Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
solches hinweg nam/ glänzete sie aus- und inwendig von ädlen Steinen; der ganze be-
schlag wahr klammer Silber/ sehr stark vergüldet/ und gingen acht artige Schecken
einerley Gestalt davor/ deren Schwänze und Mähne biß an die Erde herunter hingen;
vier Gutscher dabey/ wahren in gülden Stük bekleidet/ und hatten trefliche Säbel an
der Seite/ dann sie wahren Parthische gefangene von hohem Adel. Dieses beydes
ward Frau Valisken von Artaxerxes absonderlich verehret. Im vörderen grossen
Platze wahren neun schöne Gutschen und 400 Handpferde mit allem Zubehör/ davon La-
disla/ Herkules und Valiska 300; Fabius 30; Leches 20; die übrigen fünffe offtgenante
jeder 10 bekahmen; wie auch jeder eine Gutsche mit sechs Pferden/ alles nach Unterscheid
Standes nnd Gebühr. Bey den Gutschen wahren 18 Fuhrleute/ wie auch 200 bey den
Handpferden/ alle gefangene Parther. Ausserhalb des Schlosses traffen sie die obgedach-
ten Wagen/ Kamehle und Maul Esel an/ worüber sie sich höchlich entsetzeten/ und ganz
ungehalten wahren/ so daß sie schwuhren/ wann sie solches solten gewust haben/ wolten sie
heimlich davon gezogen seyn/ weil sie sich durch Woltaht gar zu heftig überladen befünden;
wiewol sie nicht meineten/ daß so übergrosse Schätze darauff währen. Hier ging es nun
an ein Pauken/ Trometen und Freudengeschrey/ daß keiner sein eigen Wort vernehmen
kunte/ biß unsere drey Helden samt Fr. Valisken und Arbianes auff den Elefanten steigen
wolten/ da Phraortes zu ihnen trat/ und einem jeden absonderlich seinen Sohn väterlich
anbefahl/ bey Fr. Valisken aber zugleich anhielt/ ihm ein Fräulein ihres Geblüts/ da ers
wirdig/ zuzuschanzen/ ob sie gleich nur Herren Standes währe; dann er wolte es vor seine
höchste Glükseligkeit rechnen/ wann er mit diesen trefflichen Fürsten in Schwiegerschafft
leben solte. Worauff sie zur Antwort gab: Seine Liebe möchte des Sohns wegen unbe-
kümmert seyn/ sie hätte das Eisen schon unter dem Hammer/ wie sein Gemahl berichten
würde/ und solten sie am glüklichen Fortgang nicht zweifeln. Die Morgenländische Für-
sten hatten auch einen Elefanten bereiten lassen/ auff welchen sie mit Saptinen und Bar-
senen stiegen; dann sie wolten die unsern auff drey Meilen begleiten/ und zogen in schöner
Ordnung daher/ biß sie an die ersten Wagen (so voraus gangen wahren) anlangeten/ da
sie sich alle vergeselschaffteten/ daß sie 629 Pakwagen/ 36 Gutschen/ 104 Kamehle/ 128
Maul Esel/ und 2290 Reitpferde bey sich hatten; dann die gesamte Persische Reuterey
hatten 400 von den besten erbeuteten Pferden zusammen bracht/ und sie gleich wie Arta-
xerxes die vorigen/ ausgeteilet/ auch mit Parthischen Leitern versehen. Vor obgedachten
Pakwagen und Gutschen gingen 4000 Pferde (dann fünff unter den Gutschen wahren
mit achten bespannet/ welche 16 Gutscher hatten)/ und wahr die gesamte Anzahl der ge-
fangenen Parther 2500 Mann. Doch wurden unter die obgedachten Pakwagen die
Speise- und Weinwagen nicht mit gerechnet/ weil die unsern solche von den Römischen
Grenzen wieder zurücke sendeten. Der grosse Gamaxus/ wie wund er von den gestrigen
Ruhten an seinem Leibe wahr/ muste er doch in seinen bunten Narrenkleidern vor dem E-
lefanten her reiten/ da man ihm an jeden Arm eine grosse Henkers Ruhte gebunden hatte/
auff daß er sehen solte/ was vor Helden er vor Bettel Fürsten gescholten. Als sie in dieser
grossen Herligkeit daher zogen/ gingen Fr. Valisken die Augen über/ und sagete in Teut-
scher Sprache; O du Almächtiger Gott/ was vor Gnade und Barmherzigkeit hastu mir unwirdi-

gen

Fuͤnftes Buch.
