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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
Pannonier in unserm Lager an/ der nach abgelegter Werbung/ wozu er ausgeschikt wahr/
mit schimpfflichen Worten fragete/ ob nicht etwa ein streitbahrer Römer Lust hätte/ einen
Gang mit ihm zu Roß oder zu Fuß zuwagen/ möchte er dessen Manheit gerne empfinden;
Bald ließ sich ein Häuptman angeben/ welcher den Schwertstreit zufusse mit ihm antrat/
aber den kürzern zog/ so daß dieser unverletzet blieb; dessen er sich nicht wenig rühmete. Sol-
ches verdroß einen Römischen Ritmeister heftig/ setzete sich zu Pferde/ und foderte ihn aus;
hatte aber schlechter Glük als der vorige/ massen er mit dem Speer durch den Unterleib ge-
rennet ward/ daß er des andern Tages verschied. Unser Feldherr Dio ward dessen sehr be-
trübet/ daß die seinen solchen Schimpf einlegeten/ da hingegen des Pannoniers Troz nur
zunam/ weil er seine Streiche sehr ungeheur führete. Der verwundete wahr mein sonder-
licher Freund/ welcher/ als ich ihm auffhalff/ fragete/ ob niemand ihn rächen wolte. Dio
selbst trat hinzu/ und taht Verheissung/ der Uberwinder an diesem Pannonier solte einer
sonderlichen Römischen Gnade gewärtig seyn; daher ich mich erboht einen Ver[s]uch mit
ihm zutuhn; wovor er mich nicht düchtig ansahe; welches mir nit wenig zu Häupte stieg/
und mich daher erklärete/ weil ich nur ein Frey Reuter währe/ und keine Römische Gelder
höbe/ dem Pannonier vor mich selbst nachzufolgen/ und mein Heil an ihm zuversuchen/ de-
ro behuef ich von meinem Ritmeister Erlassung begehrete; worauf mir der Kampf gerne
erläubet ward; ging hin zu dem Trotzer/ und sagete: Nicht deine Manheit/ sondern der
blosse Unfall hat deine Gegener erleget/ und wann mirs nichtschimpflich währe/ einen aus-
zufodern/ der schon mit zween gekämpffet/ müstestu oder ich der dritte erleget seyn. Ja/ ant-
wortete er mir/ wann du dich selb ander stellen wilt/ wil ich dir zugefallen seyn/ weil du in dei-
ner Jugend so viel herzens hast/ dich mit einem Manne zuschlagen. Nun höre ich/ sagte ich
hinwieder/ daß in dir weder Tugend noch scham ist/ weil du die Ruhmrätigkeit zum Schil-
de brauchest/ darumb mache dir die gewisse Rechnung/ daß du mit mir an den Tanz must;
hastu dich aber heut abgemattet/ so ruhe aus biß morgen früh/ länger gebe ich dir keine frist.
Dio selbst ließ mir treffliche Waffen/ und ein festes Pferd bringen/ und sagte zu mir: Teut-
scher Ritter/ dafern euer Nahme Winnibald mit der Taht einstimmen sol/ werdet ihr den
schönen Sieg bald gewinnen/ wozu ich euch Glük wil gewünschet haben. Der Pannonier
aber hielt meine Rede vor gar zu trotzig/ und fing an/ sich bedraulich vernehmen zulassen/
wie er mich zurichten wolte; dessen ich wenig achtete/ die Waffen anlegete/ und ihn mit die-
sen Worten anredete: Laß nun sehen/ ob dein Speer und Säbel so wol stossen und schnei-
den kan/ als dein Maul groß sprechen; Wir begegneten einander zum drittenmahl/ ohn ei-
nigen Sattelwank/ aber im vierden Satze half mir das Glük/ daß er stürzete/ und sich doch
wieder zu Pferde setzete/ ehe ich bey ihm anlangete. Da musten nun die Schwerter nicht
feyren/ und trieben wir uns eine halbe Stunde umb/ daß das Blut beyderseits sich sehen
ließ/ biß endlich ich ihm den Helm lösete/ und mit einem Schnitte ihm die Gurgel öffnete/
daß er ruhig ward/ wiewol ich zwo zimliche Fleischwunden davon brachte. Nach erhalte-
ner überwindung warff Dio mir eine trefliche Kette umb den Hals/ und nante mich den
Teutschen Sieger/ versprach mir das Römische Bürger Recht/ und machte mich zum
Ritmeister an des tödlich verwundeten Plaz/ der seinen Feind noch vor seinem Ende stür-
zen sahe/ und aus Dankbarkeit mir sein Leibpferd/ welches überaus wol gewand wahr/ ver-

machete.
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Fuͤnftes Buch.
