Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Fünftes Buch. lein die Parthische Macht/ sondern auch Ehr und guten Leumut schwächen/ so haben wirgegenwärtige/ als Ihrer Königl. Hocheit geträue Untertahnen und Reichssassen nicht umhin gekunt/ derselben solches redlicher und aufrichtiger Meynung vorzutragen/ mit un- tertähnigster Bitte/ alles was von uns vorgebracht wird/ mit gnädigstem Willen an zuhö- ren. Ihre Königl. Hocheit hat neulicher Zeit ohn/ ja wider unsern Raht/ denen sie doch die Kriegs Last aufgebürdet/ ein herliches Volk/ unter Katenes befehl/ an die Persischen Gren- zen abgeschikt/ einen unbekanten Landstreicher und gebohrnen Baurflegel dahin zubeglei- ten/ vielleicht daß derselbe Schindhund/ welchen ich nicht wirdige zunennen/ wieder gut machen solte/ was die verzagete Parthische Feld Herren (wie der Unflaht sie gescholten) verderbet haben; dero behuef er auch zum Fürsten in Ober Meden sol gemacht worden seyn. Aber wie reiflich es bedacht ist/ so wol ist es auch gelungen; Dann Ihre Hocheit wol- le sich nicht entsetzen/ daß ich ihr die leidige Zeitung bringen muß/ was gestalt nicht allein von 40000 Mann nur 140 sich durch die Flucht gerettet/ sondern die herlichsten drey Gren- ze Städte in Feindes Hände gerahten/ gebrandschatzet/ und mit Persischen Völkern besetzet sind. Ein solches Unglük/ sagte der König/ wollen wir nimmermehr hoffen. Ja wolte Gott/ antwortete Pakorus/ daß dieses das schlimmeste währe. Man hat zu Persepolis ein offent- liches Gerichte gehäget/ und etliche Hirkanische ädelknaben lebendig verbrant/ wobey man ausgeruffen: König Artabanus zu Charas sey der Gifftmischer selbst/ der gehe mit solchen unredlichen Stücken umb/ welche man an einem jeden Menschen verflucht. Den Göttern sey es geklaget/ daß man solche schmerzliche Zeitungen vernehmen muß! Ich vor mein Häupt möchte wünschen/ daß Groß Fürst Herkules mir im neulichen Treffen den Sche- del herunter geschlagen hätte/ so dürffte ich mich mit solchen verweißlichen Dingen nicht mehr betrüben. O du elender Parthischer Stuel/ ist es schon umb dich so bewand/ dz man zu deiner Beschützung Gifftträger aussenden muß/ dann so ist uns nichts bessers/ als daß wir den Persen und Meden die Hälse nur hinstrecken. Lieber wes zeihen sich Eure Königl. Hocheit/ daß sie zu solchen unverantwortlichen Dingen sich verleiten lassen? Hat Arsazes auf solche weise den Reichs Stuel erworben und befestiget; haben dessen ruhmwirdigste Nachfolger die Arsazier/ Gift Schmierer ausgeschikt? Eure Hocheit wolle allergnädigst erwägen/ wie es muß geklungen haben/ als der Büttel öffentlich ausgeruffen hat: Arta- banus zu Charas ist ein Gifftmischer/ und hat vier Diener ausgesand/ König Ladisla und Groß Fürst Herkules durch diesen Meuchelmord hinzurichten. O des Jammers/ dz man solches hören muß! Aber so gehets allemahl/ wann man geträuen Reichs Rähten nicht folgen wil/ sondern nur denen die Ohren leihet/ die uns nach dem Maul reden/ und durch ihre Schmeichelworte uns umb Ehr und guten Nahmen bringen. Eure Königl. Hocheit erinnern sich unserer aller viere bißher gegebenen Rahts/ man solte die fremden Fürsten mit ihrem Gemahl und Schwester zihen lassen/ und sie nicht weiter zu unserm Schaden reizen; aber was hats geholffen? Wir sehen ja/ daß sie die Götter auf ihrer Seite haben/ wo sie nicht selbst Götter sind/ oder doch Götterkinder. Sie wahren ja anfangs nicht gesin- net/ unß des unsern zuberauben/ sondern das ihre gebührlich zulösen; das solte man ihnen gegönnet/ oder da mans zu ehelicher Liebe begehret/ besser bewahret haben; dann wie könte ich mich doch bereden/ einem Landsmann zu meinem Gefangenen freyen Zutritt zugönnen/ und y
