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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
den Seligmachenden nennen/ auch sasse; dann ob sie gleich niemand/ auch ihre Diener
nicht/ darzu nöhtigen/ so nehmen sie doch ohn Unterscheid einen jeden an/ der es nur begeh-
ret/ mit der Verwarnung/ man müsse nicht wähnen/ ob wolte man bey diesem Glauben gu-
te Tage in der Welt haben/ sondern vielmehr müsse man sich schicken/ ein Unglük über das
ander anzunehmen/ weil ihr Gott den Glauben und die Frömmigkeit nicht in diesem Leben/
sondern in dem zukünfftigen ewigen/ mit unaussprechlicher Freude/ Wollust und Herlig-
keit ersetzen wolle. O das muß wol ein mächtiger Gott seyn/ sagte das Fräulein/ welcher
meiner Fr. Wasen und Schwester eine solche Kraft ins Herz drücken kan/ daß weder durch
Tod noch Pein sie sich von ihm gedenket scheiden zulassen. Sage dieses nit/ mein Kind/ ant-
wortete ihre Fr. Mutter/ daß es dein Herr Vater höre/ sonst würdestu seiner Gnade wenig
übrig behalten; viel weniger rede es/ wann Pfaffen zugegen sind/ dann sie würden dir ohn
zweifel ein schlimmes Bad zurichten. Solten sie an meinem lieben Herr Bruder ihren
Muht noch nicht gnug gekühlet haben? sagte das Fräulein; jedoch/ wer weiß/ wie ers ih-
nen dereins wieder eintränket/ wann er/ geliebts Gott/ frisch und gesund seinen eigenen Grund
und Bodem wieder betreten wird; einmahl ist gewiß/ daß der Herr Abgesanter mir nicht
geringen Lust gemacht/ diesen seinen herlichen Gott anzunehmen. Mit solchen Gesprächen
brachten sie den Abend zu/ biß die Zeit der Ruhe kam/ da Neklam sich zu dem Fräulein ma-
chete/ und sehr inständig anhielt/ ihr Antwort-Schreiben frühzeitig auffzusetzen/ auch eben
dasselbe bey ihren Eltern zu befodern/ weil ihre Reise sehr eilig währe. Sie erboht sich/ bey
den Eltern solches zubestellen/ ihre Antwort aber würde verhoffentlich wol mündlich kön-
nen verrichtet werden. Nach Ihrer Gn. Willen/ sagte er; aber das habe ich wol verstan-
den/ daß meine Gnädigste Groß Fürstin von Ihrer Durchl. gar unfehlbar der schrifftlichen
Antwort gewärtig ist; massen/ da von derselben ich hinweg ritte/ sie mir nachrief: Erinnert
meine Frl. Schwester meines begehrens/ daß sie mir/ was wegen ihres Bruders meines
Gemahls/ ich an sie gelangen lassen/ schrifftliche Antwort/ und diese unter eigener Hand/ zu-
sende/ dafern sie mich vor eine Schwester erkennet. Das ist eine hohe Erinnerung/ antwor-
tete sie/ nach welcher ich mich billich richten/ und meinen begierigen Gehorsam sehen lassen
muß; stund auch des morgens früh auff/ und schrieb folgende Antwort/ auff welche sie diese
Nacht über sich fleissig bedacht hatte:

Großmächtige Durchleuchtigste Groß Fürstin/ gnädige Frau Wase/ Schwägerin und Schwester;
Euer Liebe Schreiben ist mir von Rükbringern dieses wol eingehändiget; weil aber durch Lesung
wenig unvermuhtlicher Zeilen (deren Inhalts ich keinen Verstand habe) in gar zu grosse Scham
gestürzet/ ich das Herz nicht ergreiffen können/ es ganz durchzulesen/ vielweniger/ das andere aus
kindischer Unvorsichtigkeit erbrochene/ weiter zu öfnen/ die Kühnheit gehabt/ ohn daß ein köstlicher
Ring daraus gefallen/ welchen ohn zweifel mein Herr Bruder Herkules mir geschenket; als gelebe
ich der tröstlichen Zuversicht/ Eure Liebe werden mir freundlichst verzeihen/ das zu fernerer Antwort
ich nicht gehorsame. Dem Groß Fürstlichen Herrn Arbianes bitte ich/ vor übergeschikte unverdienete
Kleinot höchlich zudanken/ welches zuverrichten ich unvergessen seyn müste/ wann dessen Liebde Ange-
sicht dermahleins zusehen sich zutragen würde; Und wie ich nicht zweifele/ Eure Liebe mir von herzen
zugetahn seyn/ also ist mein einiges Ansuchen/ in solcher Gewogenheit unverrükt zuverharren; Da-
gegen ich mich erbie[te]/ Zeit meines Lebens zu seyn und bleiben/ Eurer Liebe gehorsamste und auff-
wärtigste Dienerin Klara.

