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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
da die 300 Bömische ädelknaben auffwarten/ und 500 Teutsche mit Schlachtschwertern
haussen die Wache halten musten. Kleofis und das Bömische Frauenzimmer stunden in
prächtiger Kleidung hinter dem Fräulein; Leches mit seinen vier Gefärten/ auch Tyriotes
und Gallus/ hatten ihre glänzende Rüstung angelegt/ die Helme auffgeschlagen/ und die
blossen Schwerter in Händen. Ladisla saß zur Rechten; Herkules zur Linken/ und das Frl.
in treflicher Zierde und grosser freundligkeit in der mitte. Als Sysimithres auff erfodern
hinein trat/ entsetzete er sich vor solchem Pracht/ ließ der Fräulein Kleider/ an der Zahl 43
mit allem zubehör/ von Indianischer reiner Linnewad/ gesticketen Schuhen und derglei-
chen sachen/ in grossen mit Silber beschlagenen Laden nachtragen/ und die Kleinot in einer
weissen Helffenbeinen/ mit Golde umblegeten grossen Schachtel/ auff welcher eine kleinere
stund/ darinnen das neue Kleinot versiegelt wahr. Nach gebührlicher Begrüssung aller
dreyen/ wendete er sich zu dem Fräulein/ neigete sich tieff vor ihr/ und redete sie also an:
Durchleuchtigstes/ Großmächtigstes Königliches Fräulein; der grosse König Artabanus/
Beherscher aller Morgenländer von dem Meer biß an den Ganges/ entbeut euer Durchl.
Königlichen Gruß und ergebene Liebe/ sendet deroselben dieses eigenhändige Schreiben/
nebest ihren hinterlassenen Kleidern/ Kleinoten/ und einem neuen Kleinot; bittet/ ihre Durchl.
solches alles mit guter Gewogenheit annehmen/ und seiner Königl. Hocheit schrifftliche
genehme Antwort wiederfahren lassen wolle. Das Fräulein bedankete sich sehr/ fragete
nach seiner Hocheit wolergehen/ und zeigete darüber ihre Genügenheit an; wendete sich
hernach gegen Ladisla und Herkules/ umb zuvernehmen/ ob ihr erläubet währe/ dz Schrei-
ben mit beygefügten Sachen anzunehmen; und auff bewilligung brach sie es/ und lase vor
sich allein folgende Worte.

Der grosse König Artabanus erbeut dem Durchleuchtigsten Fräulein/ Frl. Herkuliska/ sei-
ner Königlichen verlobeten Braut herzlichen Gruß und alle Gewogenheit/ und verwundert sich höch-
lich/ warumb dieselbe ihr grosses Verlangen nach ihrem Herr Bruder und Oheim/ ihm nicht ange-
deutet/ daß er sie mit einer sicheren Begleitung von 200000 Mann hingesendet/ und ihr diese gebühr-
liche Ehre bezeiget hätte; jedoch weil ihrer Liebe gefällig gewesen/ in schlechter stiller Geselschaft nur
mit ihrem geträuen Diener Valikules (dem wir/ wie er weis/ mit Königlichen Gnaden gewogen sind)
diese Reise auff sich zunehmen/ haben wir solches keines weges tadeln wollen; nur tuht uns wehe/ dz
sie in gar zu unwirdiger Kleidung/ wie gesagt wird/ sol hingereiset seyn; welches/ da wirs in erfah-
rung gebracht/ haben wir nicht unterlassen sollen/ ihr durch unsern Hoffmeister Bagophanes nachzu-
fragen/ welcher uns aber zur betrübten Zeitung gebracht/ daß er eure Liebe nicht habe antreffen kön-
nen/ sondern von Feinden verrähterlich überfallen und geschlagen sey. Daher wir Zeigern dieses/ un-
sern lieben geträuen Sysimithres abfertigen/ ihre Kleider und Kleinot/ auch daneben noch ein abson-
derliches/ alles zur bezeugung ungefärbeter Liebe/ nachsenden/ und dabey sie freundlich ersuchen wol-
len/ auff das ehiste mit ihrem freundlichen lieben H. Bruder und Oheim/ sich bey uns unwägerlich ein-
zustellen/ damit unser beschlossenes/ und so münd als schriftlich bestätigtes Beylager (auff dessen Feyr
Königlich zubereitet wird) könne gehalten/ und euer Liebe die Groß Königliche Kron auffgesetzet
werden; und wie wir uns hierzu gänzlich verlassen/ also verbleiben wir derselben zu ehelicher Liebe und
Träue stets ergebener. Artabanus.

