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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
ste Frau; unter andern hohen und lobwirdigen Tugenden/ welche eure Durchl. in dieser
ihrer Jugend schon durch den grösten teil der Welt berühmt gemacht haben/ ist nicht die
geringste/ daß ihren ärgesten Feinden zuvergeben/ und der Elenden sich anzunehmen/ aus
getrieb ihrer angebohrnen gütig- und barmherzigkeit/ sie so gar willig und bereit ist/ wo-
durch sie dann ihren Stuel den himlischen Göttern schon sehr nahe gesetzet hat. Nun weis
ich nit/ ob ihrer Durchl. es mag kund getahn seyn/ was gestalt meines allergnädigsten Kö-
niges Herr Sohn/ der Durchleuchtigste/ anjetzo leider! allerelendeste Fürst Markomir/
bald nach eurer Durchl. gewaltähtige entführung/ umb dero Heyraht zum andernmahl
anwerbung getahn/ und durch die hochbetrübte Zeitung ihres verlustes/ in so tieffe und
schwermühtige traurigkeit und bekümmernis gerahten/ daß er endlich seiner Vernunfft
beraubet ist/ und in banden muß verwahret werden/ woran seine Königliche Eltern ein un-
aussprechliches Herzleid sehen/ und vor grosser betrübnis kaum zubleiben wissen. Es hat
sich aber vor weniger Zeit ein berühmter Arzt bey ihnen angemeldet/ und zur wiederbrin-
gung des jungen Fürsten Gesundheit den trostlosen Eltern gute Hoffnung gemacht/ dessen
Arzney die himlischen Götter gesegnen wollen; und ist desselben wolmeintlicher Raht und
gutdünken/ es würde kein Ding in der Welt seinen Pflastern und anderen Arztneien stär-
kere Kraft mitteilen/ als wann ihre Durchl. gnädigste Groß Fürstin/ sich dieses elenden
wizlosen jungen Fürsten in so weit erbarmen/ und durch ein freundliches Brieflein seine
zuschlagene und nidergedrückete Geister wolte helffen auffrichten; welches wie ihrer Durchl.
es weder Schimpff noch Schaden bringen kan/ sondern vielmehr zu grösserer ausbreitung
ihres Lobes dienen wird/ also wird dieselbe dadurch meinen Großmächtigsten König sich
dergestalt verbunden machen/ daß er mit rechtschaffener väterlicher neigung derselben wird
zugetahn und ergeben seyn; daß ich geschweige/ was vor Ruhm und Ehre derselben zuwach-
sen wird/ wann durch dieses mittel/ sie dem jammervollen Fürsten seinen Verstand; den
traurigen Eltern ihren Sohn; und dem Franken- und Sikambern Volke ihren künftigen
Beherscher wieder geben würde. Dieses/ Durchleuchtigste Groß Fürstin/ habe auff mei-
nes Königes begehren/ kraft dieses Befehl-brieffes (welchen er der Groß Fürstin ehrerbie-
tig einlieferte) vortragen sollen/ nicht zweifelnd/ eure Durchl. werde solches gnädigst ver-
merken/ und sich nicht wegern/ demselben seine Gesundheit und menschlichen Verstand wie-
der zubefodern/ der bloß allein aus gar zuheftiger Liebesbegier nach eurer unvergleichlichen
vortrefligkeit/ solches ädle Kleinot verlohren/ und einem unvernünftigen Vieh fast ähn-
lich worden ist. Womit er unter traurigen geberden seiner Rede die Endschaft gab. Die
Groß Fürstin ließ nicht weniger bey seinem vorbringen ihr mitleiden sehen/ und nach ver-
lesung des Brieffes antwortete sie also: Mein Freund/ Herr Farabert; das unverdienete
Lob/ welches in seiner Rede er mir zulegen wollen/ muß ich billich von mir ablehnen/ und doch
seine gute gewogenheit daraus erkennen; sonst mag er sich wol versichern/ daß der leidige
Unfal/ welcher den Durchleuchtigsten Königlichen Fürsten/ Herrn Markomier getroffen/
mir nicht weniger zu herzen stosset/ als sähe ich denselben gegenwärtig an meinem leiblichen
Bruder/ insonderheit aber schmerzet michs über die masse/ daß ich dessen eine Ursach sol ge-
halten oder genennet werden/ daher ich weder Gefahr/ noch mühe und kosten sparen wolte/
wann ich einiges ehrenbilliches Mittel zubedenken wüste/ den lieben Fürsten/ dem ich in

warheit

Sechſtes Buch.