ſolches hinweg nam/ glaͤnzete ſie aus- und inwendig von aͤdlen Steinen; der ganze be-
ſchlag wahr klammer Silber/ ſehr ſtark verguͤldet/ und gingen acht artige Schecken
einerley Geſtalt davor/ deren Schwaͤnze und Maͤhne biß an die Erde herunter hingen;
vier Gutſcher dabey/ wahren in guͤlden Stuͤk bekleidet/ und hatten trefliche Saͤbel an
der Seite/ dann ſie wahren Parthiſche gefangene von hohem Adel. Dieſes beydes
ward Frau Valiſken von Artaxerxes abſonderlich verehret. Im voͤrderen groſſen
Platze wahren neun ſchoͤne Gutſchen und 400 Handpferde mit allem Zubehoͤr/ davon La-
diſla/ Herkules und Valiſka 300; Fabius 30; Leches 20; die uͤbrigen fuͤnffe offtgenante
jeder 10 bekahmen; wie auch jeder eine Gutſche mit ſechs Pferden/ alles nach Unterſcheid
Standes nnd Gebuͤhr. Bey den Gutſchen wahren 18 Fuhrleute/ wie auch 200 bey den
Handpferden/ alle gefangene Parther. Auſſerhalb des Schloſſes traffen ſie die obgedach-
ten Wagen/ Kamehle und Maul Eſel an/ woruͤber ſie ſich hoͤchlich entſetzeten/ und ganz
ungehalten wahren/ ſo daß ſie ſchwuhren/ wann ſie ſolches ſolten gewuſt haben/ wolten ſie
heimlich davon gezogen ſeyn/ weil ſie ſich durch Woltaht gar zu heftig uͤberladen befuͤndẽ;
wiewol ſie nicht meineten/ daß ſo uͤbergroſſe Schaͤtze darauff waͤhren. Hier ging es nun
an ein Pauken/ Trometen und Freudengeſchrey/ daß keiner ſein eigen Wort vernehmen
kunte/ biß unſere drey Helden ſamt Fr. Valiſken und Arbianes auff den Elefanten ſteigen
wolten/ da Phraortes zu ihnen trat/ und einem jeden abſonderlich ſeinen Sohn vaͤterlich
anbefahl/ bey Fr. Valiſken aber zugleich anhielt/ ihm ein Fraͤulein ihres Gebluͤts/ da ers
wirdig/ zuzuſchanzen/ ob ſie gleich nur Herren Standes waͤhre; dann er wolte es vor ſeine
hoͤchſte Glükſeligkeit rechnen/ wann er mit dieſen trefflichen Fuͤrſten in Schwiegerſchafft
leben ſolte. Worauff ſie zur Antwort gab: Seine Liebe moͤchte des Sohns wegen unbe-
kuͤmmert ſeyn/ ſie haͤtte das Eiſen ſchon unter dem Hammer/ wie ſein Gemahl berichten
wuͤrde/ und ſolten ſie am gluͤklichen Fortgang nicht zweifeln. Die Morgenlaͤndiſche Fuͤr-
ſten hatten auch einen Elefanten bereiten laſſen/ auff welchen ſie mit Saptinen und Bar-
ſenen ſtiegen; dann ſie wolten die unſern auff drey Meilen begleiten/ und zogen in ſchoͤner
Ordnung daher/ biß ſie an die erſten Wagen (ſo voraus gangen wahren) anlangeten/ da
ſie ſich alle vergeſelſchaffteten/ daß ſie 629 Pakwagen/ 36 Gutſchen/ 104 Kamehle/ 128
Maul Eſel/ und 2290 Reitpferde bey ſich hatten; dann die geſamte Perſiſche Reuterey
hatten 400 von den beſten erbeuteten Pferden zuſammen bracht/ und ſie gleich wie Arta-
xerxes die vorigen/ ausgeteilet/ auch mit Parthiſchen Leitern verſehen. Vor obgedachten
Pakwagen und Gutſchen gingen 4000 Pferde (dann fuͤnff unter den Gutſchen wahren
mit achten beſpannet/ welche 16 Gutſcher hatten)/ und wahr die geſamte Anzahl der ge-
fangenen Parther 2500 Mann. Doch wurden unter die obgedachten Pakwagen die
Speiſe- und Weinwagen nicht mit gerechnet/ weil die unſern ſolche von den Roͤmiſchen
Grenzen wieder zuruͤcke ſendeten. Der groſſe Gamaxus/ wie wund er von den geſtrigen
