Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch.
versprechen/ und wolte doch selbst versuchen/ wie weit ers bringen könte. Vor erst aber
machte er sich zu Baldrichen ließ ihn alles wissen/ und stärkete ihn/ seine Anwerbung unge-
scheuhet anzubringen. Die Groß Fürstin hatte unterdessen mit Arbianes einen Tanz ge-
halten/ und ihn erinnert/ mit Baldrichen gute Kundschaft zu machen/ welches ihm zu sei-
nem Vorhaben sehr dienlich seyn würde; gab ihm auch an die Hand/ sein Vermögen an
den Tag zu legen/ und ein Frei-rennen auff seine Kosten anzustellen/ auch nichts zu sparen/
ob gleich alle seine Schätze (welches doch unmöglich) drauff gehen solten/ damit er ihm
einen Nahmen erwürbe. Er bedankete sich wegen des geträuen Rahts/ trat vor den Stat-
halter/ und redete ihn also an: Hochmögender Herr Stathalter/ nachdem der gütige Him-
mel meine Gnn. Herrn und Brüderliche Freunde/ König Ladisla/ Groß Fürst Herkules
und Herrn Kajus Fabius glüklich und gesund wieder hieselbst angelangen lassen/ bin ich
willens/ hierüber etliche Freuden Tage anzustellen/ und dabey ein Freistechen zu halten/ da
alle ankommende Ritter von mir sollen aus den Herbergen frey außgelöset werden/ so viel
deren sich bey dieser ritterlichen Ubung wirklich gebrauchen/ bitte demnach eure Gn. wol-
len hierin gnädig gehehlen/ und mir zu diesem Vorhaben den Plaz gönnen/ auff welchem
König Ladisla sein allerliebstes Gemahlaus Räuber Händen erlöset hat. Dem Stathal-
ter wahr nicht unbewust/ daß er grosse baarschaften bey sich führete/ willigte deßwegen nit
allein gerne ein/ sondern bedankete sich zugleich/ daß er seiner gegenwart eine so wirdige und
ritterliche Gedächtnis hinterlassen wolte. Baldrich hatte durch seines Gesellen einrahten
sich nicht wenig gestärket/ nam ihm vor alle mögligkeit anzuwenden/ ob er seinem Vorha-
ben einen beständigen Fuß setzen möchte/ und weil er sein liebes Fräulein allein sitzen fand/
nam er nach gebehtener erläubniß den nähesten Siz bey ihr/ und bedankete sich/ in nider-
trächtiger Demuht/ daß auff der Durchl. Fr. Königin in Böhmen anmuhten/ sie sich er-
bohten hätte/ derselben Stelle zuvertreten. Nun hätte er aber von höchstgedachter seiner
Fr. Schwägerin so hohe woltahten empfangen/ daß er solches nicht anders/ als mit dar-
bietung seiner selbst zuersetzen wüste/ würde demnach das hochgebohrne Fräulein an ihrer
Fr. Wasen stat ihn vor einen Knecht und Diener annehmen/ und sich der Gewalt über
ihn gebrauchen/ daß sie ihm völlig und ohn einige bedingung beföhle/ alsdann wolte er mit
darstreckung seines Blutes und äussersten vermögens sich bereit halten/ ihren gebohten
entweder genüge zu tuhn/ oder einen willigen Tod anzutreten. Worauff sie also antworte-
te: Ich getraue nicht/ Durchl. Fürst/ es vor meiner Fr. Schwester verantworten zu kön-
nen/ wann sein gar zu hohes erbieten ich annehmen würde/ massen von derselben ich außge-
fodert bin/ nicht in noch tieffere Schulden mich zusetzen/ sondern die ihre nach vermögen
abzutragen; wiewol sein getahnes hohes erbieten ich billich erkenne/ und wie daraus seine
gute gewogenheit ich zur genüge verspüre/ also werde ich gelegenheit suchen/ mich dankbar
finden zu lassen/ als gegen einen/ der mich schon gewirdiget hat/ sich mir ritterlicher Weise
zuverbinden/ welcher ehren ich mich doch/ wie schon heut erwähnet/ unwirdig halte/ und
dürfte ohn zweifel schier heut oder morgen euer Liebe Gemahl mirs zum Hochmuht ausle-
gen/ daß ich einen solchen hohen Fürsten vor meinen Ritter anzunehmen/ mich nicht ge-
scheuhet. Baldrich merkete aus dieser Antwort/ daß sie sein ansuchen nicht verstehen wolte/
daher er auff Siegwards anmahnung sich steurend/ seine runde meynung dergestalt vor-

brachte.

