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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
dessen Wiederkunft auffzuhalten/ muste sie doch endlich nachgeben/ daß sie nach ihrer Mut-
ter fuhr/ und gleichwol weder durch gelinde noch harte Reden es dahin bringen kunte/ daß
sie ihr das Jawort hinterlassen/ oder das Kleinot angenommen hätte. Surinas wahr nun-
mehr an seinen Wunden genesen/ wuste auch den Weg den sie zihen würde/ und wartete
ihr mit 30 Reutern auff den Dienst; es dauchte ihn ihr verweilen einige Gefahr auff sich
haben/ weil die Abrede anders lieff/ und als sie mit ihrer begleitung 200 Pferde stark in
den Medischen Grenzen anlangete/ schikte sie ihre Völker biß auff 12 Mann alle wieder
zurücke; traff des andern Tages hernach ihren Liebsten in einer Abendherberge unver-
mutlich an/ dessen sie halb er schrocken halb frölich wahr. Sie erzähleten einer dem andern
ihre begebnis/ und auff sein unablässiges anhalten/ verehelichte sie sich mit ihm völlig/ doch
in grosser stille und geheim/ da er sie unter dem Schein ihrer nahen verwantnis biß an ih-
rer Mutter Schloß begleitete/ und sich in der nähe bey ihrer nahen verarmeten Anverwan-
tin auffhielt/ welche wegen der statlichen verehrungen/ die ihr von beyden teilen zukahmen/
ihnen zu dienste wahr/ daß sie fast täglich beyein ander wahren.

Dem auffgeblasenen Gamaxus ward in der Parthischen Grenzestad angemeldet/
was gestalt sein Abgesanter vorm Tohr sein Pferd umb einen unflätigen Esel verwechselt
hätte/ und auff demselben rüklings daher ritte/ so daß er auff einer Schulder eine Mistga-
bel/ auff der andern einen Dröscheflegel hielte; welches er hiemit beantwortete; er würde
etwa seine Sinne gefressen haben. Derselbe aber wolte seinem getahnen äide nachkommen/
deßwegen ließ er ihm anzeigen/ er könte Kraft geschwornen starken äides/ darzu er durch
bedräuung des Todes gezwungen währe/ nicht anders/ als entweder sterben/ oder auff
solche weise erscheinen. Dieser unverständiger kunte es noch nicht außrechnen/ was vor ei-
ne bedeutung solches mit sich führete/ und gab zur Antwort; so wird Fürst Gamaxus hin-
aus treten/ umb zuvernehmen/ was dieses vor ein Auffzug sey. Sein Abgesanter/ nahmens
Sisenes/ ritte zu ihm hinan/ und redete also: Gnädiger Fürst/ ich bin einmahl euer Gn.
Heerhold gewesen/ aber nach diesem nimmermehr wieder; euer Gn. Brieff muß harte
schmähungen in sich gehabt haben/ daher mir zum Bohtenlohn der Galgen schon bereitet
wahr/ wovon Groß Fürst Herkules mich loßgebehten/ mit dieser bedingung/ daß ich auff
der ganzen Rükreise mit Wasser und groben Bauren-Brod vor liebnehmen/ und die ant-
wort/ wie sie mir gegeben ist vortragen zuwollen/ äidlich angeloben muste; wil nun eure
Gn. dieselbe anhören/ wil ich sie vorbringen. Gamaxus begunte die Bäurischen Werk-
zeuge und deren deutung zuerkennen/ lief auch so vol Zorn/ daß er schiene von Sinnen kom-
men seyn/ und da Sisenes nicht reißaus genommen/ würde er ihn er schlagen haben. Ka-
tenes aber trat zu ihm/ und sagte: Ein Fürst müste sich über Feindes Schimpff und Spot
nicht zu hefftig eifern/ sondern es großmühtig verlachen/ und es an dem rechtschuldigen
zu rächen/ Gelegenheit suchen. Weil er dann diesen Herrn ohndas gerne hörete/ ließ er
Sisenes vor sich kommen/ und befahl ihm alles/ klein und groß zu sagen; welcher seines
äides sich erinnernd/ klaren Wein einschenkete. Da hätte man nun auffs neue ein gräuli-
ches Wüten sehen mögen; er verkehrete die Augen im Kopffe/ und brüllete/ daß alle An-
wesende sich davor entsetzeten; endlich schwuhr er bey allen höllischen Göttern/ so bald er
nur den Lästerer ansichtig würde/ wolte er ihn mit seinen Helffern in kleine Stücke zerhau-