Pannonier in unſerm Lager an/ der nach abgelegter Werbung/ wozu er ausgeſchikt wahr/
mit ſchimpfflichen Worten fragete/ ob nicht etwa ein ſtreitbahrer Roͤmer Luſt haͤtte/ einen
Gang mit ihm zu Roß oder zu Fuß zuwagen/ moͤchte er deſſen Manheit gerne empfinden;
Bald ließ ſich ein Haͤuptman angeben/ welcher den Schwertſtreit zufuſſe mit ihm antrat/
aber den kuͤrzern zog/ ſo daß dieſer unverletzet blieb; deſſen er ſich nicht wenig ruͤhmete. Sol-
ches verdroß einen Roͤmiſchen Ritmeiſter heftig/ ſetzete ſich zu Pferde/ und foderte ihn aus;
hatte aber ſchlechter Gluͤk als der vorige/ maſſen er mit dem Speer durch den Unterleib ge-
rennet ward/ daß er des andern Tages verſchied. Unſer Feldherr Dio ward deſſen ſehr be-
truͤbet/ daß die ſeinen ſolchen Schimpf einlegeten/ da hingegen des Pannoniers Troz nur
zunam/ weil er ſeine Streiche ſehr ungeheur fuͤhrete. Der verwundete wahr mein ſonder-
licher Freund/ welcher/ als ich ihm auffhalff/ fragete/ ob niemand ihn raͤchen wolte. Dio
ſelbſt trat hinzu/ und taht Verheiſſung/ der Uberwinder an dieſem Pannonier ſolte einer
ſonderlichen Roͤmiſchen Gnade gewaͤrtig ſeyn; daher ich mich erboht einen Ver[ſ]uch mit
ihm zutuhn; wovor er mich nicht duͤchtig anſahe; welches mir nit wenig zu Haͤupte ſtieg/
und mich daher erklaͤrete/ weil ich nur ein Frey Reuter waͤhre/ und keine Roͤmiſche Gelder
hoͤbe/ dem Pannonier vor mich ſelbſt nachzufolgen/ und mein Heil an ihm zuverſuchen/ de-
ro behuef ich von meinem Ritmeiſter Erlaſſung begehrete; worauf mir der Kampf gerne
erlaͤubet ward; ging hin zu dem Trotzer/ und ſagete: Nicht deine Manheit/ ſondern der
bloſſe Unfall hat deine Gegener erleget/ und wann mirs nichtſchimpflich waͤhre/ einen aus-
zufodern/ der ſchon mit zween gekaͤmpffet/ muͤſteſtu oder ich der dritte erleget ſeyn. Ja/ ant-
wortete er mir/ wann du dich ſelb ander ſtellen wilt/ wil ich diꝛ zugefallen ſeyn/ weil du in dei-
ner Jugend ſo viel herzens haſt/ dich mit einem Manne zuſchlagen. Nun hoͤre ich/ ſagte ich
hinwieder/ daß in dir weder Tugend noch ſcham iſt/ weil du die Ruhmraͤtigkeit zum Schil-
de braucheſt/ darumb mache dir die gewiſſe Rechnung/ daß du mit mir an den Tanz muſt;
haſtu dich aber heut abgemattet/ ſo ruhe aus biß morgen fruͤh/ laͤnger gebe ich dir keine friſt.
Dio ſelbſt ließ mir treffliche Waffen/ und ein feſtes Pferd bringen/ und ſagte zu mir: Teut-
ſcher Ritter/ dafern euer Nahme Winnibald mit der Taht einſtimmen ſol/ werdet ihr den
ſchoͤnen Sieg bald gewinnen/ wozu ich euch Gluͤk wil gewünſchet haben. Der Pannonier
aber hielt meine Rede vor gar zu trotzig/ und fing an/ ſich bedraulich vernehmen zulaſſen/
wie er mich zurichten wolte; deſſen ich wenig achtete/ die Waffen anlegete/ und ihn mit die-
ſen Worten anredete: Laß nun ſehen/ ob dein Speer und Saͤbel ſo wol ſtoſſen und ſchnei-
den kan/ als dein Maul groß ſprechen; Wir begegneten einander zum drittenmahl/ ohn ei-
nigen Sattelwank/ aber im vierden Satze half mir das Gluͤk/ daß er ſtuͤrzete/ und ſich doch
wieder zu Pferde ſetzete/ ehe ich bey ihm anlangete. Da muſten nun die Schwerter nicht
feyren/ und trieben wir uns eine halbe Stunde umb/ daß das Blut beyderſeits ſich ſehen
ließ/ biß endlich ich ihm den Helm loͤſete/ und mit einem Schnitte ihm die Gurgel oͤffnete/
daß er ruhig ward/ wiewol ich zwo zimliche Fleiſchwunden davon brachte. Nach erhalte-
ner uͤberwindung warff Dio mir eine trefliche Kette umb den Hals/ und nante mich den
Teutſchen Sieger/ verſprach mir das Roͤmiſche Buͤrger Recht/ und machte mich zum
Ritmeiſter an des toͤdlich verwundeten Plaz/ der ſeinen Feind noch vor ſeinem Ende ſtuͤr-
zen ſahe/ und aus Dankbarkeit mir ſein Leibpferd/ welches uͤberaus wol gewand wahr/ veꝛ-

machete.