Fuͤnftes Buch. lein die Parthiſche Macht/ ſondern auch Ehr und guten Leumut ſchwaͤchen/ ſo haben wirgegenwaͤrtige/ als Ihrer Koͤnigl. Hocheit getraͤue Untertahnen und Reichsſaſſen nicht umhin gekunt/ derſelben ſolches redlicher und aufrichtiger Meynung vorzutragen/ mit un- tertaͤhnigſter Bitte/ alles was von uns vorgebracht wird/ mit gnaͤdigſtem Willen an zuhoͤ- ren. Ihre Koͤnigl. Hocheit hat neulicher Zeit ohn/ ja wider unſern Raht/ denen ſie doch die Kriegs Laſt aufgebuͤrdet/ ein herliches Volk/ unter Katenes befehl/ an die Perſiſchen Gren- zen abgeſchikt/ einen unbekanten Landſtreicher und gebohrnen Baurflegel dahin zubeglei- ten/ vielleicht daß derſelbe Schindhund/ welchen ich nicht wirdige zunennen/ wieder gut machen ſolte/ was die verzagete Parthiſche Feld Herren (wie der Unflaht ſie geſcholten) verderbet haben; dero behuef er auch zum Fürſten in Ober Meden ſol gemacht worden ſeyn. Aber wie reiflich es bedacht iſt/ ſo wol iſt es auch gelungen; Dann Ihre Hocheit wol- le ſich nicht entſetzen/ daß ich ihr die leidige Zeitung bringen muß/ was geſtalt nicht allein von 40000 Mañ nur 140 ſich durch die Flucht gerettet/ ſondern die herlichſtẽ drey Gren- ze Staͤdte in Feindes Haͤnde gerahten/ gebrandſchatzet/ und mit Perſiſchen Voͤlkern beſetzet ſind. Ein ſolches Unglük/ ſagte der Koͤnig/ wollen wir nimmermehr hoffen. Ja wolte Gott/ antwortete Pakorus/ daß dieſes das ſchlimmeſte waͤhre. Man hat zu Perſepolis ein offent- liches Gerichte gehaͤget/ und etliche Hirkaniſche aͤdelknaben lebendig verbꝛant/ wobey man ausgeruffen: Koͤnig Artabanus zu Charas ſey der Gifftmiſcher ſelbſt/ der gehe mit ſolchen unredlichen Stuͤcken umb/ welche man an einem jeden Menſchen verflucht. Den Goͤttern ſey es geklaget/ daß man ſolche ſchmerzliche Zeitungen vernehmen muß! Ich vor mein Haͤupt moͤchte wuͤnſchen/ daß Groß Fürſt Herkules mir im neulichen Treffen den Sche- del herunter geſchlagen haͤtte/ ſo duͤrffte ich mich mit ſolchen verweißlichen Dingen nicht mehr betruͤben. O du elender Parthiſcher Stuel/ iſt es ſchon umb dich ſo bewand/ dz man zu deiner Beſchuͤtzung Giffttraͤger ausſenden muß/ dann ſo iſt uns nichts beſſers/ als daß wir den Perſen und Meden die Haͤlſe nur hinſtrecken. Lieber wes zeihen ſich Eure Koͤnigl. Hocheit/ daß ſie zu ſolchen unverantwortlichen Dingen ſich verleiten laſſen? Hat Arſazes auf ſolche weiſe den Reichs Stuel erworben und befeſtiget; haben deſſen ruhmwirdigſte Nachfolger die Arſazier/ Gift Schmierer ausgeſchikt? Eure Hocheit wolle allergnaͤdigſt erwaͤgen/ wie es muß geklungen haben/ als der Buͤttel oͤffentlich ausgeruffen hat: Arta- banus zu Charas iſt ein Gifftmiſcher/ und hat vier Diener ausgeſand/ Koͤnig Ladiſla und Groß Fuͤrſt Herkules durch dieſen Meuchelmord hinzurichten. O des Jammers/ dz man ſolches hoͤren muß! Aber ſo gehets allemahl/ wann man getraͤuen Reichs Raͤhten nicht folgen wil/ ſondern nur denen die Ohren leihet/ die uns nach dem Maul reden/ und durch ihre Schmeichelworte uns umb Ehr und guten Nahmen bringen. Eure Koͤnigl. Hocheit erinnern ſich unſerer aller viere bißher gegebenen Rahts/ man ſolte die fremden Fuͤrſten mit ihrem Gemahl und Schweſter zihen laſſen/ und ſie nicht weiter zu unſerm Schaden reizen; aber was hats geholffen? Wir ſehen ja/ daß ſie die Goͤtter auf ihrer Seite haben/ wo ſie nicht ſelbſt Goͤtter ſind/ oder doch Goͤtterkinder. Sie wahren ja anfangs nicht geſin- net/ unß des unſern zuberauben/ ſondern das ihre gebuͤhrlich zuloͤſen; das ſolte man ihnen gegoͤnnet/ oder da mans zu ehelicher Liebe begehret/ beſſer bewahret haben; dann wie koͤnte ich mich doch bereden/ einem Landsmann zu meinem Gefangenen freyen Zutritt zugoͤnnẽ/ und y
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Fuͤnftes Buch.
