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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
in seine Gewalt zubringen; meynete auch/ es währe eine sonderliche schickung der Götter/
daß sie bey dem Zuge sich finden ließ. Diesem nach befahl er Vologeses/ die Völker fertig
zuhalten/ dann er wolte ohn Häuptstreit nicht weichen. Aber auff Karthasis Vorbringen
gab er zur Antwort: Es nehme ihn groß wunder/ daß er an derer feindseligen willen zwei-
feln könte/ die nicht allein bey den Auffrührern sich auffhielten/ sondern mit Raht und taht
ihnen behülfflich/ und in allen Schlachten die födersten währen/ denen er doch die allerge-
ringste Ursach zum Wiederwillen nicht gegeben/ sondern das Fräulein zum Königlichen
Gemahl begehret/ ihnen aber die grösten Fürstentühmer auffgetragen/ und schrifftlich ver-
sprochen; welches alles von ihnen hönisch verspottet und außgeschlagen währe. Das Fräu-
lein/ welche er des diebischen Räubers Gemahl nennen dürffte/ hätte ihm eheliche Träue
gelobet/ und sich nie keinmahl verlauten lassen/ daß sie sich mit einem andern verbunden/
aber wol/ daß sie der Göttin Vesta verlobet währe; wolte deßwegen solchen Raub und ehe-
bruch an dem Bösewicht rächen/ obs ihm gleich sein halbes Königreich kosten solte. Hier-
auff fing er an sich nicht anders zugeberden/ als ob er besessen währe; dann die Begierde
nach der so hochgerühmten Schönheit machte ihn schier zum Narren; bald erfolgete drauf
eine hefftige Wuht/ daß er allen seinen Göttern es verweißlich vorhielt/ daß sie eine solche
diebische Taht an dem Räuber könten ungestrafft lassen. Endlich brach er auch loß wieder
Artaxerxes/ darumb/ daß er dem Räuber Unterschleiff gäbe/ und ermahnete die Anwesen-
den/ sie möchten doch nicht gönnen/ daß Parthische Ehr und Hocheit so liederlich geschän-
det würde/ und zwar von denen/ die ihnen weder an Macht noch Adel/ noch verstande im
geringsten gleicheten; er vor sein Häupt wolte lieber tausend Leben dran setzen/ wann er sie
hätte/ als eine Stunde Persischen übermuht dulden. Ob sie nicht so wol Fäuste und Gewehr
hätten/ als die Feinde; warumb sie doch dann den Muht so leicht sinken liessen? Als seine
Kriegs Fürsten diese Erklärung höreten/ und sahen/ daß ihm die Trähnen nicht ferne wah-
ren/ verbunden sie sich untereinander zu Siegen oder zu sterben. Insonderheit erbohten
sich zehn trefliche Ritter hohes Standes/ vor der Schlacht sich in absonderlichen Kampff
einzulassen/ ob an Feindes Seiten sich etliche hierzu finden würden; welches der König
mit sonderlicher Freude vernam/ und auff Herkules und Ladisla zehn tonnen Goldes und
ein Fürstentuhm setzete; wiewol Vologeses nicht unterlassen kunte/ den König zu bitten/ es
diese Nacht reiflich zuerwägen/ ob er solches einzelne Gefechte zulassen wolte/ er vor sein
Häupt zweiffelte nicht/ man würde damit nur Schimpff und Spot einlegen; welches
aber dem Könige so übel gefiel/ daß er ihn mit höhnischen Worten angriff: Ob er dann mei-
nete/ daß allen seinen Helden das Herz in die Füsse geschossen währe. Worauff er kürzlich
antwortete: Des Königes Wille geschehe/ und die Götter geben daß er gut und heilsam
sey/ ich aber zum törichten Lügener werde. Pakorus baht zugleich mit/ es möchte der König
nichts aus unzeitigen oder erhitzeten bewägungen vornehmen/ als welche selten wol aus-
schlügen; aber da wahr alles den Tauben geprediget.

So bald der Parthische Trometer im Persischen Lager ankam/ lieferte er Herkules
das überschikte Schreiben ein/ der solches in der andern gegenwart erbrach/ und es seiner
Gemahl laut zulesen reichete/ welches dann also lautete:

Dem Durchleuchtigsten Groß Fürsten/ und hochberümten Persischen Feldmarschalk/ Herrn

