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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
Moͤrin als ſeine Braut beygelegt/ und das Gemach verſchloſſen/ daß er die Nacht bey ihr
außhalten ſolte; meldete daneben/ was geſtalt eꝛ ſich gegen ihr verhalten/ uñ auff der Bank
ſein Nachtlager genommen; taht nachgehends hinzu/ durch was Liſt ſie ihn gefangen/ uñ
Brelen auff ihre Kammer verbannet haͤtte. Fr. Agatha hatte alles mit angehoͤret/ und
baht ſehr/ ſie moͤchte ſo unguͤtlich mit ihm nicht handeln/ ſondern die verliebeten zuſam̃en
laſſen; nachdem ſie aber ingeſamt die Urſach vernahmen/ lieſſen ſie es hingehen/ und wur-
den von Libuſſen erinnert/ keinem Menſchen davon zu ſagen/ er moͤchte ſcherzweiſe damit
auffgezogen werden/ und duͤrfte daher Mord und Todſchlag entſtehen. Weil dañ die Gaͤ-
ſte ſich alle verlohren hatten/ ging ein jeder an ſeine Ruhe/ da Libuſſa ihrem Leches von Fr.
Agathen und Euphroſynen zugefuͤhret ward. Kurz vor der Sonnen Auffgang fingen die-
ſe verliebeten ihr Geſpraͤch mit einander an/ und beklagete ſich Leches hoͤchlich/ daß er ſei-
ne Eheliebſte ſo ſchleunig verlaſſen/ und gleich dieſen Morgen von ihr ſcheiden ſolte; ſie
aber troͤſtete ihn mit ſeines Koͤniges Unfall/ und daß er ihrer Liebe deſto mehrer verſiche-
rung haͤtte/ erboht ſie ſich/ mit ihm nach Prage zu zihen/ und Neda ſamt Brelen zu uͤber-
reden/ daß ſie ihnen Geſelſchaft leiſteten. Hierauff fing ſie an ſo inniglich zu Lachen/ daß Le-
ches wunderliche Gedanken bekam/ biß ſie ihm kuͤrzlich allen Verlauff mit Neda erzaͤhle-
te/ und auff ſein fleiſſiges anhalten in ihrem Nacht Mantel nach der verſperreten Kam̄er
ging/ da nach leiſem anklopfen ſie zu Neda ſagete: Lieber Vetter/ werdet ihr nicht ſchier
von eurer Liebeſten auffſtehen? die Sonne draͤuet uns ſchon den Tag/ nachdem des Hah-
nen Geſchrey den Monden hinweg gejaget hat. Dieſer hatte nie keine wiedrigere Nacht
gehabt/ ward ihrer ankunft froh und ſagete: Als viel ich hoͤre/ muß ich zumeinem Schadẽ
auch den Spot noch haben; nun nun/ geduld geduld/ ich hoffe Denkzeit komme dereins
wieder. Awe antwortete ſie/ wollet ihr noch trotzen und draͤuen? auff ſolche Weiſe kom̄et
ihr in Warheit nicht loß/ vielweniger zu eurer Liebeſten/ ſondern/ dafern ihr nicht ohn eini-
gen auffſchueb mir die geſtrige gar zu hohe Beleidigung abbitten/ vor dieſe geringe Züch-
tigung mir danken/ und bey ritterlichen Ehren verſprechen werdet/ es nimmermehr/ we-
der durch euch ſelbſt noch durch andere/ einiger Weiſe zuraͤchen/ und alſo die Uhr Fehde
wirklich abſtattet/ wil ich Fr. Sophien mit dem ganzen Frauenzimmer/ auch eure Liebſte
ſelbſt herzu fuͤhren/ daß ſie eure hintige Beyſchlaͤfferin ſehen/ und euch darzu Gluͤk wuͤn-
ſchen ſollen. Nu erfahre ich erſt recht/ antwortete er/ daß ein Gefangener Mann ein armeꝛ
Mann ſey/ leiſtete alſo die Abbitte/ und alles was von ihm gefodert ward; worauff ſie die
Kammer oͤffnete/ und ihn ein wenig warten hieß/ biß ſie Brelen nach der Brautkammer
geführet haͤtte/ die ſich anfangs zwar wegerte/ weil der Tag ſonahe wahr/ auff getahne er-
innerung aber ihrer geleiſteten Zuſage/ ſich darein gab/ und mit ihr ging. Bald darauff
hohlete ſie Neda auch herzu/ der von ſeiner Liebſten zuͤchtig empfangen/ und der unruhigẽ
Nacht ergetzet ward. Drey Stunden nach der Sonnen Auffgang beſuchte Libuſſa dieſe
verliebeten/ und taht ihnen zu wiſſen/ daß ihr Leches ſich ſchon zu ſeiner Reiſe fertig mache-
te/ und weil ſie ihm einen Gefaͤrten nach Prage zugeben verſprochen/ hoffete ſie/ ſie wuͤrdẽ
in Geſelſchaft mit zihen/ und ihre Koͤnigin beſuchen. O ja/ ſagte Brela/ mich verlanget von
herzen/ mein Vaterland zuſehen/ und meine hochgeliebte Schwieger Eltern zu gruͤſſen/
wann nur mein liebſter wegen ſeiner Kriegsbedienung hieſelbſt auff eine Zeit koͤnte erlaſ-

ſen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 848. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/886>, abgerufen am 29.12.2024.