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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
gener Kühnheit nicht mangelte. Ein ander Pfaffe trat alsbald zu ihm her/ und nach getah-
nem Glükwunsche zu solchem wirdigen Amte sagte er/ die Göttin Freia hätte ihm diese
Nacht offenbahret/ daß ihr älter Bruder Gott Krodo diesen heiligen Mann mit gnug-
samer Weißheit und tapfferer Stärke ausgerüstet hätte/ solches Amt zuverwalten. Wo-
mit dieser Schmeichler verdienete/ daß der obgedachte ihn zu seinem obersten Statver-
weser einsetzete/ und wahr sein Name Hardek. Dieser teilete hinwiederumb seinen guten
Sauff Brüdern die ämter aus/ daß er desto grössern Anhang haben möchte. Sonst führe-
ten sie ein greßliches geschrey durch einander: Es müste vor der Sonnen Untergang sich
ausfündig machen/ ob Teutschland noch von einem freien unbezwungenen Volke/ oder
von Römischen Sklaven bewohnet würde. Die unsern erfuhren ihren Auffbruch zeitig
gnug/ dann der flunchtige Adel hatte gerahten/ daß man die Schildwachten etwas weiter
hinaus setzete/ welche den unordentlichen Anzug anmeldeten/ daher die Unsern nach ge-
nommener Speise eine artige ansehnliche Schlachtordnung ins Feld stelleten/ ob sie
gleich nicht willens wahren zu treffen. Die fünff Schanzen wahren diese Nacht viel stär-
ker befestiget/ und mit den Schützen besetzet/ denen befohlen wahr/ dem ankommenden
Teutschen Heer anzudeuten/ daß sie vor der Schanze stille hielten/ es würden sich Gevol-
mächtigte von dem Groß Fürsten zu ihnen verfügen/ und alles ohn Schwertschlag in der
güte beylegen. Aber ein solches wahr den hochmuhtigen Pfaffen ungelegen/ darumb sie
nach angehörter Werbung die Schanzen durch etliche Trommelschläger aufffoderten/
unter der Bedräuung/ dafern sie nicht alsbald abzihen/ und sich bey ihnen unterstellen
würden/ solten sie alle gehenket werden. Prinsla/ Friederich und Luther lagen mit in den
Schanzen/ liessen sich auff der Brustwehr sehen/ und gaben zur Antwort: Sie währen nit
bedacht/ einigen Pfaffen der Antwort zuwirdigen; Ihr gnädigster Groß Fürst/ dem sie
dieneten/ hätte ihnen diese Schanzen anvertrauet/ welche sie lebendig nicht verlassen wol-
ten. Friederich und Luther wahren dem Heer sehr wol bekant/ deren Führer nicht wusten/
was sie gedenken solten/ als sie ihrer ansichtig wurden/ biß endlich ein Pfaffe rief: Oho
Verrähterey/ Verrähterey! der Adel ist Groß Fürstlich worden und übergetreten; O hät-
ten wir ihnen allen nur die Hälse gebrochen/ oder das Genik eingedrükt! Friederich rief
hinüber zur Antwort/ nachdem er ihnen ein Friedenszeichen gegeben hatte: O ihr redliche
Teutschen/ bedenket euch eines bessern/ wie wir ädle getahn haben/ und ergebet euch eurer
angebohrnen Obrigkeit zum Gehorsam/ wie ihr schuldig seyd/ damit ihr leben möget. Ihr
Pfaffen aber gehet hin/ und wartet eures Gottes dienstes abe/ darzu ihr bestellet seyd/ und
führet diese unwissende einfältige Leute nicht muhtwillig auff die Fleischbank; dann was
wollet ihr Kriege führen/ darzu ihr gleich so geschikt seyd/ als der Esel zum Lautenschlagen.
Du abtrünniger Bube/ antwortete der vorige Pfaffe; was hastu der Geistligkeit ihr vor-
nehmen zulästern/ dessen die Götter selbst Stiffter und Uhrheber sind/ denen wir dich und
deinen ganzen Beystand zum angenehmen Opfer abschlachten wollen; lieffen auch als-
bald alle fünff Schanzen zugleich an/ als blinde erzürnete Ochsen. Aber die Pfeile wurden
ihnen in solcher Menge zugeschicket/ daß/ ungeachtet die vördersten mit Schilden wol ver-
sehen wahren/ ihrer doch 5000 erschossen/ und 6000 hart verwundet wurden/ ehe sie den
Graben erreicheten. Noch dannoch drang ihr Wuht durch; dann sie fülleten die Graben

mit
k k k k ij

Siebendes Buch.