Her-

Fuͤnftes Buch.
in ſeine Gewalt zubringen; meynete auch/ es waͤhre eine ſonderliche ſchickung der Goͤtter/
daß ſie bey dem Zuge ſich finden ließ. Dieſem nach befahl er Vologeſes/ die Voͤlker fertig
zuhalten/ dann er wolte ohn Haͤuptſtreit nicht weichen. Aber auff Karthaſis Vorbringen
gab er zur Antwort: Es nehme ihn groß wunder/ daß er an derer feindſeligen willen zwei-
feln koͤnte/ die nicht allein bey den Auffrührern ſich auffhielten/ ſondern mit Raht und taht
ihnen behuͤlfflich/ und in allen Schlachten die foͤderſten waͤhren/ denen er doch die allerge-
ringſte Urſach zum Wiederwillen nicht gegeben/ ſondern das Fraͤulein zum Koͤniglichen
Gemahl begehret/ ihnen aber die groͤſten Fuͤrſtentuͤhmer auffgetragen/ und ſchrifftlich ver-
ſprochen; welches alles von ihnen hoͤniſch veꝛſpottet uñ außgeſchlagen waͤhre. Das Fraͤu-
lein/ welche er des diebiſchen Raͤubers Gemahl nennen duͤrffte/ haͤtte ihm eheliche Traͤue
gelobet/ und ſich nie keinmahl verlauten laſſen/ daß ſie ſich mit einem andern verbunden/
aber wol/ daß ſie der Goͤttin Veſta verlobet waͤhre; wolte deßwegen ſolchen Raub und ehe-
bruch an dem Boͤſewicht raͤchen/ obs ihm gleich ſein halbes Koͤnigreich koſten ſolte. Hier-
auff fing er an ſich nicht anders zugeberden/ als ob er beſeſſen waͤhre; dann die Begierde
nach der ſo hochgeruͤhmten Schoͤnheit machte ihn ſchier zum Narrẽ; bald erfolgete drauf
eine hefftige Wuht/ daß er allen ſeinen Goͤttern es verweißlich vorhielt/ daß ſie eine ſolche
diebiſche Taht an dem Raͤuber koͤnten ungeſtrafft laſſen. Endlich brach er auch loß wiedeꝛ
Artaxerxes/ darumb/ daß er dem Raͤuber Unterſchleiff gaͤbe/ und ermahnete die Anweſen-
den/ ſie moͤchten doch nicht goͤnnen/ daß Parthiſche Ehr und Hocheit ſo liederlich geſchaͤn-
det wuͤrde/ und zwar von denen/ die ihnen weder an Macht noch Adel/ noch verſtande im
geringſten gleicheten; er vor ſein Haͤupt wolte lieber tauſend Leben dran ſetzen/ wann er ſie
haͤtte/ als eine Stunde Perſiſchẽ uͤbermuht dulden. Ob ſie nicht ſo wol Faͤuſte uñ Gewehr
haͤtten/ als die Feinde; warumb ſie doch dañ den Muht ſo leicht ſinken lieſſen? Als ſeine
Kriegs Fuͤrſten dieſe Erklaͤrung hoͤreten/ und ſahen/ daß ihm die Traͤhnen nicht ferne wah-
ren/ verbunden ſie ſich untereinander zu Siegen oder zu ſterben. Inſonderheit erbohten
ſich zehn trefliche Ritter hohes Standes/ vor der Schlacht ſich in abſonderlichen Kampff
einzulaſſen/ ob an Feindes Seiten ſich etliche hierzu finden wuͤrden; welches der Koͤnig
mit ſonderlicher Freude vernam/ und auff Herkules und Ladiſla zehn tonnen Goldes und
ein Fuͤrſtentuhm ſetzete; wiewol Vologeſes nicht unterlaſſen kunte/ den Koͤnig zu bitten/ es
dieſe Nacht reiflich zuerwaͤgen/ ob er ſolches einzelne Gefechte zulaſſen wolte/ er vor ſein
Haͤupt zweiffelte nicht/ man wuͤrde damit nur Schimpff und Spot einlegen; welches
aber dem Koͤnige ſo übel gefiel/ daß er ihn mit hoͤhniſchen Worten angriff: Ob er dañ mei-
nete/ daß allen ſeinen Helden das Herz in die Fuͤſſe geſchoſſen waͤhre. Worauff er kuͤrzlich
antwortete: Des Koͤniges Wille geſchehe/ und die Goͤtter geben daß er gut und heilſam
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nichts aus unzeitigen oder erhitzeten bewaͤgungen vornehmen/ als welche ſelten wol aus-
ſchluͤgen; aber da wahr alles den Tauben geprediget.

So bald der Parthiſche Trometer im Perſiſchen Lager ankam/ lieferte er Herkules
das uͤberſchikte Schreiben ein/ der ſolches in der andern gegenwart erbrach/ und es ſeiner
Gemahl laut zuleſen reichete/ welches dann alſo lautete:

Dem Durchleuchtigſten Groß Fuͤrſten/ und hochberuͤmten Perſiſchen Feldmarſchalk/ Herrn

Her-
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/100>, abgerufen am 23.11.2024.