Dieses

Fuͤnftes Buch.
den Seligmachenden nennen/ auch ſaſſe; dann ob ſie gleich niemand/ auch ihre Diener
nicht/ darzu noͤhtigen/ ſo nehmen ſie doch ohn Unterſcheid einen jeden an/ der es nur begeh-
ret/ mit der Verwarnung/ man muͤſſe nicht waͤhnen/ ob wolte man bey dieſem Glauben gu-
te Tage in der Welt haben/ ſondern vielmehr muͤſſe man ſich ſchicken/ ein Ungluͤk uͤber das
ander anzunehmen/ weil ihr Gott den Glauben und die Froͤmmigkeit nicht in dieſem Lebẽ/
ſondern in dem zukuͤnfftigen ewigen/ mit unausſprechlicher Freude/ Wolluſt und Herlig-
keit erſetzen wolle. O das muß wol ein maͤchtiger Gott ſeyn/ ſagte das Fraͤulein/ welcher
meineꝛ Fr. Waſen und Schweſter eine ſolche Kraft ins Herz drücken kan/ daß weder durch
Tod noch Pein ſie ſich von ihm gedenket ſcheiden zulaſſen. Sage dieſes nit/ mein Kind/ ant-
wortete ihre Fr. Mutter/ daß es dein Herr Vater hoͤre/ ſonſt wuͤrdeſtu ſeiner Gnade wenig
übrig behalten; viel weniger rede es/ wann Pfaffen zugegen ſind/ dann ſie wuͤrden dir ohn
zweifel ein ſchlimmes Bad zurichten. Solten ſie an meinem lieben Herr Bruder ihren
Muht noch nicht gnug gekuͤhlet haben? ſagte das Fraͤulein; jedoch/ wer weiß/ wie ers ih-
nen dereins wieder eintraͤnket/ wañ er/ geliebts Gott/ friſch und geſund ſeinen eigenẽ Grund
und Bodem wieder betreten wird; einmahl iſt gewiß/ daß der Herr Abgeſanter mir nicht
geringen Luſt gemacht/ dieſen ſeinen herlichen Gott anzunehmen. Mit ſolchen Geſpraͤchen
brachten ſie den Abend zu/ biß die Zeit der Ruhe kam/ da Neklam ſich zu dem Fraͤulein ma-
chete/ und ſehr inſtaͤndig anhielt/ ihr Antwort-Schreiben frühzeitig auffzuſetzen/ auch eben
daſſelbe bey ihren Eltern zu befodern/ weil ihre Reiſe ſehr eilig waͤhre. Sie erboht ſich/ bey
den Eltern ſolches zubeſtellen/ ihre Antwort aber wuͤrde verhoffentlich wol muͤndlich koͤn-
nen verrichtet werden. Nach Ihrer Gn. Willen/ ſagte er; aber das habe ich wol verſtan-
den/ daß meine Gnaͤdigſte Groß Fuͤrſtin von Ihrer Durchl. gar unfehlbar der ſchrifftlichẽ
Antwort gewaͤrtig iſt; maſſen/ da von derſelben ich hinweg ritte/ ſie mir nachrief: Eriñert
meine Frl. Schweſter meines begehrens/ daß ſie mir/ was wegen ihres Bruders meines
Gemahls/ ich an ſie gelangen laſſen/ ſchrifftliche Antwort/ und dieſe unter eigener Hand/ zu-
ſende/ dafern ſie mich vor eine Schweſter erkennet. Das iſt eine hohe Erinnerung/ antwoꝛ-
tete ſie/ nach welcher ich mich billich richten/ und meinen begierigen Gehorſam ſehen laſſen
muß; ſtund auch des morgens fruͤh auff/ und ſchrieb folgende Antwort/ auff welche ſie dieſe
Nacht uͤber ſich fleiſſig bedacht hatte:

