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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
begehre und bitte ich demühtig/ und als ein Römischer Untertahn/ daß der gottlose Bube
fest gemacht werde/ damit ihm nach seinem Verdienst als einem schändlichen Räuber und
Strassendiebe gelohnet werde. Gallus bestürzete dergestalt über dieser Anklage/ daß er an-
fangs kein Wort machen kunte/ und bildete der junge Fabius ihm gänzlich ein/ er würde an
ihm irren/ deswegen er zu ihm sagete: Mein Herr/ er führet eine sehr harte und ehrenrü-
rige Klage wieder diesen Ritter/ der in grosser Herren bestallung und wirklichen diensten
ist/ wolle sich demnach wol bedenken/ und zuvor sich fleissig erkündigen/ ob er auch den recht-
schuldigen angetroffen habe. Gnädiger Herr/ antwortete Opimius/ ob gleich zuzeiten ein
Mensch dem andern sehr ähnlich ist/ erkenne ich doch an meinem unfehlbaren Abzeichen
daß ich meinen allerboßhaftigsten beleidiger angetroffen habe. Gallus hatte sich inzwischen
etwas erhohlet/ trat näher zu Opimius/ und mit demühtiger neigung und traurigen geber-
den sagte er zu ihm: Mein hochgeehrter Herr/ ich bekenne vor diesen hohen Häuptern/ daß
er an mir den rechtschuldigen angetroffen/ welcher vor diesem ein solcher Ungenanter ge-
wesen ist/ wie ihr mich genennet und ausgescholten habet/ erinnere mich auch des gottlosen
verbrechens wodurch ich mich an euch/ einen frommen unschuldigen Herrn sehr versün-
diget habe/ aber ich bitte denselben durch Gott und durch seine eigene frömmigkeit/ mein
Herr wolle mir meine grobe Missetaht und verübete Bosheit vergeben/ weil mir dieselbe
von herzen leid ist/ und ich davor abtrag zu machen/ mich solchergestalt anerbiete/ daß ich
vor jedwede abgenommene Krone/ hundert erstatten/ und vor die angelegte Schmach eine
gleichmässige anzahl Gelder erlegen wil. Herkules kunte leicht ermässen/ was es antreffen
würde/ redete deßwegen ins mittel/ und sagete: Herr Opimius/ hat dieser mein lieber ge-
träuer etwa sich ehmahls an euch vergriffen/ wollet ihr solches der Vergeb- und vergessung
anbefehlen/ nachdem er nicht allein seine vorige Untugend abgelegt/ und aller auffrichtigen
redligkeit sich befleissiget/ sondern/ welches euch etwa mag unwissend seyn/ mit eurer gelie-
beten Tochter ehelich versprochen ist. Er erblassete von neuen über dieser Zeitung/ und ant-
wortete: Durchl. Groß Fürst/ ich bin gar zu hart von diesem euren Diener beleidiget/ und
sehe nicht/ wie ich mich dergestalt überwinden/ und ihm mein liebstes Kind gönnen sol; zwar
er hat mir vorgestern durch überschickung grosser Gelder und anderer kostbahren sachen/
ein gutwilliges Herz sehen lassen/ welches ich auch mit gebührlichem dank angenommen/
unter diesem Vorsaz/ ihn vor meinen lieben Schwiegersohn auffzunehmen/ aber so wenig
ich gewust/ wer der Geber ist/ so wenig ists ihm kund gewesen wem er gutes getahn hat. Und
wann ihre Durchl. wissen solte/ nicht allein was vor Schaden und Spot er mir angefü-
get/ sondern auch/ was vor Elend/ Armut und Mangel mir dadurch verursachet worden/
so daß ich in diesem meinen unbehülflichen Alter mich meiner Hände Arbeit/ die dessen nit
unterrichtet wahren/ kümmerlich ernähren und das Brod des trübsaals mit meinem Wei-
be und Kindern essen müssen/ würden meine anwesende Gnn. Herren mir meinen unwil-
len nicht verübeln. Ladisla wolte des verlaufs gerne ausführlichen bericht haben/ und sage-
te zu Gallus: Lieber erzählet uns/ was vor Ursach ihr diesem guten Herrn zu so hefftigem
Zorn gegeben habt/ alsdann werde ich mich bemühen/ euren Span beyzulegen. Ja gnä-
digster König/ antwortete er/ ich habe mich dermassen schwer an diesem Herrn vergriffen/
daß er Ursach gnug hat/ nicht allein mich anzufeinden/ sondern auch peinlich anzuklagen:

dann
y y

Sechſtes Buch.