ſte Frau; unter andern hohen und lobwirdigen Tugenden/ welche eure Durchl. in dieſer
ihrer Jugend ſchon durch den groͤſten teil der Welt beruͤhmt gemacht haben/ iſt nicht die
geringſte/ daß ihren aͤrgeſten Feindẽ zuvergeben/ und der Elenden ſich anzunehmen/ aus
getrieb ihrer angebohrnen guͤtig- und barmherzigkeit/ ſie ſo gar willig und bereit iſt/ wo-
durch ſie dann ihren Stuel den himliſchen Goͤttern ſchon ſehr nahe geſetzet hat. Nun weis
ich nit/ ob ihrer Durchl. es mag kund getahn ſeyn/ was geſtalt meines allergnaͤdigſten Koͤ-
niges Herr Sohn/ der Durchleuchtigſte/ anjetzo leider! allerelendeſte Fuͤrſt Markomir/
bald nach eurer Durchl. gewaltaͤhtige entfuͤhrung/ umb dero Heyraht zum andernmahl
anwerbung getahn/ und durch die hochbetruͤbte Zeitung ihres verluſtes/ in ſo tieffe und
ſchwermuͤhtige traurigkeit und bekuͤmmernis gerahten/ daß er endlich ſeiner Vernunfft
beraubet iſt/ und in banden muß verwahret werden/ woran ſeine Koͤnigliche Eltern ein un-
ausſprechliches Herzleid ſehen/ und vor groſſer betruͤbnis kaum zubleiben wiſſen. Es hat
ſich aber vor weniger Zeit ein beruͤhmter Arzt bey ihnen angemeldet/ und zur wiederbrin-
gung des jungen Fuͤrſten Geſundheit den troſtloſen Eltern gute Hoffnung gemacht/ deſſen
Arzney die himliſchen Goͤtter geſegnen wollen; und iſt deſſelben wolmeintlicher Raht und
gutduͤnken/ es wuͤrde kein Ding in der Welt ſeinen Pflaſtern und anderen Arztneien ſtaͤr-
kere Kraft mitteilen/ als wann ihre Durchl. gnaͤdigſte Groß Fuͤrſtin/ ſich dieſes elenden
wizloſen jungen Fuͤrſten in ſo weit erbarmen/ und durch ein freundliches Brieflein ſeine
zuſchlagene uñ nidergedruͤckete Geiſter wolte helffen auffrichtẽ; welches wie ihrer Durchl.
es weder Schimpff noch Schaden bringen kan/ ſondern vielmehr zu groͤſſerer ausbreitung
ihres Lobes dienen wird/ alſo wird dieſelbe dadurch meinen Großmaͤchtigſten Koͤnig ſich
dergeſtalt verbunden machen/ daß er mit rechtſchaffener vaͤterlicher neigung derſelbẽ wird
zugetahn und ergeben ſeyn; daß ich geſchweige/ was vor Ruhm uñ Ehre derſelben zuwach-
ſen wird/ wann durch dieſes mittel/ ſie dem jammervollen Fuͤrſten ſeinen Verſtand; den
traurigen Eltern ihren Sohn; und dem Franken- und Sikambern Volke ihren kuͤnftigen
Beherſcher wieder geben wuͤrde. Dieſes/ Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſtin/ habe auff mei-
nes Koͤniges begehren/ kraft dieſes Befehl-brieffes (welchen er der Groß Fuͤrſtin ehrerbie-
tig einlieferte) vortragen ſollen/ nicht zweifelnd/ eure Durchl. werde ſolches gnaͤdigſt ver-
merken/ und ſich nicht wegern/ demſelben ſeine Geſundheit und menſchlichen Verſtand wie-
der zubefodern/ der bloß allein aus gar zuheftiger Liebesbegier nach eurer unvergleichlichen
vortrefligkeit/ ſolches aͤdle Kleinot verlohren/ und einem unvernuͤnftigen Vieh faſt aͤhn-
lich worden iſt. Womit er unter traurigen geberden ſeiner Rede die Endſchaft gab. Die
Groß Fuͤrſtin ließ nicht weniger bey ſeinem vorbringen ihr mitleiden ſehen/ und nach ver-
leſung des Brieffes antwortete ſie alſo: Mein Freund/ Herr Farabert; das unverdienete
Lob/ welches in ſeiner Rede er mir zulegen wollen/ muß ich billich von mir ablehnen/ uñ doch
ſeine gute gewogenheit daraus erkennen; ſonſt mag er ſich wol verſichern/ daß der leidige
Unfal/ welcher den Durchleuchtigſten Koͤniglichen Fuͤrſten/ Herrn Markomier getroffen/
mir nicht weniger zu herzen ſtoſſet/ als ſaͤhe ich denſelben gegenwaͤrtig an meinem leiblichẽ
Bruder/ inſonderheit aber ſchmerzet michs uͤber die maſſe/ daß ich deſſen eine Urſach ſol ge-
halten oder genennet werden/ daher ich weder Gefahr/ noch muͤhe und koſten ſparen wolte/
wann ich einiges ehrenbilliches Mittel zubedenken wuͤſte/ den lieben Fuͤrſten/ dem ich in

