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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
der; auff dem dritten des Pannoniers rechte Ellebogen Wunde; auff dem vierdten/
dessen zum Stosse aufgehobener linke Fuß/ und außgeschüttetes Gedä[r]me; auff dem fünf-
ten/ die Abschlagung seines Haupts; und auff dem sechsten und letzten/ euer liebe Frau
Mutter und Frl. Schwester Abwaschung sol gesetzet werden. Aber ich möchte gerne wis-
sen/ mit was Siegesgepränge der Groß-Fürst sein Herr Vater diesen seinen tapfern
Sohn ümb solcher herrlichen Taht willen empfangen habe. Ach er hat ihn sieder dem/
und schon zwey Jahr vorher nicht gesehen/ antwortete Ladisla/ denn ob wir gleich sechs
Tage hernach dahin zu reisen willens wahren/ umritten wir doch zuvor mit meinem Herrn
Vater die Böhmischen Grenzen Südwertz/ die mit 6000. Mann solten besezt werden/
und als mein Königreich mit einem grossen Walde ümschlossen ist/ ritte ich mit Herku-
les und fünf Jungen vom Adel in dem Walde auf die Jagt/ stiegen ab/ und schliechen
durch das Gestände den Hasen nach/ deren wir auch etliche fingen; wehrete aber nicht
lange/ da sahen wir 12. Räuber von der Seiten herzuschleichen/ und hatten wir nichts
als ein leichtes Seitengewehr und Jägerspießlein zur Hand/ da hingegen jene mit guter
Rüstung versehen wahren. Auf/ sagte Herkules zu mir/ und geschwinde nach unsern Pfer-
den zu; und half das Unglük mir so wol/ daß ich gerade auf meines kam/ und hinweg ran-
te/ nicht anders gedenkend/ Herkules jagete hinter mir her/ weil ich unterschiedliche rei-
ten hörete; aber da ich einen guten Weg hatte fortgespränget/ und mich umsahe/ folgeten
mir nur vier Leibjunckern/ der fünfte und Herkules wahren nicht zu spüren; und blieb
ich doch guter Hofnung/ er würde sich bald finden/ oder einen andern Weg genommen
haben. Endlich mißdauchte michs/ und schickete an meinen Herrn Vater daß er mir et-
wa 50. Reuter senden möchte/ weil ich befürchtete/ Herkules währe unter Räuber Hände
gerahten. Es stund wol anderthalb Stunde an/ da kam mein Herr Vater selbst mit 200
Reutern/ wahr unmuhtig/ daß wir ohn Geselschaft uns so weit vertahn hatten/ und ritte mit
mir nach der unglüklichen Stelle/ funden vor erst der unsern Pferde/ und bald hernach
den Hofjunkern mit 15 Wunden erbärmlich zugerichtet/ den wir aufs beste labeten/ und aus
seiner schwachen Erzählung vernahmen/ Herkules und er hätten ihre Pferde nicht fan-
gen können/ währen von 12 gepanzerten Pannonischen Räubern überfallen/ da Herkules
sich zur Wehr gestellet/ und er nach vermögen ihm Beistand geleistet/ auch darüber also
zugerichtet währe; Es hätten aber die Räuber Herkules wegen seiner Schönheit nicht
wollen verwunden/ sondern ihn ermahnet/ sich zu ergeben/ sonst wolten sie ein abscheuli-
ches Spiel mit ihm halten. Worauf er sich erkläret/ dafern ihm Lebens- und Ehren-Si-
cherheit würde verheissen und gehalten werden/ wolte er sich gefangen geben/ und vor er-
legtem Lösegelde von ihnen nicht abweichen/ welches sie ihm zugesagt/ und ihn zwischen sich
hinweg geführet. Er selbst hatte zwar/ unangesehen seiner vielen Wunden/ mitgehen sol-
len/ aber Herkules hette gebehten/ ihn liegen zu lassen/ weil ihm das gehen unmöglich wäh-
re/ er wolte/ weil er sein leiblicher Bruder währe/ vor ihn mit bezahlen. Welches sie dann
angenommen/ sich ins Gesträuche nach ihren Pferden begeben/ und mit vollem rennen
sich davon gemacht. Mein Vater fragete mich/ wie lange es wol währe; und als er ver-
nam/ daß schon drey Stunden vergangen/ seufzete er tief/ schikte 192 Reuter in zwölf glei-
che Abteilung/ auf so vielen unterschiedlichen Wegen fort/ dem Huefschlag/ wo möglich/

zu

Fuͤnftes Buch.