en/ und

Fuͤnftes Buch.
deſſen Wiederkunft auffzuhalten/ muſte ſie doch endlich nachgebẽ/ daß ſie nach ihrer Mut-
ter fuhr/ und gleichwol weder durch gelinde noch harte Reden es dahin bringen kunte/ daß
ſie ihr das Jawort hinterlaſſen/ oder das Kleinot angenom̃en haͤtte. Surinas wahr nun-
mehr an ſeinen Wunden geneſen/ wuſte auch den Weg den ſie zihen wuͤrde/ und wartete
ihr mit 30 Reutern auff den Dienſt; es dauchte ihn ihr verweilen einige Gefahr auff ſich
haben/ weil die Abrede anders lieff/ und als ſie mit ihrer begleitung 200 Pferde ſtark in
den Mediſchen Grenzen anlangete/ ſchikte ſie ihre Voͤlker biß auff 12 Mann alle wieder
zuruͤcke; traff des andern Tages hernach ihren Liebſten in einer Abendherberge unver-
mutlich an/ deſſen ſie halb er ſchrocken halb froͤlich wahr. Sie erzaͤhleten einer dem andern
ihre begebnis/ und auff ſein unablaͤſſiges anhalten/ veꝛehelichte ſie ſich mit ihm voͤllig/ doch
in groſſer ſtille und geheim/ da er ſie unter dem Schein ihrer nahen verwantnis biß an ih-
rer Mutter Schloß begleitete/ und ſich in der naͤhe bey ihrer nahen veꝛarmeten Anverwan-
tin auffhielt/ welche wegen der ſtatlichen verehrungen/ die ihꝛ von beyden teilen zukahmen/
ihnen zu dienſte wahr/ daß ſie faſt taͤglich beyein ander wahren.

Dem auffgeblaſenen Gamaxus ward in der Parthiſchen Grenzeſtad angemeldet/
was geſtalt ſein Abgeſanter vorm Tohr ſein Pferd umb einen unflaͤtigen Eſel verwechſelt
haͤtte/ und auff demſelben ruͤklings daher ritte/ ſo daß er auff einer Schulder eine Miſtga-
bel/ auff der andern einen Droͤſcheflegel hielte; welches er hiemit beantwortete; er wuͤrde
etwa ſeine Sinne gefreſſen haben. Derſelbe aber wolte ſeinem getahnen aͤide nachkom̃en/
deßwegen ließ er ihm anzeigen/ er koͤnte Kraft geſchwornen ſtarken aͤides/ darzu er durch
bedraͤuung des Todes gezwungen waͤhre/ nicht anders/ als entweder ſterben/ oder auff
ſolche weiſe erſcheinen. Dieſer unverſtaͤndiger kunte es noch nicht außrechnẽ/ was vor ei-
ne bedeutung ſolches mit ſich fuͤhrete/ und gab zur Antwort; ſo wird Fuͤrſt Gamaxus hin-
aus treten/ umb zuvernehmẽ/ was dieſes vor ein Auffzug ſey. Sein Abgeſanter/ nahmens
Siſenes/ ritte zu ihm hinan/ und redete alſo: Gnaͤdiger Fuͤrſt/ ich bin einmahl euer Gn.
Heerhold geweſen/ aber nach dieſem nimmermehr wieder; euer Gn. Brieff muß harte
ſchmaͤhungen in ſich gehabt haben/ daher mir zum Bohtenlohn der Galgen ſchon bereitet
wahr/ wovon Groß Fuͤrſt Herkules mich loßgebehten/ mit dieſer bedingung/ daß ich auff
der ganzen Ruͤkreiſe mit Waſſer und groben Bauren-Brod vor liebnehmen/ und die ant-
wort/ wie ſie mir gegeben iſt vortragen zuwollen/ aͤidlich angeloben muſte; wil nun eure
Gn. dieſelbe anhoͤren/ wil ich ſie vorbringen. Gamaxus begunte die Baͤuriſchen Werk-
zeuge und deren deutung zuerkennen/ lief auch ſo vol Zorn/ daß er ſchiene von Siñen kom-
men ſeyn/ und da Siſenes nicht reißaus genommen/ wuͤrde er ihn er ſchlagen haben. Ka-
tenes aber trat zu ihm/ und ſagte: Ein Fuͤrſt muͤſte ſich über Feindes Schimpff uñ Spot
nicht zu hefftig eifern/ ſondern es großmuͤhtig verlachen/ und es an dem rechtſchuldigen
zu raͤchen/ Gelegenheit ſuchen. Weil er dann dieſen Herrn ohndas gerne hoͤrete/ ließ er
Siſenes vor ſich kommen/ und befahl ihm alles/ klein und groß zu ſagen; welcher ſeines
aͤides ſich erinnernd/ klaren Wein einſchenkete. Da haͤtte man nun auffs neue ein graͤuli-
ches Wuͤten ſehen moͤgen; er verkehrete die Augen im Kopffe/ und bruͤllete/ daß alle An-
weſende ſich davor entſetzeten; endlich ſchwuhr er bey allen hoͤlliſchen Goͤttern/ ſo bald er
nur den Laͤſterer anſichtig wuͤrde/ wolte er ihn mit ſeinen Helffern in kleine Stuͤcke zerhau-

