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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
lich/ was sich zwischen ihnen zugetragen hatte. Worauff Artaxerxes diese beyde Frauen
hochrühmete/ und ihnen ein sonderliches Gnadengeschenk versprach/ welches er ihnen
auff Herkules Hochzeit Fest lieferte/ als etliche Kleinot/ die ingesamt auff eine Tonne Gol-
des geschätzet wurden; insonderheit wahr ihm liebe/ daß seine Wase sich gegen Ladisla so
freundlich bezeiget hatte. Frl. Valisken wahr ihres Herkules Gefahr nie so außführlich
erzählet/ schlug Euphrosynen auff die Schulder/ und sagte: Meine geliebte Freundin/ ihr
habt eigentlich mir zum besten diesen Fürsten beim Leben erhalten/ dz wil ich euch Zeit mei-
nes Lebens geniessen lassen/ so viel ich leisten/ und euer Stand annehmen kan. Sie aber ant-
wortete in untertähnigkeit/ es möchte ihre Durchl. sie nicht zu blöde machen mit gar zu
hohem erbieten/ nachdem ihre geringe Gewogenheit (dann ausser dem Willen hätte sie
nichts vermocht) schon tausendfach ersetzet währe. Der Abend wahr über der lanwierigen
Erzählung hingelauffen/ so hatten unsere Helden in etlichen Nachten wenig geruhet/ da-
her wurden ihnen die Schlaffstäte bereitet/ da Artaxerxes ein sonderliches Gezelt hatte;
Fabius/ Leches und Klodius beyeinander blieben; und Markus/ wie untertähnig er sich
entschuldigte/ unserer Helden Schlaffgeselle seyn muste/ welches ihn eine grössere Ehre
seyn dauchte/ als hätte man ihn auff des Römischen Käysers Stuel gesetzet. Das Fräu-
lein wählete Euphrosynen und Libussen zu Beyschläfferinnen/ wie sie wünscheten/ nahmen
sie zwischen sich/ und entkleideten sie miteinander/ hatten auch ihr Gespräch auff dem Lager
etliche Stunden/ und befahl das Fräulein/ es solte Libussa ja so vertraulich mit ihr reden/
als wan sie allein währen. Weil auch derselben unmöglich wahr/ ihrer Libussen etwas zu-
verbergen/ offenbahrete sie ihnen beyden ihre Heimligkeit/ daß sie ihres Herkules Gemahl
schon von 20 Wochen währe/ und von der Zeit her sich von Gott merkete gesegnet seyn;
welches Euphrosyne also beantwortete: O mein Gn. Fräulein/ wie habe ich dieses schon
so bald gemutmasset/ als ich ihr empfangen sahe; dann Eheliche Liebe lässet sich nicht ber-
gen/ man wickele es gleich so kraus und bund als man wil; bald verrahten uns die Augen/
bald die Hände/ und ist leicht geschehen/ daß in Gedanken uns ein Wort entfähret/ welches
der Warheit wieder unsern Willen Zeugnis geben muß; ich wil aber eure Durchl. von
der nöhtigen Ruhe nicht auffhalten; wünschete ihr hiemit eine geruhige Nacht/ und schlief-
fen biß an den lichten Morgen/ da Brela zu ihnen kam/ und dem Fräulein ihre besten Klei-
der anzulegen brachte/ weil ihr Euphrosynen Röcke zu weit wahren. Der Unter Rok wahr
Violen-Braun/ mit einer Silbern Grund und köstlichem Perlen Gebreme; das Ober-
Kleid/ hoher Pomeranzen Farbe/ mit Gold und Indianischen Perlen reichlich gesticket/
wobey sie allerhand nöhtiges leinen Gerähte gelegt hatte. Euphrosyne nam es alles zu
sich/ legte es dem Fräulein an/ und betrachtete inzwischen ihre übermässige Schönheit/ da
sie sagte: Es währe nicht möglich einem Menschen zu gläuben/ dz die Welt ein so volkom-
menes Meisterstük hervorbringen könte/ wann mans mit Augen nicht besähe; doch muste
billich/ sagte sie/ euer Durchl. unvergleichliche Seele in solcher treflich außgeziereten Her-
berge wohnen/ da ihr nicht ungütlich geschehen solte. Das Fräulein sahe wol/ daß die Lie-
be sie zu solcher Rede antrieb/ und antwortete ihr: Geliebte Freundin; ich halte/ ihr wollet
mich gegen mich selbst verliebt machen; oder sehen eure Augen schärffer als die meinen?