gener Kuͤhnheit nicht mangelte. Ein ander Pfaffe trat alsbald zu ihm her/ und nach getah-
nem Gluͤkwunſche zu ſolchem wirdigen Amte ſagte er/ die Goͤttin Freia haͤtte ihm dieſe
Nacht offenbahret/ daß ihr aͤlter Bruder Gott Krodo dieſen heiligen Mann mit gnug-
ſamer Weißheit und tapfferer Staͤrke ausgerüſtet haͤtte/ ſolches Amt zuverwalten. Wo-
mit dieſer Schmeichler verdienete/ daß der obgedachte ihn zu ſeinem oberſten Statver-
weſer einſetzete/ und wahr ſein Name Hardek. Dieſer teilete hinwiederumb ſeinen guten
Sauff Bruͤdern die aͤmter aus/ daß er deſto groͤſſern Anhang haben moͤchte. Sonſt fuͤhre-
ten ſie ein greßliches geſchrey durch einander: Es muͤſte vor der Sonnen Untergang ſich
ausfuͤndig machen/ ob Teutſchland noch von einem freien unbezwungenen Volke/ oder
von Roͤmiſchen Sklaven bewohnet wuͤrde. Die unſern erfuhren ihren Auffbruch zeitig
gnug/ dann der flũchtige Adel hatte gerahten/ daß man die Schildwachten etwas weiter
hinaus ſetzete/ welche den unordentlichen Anzug anmeldeten/ daher die Unſern nach ge-
nommener Speiſe eine artige anſehnliche Schlachtordnung ins Feld ſtelleten/ ob ſie
gleich nicht willens wahren zu treffen. Die fuͤnff Schanzen wahren dieſe Nacht viel ſtaͤr-
ker befeſtiget/ und mit den Schützen beſetzet/ denen befohlen wahr/ dem ankommenden
Teutſchen Heer anzudeuten/ daß ſie vor der Schanze ſtille hielten/ es wuͤrden ſich Gevol-
maͤchtigte von dem Groß Fuͤrſten zu ihnen verfuͤgen/ und alles ohn Schwertſchlag in der
güte beylegen. Aber ein ſolches wahr den hochmuhtigen Pfaffen ungelegen/ darumb ſie
nach angehoͤrter Werbung die Schanzen durch etliche Trommelſchlaͤger aufffoderten/
unter der Bedraͤuung/ dafern ſie nicht alsbald abzihen/ und ſich bey ihnen unterſtellen
wuͤrden/ ſolten ſie alle gehenket werden. Prinſla/ Friederich und Luther lagen mit in den
Schanzen/ lieſſen ſich auff der Bruſtwehr ſehen/ und gaben zur Antwort: Sie waͤhren nit
bedacht/ einigen Pfaffen der Antwort zuwirdigen; Ihr gnaͤdigſter Groß Fuͤrſt/ dem ſie
dieneten/ haͤtte ihnen dieſe Schanzen anvertrauet/ welche ſie lebendig nicht verlaſſen wol-
ten. Friederich und Luther wahren dem Heer ſehr wol bekant/ deren Fuͤhrer nicht wuſten/
was ſie gedenken ſolten/ als ſie ihrer anſichtig wurden/ biß endlich ein Pfaffe rief: Oho
Verraͤhterey/ Verraͤhterey! der Adel iſt Groß Fuͤrſtlich worden und uͤbergetreten; O haͤt-
ten wir ihnen allen nur die Haͤlſe gebrochen/ oder das Genik eingedruͤkt! Friederich rief
hinuͤber zur Antwort/ nachdem er ihnen ein Friedenszeichen gegeben hatte: O ihr redliche
Teutſchen/ bedenket euch eines beſſern/ wie wir aͤdle getahn haben/ und ergebet euch eurer
angebohrnen Obrigkeit zum Gehorſam/ wie ihr ſchuldig ſeyd/ damit ihr leben moͤget. Ihr
Pfaffen aber gehet hin/ und wartet eures Gottes dienſtes abe/ darzu ihr beſtellet ſeyd/ und
fuͤhret dieſe unwiſſende einfaͤltige Leute nicht muhtwillig auff die Fleiſchbank; dann was
wollet ihr Kriege fuͤhren/ darzu ihr gleich ſo geſchikt ſeyd/ als der Eſel zum Lautenſchlagen.