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[158/0164] Fuͤnftes Buch. deſſen Wiederkunft auffzuhalten/ muſte ſie doch endlich nachgebẽ/ daß ſie nach ihrer Mut- ter fuhr/ und gleichwol weder durch gelinde noch harte Reden es dahin bringen kunte/ daß ſie ihr das Jawort hinterlaſſen/ oder das Kleinot angenom̃en haͤtte. Surinas wahr nun- mehr an ſeinen Wunden geneſen/ wuſte auch den Weg den ſie zihen wuͤrde/ und wartete ihr mit 30 Reutern auff den Dienſt; es dauchte ihn ihr verweilen einige Gefahr auff ſich haben/ weil die Abrede anders lieff/ und als ſie mit ihrer begleitung 200 Pferde ſtark in den Mediſchen Grenzen anlangete/ ſchikte ſie ihre Voͤlker biß auff 12 Mann alle wieder zuruͤcke; traff des andern Tages hernach ihren Liebſten in einer Abendherberge unver- mutlich an/ deſſen ſie halb er ſchrocken halb froͤlich wahr. Sie erzaͤhleten einer dem andern ihre begebnis/ und auff ſein unablaͤſſiges anhalten/ veꝛehelichte ſie ſich mit ihm voͤllig/ doch in groſſer ſtille und geheim/ da er ſie unter dem Schein ihrer nahen verwantnis biß an ih- rer Mutter Schloß begleitete/ und ſich in der naͤhe bey ihrer nahen veꝛarmeten Anverwan- tin auffhielt/ welche wegen der ſtatlichen verehrungen/ die ihꝛ von beyden teilen zukahmen/ ihnen zu dienſte wahr/ daß ſie faſt taͤglich beyein ander wahren. Dem auffgeblaſenen Gamaxus ward in der Parthiſchen Grenzeſtad angemeldet/ was geſtalt ſein Abgeſanter vorm Tohr ſein Pferd umb einen unflaͤtigen Eſel verwechſelt haͤtte/ und auff demſelben ruͤklings daher ritte/ ſo daß er auff einer Schulder eine Miſtga- bel/ auff der andern einen Droͤſcheflegel hielte; welches er hiemit beantwortete; er wuͤrde etwa ſeine Sinne gefreſſen haben. Derſelbe aber wolte ſeinem getahnen aͤide nachkom̃en/ deßwegen ließ er ihm anzeigen/ er koͤnte Kraft geſchwornen ſtarken aͤides/ darzu er durch bedraͤuung des Todes gezwungen waͤhre/ nicht anders/ als entweder ſterben/ oder auff ſolche weiſe erſcheinen. Dieſer unverſtaͤndiger kunte es noch nicht außrechnẽ/ was vor ei- ne bedeutung ſolches mit ſich fuͤhrete/ und gab zur Antwort; ſo wird Fuͤrſt Gamaxus hin- aus treten/ umb zuvernehmẽ/ was dieſes vor ein Auffzug ſey. Sein Abgeſanter/ nahmens Siſenes/ ritte zu ihm hinan/ und redete alſo: Gnaͤdiger Fuͤrſt/ ich bin einmahl euer Gn. Heerhold geweſen/ aber nach dieſem nimmermehr wieder; euer Gn. Brieff muß harte ſchmaͤhungen in ſich gehabt haben/ daher mir zum Bohtenlohn der Galgen ſchon bereitet wahr/ wovon Groß Fuͤrſt Herkules mich loßgebehten/ mit dieſer bedingung/ daß ich auff der ganzen Ruͤkreiſe mit Waſſer und groben Bauren-Brod vor liebnehmen/ und die ant- wort/ wie ſie mir gegeben iſt vortragen zuwollen/ aͤidlich angeloben muſte; wil nun eure Gn. dieſelbe anhoͤren/ wil ich ſie vorbringen. Gamaxus begunte die Baͤuriſchen Werk- zeuge und deren deutung zuerkennen/ lief auch ſo vol Zorn/ daß er ſchiene von Siñen kom- men ſeyn/ und da Siſenes nicht reißaus genommen/ wuͤrde er ihn er ſchlagen haben. Ka- tenes aber trat zu ihm/ und ſagte: Ein Fuͤrſt muͤſte ſich über Feindes Schimpff uñ Spot nicht zu hefftig eifern/ ſondern es großmuͤhtig verlachen/ und es an dem rechtſchuldigen zu raͤchen/ Gelegenheit ſuchen. Weil er dann dieſen Herrn ohndas gerne hoͤrete/ ließ er Siſenes vor ſich kommen/ und befahl ihm alles/ klein und groß zu ſagen; welcher ſeines aͤides ſich erinnernd/ klaren Wein einſchenkete. Da haͤtte man nun auffs neue ein graͤuli- ches Wuͤten ſehen moͤgen; er verkehrete die Augen im Kopffe/ und bruͤllete/ daß alle An- weſende ſich davor entſetzeten; endlich ſchwuhr er bey allen hoͤlliſchen Goͤttern/ ſo bald er nur den Laͤſterer anſichtig wuͤrde/ wolte er ihn mit ſeinen Helffern in kleine Stuͤcke zerhau- en/ und

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/164>, abgerufen am 25.11.2024.