begehre und bitte ich demuͤhtig/ und als ein Roͤmiſcher Untertahn/ daß der gottloſe Bube
feſt gemacht werde/ damit ihm nach ſeinem Verdienſt als einem ſchaͤndlichen Raͤuber und
Straſſendiebe gelohnet werde. Gallus beſtuͤrzete dergeſtalt uͤber dieſer Anklage/ daß er an-
fangs kein Wort machen kunte/ und bildete der junge Fabius ihm gaͤnzlich ein/ er wuͤrde an
ihm irren/ deswegen er zu ihm ſagete: Mein Herr/ er fuͤhret eine ſehr harte und ehrenruͤ-
rige Klage wieder dieſen Ritter/ der in groſſer Herren beſtallung und wirklichen dienſten
iſt/ wolle ſich demnach wol bedenken/ und zuvor ſich fleiſſig erkuͤndigen/ ob eꝛ auch den recht-
ſchuldigen angetroffen habe. Gnaͤdiger Herr/ antwortete Opimius/ ob gleich zuzeiten ein
Menſch dem andern ſehr aͤhnlich iſt/ erkenne ich doch an meinem unfehlbaren Abzeichen
daß ich meinen allerboßhaftigſten beleidiger angetroffen habe. Gallus hatte ſich inzwiſchen
etwas erhohlet/ trat naͤher zu Opimius/ und mit demühtiger neigung und traurigen geber-
den ſagte er zu ihm: Mein hochgeehrter Herr/ ich bekenne vor dieſen hohen Haͤuptern/ daß
er an mir den rechtſchuldigen angetroffen/ welcher vor dieſem ein ſolcher Ungenanter ge-
weſen iſt/ wie ihr mich genennet und ausgeſcholten habet/ erinnere mich auch des gottloſen
verbrechens wodurch ich mich an euch/ einen frommen unſchuldigen Herrn ſehr verſuͤn-
diget habe/ aber ich bitte denſelben durch Gott und durch ſeine eigene froͤmmigkeit/ mein
Herr wolle mir meine grobe Miſſetaht und veruͤbete Bosheit vergeben/ weil mir dieſelbe
von herzen leid iſt/ und ich davor abtrag zu machen/ mich ſolchergeſtalt anerbiete/ daß ich
vor jedwede abgenommene Krone/ hundert erſtatten/ und vor die angelegte Schmach eine
gleichmaͤſſige anzahl Gelder erlegen wil. Herkules kunte leicht ermaͤſſen/ was es antreffen
wuͤrde/ redete deßwegen ins mittel/ und ſagete: Herr Opimius/ hat dieſer mein lieber ge-
traͤuer etwa ſich ehmahls an euch vergriffen/ wollet ihr ſolches der Vergeb- und vergeſſung
anbefehlen/ nachdem er nicht allein ſeine vorige Untugend abgelegt/ und aller auffrichtigen
redligkeit ſich befleiſſiget/ ſondern/ welches euch etwa mag unwiſſend ſeyn/ mit eurer gelie-
beten Tochter ehelich verſprochen iſt. Er erblaſſete von neuen uͤber dieſer Zeitung/ und ant-
wortete: Durchl. Groß Fuͤrſt/ ich bin gar zu hart von dieſem euren Diener beleidiget/ und
ſehe nicht/ wie ich mich dergeſtalt uͤberwinden/ und ihm mein liebſtes Kind goͤnnen ſol; zwaꝛ
er hat mir vorgeſtern durch uͤberſchickung groſſer Gelder und anderer koſtbahren ſachen/
ein gutwilliges Herz ſehen laſſen/ welches ich auch mit gebuͤhrlichem dank angenommen/
unter dieſem Vorſaz/ ihn vor meinen lieben Schwiegerſohn auffzunehmen/ aber ſo wenig
ich gewuſt/ wer der Geber iſt/ ſo wenig iſts ihm kund geweſen wem er gutes getahn hat. Und
wann ihre Durchl. wiſſen ſolte/ nicht allein was vor Schaden und Spot er mir angefuͤ-
get/ ſondern auch/ was vor Elend/ Armut und Mangel mir dadurch verurſachet worden/
ſo daß ich in dieſem meinen unbehuͤlflichen Alter mich meiner Haͤnde Arbeit/ die deſſen nit
unterrichtet wahren/ kuͤmmerlich ernaͤhren uñ das Brod des truͤbſaals mit meinem Wei-
be und Kindern eſſen muͤſſen/ wuͤrden meine anweſende Gnn. Herren mir meinen unwil-
len nicht veruͤbeln. Ladiſla wolte des verlaufs gerne ausfuͤhrlichen bericht haben/ und ſage-
te zu Gallus: Lieber erzaͤhlet uns/ was vor Urſach ihr dieſem guten Herrn zu ſo hefftigem
Zorn gegeben habt/ alsdann werde ich mich bemuͤhen/ euren Span beyzulegen. Ja gnaͤ-
digſter Koͤnig/ antwortete er/ ich habe mich dermaſſen ſchwer an dieſem Herrn vergriffen/
