Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Sechstes Buch heleute und sämtlichen Anverwanten untertähnigst bedankete; wie imgleichen hernachM. Fabius an die Römische und andere anwesende Herren und Frauenzimmer ein glei- ches verrichtete; Nach dessen Endigung die Groß Fürstin dem Käyser Fürstin Lukrezien zuführete/ den ersten Ehren Tanz mit ihr zuhalten; wobey der Käyser ihr eine freye Bitte gab; worzu nach geschehener Danksagung/ sie 24 Stunden Bedenkzeit baht. Den an- dern Tanz hielt Herkules mit Sibyllen; den dritten Ladisla mit Helenen; den vierden Baldrich mit Frl. Kordula; den fünfften Siegward mit Frl. Virginia; den sechsten Skaurus mit Frl. Luzilla Antenoria; den siebenden der junge Pupienus mit Frl. Felizi- tas; den achten Sulpitius mit seiner Benigna. Es wahr aber Kordula mit einem Rö- mischen Ritter/ nahmens M. Zelius Balbinus/ des Römischen Bürgemeisters/ D. Ze- lius Balbinus Bruder ehelich versprochen/ welcher erst folgendes Tages sich einstellete/ und ritte Prokulus der Römer in seiner Geselschafft unerbehten mit/ des Vorsatzes/ sich an Baldrich und Siegward zurächen/ daß sie ihm die beiden Fräulein so stilschweigens vor der Nase/ wie er vorgab/ hinweg gefreiet hätten/ deren eine nach freier Wahl er gesin- net gewesen zuheyrahten. Unter dem Tanzen saß der Käyser bey Ladisla/ und hatten ihre Unterredung von Herkules/ insonderheit von seiner Knechtschafft zu Rom/ da der Käyser sich nicht müde hören kunte/ dann er wahr unserm Herkules dermassen gewogen/ daß er mit den Gedanken umging/ ihn vor einen Neben-Käyser zuerklären/ welches er ihm noch desselben Abends durch den Stathalter zu Padua antragen ließ; Er aber lehnete solches demütig ab/ vorgebend/ er befünde solche Wirdigkeit und Vermögen bey ihm gar nicht/ hätte auch kein belieben einige Herschafft anzutreten/ sondern/ wo möglich/ sein Leben in stiller Ruhe zuzubringen; dessen der Käyser sich zum höchsten verwunderte. Fürstin Si- bylla wahr diesen Abend sehr bemühet/ wie sie ihrem Oheim Pupienus Frl. Virginien gu- ten Willen erwürbe/ führete ihr sein trefliches Herkommen/ adeliche Sitten/ hochberüm- te Tapfferkeit und grossen Reichtuhm zu gemühte/ beklagete sein Elend/ in welchem er we- gen ihrer Härtigkeit sein Leben führete/ rühmete seine geträue Liebe gegen sie/ und baht durch ihre Schwesterliche Vertrauligkeit/ ihm die wolwirdige Gunst mitzuteilen. Das Fräu- lein gab ihr alles gerne nach/ ohn das lezte/ sagte sie/ währe ihr ungläublich/ daß er einige Liebe zu ihr tragen solte/ nachdem alle mahl/ wann er mit ihr redete/ seine Worte so kalt und unzierlich sich vermerken liessen/ als ob er mit einer unwerten sprachete/ oder auf eine andere gedächte. Ach herzliebe Schwester/ antwortete sie/ wie fälschlich urteilestu von der Liebe; massen eben diese ungereimete Reden vielmehr sein verliebetes Herz als abgekehreten Sinn anzeigen/ wie ich an meinem herzgeliebeten Gemahl mehr als einmahl erfahren habe; vor- nehmlich/ ehe und bevor er meiner Gegenliebe völlig versichert wahr. Erzählete hiemit/ wie schwermühtig er diese Tage zugebracht/ und alle lustige Kurzweile gemieden/ auch im Baumgarten hin und wieder an die jungen Bäume den Nahmen Virginia mit verdec- keten Zügen eingeschnitten/ und manniches Geticht ihr zuehren und Liebe auffgesetzet hät- te; dessen ich dir/ sagte sie/ einen guten Beweißtuhm auffzulegen habe/ weil ich deren un- terschiedliche ihm heimlich abgenommen/ und wo mir recht ist/ noch eines bey mir habe/ welches ich gestern Abend auff seinem Gemache fand; zohe hiemit dasselbe hervor/ und gabs ihr zulesen/ dessen Inhalt dieser wahr: Vir-