So bald der Gesante die ganze Verlesung des Schreibens merkete/ ließ er alle Sa-
chen zu ihren Füssen niedersetzen/ nur das einzelne Kleinot reichte er verschlossen über.
Sie hingegen baht ihn/ einen geringen Abtrit zunehmen/ damit sie sich einer beständigen

Ant-

Fuͤnftes Buch.
da die 300 Boͤmiſche aͤdelknaben auffwarten/ und 500 Teutſche mit Schlachtſchwertern
hauſſen die Wache halten muſten. Kleofis und das Boͤmiſche Frauenzimmer ſtunden in
praͤchtiger Kleidung hinter dem Fraͤulein; Leches mit ſeinen vier Gefaͤrten/ auch Tyriotes
und Gallus/ hatten ihre glaͤnzende Ruͤſtung angelegt/ die Helme auffgeſchlagen/ und die
bloſſen Schwerter in Haͤnden. Ladiſla ſaß zur Rechten; Herkules zur Linken/ uñ das Frl.
in treflicher Zierde und groſſer freundligkeit in der mitte. Als Syſimithres auff erfodern
hinein trat/ entſetzete er ſich vor ſolchem Pracht/ ließ der Fraͤulein Kleider/ an der Zahl 43
mit allem zubehoͤr/ von Indianiſcher reiner Linnewad/ geſticketen Schuhen und derglei-
chen ſachen/ in groſſen mit Silber beſchlagenen Laden nachtragen/ und die Kleinot in einer
weiſſen Helffenbeinen/ mit Golde umblegeten groſſen Schachtel/ auff welcher eine kleinere
ſtund/ darinnen das neue Kleinot verſiegelt wahr. Nach gebuͤhrlicher Begrüſſung aller
dreyen/ wendete er ſich zu dem Fraͤulein/ neigete ſich tieff vor ihr/ und redete ſie alſo an:
Durchleuchtigſtes/ Großmaͤchtigſtes Koͤnigliches Fraͤulein; der groſſe Koͤnig Artabanus/
Beherſcher aller Morgenlaͤnder von dem Meer biß an den Ganges/ entbeut euer Durchl.
Koͤniglichen Gruß und ergebene Liebe/ ſendet deroſelben dieſes eigenhaͤndige Schreiben/
nebeſt ihren hinterlaſſenẽ Kleidern/ Kleinotẽ/ uñ einem neuen Kleinot; bittet/ ihre Durchl.
ſolches alles mit guter Gewogenheit annehmen/ und ſeiner Koͤnigl. Hocheit ſchrifftliche
genehme Antwort wiederfahren laſſen wolle. Das Fraͤulein bedankete ſich ſehr/ fragete
nach ſeiner Hocheit wolergehen/ und zeigete daruͤber ihre Genuͤgenheit an; wendete ſich
hernach gegen Ladiſla und Herkules/ umb zuvernehmen/ ob ihr erlaͤubet waͤhre/ dz Schrei-
ben mit beygefuͤgten Sachen anzunehmen; und auff bewilligung brach ſie es/ und laſe vor
ſich allein folgende Worte.