Sechſtes Buch.
verſprechen/ und wolte doch ſelbſt verſuchen/ wie weit ers bringen koͤnte. Vor erſt aber
machte er ſich zu Baldrichen ließ ihn alles wiſſen/ und ſtaͤrkete ihn/ ſeine Anwerbung unge-
ſcheuhet anzubringen. Die Groß Fuͤrſtin hatte unterdeſſen mit Arbianes einen Tanz ge-
halten/ und ihn erinnert/ mit Baldrichen gute Kundſchaft zu machen/ welches ihm zu ſei-
nem Vorhaben ſehr dienlich ſeyn wuͤrde; gab ihm auch an die Hand/ ſein Vermoͤgen an
den Tag zu legen/ und ein Frei-rennen auff ſeine Koſten anzuſtellen/ auch nichts zu ſparen/
ob gleich alle ſeine Schaͤtze (welches doch unmoͤglich) drauff gehen ſolten/ damit er ihm
einen Nahmen erwuͤrbe. Er bedankete ſich wegen des getraͤuen Rahts/ trat vor den Stat-
halter/ und redete ihn alſo an: Hochmoͤgender Herr Stathalter/ nachdem der guͤtige Him-
mel meine Gnn. Herrn und Bruͤderliche Freunde/ Koͤnig Ladiſla/ Groß Fuͤrſt Herkules
und Herrn Kajus Fabius glüklich und geſund wieder hieſelbſt angelangen laſſen/ bin ich
willens/ hieruͤber etliche Freuden Tage anzuſtellen/ und dabey ein Freiſtechen zu halten/ da
alle ankommende Ritter von mir ſollen aus den Herbergen frey außgeloͤſet werden/ ſo viel
deren ſich bey dieſer ritterlichen Ubung wirklich gebrauchen/ bitte demnach eure Gn. wol-
len hierin gnaͤdig gehehlen/ und mir zu dieſem Vorhaben den Plaz goͤnnen/ auff welchem
Koͤnig Ladiſla ſein allerliebſtes Gemahlaus Raͤuber Haͤnden erloͤſet hat. Dem Stathal-
ter wahr nicht unbewuſt/ daß er groſſe baarſchaften bey ſich fuͤhrete/ willigte deßwegen nit
allein gerne ein/ ſondern bedankete ſich zugleich/ daß er ſeiner gegenwart eine ſo wiꝛdige und
ritterliche Gedaͤchtnis hinterlaſſen wolte. Baldrich hatte durch ſeines Geſellen einrahten
ſich nicht wenig geſtaͤrket/ nam ihm vor alle moͤgligkeit anzuwenden/ ob er ſeinem Vorha-
ben einen beſtaͤndigen Fuß ſetzen moͤchte/ und weil er ſein liebes Fraͤulein allein ſitzen fand/
nam er nach gebehtener erlaͤubniß den naͤheſten Siz bey ihr/ und bedankete ſich/ in nider-
traͤchtiger Demuht/ daß auff der Durchl. Fr. Koͤnigin in Boͤhmen anmuhten/ ſie ſich er-
bohten haͤtte/ derſelben Stelle zuvertreten. Nun haͤtte er aber von hoͤchſtgedachter ſeiner
Fr. Schwaͤgerin ſo hohe woltahten empfangen/ daß er ſolches nicht anders/ als mit dar-
bietung ſeiner ſelbſt zuerſetzen wuͤſte/ wuͤrde demnach das hochgebohrne Fraͤulein an ihrer
Fr. Waſen ſtat ihn vor einen Knecht und Diener annehmen/ und ſich der Gewalt uͤber
ihn gebrauchen/ daß ſie ihm voͤllig und ohn einige bedingung befoͤhle/ alsdann wolte er mit
darſtreckung ſeines Blutes und aͤuſſerſten vermoͤgens ſich bereit halten/ ihren gebohten
entweder genuͤge zu tuhn/ oder einen willigen Tod anzutreten. Worauff ſie alſo antworte-
te: Ich getraue nicht/ Durchl. Fuͤrſt/ es vor meiner Fr. Schweſter verantworten zu koͤn-
nen/ wann ſein gar zu hohes erbieten ich annehmen wuͤrde/ maſſen von derſelben ich außge-
fodert bin/ nicht in noch tieffere Schulden mich zuſetzen/ ſondern die ihre nach vermoͤgen
abzutragen; wiewol ſein getahnes hohes erbieten ich billich erkenne/ und wie daraus ſeine
gute gewogenheit ich zur genuͤge verſpuͤre/ alſo werde ich gelegenheit ſuchen/ mich dankbar
finden zu laſſen/ als gegen einen/ der mich ſchon gewirdiget hat/ ſich mir ritterlicher Weiſe