lein die Parthiſche Macht/ ſondern auch Ehr und guten Leumut ſchwaͤchen/ ſo haben wir
gegenwaͤrtige/ als Ihrer Koͤnigl. Hocheit getraͤue Untertahnen und Reichsſaſſen nicht
umhin gekunt/ derſelben ſolches redlicher und aufrichtiger Meynung vorzutragen/ mit un-
tertaͤhnigſter Bitte/ alles was von uns vorgebracht wird/ mit gnaͤdigſtem Willen an zuhoͤ-
ren. Ihre Koͤnigl. Hocheit hat neulicher Zeit ohn/ ja wider unſern Raht/ denen ſie doch die
Kriegs Laſt aufgebuͤrdet/ ein herliches Volk/ unter Katenes befehl/ an die Perſiſchen Gren-
zen abgeſchikt/ einen unbekanten Landſtreicher und gebohrnen Baurflegel dahin zubeglei-
ten/ vielleicht daß derſelbe Schindhund/ welchen ich nicht wirdige zunennen/ wieder gut
machen ſolte/ was die verzagete Parthiſche Feld Herren (wie der Unflaht ſie geſcholten)
verderbet haben; dero behuef er auch zum Fürſten in Ober Meden ſol gemacht worden
ſeyn. Aber wie reiflich es bedacht iſt/ ſo wol iſt es auch gelungen; Dann Ihre Hocheit wol-
le ſich nicht entſetzen/ daß ich ihr die leidige Zeitung bringen muß/ was geſtalt nicht allein
von 40000 Mañ nur 140 ſich durch die Flucht gerettet/ ſondern die herlichſtẽ drey Gren-
ze Staͤdte in Feindes Haͤnde gerahten/ gebrandſchatzet/ und mit Perſiſchen Voͤlkern beſetzet
ſind. Ein ſolches Unglük/ ſagte der Koͤnig/ wollen wir nimmermehr hoffen. Ja wolte Gott/
antwortete Pakorus/ daß dieſes das ſchlimmeſte waͤhre. Man hat zu Perſepolis ein offent-
liches Gerichte gehaͤget/ und etliche Hirkaniſche aͤdelknaben lebendig verbꝛant/ wobey man
ausgeruffen: Koͤnig Artabanus zu Charas ſey der Gifftmiſcher ſelbſt/ der gehe mit ſolchen
unredlichen Stuͤcken umb/ welche man an einem jeden Menſchen verflucht. Den Goͤttern
ſey es geklaget/ daß man ſolche ſchmerzliche Zeitungen vernehmen muß! Ich vor mein
Haͤupt moͤchte wuͤnſchen/ daß Groß Fürſt Herkules mir im neulichen Treffen den Sche-
del herunter geſchlagen haͤtte/ ſo duͤrffte ich mich mit ſolchen verweißlichen Dingen nicht
mehr betruͤben. O du elender Parthiſcher Stuel/ iſt es ſchon umb dich ſo bewand/ dz man
zu deiner Beſchuͤtzung Giffttraͤger ausſenden muß/ dann ſo iſt uns nichts beſſers/ als daß
wir den Perſen und Meden die Haͤlſe nur hinſtrecken. Lieber wes zeihen ſich Eure Koͤnigl.
Hocheit/ daß ſie zu ſolchen unverantwortlichen Dingen ſich verleiten laſſen? Hat Arſazes
auf ſolche weiſe den Reichs Stuel erworben und befeſtiget; haben deſſen ruhmwirdigſte
Nachfolger die Arſazier/ Gift Schmierer ausgeſchikt? Eure Hocheit wolle allergnaͤdigſt
erwaͤgen/ wie es muß geklungen haben/ als der Buͤttel oͤffentlich ausgeruffen hat: Arta-
banus zu Charas iſt ein Gifftmiſcher/ und hat vier Diener ausgeſand/ Koͤnig Ladiſla und
Groß Fuͤrſt Herkules durch dieſen Meuchelmord hinzurichten. O des Jammers/ dz man
ſolches hoͤren muß! Aber ſo gehets allemahl/ wann man getraͤuen Reichs Raͤhten nicht
folgen wil/ ſondern nur denen die Ohren leihet/ die uns nach dem Maul reden/ und durch
ihre Schmeichelworte uns umb Ehr und guten Nahmen bringen. Eure Koͤnigl. Hocheit
erinnern ſich unſerer aller viere bißher gegebenen Rahts/ man ſolte die fremden Fuͤrſten
mit ihrem Gemahl und Schweſter zihen laſſen/ und ſie nicht weiter zu unſerm Schaden
reizen; aber was hats geholffen? Wir ſehen ja/ daß ſie die Goͤtter auf ihrer Seite haben/
wo ſie nicht ſelbſt Goͤtter ſind/ oder doch Goͤtterkinder. Sie wahren ja anfangs nicht geſin-
net/ unß des unſern zuberauben/ ſondern das ihre gebuͤhrlich zuloͤſen; das ſolte man ihnen
gegoͤnnet/ oder da mans zu ehelicher Liebe begehret/ beſſer bewahret haben; dann wie koͤnte
ich mich doch bereden/ einem Landsmann zu meinem Gefangenen freyen Zutritt zugoͤnnẽ/
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/175>, abgerufen am 16.07.2024. |