Sechſtes Buch heleute und ſaͤmtlichen Anverwanten untertaͤhnigſt bedankete; wie imgleichen hernachM. Fabius an die Roͤmiſche und andere anweſende Herren und Frauenzimmer ein glei- ches verrichtete; Nach deſſen Endigung die Groß Fuͤrſtin dem Kaͤyſer Fuͤrſtin Lukrezien zuführete/ den erſten Ehren Tanz mit ihr zuhalten; wobey der Kaͤyſer ihr eine freye Bitte gab; worzu nach geſchehener Dankſagung/ ſie 24 Stunden Bedenkzeit baht. Den an- dern Tanz hielt Herkules mit Sibyllen; den dritten Ladiſla mit Helenen; den vierden Baldrich mit Frl. Kordula; den fuͤnfften Siegward mit Frl. Virginia; den ſechſten Skaurus mit Frl. Luzilla Antenoria; den ſiebenden der junge Pupienus mit Frl. Felizi- tas; den achten Sulpitius mit ſeiner Benigna. Es wahr aber Kordula mit einem Roͤ- miſchen Ritter/ nahmens M. Zelius Balbinus/ des Roͤmiſchen Buͤrgemeiſters/ D. Ze- lius Balbinus Bruder ehelich verſprochen/ welcher erſt folgendes Tages ſich einſtellete/ und ritte Prokulus der Roͤmer in ſeiner Geſelſchafft unerbehten mit/ des Vorſatzes/ ſich an Baldrich und Siegward zuraͤchen/ daß ſie ihm die beiden Fraͤulein ſo ſtilſchweigens vor der Naſe/ wie er vorgab/ hinweg gefreiet haͤtten/ deren eine nach freier Wahl er geſin- net geweſen zuheyrahten. Unter dem Tanzen ſaß der Kaͤyſer bey Ladiſla/ und hatten ihre Unterredung von Herkules/ inſonderheit von ſeiner Knechtſchafft zu Rom/ da der Kaͤyſer ſich nicht muͤde hoͤren kunte/ dann er wahr unſerm Herkules dermaſſen gewogen/ daß er mit den Gedanken umging/ ihn vor einen Neben-Kaͤyſer zuerklaͤren/ welches er ihm noch deſſelben Abends durch den Stathalter zu Padua antragen ließ; Er aber lehnete ſolches demuͤtig ab/ vorgebend/ er befuͤnde ſolche Wirdigkeit und Vermoͤgen bey ihm gar nicht/ haͤtte auch kein belieben einige Herſchafft anzutreten/ ſondern/ wo moͤglich/ ſein Leben in ſtiller Ruhe zuzubringen; deſſen der Kaͤyſer ſich zum hoͤchſten verwunderte. Fuͤrſtin Si- bylla wahr dieſen Abend ſehr bemuͤhet/ wie ſie ihrem Oheim Pupienus Frl. Virginien gu- ten Willen erwuͤrbe/ fuͤhrete ihr ſein trefliches Herkommen/ adeliche Sitten/ hochberuͤm- te Tapfferkeit und groſſen Reichtuhm zu gemuͤhte/ beklagete ſein Elend/ in welchem er we- gen ihreꝛ Haͤrtigkeit ſein Leben fuͤhrete/ ruͤhmete ſeine getraͤue Liebe gegen ſie/ uñ baht durch ihre Schweſterliche Vertrauligkeit/ ihm die wolwirdige Gunſt mitzuteilen. Das Fraͤu- lein gab ihr alles gerne nach/ ohn das lezte/ ſagte ſie/ waͤhre ihr unglaͤublich/ daß er einige Liebe zu ihr tragen ſolte/ nachdem alle mahl/ wann er mit ihr redete/ ſeine Worte ſo kalt und unzierlich ſich vermerken lieſſen/ als ob er mit einer unwertẽ ſprachete/ oder auf eine andeꝛe gedaͤchte. Ach herzliebe Schweſter/ antwortete ſie/ wie faͤlſchlich urteileſtu von der Liebe; maſſen eben dieſe ungereimete Reden vielmehr ſein verliebetes Herz als abgekehreten Siñ anzeigen/ wie ich an meinem herzgeliebeten Gemahl mehr als einmahl erfahren habe; vor- nehmlich/ ehe und bevor er meiner Gegenliebe voͤllig verſichert wahr. Erzaͤhlete hiemit/ wie ſchwermuͤhtig er dieſe Tage zugebracht/ und alle luſtige Kurzweile gemieden/ auch im Baumgarten hin und wieder an die jungen Baͤume den Nahmen Virginia mit verdec- keten Zuͤgen eingeſchnitten/ und manniches Geticht ihr zuehren und Liebe auffgeſetzet haͤt- te; deſſen ich dir/ ſagte ſie/ einen guten Beweißtuhm auffzulegen habe/ weil ich deren un- terſchiedliche ihm heimlich abgenommen/ und wo mir recht iſt/ noch eines bey mir habe/ welches ich geſtern Abend auff ſeinem Gemache fand; zohe hiemit daſſelbe hervor/ und gabs ihr zuleſen/ deſſen Inhalt dieſer wahr: Vir-
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Sechſtes Buch