Ruhten an ſeinem Leibe wahr/ muſte er doch in ſeinen bunten Narrenkleidern vor dem E-
lefanten her reiten/ da man ihm an jeden Arm eine groſſe Henkers Ruhte gebunden hatte/
auff daß er ſehen ſolte/ was vor Helden er vor Bettel Fuͤrſten geſcholten. Als ſie in dieſer
groſſen Herligkeit daher zogen/ gingen Fr. Valiſken die Augen uͤber/ und ſagete in Teut-
ſcher Sprache; O du Almaͤchtiger Gott/ was vor Gnade und Barmherzigkeit haſtu mir unwirdi-

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0214" n="208"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;olches hinweg nam/ gla&#x0364;nzete &#x017F;ie aus- und inwendig von a&#x0364;dlen Steinen; der ganze be-<lb/>
&#x017F;chlag wahr klammer Silber/ &#x017F;ehr &#x017F;tark vergu&#x0364;ldet/ und gingen acht artige Schecken<lb/>
einerley Ge&#x017F;talt davor/ deren Schwa&#x0364;nze und Ma&#x0364;hne biß an die Erde herunter hingen;<lb/>
vier Gut&#x017F;cher dabey/ wahren in gu&#x0364;lden Stu&#x0364;k bekleidet/ und hatten trefliche Sa&#x0364;bel an<lb/>
der Seite/ dann &#x017F;ie wahren Parthi&#x017F;che gefangene von hohem Adel. Die&#x017F;es beydes<lb/>
ward Frau Vali&#x017F;ken von Artaxerxes ab&#x017F;onderlich verehret. Im vo&#x0364;rderen gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Platze wahren neun &#x017F;cho&#x0364;ne Gut&#x017F;chen und 400 Handpferde mit allem Zubeho&#x0364;r/ davon La-<lb/>
di&#x017F;la/ Herkules und Vali&#x017F;ka 300; Fabius 30; Leches 20; die u&#x0364;brigen fu&#x0364;nffe offtgenante<lb/>
jeder 10 bekahmen; wie auch jeder eine Gut&#x017F;che mit &#x017F;echs Pferden/ alles nach Unter&#x017F;cheid<lb/>
Standes nnd Gebu&#x0364;hr. Bey den Gut&#x017F;chen wahren 18 Fuhrleute/ wie auch 200 bey den<lb/>
Handpferden/ alle gefangene Parther. Au&#x017F;&#x017F;erhalb des Schlo&#x017F;&#x017F;es traffen &#x017F;ie die obgedach-<lb/>
ten Wagen/ Kamehle und Maul E&#x017F;el an/ woru&#x0364;ber &#x017F;ie &#x017F;ich ho&#x0364;chlich ent&#x017F;etzeten/ und ganz<lb/>
ungehalten wahren/ &#x017F;o daß &#x017F;ie &#x017F;chwuhren/ wann &#x017F;ie &#x017F;olches &#x017F;olten gewu&#x017F;t haben/ wolten &#x017F;ie<lb/>
heimlich davon gezogen &#x017F;eyn/ weil &#x017F;ie &#x017F;ich durch Woltaht gar zu heftig u&#x0364;berladen befu&#x0364;nde&#x0303;;<lb/>
wiewol &#x017F;ie nicht meineten/ daß &#x017F;o u&#x0364;bergro&#x017F;&#x017F;e Scha&#x0364;tze darauff wa&#x0364;hren. Hier ging es nun<lb/>
an ein Pauken/ Trometen und Freudenge&#x017F;chrey/ daß keiner &#x017F;ein eigen Wort vernehmen<lb/>
kunte/ biß un&#x017F;ere drey Helden &#x017F;amt Fr. Vali&#x017F;ken und Arbianes auff den Elefanten &#x017F;teigen<lb/>
wolten/ da Phraortes zu ihnen trat/ und einem jeden ab&#x017F;onderlich &#x017F;einen Sohn va&#x0364;terlich<lb/>
anbefahl/ bey Fr. Vali&#x017F;ken aber zugleich anhielt/ ihm ein Fra&#x0364;ulein ihres Geblu&#x0364;ts/ da ers<lb/>
wirdig/ zuzu&#x017F;chanzen/ ob &#x017F;ie gleich nur Herren Standes wa&#x0364;hre; dann er wolte es vor &#x017F;eine<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;te Glük&#x017F;eligkeit rechnen/ wann er mit die&#x017F;en trefflichen Fu&#x0364;r&#x017F;ten in Schwieger&#x017F;chafft<lb/>