der; auff dem dritten des Pannoniers rechte Ellebogen Wunde; auff dem vierdten/
deſſen zum Stoſſe aufgehobener linke Fuß/ und außgeſchuͤttetes Gedaͤ[r]me; auff dem fuͤnf-
ten/ die Abſchlagung ſeines Haupts; und auff dem ſechſten und letzten/ euer liebe Frau
Mutter und Frl. Schweſter Abwaſchung ſol geſetzet werden. Aber ich moͤchte gerne wiſ-
ſen/ mit was Siegesgepraͤnge der Groß-Fuͤrſt ſein Herr Vater dieſen ſeinen tapfern
Sohn uͤmb ſolcher herrlichen Taht willen empfangen habe. Ach er hat ihn ſieder dem/
und ſchon zwey Jahr vorher nicht geſehen/ antwortete Ladiſla/ denn ob wir gleich ſechs
Tage heꝛnach dahin zu reiſen willens wahren/ umritten wir doch zuvor mit meinem Herꝛn
Vater die Boͤhmiſchen Grenzen Suͤdwertz/ die mit 6000. Mann ſolten beſezt werden/
und als mein Koͤnigreich mit einem groſſen Walde uͤmſchloſſen iſt/ ritte ich mit Herku-
les und fuͤnf Jungen vom Adel in dem Walde auf die Jagt/ ſtiegen ab/ und ſchliechen
durch das Geſtaͤnde den Haſen nach/ deren wir auch etliche fingen; wehrete aber nicht
lange/ da ſahen wir 12. Raͤuber von der Seiten herzuſchleichen/ und hatten wir nichts
als ein leichtes Seitengewehr und Jaͤgerſpießlein zur Hand/ da hingegen jene mit guter
Rüſtung verſehen wahren. Auf/ ſagte Herkules zu mir/ uñ geſchwinde nach unſern Pfer-
den zu; und half das Ungluͤk mir ſo wol/ daß ich gerade auf meines kam/ und hinweg ran-
te/ nicht anders gedenkend/ Herkules jagete hinter mir her/ weil ich unterſchiedliche rei-
ten hoͤrete; aber da ich einen guten Weg hatte fortgeſpraͤnget/ und mich umſahe/ folgeten
mir nur vier Leibjunckern/ der fuͤnfte und Herkules wahren nicht zu ſpuͤren; und blieb
ich doch guter Hofnung/ er wuͤrde ſich bald finden/ oder einen andern Weg genommen
haben. Endlich mißdauchte michs/ und ſchickete an meinen Herrn Vater daß er mir et-
wa 50. Reuter ſenden moͤchte/ weil ich befuͤrchtete/ Herkules waͤhre unter Raͤuber Haͤnde
gerahten. Es ſtund wol anderthalb Stunde an/ da kam mein Herr Vater ſelbſt mit 200
Reuteꝛn/ wahr unmuhtig/ daß wir ohn Geſelſchaft uns ſo weit vertahn hatten/ uñ ritte mit
mir nach der ungluͤklichen Stelle/ funden vor erſt der unſern Pferde/ und bald hernach
den Hofjunkern mit 15 Wunden erbaͤrmlich zugerichtet/ den wir aufs beſte labeten/ uñ aus
ſeiner ſchwachen Erzaͤhlung vernahmen/ Herkules und er haͤtten ihre Pferde nicht fan-
gen koͤnnen/ waͤhren von 12 gepanzerten Pannoniſchen Raͤubern uͤberfallen/ da Herkules
ſich zur Wehr geſtellet/ und er nach vermoͤgen ihm Beiſtand geleiſtet/ auch daruͤber alſo
zugerichtet waͤhre; Es haͤtten aber die Raͤuber Herkules wegen ſeiner Schoͤnheit nicht
wollen verwunden/ ſondern ihn ermahnet/ ſich zu ergeben/ ſonſt wolten ſie ein abſcheuli-
ches Spiel mit ihm halten. Worauf er ſich erklaͤret/ dafern ihm Lebens- und Ehren-Si-
cherheit wuͤrde verheiſſen und gehalten werden/ wolte er ſich gefangen geben/ und vor er-
legtem Loͤſegelde von ihnen nicht abweichen/ welches ſie ihm zugeſagt/ uñ ihn zwiſchen ſich
hinweg gefuͤhret. Er ſelbſt hatte zwar/ unangeſehen ſeiner vielen Wunden/ mitgehen ſol-
len/ aber Herkules hette gebehten/ ihn liegen zu laſſen/ weil ihm das gehen unmoͤglich waͤh-
re/ er wolte/ weil er ſein leiblicher Bruder waͤhre/ vor ihn mit bezahlen. Welches ſie dann
angenommen/ ſich ins Geſtraͤuche nach ihren Pferden begeben/ und mit vollem rennen
ſich davon gemacht. Mein Vater fragete mich/ wie lange es wol waͤhre; und als er ver-
nam/ daß ſchon drey Stunden vergangen/ ſeufzete er tief/ ſchikte 192 Reuter in zwoͤlf glei-
che Abteilung/ auf ſo vielen unterſchiedlichen Wegen fort/ dem Huefſchlag/ wo moͤglich/