Du abtruͤnniger Bube/ antwortete der vorige Pfaffe; was haſtu der Geiſtligkeit ihr vor-
nehmen zulaͤſtern/ deſſen die Goͤtter ſelbſt Stiffter und Uhrheber ſind/ denen wir dich und
deinen ganzen Beyſtand zum angenehmen Opfer abſchlachten wollen; lieffen auch als-
bald alle fuͤnff Schanzen zugleich an/ als blinde erzuͤrnete Ochſen. Aber die Pfeile wurdẽ
ihnen in ſolcher Menge zugeſchicket/ daß/ ungeachtet die voͤrderſten mit Schilden wol ver-
ſehen wahren/ ihrer doch 5000 erſchoſſen/ und 6000 hart verwundet wurden/ ehe ſie den
Graben erreicheten. Noch dannoch drang ihr Wuht durch; dann ſie fuͤlleten die Graben

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[627/0633] Siebendes Buch. gener Kuͤhnheit nicht mangelte. Ein ander Pfaffe trat alsbald zu ihm her/ und nach getah- nem Gluͤkwunſche zu ſolchem wirdigen Amte ſagte er/ die Goͤttin Freia haͤtte ihm dieſe Nacht offenbahret/ daß ihr aͤlter Bruder Gott Krodo dieſen heiligen Mann mit gnug- ſamer Weißheit und tapfferer Staͤrke ausgerüſtet haͤtte/ ſolches Amt zuverwalten. Wo- mit dieſer Schmeichler verdienete/ daß der obgedachte ihn zu ſeinem oberſten Statver- weſer einſetzete/ und wahr ſein Name Hardek. Dieſer teilete hinwiederumb ſeinen guten Sauff Bruͤdern die aͤmter aus/ daß er deſto groͤſſern Anhang haben moͤchte. Sonſt fuͤhre- ten ſie ein greßliches geſchrey durch einander: Es muͤſte vor der Sonnen Untergang ſich ausfuͤndig machen/ ob Teutſchland noch von einem freien unbezwungenen Volke/ oder von Roͤmiſchen Sklaven bewohnet wuͤrde. Die unſern erfuhren ihren Auffbruch zeitig gnug/ dann der flũchtige Adel hatte gerahten/ daß man die Schildwachten etwas weiter hinaus ſetzete/ welche den unordentlichen Anzug anmeldeten/ daher die Unſern nach ge- nommener Speiſe eine artige anſehnliche Schlachtordnung ins Feld ſtelleten/ ob ſie gleich nicht willens wahren zu treffen. Die fuͤnff Schanzen wahren dieſe Nacht viel ſtaͤr- ker befeſtiget/ und mit den Schützen beſetzet/ denen befohlen wahr/ dem ankommenden Teutſchen Heer anzudeuten/ daß ſie vor der Schanze ſtille hielten/ es wuͤrden ſich Gevol- maͤchtigte von dem Groß Fuͤrſten zu ihnen verfuͤgen/ und alles ohn Schwertſchlag in der güte beylegen. Aber ein ſolches wahr den hochmuhtigen Pfaffen ungelegen/ darumb ſie nach angehoͤrter Werbung die Schanzen durch etliche Trommelſchlaͤger aufffoderten/ unter der Bedraͤuung/ dafern ſie nicht alsbald abzihen/ und ſich bey ihnen unterſtellen wuͤrden/ ſolten ſie alle gehenket werden. Prinſla/ Friederich und Luther lagen mit in den Schanzen/ lieſſen ſich auff der Bruſtwehr ſehen/ und gaben zur Antwort: Sie waͤhren nit bedacht/ einigen Pfaffen der Antwort zuwirdigen; Ihr gnaͤdigſter Groß Fuͤrſt/ dem ſie dieneten/ haͤtte ihnen dieſe Schanzen anvertrauet/ welche ſie lebendig nicht verlaſſen wol- ten. Friederich und Luther wahren dem Heer ſehr wol bekant/ deren Fuͤhrer nicht wuſten/ was ſie gedenken ſolten/ als ſie ihrer anſichtig wurden/ biß endlich ein Pfaffe rief: Oho Verraͤhterey/ Verraͤhterey! der Adel iſt Groß Fuͤrſtlich worden und uͤbergetreten; O haͤt- ten wir ihnen allen nur die Haͤlſe gebrochen/ oder das Genik eingedruͤkt! Friederich rief hinuͤber zur Antwort/ nachdem er ihnen ein Friedenszeichen gegeben hatte: O ihr redliche Teutſchen/ bedenket euch eines beſſern/ wie wir aͤdle getahn haben/ und ergebet euch eurer angebohrnen Obrigkeit zum Gehorſam/ wie ihr ſchuldig ſeyd/ damit ihr leben moͤget. Ihr Pfaffen aber gehet hin/ und wartet eures Gottes dienſtes abe/ darzu ihr beſtellet ſeyd/ und fuͤhret dieſe unwiſſende einfaͤltige Leute nicht muhtwillig auff die Fleiſchbank; dann was wollet ihr Kriege fuͤhren/ darzu ihr gleich ſo geſchikt ſeyd/ als der Eſel zum Lautenſchlagen. Du abtruͤnniger Bube/ antwortete der vorige Pfaffe; was haſtu der Geiſtligkeit ihr vor- nehmen zulaͤſtern/ deſſen die Goͤtter ſelbſt Stiffter und Uhrheber ſind/ denen wir dich und deinen ganzen Beyſtand zum angenehmen Opfer abſchlachten wollen; lieffen auch als- bald alle fuͤnff Schanzen zugleich an/ als blinde erzuͤrnete Ochſen. Aber die Pfeile wurdẽ ihnen in ſolcher Menge zugeſchicket/ daß/ ungeachtet die voͤrderſten mit Schilden wol ver- ſehen wahren/ ihrer doch 5000 erſchoſſen/ und 6000 hart verwundet wurden/ ehe ſie den Graben erreicheten. Noch dannoch drang ihr Wuht durch; dann ſie fuͤlleten die Graben mit k k k k ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/633>, abgerufen am 23.11.2024.