zuverbinden/ welcher ehren ich mich doch/ wie ſchon heut erwaͤhnet/ unwirdig halte/ und
dürfte ohn zweifel ſchier heut oder morgen euer Liebe Gemahl mirs zum Hochmuht ausle-
gen/ daß ich einen ſolchen hohen Fuͤrſten vor meinen Ritter anzunehmen/ mich nicht ge-
ſcheuhet. Baldrich merkete aus dieſer Antwort/ daß ſie ſein anſuchen nicht veꝛſtehen wolte/
daher er auff Siegwards anmahnung ſich ſteurend/ ſeine runde meynung dergeſtalt vor-

brachte.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0325" n="319"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
ver&#x017F;prechen/ und wolte doch &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;uchen/ wie weit ers bringen ko&#x0364;nte. Vor er&#x017F;t aber<lb/>
machte er &#x017F;ich zu Baldrichen ließ ihn alles wi&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;ta&#x0364;rkete ihn/ &#x017F;eine Anwerbung unge-<lb/>
&#x017F;cheuhet anzubringen. Die Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin hatte unterde&#x017F;&#x017F;en mit Arbianes einen Tanz ge-<lb/>
halten/ und ihn erinnert/ mit Baldrichen gute Kund&#x017F;chaft zu machen/ welches ihm zu &#x017F;ei-<lb/>
nem Vorhaben &#x017F;ehr dienlich &#x017F;eyn wu&#x0364;rde; gab ihm auch an die Hand/ &#x017F;ein Vermo&#x0364;gen an<lb/>
den Tag zu legen/ und ein Frei-rennen auff &#x017F;eine Ko&#x017F;ten anzu&#x017F;tellen/ auch nichts zu &#x017F;paren/<lb/>
ob gleich alle &#x017F;eine Scha&#x0364;tze (welches doch unmo&#x0364;glich) drauff gehen &#x017F;olten/ damit er ihm<lb/>
einen Nahmen erwu&#x0364;rbe. Er bedankete &#x017F;ich wegen des getra&#x0364;uen Rahts/ trat vor den Stat-<lb/>
halter/ und redete ihn al&#x017F;o an: Hochmo&#x0364;gender Herr Stathalter/ nachdem der gu&#x0364;tige Him-<lb/>
mel meine Gnn. Herrn und Bru&#x0364;derliche Freunde/ Ko&#x0364;nig Ladi&#x017F;la/ Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t Herkules<lb/>
und Herrn Kajus Fabius glüklich und ge&#x017F;und wieder hie&#x017F;elb&#x017F;t angelangen la&#x017F;&#x017F;en/ bin ich<lb/>
willens/ hieru&#x0364;ber etliche Freuden Tage anzu&#x017F;tellen/ und dabey ein Frei&#x017F;techen zu halten/ da<lb/>
alle ankommende Ritter von mir &#x017F;ollen aus den Herbergen frey außgelo&#x0364;&#x017F;et werden/ &#x017F;o viel<lb/>
deren &#x017F;ich bey die&#x017F;er ritterlichen Ubung wirklich gebrauchen/ bitte demnach eure Gn. wol-<lb/>
len hierin gna&#x0364;dig gehehlen/ und mir zu die&#x017F;em Vorhaben den Plaz go&#x0364;nnen/ auff welchem<lb/>
Ko&#x0364;nig Ladi&#x017F;la &#x017F;ein allerlieb&#x017F;tes Gemahlaus Ra&#x0364;uber Ha&#x0364;nden erlo&#x0364;&#x017F;et hat. Dem Stathal-<lb/>
ter wahr nicht unbewu&#x017F;t/ daß er gro&#x017F;&#x017F;e baar&#x017F;chaften bey &#x017F;ich fu&#x0364;hrete/ willigte deßwegen nit<lb/>
allein gerne ein/ &#x017F;ondern bedankete &#x017F;ich zugleich/ daß er &#x017F;einer gegenwart eine &#x017F;o wi&#xA75B;dige und<lb/>
ritterliche Geda&#x0364;chtnis hinterla&#x017F;&#x017F;en wolte. Baldrich hatte durch &#x017F;eines Ge&#x017F;ellen einrahten<lb/>
&#x017F;ich nicht wenig ge&#x017F;ta&#x0364;rket/ nam ihm vor alle mo&#x0364;gligkeit anzuwenden/ ob er &#x017F;einem Vorha-<lb/>
ben einen be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Fuß &#x017F;etzen mo&#x0364;chte/ und weil er &#x017F;ein liebes Fra&#x0364;ulein allein &#x017F;itzen fand/<lb/>