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[353/0359] Sechſtes Buch. begehre und bitte ich demuͤhtig/ und als ein Roͤmiſcher Untertahn/ daß der gottloſe Bube feſt gemacht werde/ damit ihm nach ſeinem Verdienſt als einem ſchaͤndlichen Raͤuber und Straſſendiebe gelohnet werde. Gallus beſtuͤrzete dergeſtalt uͤber dieſer Anklage/ daß er an- fangs kein Wort machen kunte/ und bildete der junge Fabius ihm gaͤnzlich ein/ er wuͤrde an ihm irren/ deswegen er zu ihm ſagete: Mein Herr/ er fuͤhret eine ſehr harte und ehrenruͤ- rige Klage wieder dieſen Ritter/ der in groſſer Herren beſtallung und wirklichen dienſten iſt/ wolle ſich demnach wol bedenken/ und zuvor ſich fleiſſig erkuͤndigen/ ob eꝛ auch den recht- ſchuldigen angetroffen habe. Gnaͤdiger Herr/ antwortete Opimius/ ob gleich zuzeiten ein Menſch dem andern ſehr aͤhnlich iſt/ erkenne ich doch an meinem unfehlbaren Abzeichen daß ich meinen allerboßhaftigſten beleidiger angetroffen habe. Gallus hatte ſich inzwiſchen etwas erhohlet/ trat naͤher zu Opimius/ und mit demühtiger neigung und traurigen geber- den ſagte er zu ihm: Mein hochgeehrter Herr/ ich bekenne vor dieſen hohen Haͤuptern/ daß er an mir den rechtſchuldigen angetroffen/ welcher vor dieſem ein ſolcher Ungenanter ge- weſen iſt/ wie ihr mich genennet und ausgeſcholten habet/ erinnere mich auch des gottloſen verbrechens wodurch ich mich an euch/ einen frommen unſchuldigen Herrn ſehr verſuͤn- diget habe/ aber ich bitte denſelben durch Gott und durch ſeine eigene froͤmmigkeit/ mein Herr wolle mir meine grobe Miſſetaht und veruͤbete Bosheit vergeben/ weil mir dieſelbe von herzen leid iſt/ und ich davor abtrag zu machen/ mich ſolchergeſtalt anerbiete/ daß ich vor jedwede abgenommene Krone/ hundert erſtatten/ und vor die angelegte Schmach eine gleichmaͤſſige anzahl Gelder erlegen wil. Herkules kunte leicht ermaͤſſen/ was es antreffen wuͤrde/ redete deßwegen ins mittel/ und ſagete: Herr Opimius/ hat dieſer mein lieber ge- traͤuer etwa ſich ehmahls an euch vergriffen/ wollet ihr ſolches der Vergeb- und vergeſſung anbefehlen/ nachdem er nicht allein ſeine vorige Untugend abgelegt/ und aller auffrichtigen redligkeit ſich befleiſſiget/ ſondern/ welches euch etwa mag unwiſſend ſeyn/ mit eurer gelie- beten Tochter ehelich verſprochen iſt. Er erblaſſete von neuen uͤber dieſer Zeitung/ und ant- wortete: Durchl. Groß Fuͤrſt/ ich bin gar zu hart von dieſem euren Diener beleidiget/ und ſehe nicht/ wie ich mich dergeſtalt uͤberwinden/ und ihm mein liebſtes Kind goͤnnen ſol; zwaꝛ er hat mir vorgeſtern durch uͤberſchickung groſſer Gelder und anderer koſtbahren ſachen/ ein gutwilliges Herz ſehen laſſen/ welches ich auch mit gebuͤhrlichem dank angenommen/ unter dieſem Vorſaz/ ihn vor meinen lieben Schwiegerſohn auffzunehmen/ aber ſo wenig ich gewuſt/ wer der Geber iſt/ ſo wenig iſts ihm kund geweſen wem er gutes getahn hat. Und wann ihre Durchl. wiſſen ſolte/ nicht allein was vor Schaden und Spot er mir angefuͤ- get/ ſondern auch/ was vor Elend/ Armut und Mangel mir dadurch verurſachet worden/ ſo daß ich in dieſem meinen unbehuͤlflichen Alter mich meiner Haͤnde Arbeit/ die deſſen nit unterrichtet wahren/ kuͤmmerlich ernaͤhren uñ das Brod des truͤbſaals mit meinem Wei- be und Kindern eſſen muͤſſen/ wuͤrden meine anweſende Gnn. Herren mir meinen unwil- len nicht veruͤbeln. Ladiſla wolte des verlaufs gerne ausfuͤhrlichen bericht haben/ und ſage- te zu Gallus: Lieber erzaͤhlet uns/ was vor Urſach ihr dieſem guten Herrn zu ſo hefftigem Zorn gegeben habt/ alsdann werde ich mich bemuͤhen/ euren Span beyzulegen. Ja gnaͤ- digſter Koͤnig/ antwortete er/ ich habe mich dermaſſen ſchwer an dieſem Herrn vergriffen/ daß er Urſach gnug hat/ nicht allein mich anzufeinden/ ſondern auch peinlich anzuklagen: dann y y

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/359>, abgerufen am 15.05.2024.