leben &#x017F;olte. Worauff &#x017F;ie zur Antwort gab: Seine Liebe mo&#x0364;chte des Sohns wegen unbe-<lb/>
ku&#x0364;mmert &#x017F;eyn/ &#x017F;ie ha&#x0364;tte das Ei&#x017F;en &#x017F;chon unter dem Hammer/ wie &#x017F;ein Gemahl berichten<lb/>
wu&#x0364;rde/ und &#x017F;olten &#x017F;ie am glu&#x0364;klichen Fortgang nicht zweifeln. Die Morgenla&#x0364;ndi&#x017F;che Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten hatten auch einen Elefanten bereiten la&#x017F;&#x017F;en/ auff welchen &#x017F;ie mit Saptinen und Bar-<lb/>
&#x017F;enen &#x017F;tiegen; dann &#x017F;ie wolten die un&#x017F;ern auff drey Meilen begleiten/ und zogen in &#x017F;cho&#x0364;ner<lb/>
Ordnung daher/ biß &#x017F;ie an die er&#x017F;ten Wagen (&#x017F;o voraus gangen wahren) anlangeten/ da<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich alle verge&#x017F;el&#x017F;chaffteten/ daß &#x017F;ie 629 Pakwagen/ 36 Gut&#x017F;chen/ 104 Kamehle/ 128<lb/>
Maul E&#x017F;el/ und 2290 Reitpferde bey &#x017F;ich hatten; dann die ge&#x017F;amte Per&#x017F;i&#x017F;che Reuterey<lb/>
hatten 400 von den be&#x017F;ten erbeuteten Pferden zu&#x017F;ammen bracht/ und &#x017F;ie gleich wie Arta-<lb/>
xerxes die vorigen/ ausgeteilet/ auch mit Parthi&#x017F;chen Leitern ver&#x017F;ehen. Vor obgedachten<lb/>
Pakwagen und Gut&#x017F;chen gingen 4000 Pferde (dann fu&#x0364;nff unter den Gut&#x017F;chen wahren<lb/>
mit achten be&#x017F;pannet/ welche 16 Gut&#x017F;cher hatten)/ und wahr die ge&#x017F;amte Anzahl der ge-<lb/>
fangenen Parther 2500 Mann. Doch wurden unter die obgedachten Pakwagen die<lb/>
Spei&#x017F;e- und Weinwagen nicht mit gerechnet/ weil die un&#x017F;ern &#x017F;olche von den Ro&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/>
Grenzen wieder zuru&#x0364;cke &#x017F;endeten. Der gro&#x017F;&#x017F;e Gamaxus/ wie wund er von den ge&#x017F;trigen<lb/>
Ruhten an &#x017F;einem Leibe wahr/ mu&#x017F;te er doch in &#x017F;einen bunten Narrenkleidern vor dem E-<lb/>
lefanten her reiten/ da man ihm an jeden Arm eine gro&#x017F;&#x017F;e Henkers Ruhte gebunden hatte/<lb/>
auff daß er &#x017F;ehen &#x017F;olte/ was vor Helden er vor Bettel Fu&#x0364;r&#x017F;ten ge&#x017F;cholten. Als &#x017F;ie in die&#x017F;er<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Herligkeit daher zogen/ gingen Fr. Vali&#x017F;ken die Augen u&#x0364;ber/ und &#x017F;agete in Teut-<lb/>
&#x017F;cher Sprache; O du Alma&#x0364;chtiger Gott/ was vor Gnade und Barmherzigkeit ha&#x017F;tu mir unwirdi-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0214] Fuͤnftes Buch. ſolches hinweg nam/ glaͤnzete ſie aus- und inwendig von aͤdlen Steinen; der ganze be- ſchlag wahr klammer Silber/ ſehr ſtark verguͤldet/ und gingen acht artige Schecken einerley Geſtalt davor/ deren Schwaͤnze und Maͤhne biß an die Erde herunter hingen; vier Gutſcher dabey/ wahren in guͤlden Stuͤk bekleidet/ und hatten trefliche Saͤbel an der Seite/ dann ſie wahren Parthiſche gefangene von hohem Adel. Dieſes beydes ward Frau Valiſken von Artaxerxes abſonderlich verehret. Im voͤrderen groſſen Platze wahren neun ſchoͤne Gutſchen und 400 Handpferde