nam er nach gebehtener erla&#x0364;ubniß den na&#x0364;he&#x017F;ten Siz bey ihr/ und bedankete &#x017F;ich/ in nider-<lb/>
tra&#x0364;chtiger Demuht/ daß auff der Durchl. Fr. Ko&#x0364;nigin in Bo&#x0364;hmen anmuhten/ &#x017F;ie &#x017F;ich er-<lb/>
bohten ha&#x0364;tte/ der&#x017F;elben Stelle zuvertreten. Nun ha&#x0364;tte er aber von ho&#x0364;ch&#x017F;tgedachter &#x017F;einer<lb/>
Fr. Schwa&#x0364;gerin &#x017F;o hohe woltahten empfangen/ daß er &#x017F;olches nicht anders/ als mit dar-<lb/>
bietung &#x017F;einer &#x017F;elb&#x017F;t zuer&#x017F;etzen wu&#x0364;&#x017F;te/ wu&#x0364;rde demnach das hochgebohrne Fra&#x0364;ulein an ihrer<lb/>
Fr. Wa&#x017F;en &#x017F;tat ihn vor einen Knecht und Diener annehmen/ und &#x017F;ich der Gewalt u&#x0364;ber<lb/>
ihn gebrauchen/ daß &#x017F;ie ihm vo&#x0364;llig und ohn einige bedingung befo&#x0364;hle/ alsdann wolte er mit<lb/>
dar&#x017F;treckung &#x017F;eines Blutes und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten vermo&#x0364;gens &#x017F;ich bereit halten/ ihren gebohten<lb/>
entweder genu&#x0364;ge zu tuhn/ oder einen willigen Tod anzutreten. Worauff &#x017F;ie al&#x017F;o antworte-<lb/>
te: Ich getraue nicht/ Durchl. Fu&#x0364;r&#x017F;t/ es vor meiner Fr. Schwe&#x017F;ter verantworten zu ko&#x0364;n-<lb/>
nen/ wann &#x017F;ein gar zu hohes erbieten ich annehmen wu&#x0364;rde/ ma&#x017F;&#x017F;en von der&#x017F;elben ich außge-<lb/>
fodert bin/ nicht in noch tieffere Schulden mich zu&#x017F;etzen/ &#x017F;ondern die ihre nach vermo&#x0364;gen<lb/>
abzutragen; wiewol &#x017F;ein getahnes hohes erbieten ich billich erkenne/ und wie daraus &#x017F;eine<lb/>
gute gewogenheit ich zur genu&#x0364;ge ver&#x017F;pu&#x0364;re/ al&#x017F;o werde ich gelegenheit &#x017F;uchen/ mich dankbar<lb/>
finden zu la&#x017F;&#x017F;en/ als gegen einen/ der mich &#x017F;chon gewirdiget hat/ &#x017F;ich mir ritterlicher Wei&#x017F;e<lb/>
zuverbinden/ welcher ehren ich mich doch/ wie &#x017F;chon heut erwa&#x0364;hnet/ unwirdig halte/ und<lb/>
dürfte ohn zweifel &#x017F;chier heut oder morgen euer Liebe Gemahl mirs zum Hochmuht ausle-<lb/>
gen/ daß ich einen &#x017F;olchen hohen Fu&#x0364;r&#x017F;ten vor meinen Ritter anzunehmen/ mich nicht ge-<lb/>
&#x017F;cheuhet. Baldrich merkete aus die&#x017F;er Antwort/ daß &#x017F;ie &#x017F;ein an&#x017F;uchen nicht ve&#xA75B;&#x017F;tehen wolte/<lb/>
daher er auff Siegwards anmahnung &#x017F;ich &#x017F;teurend/ &#x017F;eine runde meynung derge&#x017F;talt vor-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">brachte.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0325] Sechſtes Buch. verſprechen/ und wolte doch ſelbſt verſuchen/ wie weit ers bringen koͤnte. Vor erſt aber machte er ſich zu Baldrichen ließ ihn alles wiſſen/ und ſtaͤrkete ihn/ ſeine Anwerbung unge- ſcheuhet anzubringen. Die Groß Fuͤrſtin hatte unterdeſſen mit Arbianes einen Tanz ge- halten/ und ihn erinnert/ mit Baldrichen gute Kundſchaft zu machen/ welches ihm zu ſei- nem Vorhaben ſehr dienlich ſeyn wuͤrde; gab ihm auch an die Hand/ ſein Vermoͤgen an den Tag zu legen/ und ein Frei-rennen auff ſeine Koſten anzuſtellen/ auch nichts zu ſparen/ ob gleich alle ſeine