Großmaͤchtige Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſtin/ gnaͤdige Frau Waſe/ Schwaͤgerin und Schweſter;
Euer Liebe Schreiben iſt mir von Ruͤkbringern dieſes wol eingehaͤndiget; weil aber durch Leſung
wenig unvermuhtlicher Zeilen (deren Inhalts ich keinen Verſtand habe) in gar zu groſſe Scham
geſtuͤrzet/ ich das Herz nicht ergreiffen koͤnnen/ es ganz durchzuleſen/ vielweniger/ das andere aus
kindiſcher Unvorſichtigkeit erbrochene/ weiter zu oͤfnen/ die Kuͤhnheit gehabt/ ohn daß ein koͤſtlicher
Ring daraus gefallen/ welchen ohn zweifel mein Herꝛ Bruder Herkules mir geſchenket; als gelebe
ich der troͤſtlichen Zuverſicht/ Eure Liebe werden mir freundlichſt verzeihen/ das zu fernerer Antwort
ich nicht gehorſame. Dem Groß Fuͤrſtlichen Herrn Arbianes bitte ich/ vor uͤbergeſchikte unverdienete
Kleinot hoͤchlich zudanken/ welches zuverrichten ich unvergeſſen ſeyn muͤſte/ wann deſſen Liebde Ange-
ſicht dermahleins zuſehen ſich zutragen wuͤrde; Und wie ich nicht zweifele/ Eure Liebe mir von herzen
zugetahn ſeyn/ alſo iſt mein einiges Anſuchen/ in ſolcher Gewogenheit unverruͤkt zuverharren; Da-
gegen ich mich erbie[te]/ Zeit meines Lebens zu ſeyn und bleiben/ Eurer Liebe gehorſamſte und auff-
waͤrtigſte Dienerin Klara.

Dieſes
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[220/0226] Fuͤnftes Buch. den Seligmachenden nennen/ auch ſaſſe; dann ob ſie gleich niemand/ auch ihre Diener nicht/ darzu noͤhtigen/ ſo nehmen ſie doch ohn Unterſcheid einen jeden an/ der es nur begeh- ret/ mit der Verwarnung/ man muͤſſe nicht waͤhnen/ ob wolte man bey dieſem Glauben gu- te Tage in der Welt haben/ ſondern vielmehr muͤſſe man ſich ſchicken/ ein Ungluͤk uͤber das ander anzunehmen/ weil ihr Gott den Glauben und die Froͤmmigkeit nicht in dieſem Lebẽ/ ſondern in dem zukuͤnfftigen ewigen/ mit unausſprechlicher Freude/ Wolluſt und Herlig- keit erſetzen wolle. O das muß wol ein maͤchtiger Gott ſeyn/ ſagte das Fraͤulein/ welcher meineꝛ Fr. Waſen und Schweſter eine ſolche Kraft ins Herz drücken kan/ daß weder durch Tod noch Pein ſie ſich von ihm gedenket ſcheiden zulaſſen. Sage dieſes nit/ mein Kind/ ant- wortete ihre Fr. Mutter/ daß es dein Herr Vater hoͤre/ ſonſt wuͤrdeſtu ſeiner Gnade wenig übrig behalten; viel weniger rede es/ wann Pfaffen zugegen ſind/ dann ſie wuͤrden dir ohn zweifel ein ſchlimmes Bad zurichten. Solten ſie an meinem lieben Herr Bruder ihren Muht noch nicht gnug gekuͤhlet haben? ſagte das Fraͤulein; jedoch/ wer weiß/ wie ers ih- nen dereins wieder eintraͤnket/ wañ er/ geliebts Gott/ friſch und geſund ſeinen eigenẽ Grund und Bodem wieder betreten wird; einmahl iſt