mit allem Zubehoͤr/ davon La- diſla/ Herkules und Valiſka 300; Fabius 30; Leches 20; die uͤbrigen fuͤnffe offtgenante jeder 10 bekahmen; wie auch jeder eine Gutſche mit ſechs Pferden/ alles nach Unterſcheid Standes nnd Gebuͤhr. Bey den Gutſchen wahren 18 Fuhrleute/ wie auch 200 bey den Handpferden/ alle gefangene Parther. Auſſerhalb des Schloſſes traffen ſie die obgedach- ten Wagen/ Kamehle und Maul Eſel an/ woruͤber ſie ſich hoͤchlich entſetzeten/ und ganz ungehalten wahren/ ſo daß ſie ſchwuhren/ wann ſie ſolches ſolten gewuſt haben/ wolten ſie heimlich davon gezogen ſeyn/ weil ſie ſich durch Woltaht gar zu heftig uͤberladen befuͤndẽ; wiewol ſie nicht meineten/ daß ſo uͤbergroſſe Schaͤtze darauff waͤhren. Hier ging es nun an ein Pauken/ Trometen und Freudengeſchrey/ daß keiner ſein eigen Wort vernehmen kunte/ biß unſere drey Helden ſamt Fr. Valiſken und Arbianes auff den Elefanten ſteigen wolten/ da Phraortes zu ihnen trat/ und einem jeden abſonderlich ſeinen Sohn vaͤterlich anbefahl/ bey Fr. Valiſken aber zugleich anhielt/ ihm ein Fraͤulein ihres Gebluͤts/ da ers wirdig/ zuzuſchanzen/ ob ſie gleich nur Herren Standes waͤhre; dann er wolte es vor ſeine hoͤchſte Glükſeligkeit rechnen/ wann er mit dieſen trefflichen Fuͤrſten in Schwiegerſchafft leben ſolte. Worauff ſie zur Antwort gab: Seine Liebe moͤchte des Sohns wegen unbe- kuͤmmert ſeyn/ ſie haͤtte das Eiſen ſchon unter dem Hammer/ wie ſein Gemahl berichten wuͤrde/ und ſolten ſie am gluͤklichen Fortgang nicht zweifeln. Die Morgenlaͤndiſche Fuͤr- ſten hatten auch einen Elefanten bereiten laſſen/ auff welchen ſie mit Saptinen und Bar- ſenen ſtiegen; dann ſie wolten die unſern auff drey Meilen begleiten/ und zogen in ſchoͤner Ordnung daher/ biß ſie an die erſten Wagen (ſo voraus gangen wahren) anlangeten/ da ſie ſich alle vergeſelſchaffteten/ daß ſie 629 Pakwagen/ 36 Gutſchen/ 104 Kamehle/ 128 Maul Eſel/ und 2290 Reitpferde bey ſich hatten; dann die geſamte Perſiſche Reuterey hatten 400 von den beſten erbeuteten Pferden zuſammen bracht/ und ſie gleich wie Arta- xerxes die vorigen/ ausgeteilet/ auch mit Parthiſchen Leitern verſehen. Vor obgedachten Pakwagen und Gutſchen gingen 4000 Pferde (dann fuͤnff unter den Gutſchen wahren mit achten beſpannet/ welche 16 Gutſcher hatten)/ und wahr die geſamte Anzahl der ge- fangenen Parther 2500 Mann. Doch wurden unter die obgedachten Pakwagen die Speiſe- und Weinwagen nicht mit gerechnet/ weil die unſern ſolche von den Roͤmiſchen Grenzen wieder zuruͤcke ſendeten. Der groſſe Gamaxus/ wie wund er von den geſtrigen Ruhten an ſeinem Leibe wahr/ muſte er doch in ſeinen bunten Narrenkleidern vor dem E- lefanten her reiten/ da man ihm an jeden Arm eine groſſe Henkers Ruhte gebunden hatte/ auff daß er ſehen ſolte/ was vor Helden er vor Bettel Fuͤrſten geſcholten. Als ſie in dieſer groſſen Herligkeit daher zogen/ gingen Fr. Valiſken die Augen uͤber/ und ſagete in Teut- ſcher Sprache; O du Almaͤchtiger Gott/ was vor Gnade und Barmherzigkeit haſtu mir unwirdi- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/214
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/214>, abgerufen am 30.11.2024.