Schaͤtze (welches doch unmoͤglich) drauff gehen ſolten/ damit er ihm einen Nahmen erwuͤrbe. Er bedankete ſich wegen des getraͤuen Rahts/ trat vor den Stat- halter/ und redete ihn alſo an: Hochmoͤgender Herr Stathalter/ nachdem der guͤtige Him- mel meine Gnn. Herrn und Bruͤderliche Freunde/ Koͤnig Ladiſla/ Groß Fuͤrſt Herkules und Herrn Kajus Fabius glüklich und geſund wieder hieſelbſt angelangen laſſen/ bin ich willens/ hieruͤber etliche Freuden Tage anzuſtellen/ und dabey ein Freiſtechen zu halten/ da alle ankommende Ritter von mir ſollen aus den Herbergen frey außgeloͤſet werden/ ſo viel deren ſich bey dieſer ritterlichen Ubung wirklich gebrauchen/ bitte demnach eure Gn. wol- len hierin gnaͤdig gehehlen/ und mir zu dieſem Vorhaben den Plaz goͤnnen/ auff welchem Koͤnig Ladiſla ſein allerliebſtes Gemahlaus Raͤuber Haͤnden erloͤſet hat. Dem Stathal- ter wahr nicht unbewuſt/ daß er groſſe baarſchaften bey ſich fuͤhrete/ willigte deßwegen nit allein gerne ein/ ſondern bedankete ſich zugleich/ daß er ſeiner gegenwart eine ſo wiꝛdige und ritterliche Gedaͤchtnis hinterlaſſen wolte. Baldrich hatte durch ſeines Geſellen einrahten ſich nicht wenig geſtaͤrket/ nam ihm vor alle moͤgligkeit anzuwenden/ ob er ſeinem Vorha- ben einen beſtaͤndigen Fuß ſetzen moͤchte/ und weil er ſein liebes Fraͤulein allein ſitzen fand/ nam er nach gebehtener erlaͤubniß den naͤheſten Siz bey ihr/ und bedankete ſich/ in nider- traͤchtiger Demuht/ daß auff der Durchl. Fr. Koͤnigin in Boͤhmen anmuhten/ ſie ſich er- bohten haͤtte/ derſelben Stelle zuvertreten. Nun haͤtte er aber von hoͤchſtgedachter ſeiner Fr. Schwaͤgerin ſo hohe woltahten empfangen/ daß er ſolches nicht anders/ als mit dar- bietung ſeiner ſelbſt zuerſetzen wuͤſte/ wuͤrde demnach das hochgebohrne Fraͤulein an ihrer Fr. Waſen ſtat ihn vor einen Knecht und Diener annehmen/ und ſich der Gewalt uͤber ihn gebrauchen/ daß ſie ihm voͤllig und ohn einige bedingung befoͤhle/ alsdann wolte er mit darſtreckung ſeines Blutes und aͤuſſerſten vermoͤgens ſich bereit halten/ ihren gebohten entweder genuͤge zu tuhn/ oder einen willigen Tod anzutreten. Worauff ſie alſo antworte- te: Ich getraue nicht/ Durchl. Fuͤrſt/ es vor meiner Fr. Schweſter verantworten zu koͤn- nen/ wann ſein gar zu hohes erbieten ich annehmen wuͤrde/ maſſen von derſelben ich außge- fodert bin/ nicht in noch tieffere Schulden mich zuſetzen/ ſondern die ihre nach vermoͤgen abzutragen; wiewol ſein getahnes hohes erbieten ich billich erkenne/ und wie daraus ſeine gute gewogenheit ich zur genuͤge verſpuͤre/ alſo werde ich gelegenheit ſuchen/ mich dankbar finden zu laſſen/ als gegen einen/ der mich ſchon gewirdiget hat/ ſich mir ritterlicher Weiſe zuverbinden/ welcher ehren ich mich doch/ wie ſchon heut erwaͤhnet/ unwirdig halte/ und dürfte ohn zweifel ſchier heut oder morgen euer Liebe Gemahl mirs zum Hochmuht ausle- gen/ daß ich einen ſolchen hohen Fuͤrſten vor meinen Ritter anzunehmen/ mich nicht ge- ſcheuhet. Baldrich merkete aus dieſer Antwort/ daß ſie ſein anſuchen nicht veꝛſtehen wolte/ daher er auff Siegwards anmahnung ſich ſteurend/ ſeine runde meynung dergeſtalt vor- brachte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/325
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/325>, abgerufen am 25.11.2024.