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[184/0190] Fuͤnftes Buch. der; auff dem dritten des Pannoniers rechte Ellebogen Wunde; auff dem vierdten/ deſſen zum Stoſſe aufgehobener linke Fuß/ und außgeſchuͤttetes Gedaͤrme; auff dem fuͤnf- ten/ die Abſchlagung ſeines Haupts; und auff dem ſechſten und letzten/ euer liebe Frau Mutter und Frl. Schweſter Abwaſchung ſol geſetzet werden. Aber ich moͤchte gerne wiſ- ſen/ mit was Siegesgepraͤnge der Groß-Fuͤrſt ſein Herr Vater dieſen ſeinen tapfern Sohn uͤmb ſolcher herrlichen Taht willen empfangen habe. Ach er hat ihn ſieder dem/ und ſchon zwey Jahr vorher nicht geſehen/ antwortete Ladiſla/ denn ob wir gleich ſechs Tage heꝛnach dahin zu reiſen willens wahren/ umritten wir doch zuvor mit meinem Herꝛn Vater die Boͤhmiſchen Grenzen Suͤdwertz/ die mit 6000. Mann ſolten beſezt werden/ und als mein Koͤnigreich mit einem groſſen Walde uͤmſchloſſen iſt/ ritte ich mit Herku- les und fuͤnf Jungen vom Adel in dem Walde auf die Jagt/ ſtiegen ab/ und ſchliechen durch das Geſtaͤnde den Haſen nach/ deren wir auch etliche fingen; wehrete aber nicht lange/ da ſahen wir 12. Raͤuber von der Seiten herzuſchleichen/ und hatten wir nichts als ein leichtes Seitengewehr und Jaͤgerſpießlein zur Hand/ da hingegen jene mit guter Rüſtung verſehen wahren. Auf/ ſagte Herkules zu mir/ uñ geſchwinde nach unſern Pfer- den zu; und half das Ungluͤk mir ſo wol/ daß ich gerade auf meines kam/ und hinweg ran- te/ nicht anders gedenkend/ Herkules jagete hinter mir her/ weil ich unterſchiedliche rei- ten hoͤrete; aber da ich einen guten Weg hatte fortgeſpraͤnget/ und mich umſahe/ folgeten mir nur vier Leibjunckern/ der fuͤnfte und Herkules wahren nicht zu ſpuͤren; und blieb ich doch guter Hofnung/ er wuͤrde ſich bald finden/ oder einen andern Weg genommen haben. Endlich mißdauchte michs/ und ſchickete an meinen Herrn Vater daß er mir et- wa 50. Reuter ſenden moͤchte/ weil ich befuͤrchtete/ Herkules waͤhre unter Raͤuber Haͤnde gerahten. Es ſtund wol anderthalb Stunde an/ da kam mein Herr Vater ſelbſt mit 200 Reuteꝛn/ wahr unmuhtig/ daß wir ohn Geſelſchaft uns ſo weit vertahn hatten/ uñ ritte mit mir nach der ungluͤklichen Stelle/ funden vor erſt der unſern Pferde/ und bald hernach den Hofjunkern mit 15 Wunden erbaͤrmlich zugerichtet/ den wir aufs beſte labeten/ uñ aus ſeiner ſchwachen Erzaͤhlung vernahmen/ Herkules und er haͤtten ihre Pferde nicht fan- gen koͤnnen/ waͤhren von 12 gepanzerten Pannoniſchen Raͤubern uͤberfallen/ da Herkules ſich zur Wehr geſtellet/ und er nach vermoͤgen ihm Beiſtand geleiſtet/ auch daruͤber alſo zugerichtet waͤhre; Es haͤtten aber die Raͤuber Herkules wegen ſeiner Schoͤnheit nicht wollen verwunden/ ſondern ihn ermahnet/ ſich zu ergeben/ ſonſt wolten ſie ein abſcheuli- ches Spiel mit ihm halten. Worauf er ſich erklaͤret/ dafern ihm Lebens- und Ehren-Si- cherheit wuͤrde verheiſſen und gehalten werden/ wolte er ſich gefangen geben/ und vor er- legtem Loͤſegelde von ihnen nicht abweichen/ welches ſie ihm zugeſagt/ uñ ihn zwiſchen ſich hinweg gefuͤhret. Er ſelbſt hatte zwar/ unangeſehen ſeiner vielen Wunden/ mitgehen ſol- len/ aber Herkules hette gebehten/ ihn liegen zu laſſen/ weil ihm das gehen unmoͤglich waͤh- re/ er wolte/ weil er ſein leiblicher Bruder waͤhre/ vor ihn mit bezahlen. Welches ſie dann angenommen/ ſich ins Geſtraͤuche nach ihren Pferden begeben/ und mit vollem rennen ſich davon gemacht. Mein Vater fragete mich/ wie lange es wol waͤhre; und als er ver- nam/ daß ſchon drey Stunden vergangen/ ſeufzete er tief/ ſchikte 192 Reuter in zwoͤlf glei- che Abteilung/ auf ſo vielen unterſchiedlichen Wegen fort/ dem Huefſchlag/ wo moͤglich/ zu

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/190>, abgerufen am 28.11.2024.