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[384/0390] Sechſtes Buch. ſte Frau; unter andern hohen und lobwirdigen Tugenden/ welche eure Durchl. in dieſer ihrer Jugend ſchon durch den groͤſten teil der Welt beruͤhmt gemacht haben/ iſt nicht die geringſte/ daß ihren aͤrgeſten Feindẽ zuvergeben/ und der Elenden ſich anzunehmen/ aus getrieb ihrer angebohrnen guͤtig- und barmherzigkeit/ ſie ſo gar willig und bereit iſt/ wo- durch ſie dann ihren Stuel den himliſchen Goͤttern ſchon ſehr nahe geſetzet hat. Nun weis ich nit/ ob ihrer Durchl. es mag kund getahn ſeyn/ was geſtalt meines allergnaͤdigſten Koͤ- niges Herr Sohn/ der Durchleuchtigſte/ anjetzo leider! allerelendeſte Fuͤrſt Markomir/ bald nach eurer Durchl. gewaltaͤhtige entfuͤhrung/ umb dero Heyraht zum andernmahl anwerbung getahn/ und durch die hochbetruͤbte Zeitung ihres verluſtes/ in ſo tieffe und ſchwermuͤhtige traurigkeit und bekuͤmmernis gerahten/ daß er endlich ſeiner Vernunfft beraubet iſt/ und in banden muß verwahret werden/ woran ſeine Koͤnigliche Eltern ein un- ausſprechliches Herzleid ſehen/ und vor groſſer betruͤbnis kaum zubleiben wiſſen. Es hat ſich aber vor weniger Zeit ein beruͤhmter Arzt bey ihnen angemeldet/ und zur wiederbrin- gung des jungen Fuͤrſten Geſundheit den troſtloſen Eltern gute Hoffnung gemacht/ deſſen Arzney die himliſchen Goͤtter geſegnen wollen; und iſt deſſelben wolmeintlicher Raht und gutduͤnken/ es wuͤrde kein Ding in der Welt ſeinen Pflaſtern und anderen Arztneien ſtaͤr- kere Kraft mitteilen/ als wann ihre Durchl. gnaͤdigſte Groß Fuͤrſtin/ ſich dieſes elenden wizloſen jungen Fuͤrſten in ſo weit erbarmen/ und durch ein freundliches Brieflein ſeine zuſchlagene uñ nidergedruͤckete Geiſter wolte helffen auffrichtẽ; welches wie ihrer Durchl. es weder Schimpff noch Schaden bringen kan/ ſondern vielmehr zu groͤſſerer ausbreitung ihres Lobes dienen wird/ alſo wird dieſelbe dadurch meinen Großmaͤchtigſten Koͤnig ſich dergeſtalt verbunden machen/ daß er mit rechtſchaffener vaͤterlicher neigung derſelbẽ wird zugetahn und ergeben ſeyn; daß ich geſchweige/ was vor Ruhm uñ Ehre derſelben zuwach- ſen wird/ wann durch dieſes mittel/ ſie dem jammervollen Fuͤrſten ſeinen Verſtand; den traurigen Eltern ihren Sohn; und dem Franken- und Sikambern Volke ihren kuͤnftigen Beherſcher wieder geben wuͤrde. Dieſes/ Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſtin/ habe auff mei- nes Koͤniges begehren/ kraft dieſes Befehl-brieffes (welchen er der Groß Fuͤrſtin ehrerbie- tig einlieferte) vortragen ſollen/ nicht zweifelnd/ eure Durchl. werde ſolches gnaͤdigſt ver- merken/ und ſich nicht wegern/ demſelben ſeine Geſundheit und menſchlichen Verſtand wie- der zubefodern/ der bloß allein aus gar zuheftiger Liebesbegier nach eurer unvergleichlichen vortrefligkeit/ ſolches aͤdle Kleinot verlohren/ und einem unvernuͤnftigen Vieh faſt aͤhn- lich worden iſt. Womit er unter traurigen geberden ſeiner Rede die Endſchaft gab. Die Groß Fuͤrſtin ließ nicht weniger bey ſeinem vorbringen ihr mitleiden ſehen/ und nach ver- leſung des Brieffes antwortete ſie alſo: Mein Freund/ Herr Farabert; das unverdienete Lob/ welches in ſeiner Rede er mir zulegen wollen/ muß ich billich von mir ablehnen/ uñ doch ſeine gute gewogenheit daraus erkennen; ſonſt mag er ſich wol verſichern/ daß der leidige Unfal/ welcher den Durchleuchtigſten Koͤniglichen Fuͤrſten/ Herrn Markomier getroffen/ mir nicht weniger zu herzen ſtoſſet/ als ſaͤhe ich denſelben gegenwaͤrtig an meinem leiblichẽ Bruder/ inſonderheit aber ſchmerzet michs uͤber die maſſe/ daß ich deſſen eine Urſach ſol ge- halten oder genennet werden/ daher ich weder Gefahr/ noch muͤhe und koſten ſparen wolte/ wann ich einiges ehrenbilliches Mittel zubedenken wuͤſte/ den lieben Fuͤrſten/ dem ich in warheit

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/390>, abgerufen am 22.11.2024.