Zwar dz sie mir nicht ungewogen sind/ gibt eure Zunge gnug zuverstehen/ da ich doch wol

weiß/
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Fuͤnftes Buch.
lich/ was ſich zwiſchen ihnen zugetragen hatte. Worauff Artaxerxes dieſe beyde Frauen
hochruͤhmete/ und ihnen ein ſonderliches Gnadengeſchenk verſprach/ welches er ihnen
auff Herkules Hochzeit Feſt lieferte/ als etliche Kleinot/ die ingeſamt auff eine Tonne Gol-
des geſchaͤtzet wurden; inſonderheit wahr ihm liebe/ daß ſeine Waſe ſich gegen Ladiſla ſo
freundlich bezeiget hatte. Frl. Valiſken wahr ihres Herkules Gefahr nie ſo außfuͤhrlich
erzaͤhlet/ ſchlug Euphroſynen auff die Schulder/ und ſagte: Meine geliebte Freundin/ ihr
habt eigentlich mir zum beſten dieſen Fürſten beim Leben erhalten/ dz wil ich euch Zeit mei-
nes Lebens genieſſen laſſen/ ſo viel ich leiſten/ uñ euer Stand annehmen kan. Sie aber ant-
wortete in untertaͤhnigkeit/ es moͤchte ihre Durchl. ſie nicht zu bloͤde machen mit gar zu
hohem erbieten/ nachdem ihre geringe Gewogenheit (dann auſſer dem Willen haͤtte ſie
nichts vermocht) ſchon tauſendfach erſetzet waͤhre. Der Abend wahr uͤber der lanwierigen
Erzaͤhlung hingelauffen/ ſo hatten unſere Helden in etlichen Nachten wenig geruhet/ da-
her wurden ihnen die Schlaffſtaͤte bereitet/ da Artaxerxes ein ſonderliches Gezelt hatte;
Fabius/ Leches und Klodius beyeinander blieben; und Markus/ wie untertaͤhnig er ſich
entſchuldigte/ unſerer Helden Schlaffgeſelle ſeyn muſte/ welches ihn eine groͤſſere Ehre
ſeyn dauchte/ als haͤtte man ihn auff des Roͤmiſchen Kaͤyſers Stuel geſetzet. Das Fraͤu-
lein waͤhlete Euphroſynen und Libuſſen zu Beyſchlaͤfferiñen/ wie ſie wuͤnſcheten/ nahmen
ſie zwiſchen ſich/ und entkleideten ſie miteinander/ hatten auch ihr Geſpraͤch auff dem Lageꝛ
etliche Stunden/ und befahl das Fraͤulein/ es ſolte Libuſſa ja ſo vertraulich mit ihr reden/
als wan ſie allein waͤhren. Weil auch derſelben unmoͤglich wahr/ ihrer Libuſſen etwas zu-
verbergen/ offenbahrete ſie ihnen beyden ihre Heimligkeit/ daß ſie ihres Herkules Gemahl
ſchon von 20 Wochen waͤhre/ und von der Zeit her ſich von Gott merkete geſegnet ſeyn;
welches Euphroſyne alſo beantwortete: O mein Gn. Fraͤulein/ wie habe ich dieſes ſchon
ſo bald gemutmaſſet/ als ich ihr empfangen ſahe; dann Eheliche Liebe laͤſſet ſich nicht ber-
gen/ man wickele es gleich ſo kraus und bund als man wil; bald verrahten uns die Augen/
bald die Haͤnde/ und iſt leicht geſchehen/ daß in Gedanken uns ein Wort entfaͤhret/ welches
der Warheit wieder unſern Willen Zeugnis geben muß; ich wil aber eure Durchl. von
der noͤhtigen Ruhe nicht auffhalten; wuͤnſchete ihr hiemit eine geruhige Nacht/ uñ ſchlief-
fen biß an den lichten Morgen/ da Brela zu ihnen kam/ und dem Fraͤulein ihre beſten Klei-
der anzulegen brachte/ weil ihr Euphroſynen Roͤcke zu weit wahren. Der Unter Rok wahr
Violen-Braun/ mit einer Silbern Grund und koͤſtlichem Perlen Gebreme; das Ober-
Kleid/ hoher Pomeranzen Farbe/ mit Gold und Indianiſchen Perlen reichlich geſticket/
wobey ſie allerhand noͤhtiges leinen Geraͤhte gelegt hatte. Euphroſyne nam es alles zu
ſich/ legte es dem Fraͤulein an/ und betrachtete inzwiſchen ihre uͤbermaͤſſige Schoͤnheit/ da
ſie ſagte: Es waͤhre nicht moͤglich einem Menſchen zu glaͤuben/ dz die Welt ein ſo volkom-
menes Meiſterſtuͤk hervorbringen koͤnte/ wann mans mit Augen nicht beſaͤhe; doch muſte
billich/ ſagte ſie/ euer Durchl. unvergleichliche Seele in ſolcher treflich außgeziereten Her-
berge wohnen/ da ihr nicht unguͤtlich geſchehen ſolte. Das Fraͤulein ſahe wol/ daß die Lie-
be ſie zu ſolcher Rede antrieb/ und antwortete ihr: Geliebte Freundin; ich halte/ ihr wollet
mich gegen mich ſelbſt verliebt machen; oder ſehen eure Augen ſchaͤrffer als die meinen?