Der groſſe Koͤnig Artabanus erbeut dem Durchleuchtigſten Fraͤulein/ Frl. Herkuliſka/ ſei-
ner Koͤniglichen verlobeten Braut herzlichen Gruß und alle Gewogenheit/ und verwundert ſich hoͤch-
lich/ warumb dieſelbe ihr groſſes Verlangen nach ihrem Herr Bruder und Oheim/ ihm nicht ange-
deutet/ daß er ſie mit einer ſicheren Begleitung von 200000 Mann hingeſendet/ und ihr dieſe gebuͤhr-
liche Ehre bezeiget haͤtte; jedoch weil ihrer Liebe gefaͤllig geweſen/ in ſchlechter ſtiller Geſelſchaft nur
mit ihrem getraͤuen Diener Valikules (dem wir/ wie er weis/ mit Koͤniglichen Gnaden gewogen ſind)
dieſe Reiſe auff ſich zunehmen/ haben wir ſolches keines weges tadeln wollen; nur tuht uns wehe/ dz
ſie in gar zu unwirdiger Kleidung/ wie geſagt wird/ ſol hingereiſet ſeyn; welches/ da wirs in erfah-
rung gebracht/ haben wir nicht unterlaſſen ſollen/ ihr durch unſern Hoffmeiſter Bagophanes nachzu-
fragen/ welcher uns aber zur betruͤbten Zeitung gebracht/ daß er eure Liebe nicht habe antreffen koͤn-
nen/ ſondern von Feinden verraͤhterlich uͤberfallen und geſchlagen ſey. Daher wir Zeigern dieſes/ un-
ſern lieben getraͤuen Syſimithres abfertigen/ ihre Kleider und Kleinot/ auch daneben noch ein abſon-
derliches/ alles zur bezeugung ungefaͤrbeter Liebe/ nachſenden/ und dabey ſie freundlich erſuchen wol-
len/ auff das ehiſte mit ihrem freundlichen lieben H. Bruder und Oheim/ ſich bey uns unwaͤgerlich ein-
zuſtellen/ damit unſer beſchloſſenes/ und ſo muͤnd als ſchriftlich beſtaͤtigtes Beylager (auff deſſen Feyr
Koͤniglich zubereitet wird) koͤnne gehalten/ und euer Liebe die Groß Koͤnigliche Kron auffgeſetzet
werden; und wie wir uns hierzu gaͤnzlich verlaſſen/ alſo verbleiben wir derſelben zu ehelicher Liebe uñ
Traͤue ſtets ergebener. Artabanus.

So bald der Geſante die ganze Verleſung des Schreibens merkete/ ließ er alle Sa-
chen zu ihren Fuͤſſen niederſetzen/ nur das einzelne Kleinot reichte er verſchloſſen uͤber.
Sie hingegen baht ihn/ einen geringen Abtrit zunehmen/ damit ſie ſich einer beſtaͤndigen

