die unbefugten Kriege koͤnnen hintertreiben/ und durch angefuͤhrte Urſachen/ deren ſie aus Gottes Wort mehr als tauſend zunehmen haben/ die Koͤnige und Fuͤrſten zu friedlieben- den gedanken bewaͤgen. Ja/ ſagte Herkules/ wañ dieſelben allemahl moͤchten gehoͤret wer- den. Wie ſol aber ein groſſer Koͤnig oder Fuͤrſt es machen/ wann er von einem andern ſei- nes gleichen hefftig und hart beleidiget wird? ſol er darzu ſtille ſchweigen/ und ſolche Un- billigkeit zuſtraffen allerdinge vergeſſen ſeyn? Valiſka/ nach kurzem ſtilleſchweigen und tief- fem nachſinnen/ gab zur Antwort: Es muͤſten alle Koͤnige und Fuͤrſten/ die niemand vor ihren Obern/ als Gott und das Schwert erkennen/ dieſelben/ ſage ich/ muͤſten vermoͤge ih- rer geiſtlichen Gemeinſchafft deſſen einig ſeyn/ daß wann einer ihres Mittels/ einem an- dern unrecht tuhn/ oder ſonſt taͤhtliche Beleidigung anfuͤgẽ wuͤrde/ die andern ſich alsbald darein miſchen/ und beyden Teilen aufflegen muͤſten/ daß ſie der uͤbrigen allen Machtſpruch ſich unterwerffen/ und der Beleidiger endlich dem Beleidigten gnugſame Erſtattung lei- ſten muͤſte. Wuͤrde aber der eine Teil ſich deſſen wegern/ ſo daß der beleidigte nicht wolte ohn Rache ſich laſſen befriedigen/ oder der Beleidiger ſeinen Fehler nicht wolte erkennen noch verbeſſern/ alsdann ſtuͤnden die uͤbrigen alle an des Friedfertigen Seite/ und zwuͤngẽ den Kriegſuͤchtigen zur Billigkeit. O mein Schaz/ antwortete Herkules/ wie ſchwerlich wuͤrde ſich dieſes werkſtellig machen laſſen. Der eine wuͤrde einen Verwanten/ einen ſon- derlich gewogenen Freund/ einen getraͤuen Nachbar haben/ umb deſſen Beyſtand er ſich wuͤrde bewerben/ und dadurch unter allen Koͤnigen Uneinigkeit machen/ daß ſie leicht in zween Hauffen ritten/ und beide ſtreitende Teile ihren Anhang haͤtten/ worauff es uͤber uñ uͤber gehen/ und der boͤſe Friedenſtoͤrer der leidige Satan keine beſſere gelegenheit ihm wuͤnſchen koͤnte/ die ganze Chriſtenheit aneinander zuhetzen; da er ſich inſonderheit wuͤrde bemühen/ der Koͤnige ihre hohen Bedienetẽ zum Geiz zuverfuͤhren/ durch deſſen getrieb ſie von den Gewalttaͤhtern wuͤrden Geld nehmen/ und mit Judas Iſcharioth wol ihre Her- ren gar verrahten. Dann wo der Geiz herſchet/ oder die Geizigen gewalt und gehoͤr habẽ/ da hat Satan ſeine getraͤuen Leute im Spiel/ durch welche er ſeinen Vorſaz/ das iſt/ Krieg und Mord leicht erhalten kan. Sonſten geſtehe ich gerne/ daß wann die ganze Welt zum Chriſtlichen Glauben gebracht waͤhre/ und ein jeder Koͤnig oder groſſer Herr ſein Gewiſ- ſen in acht naͤhme/ inſonderheit aber deſſen ſich erinnerte/ daß er am groſſen algemeinen Gerichts Tage/ von alle dem Blute/ welches auf ſeine Veranlaſſung vergoſſen iſt/ Rechen- ſchafft geben muͤſte/ wuͤrde Satan nicht ſo leicht koͤnnen blutige Kriege anzetteln/ es waͤh- re dann/ daß einer oder ander Koͤnig das Chriſtentuhm im Munde/ und des boͤſen Teufels Willen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/642>, abgerufen am 23.11.2024.