gewiß/ daß der Herr Abgeſanter mir nicht geringen Luſt gemacht/ dieſen ſeinen herlichen Gott anzunehmen. Mit ſolchen Geſpraͤchen brachten ſie den Abend zu/ biß die Zeit der Ruhe kam/ da Neklam ſich zu dem Fraͤulein ma- chete/ und ſehr inſtaͤndig anhielt/ ihr Antwort-Schreiben frühzeitig auffzuſetzen/ auch eben daſſelbe bey ihren Eltern zu befodern/ weil ihre Reiſe ſehr eilig waͤhre. Sie erboht ſich/ bey den Eltern ſolches zubeſtellen/ ihre Antwort aber wuͤrde verhoffentlich wol muͤndlich koͤn- nen verrichtet werden. Nach Ihrer Gn. Willen/ ſagte er; aber das habe ich wol verſtan- den/ daß meine Gnaͤdigſte Groß Fuͤrſtin von Ihrer Durchl. gar unfehlbar der ſchrifftlichẽ Antwort gewaͤrtig iſt; maſſen/ da von derſelben ich hinweg ritte/ ſie mir nachrief: Eriñert meine Frl. Schweſter meines begehrens/ daß ſie mir/ was wegen ihres Bruders meines Gemahls/ ich an ſie gelangen laſſen/ ſchrifftliche Antwort/ und dieſe unter eigener Hand/ zu- ſende/ dafern ſie mich vor eine Schweſter erkennet. Das iſt eine hohe Erinnerung/ antwoꝛ- tete ſie/ nach welcher ich mich billich richten/ und meinen begierigen Gehorſam ſehen laſſen muß; ſtund auch des morgens fruͤh auff/ und ſchrieb folgende Antwort/ auff welche ſie dieſe Nacht uͤber ſich fleiſſig bedacht hatte: Großmaͤchtige Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſtin/ gnaͤdige Frau Waſe/ Schwaͤgerin und Schweſter; Euer Liebe Schreiben iſt mir von Ruͤkbringern dieſes wol eingehaͤndiget; weil aber durch Leſung wenig unvermuhtlicher Zeilen (deren Inhalts ich keinen Verſtand habe) in gar zu groſſe Scham geſtuͤrzet/ ich das Herz nicht ergreiffen koͤnnen/ es ganz durchzuleſen/ vielweniger/ das andere aus kindiſcher Unvorſichtigkeit erbrochene/ weiter zu oͤfnen/ die Kuͤhnheit gehabt/ ohn daß ein koͤſtlicher Ring daraus gefallen/ welchen ohn zweifel mein Herꝛ Bruder Herkules mir geſchenket; als gelebe ich der troͤſtlichen Zuverſicht/ Eure Liebe werden mir freundlichſt verzeihen/ das zu fernerer Antwort ich nicht gehorſame. Dem Groß Fuͤrſtlichen Herrn Arbianes bitte ich/ vor uͤbergeſchikte unverdienete Kleinot hoͤchlich zudanken/ welches zuverrichten ich unvergeſſen ſeyn muͤſte/ wann deſſen Liebde Ange- ſicht dermahleins zuſehen ſich zutragen wuͤrde; Und wie ich nicht zweifele/ Eure Liebe mir von herzen zugetahn ſeyn/ alſo iſt mein einiges Anſuchen/ in ſolcher Gewogenheit unverruͤkt zuverharren; Da- gegen ich mich erbiete/ Zeit meines Lebens zu ſeyn und bleiben/ Eurer Liebe gehorſamſte und auff- waͤrtigſte Dienerin Klara. Dieſes

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/226>, abgerufen am 29.11.2024.