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[32/0038] Fuͤnftes Buch. da die 300 Boͤmiſche aͤdelknaben auffwarten/ und 500 Teutſche mit Schlachtſchwertern hauſſen die Wache halten muſten. Kleofis und das Boͤmiſche Frauenzimmer ſtunden in praͤchtiger Kleidung hinter dem Fraͤulein; Leches mit ſeinen vier Gefaͤrten/ auch Tyriotes und Gallus/ hatten ihre glaͤnzende Ruͤſtung angelegt/ die Helme auffgeſchlagen/ und die bloſſen Schwerter in Haͤnden. Ladiſla ſaß zur Rechten; Herkules zur Linken/ uñ das Frl. in treflicher Zierde und groſſer freundligkeit in der mitte. Als Syſimithres auff erfodern hinein trat/ entſetzete er ſich vor ſolchem Pracht/ ließ der Fraͤulein Kleider/ an der Zahl 43 mit allem zubehoͤr/ von Indianiſcher reiner Linnewad/ geſticketen Schuhen und derglei- chen ſachen/ in groſſen mit Silber beſchlagenen Laden nachtragen/ und die Kleinot in einer weiſſen Helffenbeinen/ mit Golde umblegeten groſſen Schachtel/ auff welcher eine kleinere ſtund/ darinnen das neue Kleinot verſiegelt wahr. Nach gebuͤhrlicher Begrüſſung aller dreyen/ wendete er ſich zu dem Fraͤulein/ neigete ſich tieff vor ihr/ und redete ſie alſo an: Durchleuchtigſtes/ Großmaͤchtigſtes Koͤnigliches Fraͤulein; der groſſe Koͤnig Artabanus/ Beherſcher aller Morgenlaͤnder von dem Meer biß an den Ganges/ entbeut euer Durchl. Koͤniglichen Gruß und ergebene Liebe/ ſendet deroſelben dieſes eigenhaͤndige Schreiben/ nebeſt ihren hinterlaſſenẽ Kleidern/ Kleinotẽ/ uñ einem neuen Kleinot; bittet/ ihre Durchl. ſolches alles mit guter Gewogenheit annehmen/ und ſeiner Koͤnigl. Hocheit ſchrifftliche genehme Antwort wiederfahren laſſen wolle. Das Fraͤulein bedankete ſich ſehr/ fragete nach ſeiner Hocheit wolergehen/ und zeigete daruͤber ihre Genuͤgenheit an; wendete ſich hernach gegen Ladiſla und Herkules/ umb zuvernehmen/ ob ihr erlaͤubet waͤhre/ dz Schrei- ben mit beygefuͤgten Sachen anzunehmen; und auff bewilligung brach ſie es/ und laſe vor ſich allein folgende Worte. Der groſſe Koͤnig Artabanus erbeut dem Durchleuchtigſten Fraͤulein/ Frl. Herkuliſka/ ſei- ner Koͤniglichen verlobeten Braut herzlichen Gruß und alle Gewogenheit/ und verwundert ſich hoͤch- lich/ warumb dieſelbe ihr groſſes Verlangen nach ihrem Herr Bruder und Oheim/ ihm nicht ange- deutet/ daß er ſie mit einer ſicheren Begleitung von 200000 Mann hingeſendet/ und ihr dieſe gebuͤhr- liche Ehre bezeiget haͤtte; jedoch weil ihrer Liebe gefaͤllig geweſen/ in ſchlechter ſtiller Geſelſchaft nur mit ihrem getraͤuen Diener Valikules (dem wir/ wie er weis/ mit Koͤniglichen Gnaden gewogen ſind) dieſe Reiſe auff ſich zunehmen/ haben wir ſolches keines weges tadeln wollen; nur tuht uns wehe/ dz ſie in gar zu unwirdiger Kleidung/ wie geſagt wird/ ſol hingereiſet ſeyn; welches/ da wirs in erfah- rung gebracht/ haben wir nicht unterlaſſen ſollen/ ihr durch unſern Hoffmeiſter Bagophanes nachzu- fragen/ welcher uns aber zur betruͤbten Zeitung gebracht/ daß er eure Liebe nicht habe antreffen koͤn- nen/ ſondern von Feinden verraͤhterlich uͤberfallen und geſchlagen ſey. Daher wir Zeigern dieſes/ un- ſern lieben getraͤuen Syſimithres abfertigen/ ihre Kleider und Kleinot/ auch daneben noch ein abſon- derliches/ alles zur bezeugung ungefaͤrbeter Liebe/ nachſenden/ und dabey ſie freundlich erſuchen wol- len/ auff das ehiſte mit ihrem freundlichen lieben H. Bruder und Oheim/ ſich bey uns unwaͤgerlich ein- zuſtellen/ damit unſer beſchloſſenes/ und ſo muͤnd als ſchriftlich beſtaͤtigtes Beylager (auff deſſen Feyr Koͤniglich zubereitet wird) koͤnne gehalten/ und euer Liebe die Groß Koͤnigliche Kron auffgeſetzet werden; und wie wir uns hierzu gaͤnzlich verlaſſen/ alſo verbleiben wir derſelben zu ehelicher Liebe uñ Traͤue ſtets ergebener. Artabanus. So bald der Geſante die ganze Verleſung des Schreibens merkete/ ließ er alle Sa- chen zu ihren Fuͤſſen niederſetzen/ nur das einzelne Kleinot reichte er verſchloſſen uͤber. Sie hingegen baht ihn/ einen geringen Abtrit zunehmen/ damit ſie ſich einer beſtaͤndigen Ant-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/38>, abgerufen am 27.11.2024.