Zwar dz ſie mir nicht ungewogen ſind/ gibt eure Zunge gnug zuverſtehen/ da ich doch wol

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[17/0023] Fuͤnftes Buch. lich/ was ſich zwiſchen ihnen zugetragen hatte. Worauff Artaxerxes dieſe beyde Frauen hochruͤhmete/ und ihnen ein ſonderliches Gnadengeſchenk verſprach/ welches er ihnen auff Herkules Hochzeit Feſt lieferte/ als etliche Kleinot/ die ingeſamt auff eine Tonne Gol- des geſchaͤtzet wurden; inſonderheit wahr ihm liebe/ daß ſeine Waſe ſich gegen Ladiſla ſo freundlich bezeiget hatte. Frl. Valiſken wahr ihres Herkules Gefahr nie ſo außfuͤhrlich erzaͤhlet/ ſchlug Euphroſynen auff die Schulder/ und ſagte: Meine geliebte Freundin/ ihr habt eigentlich mir zum beſten dieſen Fürſten beim Leben erhalten/ dz wil ich euch Zeit mei- nes Lebens genieſſen laſſen/ ſo viel ich leiſten/ uñ euer Stand annehmen kan. Sie aber ant- wortete in untertaͤhnigkeit/ es moͤchte ihre Durchl. ſie nicht zu bloͤde machen mit gar zu hohem erbieten/ nachdem ihre geringe Gewogenheit (dann auſſer dem Willen haͤtte ſie nichts vermocht) ſchon tauſendfach erſetzet waͤhre. Der Abend wahr uͤber der lanwierigen Erzaͤhlung hingelauffen/ ſo hatten unſere Helden in etlichen Nachten wenig geruhet/ da- her wurden ihnen die Schlaffſtaͤte bereitet/ da Artaxerxes ein ſonderliches Gezelt hatte; Fabius/ Leches und Klodius beyeinander blieben; und Markus/ wie untertaͤhnig er ſich entſchuldigte/ unſerer Helden Schlaffgeſelle ſeyn muſte/ welches ihn eine groͤſſere Ehre ſeyn dauchte/ als haͤtte man ihn auff des Roͤmiſchen Kaͤyſers Stuel geſetzet. Das Fraͤu- lein waͤhlete Euphroſynen und Libuſſen zu Beyſchlaͤfferiñen/ wie ſie wuͤnſcheten/ nahmen ſie zwiſchen ſich/ und entkleideten ſie miteinander/ hatten auch ihr Geſpraͤch auff dem Lageꝛ etliche Stunden/ und befahl das Fraͤulein/ es ſolte Libuſſa ja ſo vertraulich mit ihr reden/ als wan ſie allein waͤhren. Weil auch derſelben unmoͤglich wahr/ ihrer Libuſſen etwas zu- verbergen/ offenbahrete ſie ihnen beyden ihre Heimligkeit/ daß ſie ihres Herkules Gemahl ſchon von 20 Wochen waͤhre/ und von der Zeit her ſich von Gott merkete geſegnet ſeyn; welches Euphroſyne alſo beantwortete: O mein Gn. Fraͤulein/ wie habe ich dieſes ſchon ſo bald gemutmaſſet/ als ich ihr empfangen ſahe; dann Eheliche Liebe laͤſſet ſich nicht ber- gen/ man wickele es gleich ſo kraus und bund als man wil; bald verrahten uns die Augen/ bald die Haͤnde/ und iſt leicht geſchehen/ daß in Gedanken uns ein Wort entfaͤhret/ welches der Warheit wieder unſern Willen Zeugnis geben muß; ich wil aber eure Durchl. von der noͤhtigen Ruhe nicht auffhalten; wuͤnſchete ihr hiemit eine geruhige Nacht/ uñ ſchlief- fen biß an den lichten Morgen/ da Brela zu ihnen kam/ und dem Fraͤulein ihre beſten Klei- der anzulegen brachte/ weil ihr Euphroſynen Roͤcke zu weit wahren. Der Unter Rok wahr Violen-Braun/ mit einer Silbern Grund und koͤſtlichem Perlen Gebreme; das Ober- Kleid/ hoher Pomeranzen Farbe/ mit Gold und Indianiſchen Perlen reichlich geſticket/ wobey ſie allerhand noͤhtiges leinen Geraͤhte gelegt hatte. Euphroſyne nam es alles zu ſich/ legte es dem Fraͤulein an/ und betrachtete inzwiſchen ihre uͤbermaͤſſige Schoͤnheit/ da ſie ſagte: Es waͤhre nicht moͤglich einem Menſchen zu glaͤuben/ dz die Welt ein ſo volkom- menes Meiſterſtuͤk hervorbringen koͤnte/ wann mans mit Augen nicht beſaͤhe; doch muſte billich/ ſagte ſie/ euer Durchl. unvergleichliche Seele in ſolcher treflich außgeziereten Her- berge wohnen/ da ihr nicht unguͤtlich geſchehen ſolte. Das Fraͤulein ſahe wol/ daß die Lie- be ſie zu ſolcher Rede antrieb/ und antwortete ihr: Geliebte Freundin; ich halte/ ihr wollet mich gegen mich ſelbſt verliebt machen; oder ſehen eure Augen ſchaͤrffer als die meinen? Zwar dz ſie mir nicht ungewogen ſind/ gibt eure Zunge gnug zuverſtehen/ da ich doch wol weiß/ c

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/23>, abgerufen am 19.04.2024.