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[195/0201] Fuͤnftes Buch. Pannonier in unſerm Lager an/ der nach abgelegter Werbung/ wozu er ausgeſchikt wahr/ mit ſchimpfflichen Worten fragete/ ob nicht etwa ein ſtreitbahrer Roͤmer Luſt haͤtte/ einen Gang mit ihm zu Roß oder zu Fuß zuwagen/ moͤchte er deſſen Manheit gerne empfinden; Bald ließ ſich ein Haͤuptman angeben/ welcher den Schwertſtreit zufuſſe mit ihm antrat/ aber den kuͤrzern zog/ ſo daß dieſer unverletzet blieb; deſſen er ſich nicht wenig ruͤhmete. Sol- ches verdroß einen Roͤmiſchen Ritmeiſter heftig/ ſetzete ſich zu Pferde/ und foderte ihn aus; hatte aber ſchlechter Gluͤk als der vorige/ maſſen er mit dem Speer durch den Unterleib ge- rennet ward/ daß er des andern Tages verſchied. Unſer Feldherr Dio ward deſſen ſehr be- truͤbet/ daß die ſeinen ſolchen Schimpf einlegeten/ da hingegen des Pannoniers Troz nur zunam/ weil er ſeine Streiche ſehr ungeheur fuͤhrete. Der verwundete wahr mein ſonder- licher Freund/ welcher/ als ich ihm auffhalff/ fragete/ ob niemand ihn raͤchen wolte. Dio ſelbſt trat hinzu/ und taht Verheiſſung/ der Uberwinder an dieſem Pannonier ſolte einer ſonderlichen Roͤmiſchen Gnade gewaͤrtig ſeyn; daher ich mich erboht einen Verſuch mit ihm zutuhn; wovor er mich nicht duͤchtig anſahe; welches mir nit wenig zu Haͤupte ſtieg/ und mich daher erklaͤrete/ weil ich nur ein Frey Reuter waͤhre/ und keine Roͤmiſche Gelder hoͤbe/ dem Pannonier vor mich ſelbſt nachzufolgen/ und mein Heil an ihm zuverſuchen/ de- ro behuef ich von meinem Ritmeiſter Erlaſſung begehrete; worauf mir der Kampf gerne erlaͤubet ward; ging hin zu dem Trotzer/ und ſagete: Nicht deine Manheit/ ſondern der bloſſe Unfall hat deine Gegener erleget/ und wann mirs nichtſchimpflich waͤhre/ einen aus- zufodern/ der ſchon mit zween gekaͤmpffet/ muͤſteſtu oder ich der dritte erleget ſeyn. Ja/ ant- wortete er mir/ wann du dich ſelb ander ſtellen wilt/ wil ich diꝛ zugefallen ſeyn/ weil du in dei- ner Jugend ſo viel herzens haſt/ dich mit einem Manne zuſchlagen. Nun hoͤre ich/ ſagte ich hinwieder/ daß in dir weder Tugend noch ſcham iſt/ weil du die Ruhmraͤtigkeit zum Schil- de braucheſt/ darumb mache dir die gewiſſe Rechnung/ daß du mit mir an den Tanz muſt; haſtu dich aber heut abgemattet/ ſo ruhe aus biß morgen fruͤh/ laͤnger gebe ich dir keine friſt. Dio ſelbſt ließ mir treffliche Waffen/ und ein feſtes Pferd bringen/ und ſagte zu mir: Teut- ſcher Ritter/ dafern euer Nahme Winnibald mit der Taht einſtimmen ſol/ werdet ihr den ſchoͤnen Sieg bald gewinnen/ wozu ich euch Gluͤk wil gewünſchet haben. Der Pannonier aber hielt meine Rede vor gar zu trotzig/ und fing an/ ſich bedraulich vernehmen zulaſſen/ wie er mich zurichten wolte; deſſen ich wenig achtete/ die Waffen anlegete/ und ihn mit die- ſen Worten anredete: Laß nun ſehen/ ob dein Speer und Saͤbel ſo wol ſtoſſen und ſchnei- den kan/ als dein Maul groß ſprechen; Wir begegneten einander zum drittenmahl/ ohn ei- nigen Sattelwank/ aber im vierden Satze half mir das Gluͤk/ daß er ſtuͤrzete/ und ſich doch wieder zu Pferde ſetzete/ ehe ich bey ihm anlangete. Da muſten nun die Schwerter nicht feyren/ und trieben wir uns eine halbe Stunde umb/ daß das Blut beyderſeits ſich ſehen ließ/ biß endlich ich ihm den Helm loͤſete/ und mit einem Schnitte ihm die Gurgel oͤffnete/ daß er ruhig ward/ wiewol ich zwo zimliche Fleiſchwunden davon brachte. Nach erhalte- ner uͤberwindung warff Dio mir eine trefliche Kette umb den Hals/ und nante mich den Teutſchen Sieger/ verſprach mir das Roͤmiſche Buͤrger Recht/ und machte mich zum Ritmeiſter an des toͤdlich verwundeten Plaz/ der ſeinen Feind noch vor ſeinem Ende ſtuͤr- zen ſahe/ und aus Dankbarkeit mir ſein Leibpferd/ welches uͤberaus wol gewand wahr/ veꝛ- machete. b b ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/201>, abgerufen am 29.11.2024.