heleute und ſaͤmtlichen Anverwanten untertaͤhnigſt bedankete; wie imgleichen hernach
M. Fabius an die Roͤmiſche und andere anweſende Herren und Frauenzimmer ein glei-
ches verrichtete; Nach deſſen Endigung die Groß Fuͤrſtin dem Kaͤyſer Fuͤrſtin Lukrezien
zuführete/ den erſten Ehren Tanz mit ihr zuhalten; wobey der Kaͤyſer ihr eine freye Bitte
gab; worzu nach geſchehener Dankſagung/ ſie 24 Stunden Bedenkzeit baht. Den an-
dern Tanz hielt Herkules mit Sibyllen; den dritten Ladiſla mit Helenen; den vierden
Baldrich mit Frl. Kordula; den fuͤnfften Siegward mit Frl. Virginia; den ſechſten
Skaurus mit Frl. Luzilla Antenoria; den ſiebenden der junge Pupienus mit Frl. Felizi-
tas; den achten Sulpitius mit ſeiner Benigna. Es wahr aber Kordula mit einem Roͤ-
miſchen Ritter/ nahmens M. Zelius Balbinus/ des Roͤmiſchen Buͤrgemeiſters/ D. Ze-
lius Balbinus Bruder ehelich verſprochen/ welcher erſt folgendes Tages ſich einſtellete/
und ritte Prokulus der Roͤmer in ſeiner Geſelſchafft unerbehten mit/ des Vorſatzes/ ſich
an Baldrich und Siegward zuraͤchen/ daß ſie ihm die beiden Fraͤulein ſo ſtilſchweigens
vor der Naſe/ wie er vorgab/ hinweg gefreiet haͤtten/ deren eine nach freier Wahl er geſin-
net geweſen zuheyrahten. Unter dem Tanzen ſaß der Kaͤyſer bey Ladiſla/ und hatten ihre
Unterredung von Herkules/ inſonderheit von ſeiner Knechtſchafft zu Rom/ da der Kaͤyſer
ſich nicht muͤde hoͤren kunte/ dann er wahr unſerm Herkules dermaſſen gewogen/ daß er
mit den Gedanken umging/ ihn vor einen Neben-Kaͤyſer zuerklaͤren/ welches er ihm noch
deſſelben Abends durch den Stathalter zu Padua antragen ließ; Er aber lehnete ſolches
demuͤtig ab/ vorgebend/ er befuͤnde ſolche Wirdigkeit und Vermoͤgen bey ihm gar nicht/
haͤtte auch kein belieben einige Herſchafft anzutreten/ ſondern/ wo moͤglich/ ſein Leben in
ſtiller Ruhe zuzubringen; deſſen der Kaͤyſer ſich zum hoͤchſten verwunderte. Fuͤrſtin Si-
bylla wahr dieſen Abend ſehr bemuͤhet/ wie ſie ihrem Oheim Pupienus Frl. Virginien gu-
ten Willen erwuͤrbe/ fuͤhrete ihr ſein trefliches Herkommen/ adeliche Sitten/ hochberuͤm-
te Tapfferkeit und groſſen Reichtuhm zu gemuͤhte/ beklagete ſein Elend/ in welchem er we-
gen ihreꝛ Haͤrtigkeit ſein Leben fuͤhrete/ ruͤhmete ſeine getraͤue Liebe gegen ſie/ uñ baht durch
ihre Schweſterliche Vertrauligkeit/ ihm die wolwirdige Gunſt mitzuteilen. Das Fraͤu-
lein gab ihr alles gerne nach/ ohn das lezte/ ſagte ſie/ waͤhre ihr unglaͤublich/ daß er einige
Liebe zu ihr tragen ſolte/ nachdem alle mahl/ wann er mit ihr redete/ ſeine Worte ſo kalt und
unzierlich ſich vermerken lieſſen/ als ob er mit einer unwertẽ ſprachete/ oder auf eine andeꝛe
gedaͤchte. Ach herzliebe Schweſter/ antwortete ſie/ wie faͤlſchlich urteileſtu von der Liebe;
maſſen eben dieſe ungereimete Reden vielmehr ſein verliebetes Herz als abgekehreten Siñ
anzeigen/ wie ich an meinem herzgeliebeten Gemahl mehr als einmahl erfahren habe; vor-
nehmlich/ ehe und bevor er meiner Gegenliebe voͤllig verſichert wahr. Erzaͤhlete hiemit/
wie ſchwermuͤhtig er dieſe Tage zugebracht/ und alle luſtige Kurzweile gemieden/ auch im
Baumgarten hin und wieder an die jungen Baͤume den Nahmen Virginia mit verdec-
keten Zuͤgen eingeſchnitten/ und manniches Geticht ihr zuehren und Liebe auffgeſetzet haͤt-
te; deſſen ich dir/ ſagte ſie/ einen guten Beweißtuhm auffzulegen habe/ weil ich deren un-
terſchiedliche ihm heimlich abgenommen/ und wo mir recht iſt/ noch eines bey mir habe/
welches ich geſtern Abend auff ſeinem Gemache fand; zohe hiemit daſſelbe hervor/ und
gabs ihr zuleſen/ deſſen Inhalt dieſer wahr:
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/402>, abgerufen am 16.07.2024. |