Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Drittes Buch. daß durch des Himmels schickung einem solchen Fürsten ich zugeführet werde/ der glüc-kes Falle zu beherzigen weiß/ ja dessen unsterblicher Ruhm und Preiß nach langen Jahren in den Geschicht Büchern nicht der geringste seyn wird/ daß er durch unfal nie dergeschla- gene aufgerichtet/ gefangene erlöset/ entführete wieder gebracht/ und ein fester Schuz der Gewaltleiden den gewesen ist. Hernach meldete er dem Groß Fürsten H. Mazeus Dien- ste an/ küssete den Brieff/ und überreichte ihn mit sonderlicher Liebligkeit. Der Groß Fürst saß auff seinem prächtigen Stuele/ hielt einen schneweissen helffenbeinen Stab in der Hand/ und hörete des Knaben zierlichen verständigen Reden mit höchster Verwunde- rung zu/ ward auch durch seine Schönheit dermassen bewäget/ daß er anfangs kein Wort reden kunte/ welches zuverbergen/ er den Brieff brach/ in welchem Mazeus kürzlich erzäh- lete/ auff was Weise er Herkuliskus etlichen Räubern abgenommen/ und wegen aufgeleg- ten falschen Freibriefes auch vielfältiger begangener Boßheit ihnen die gebührliche Straf- fe erteilet; rühmete des übergeschikten Jünglings Verstand und Herzhafftigkeit/ mit dem Beschluß/ der Groß Fürst ihn alles ungleichen verdachts gnädigst erlassen/ und seinen An- gebern entweder nicht gläuben/ oder sie nur vor seine Gegenwart kommen lassen möchte/ alsdann er auff alle zugelassene Weise seine Unschuld darlegen/ oder im wiedrigen Fal sich der Straffe eines meinäidigen ungeträuen Buben nicht entbrechen wolte; beygefügte schlechte Kleinot den Räubern billich entzogen/ würde der Jüngling versiegelt einliefern; Wie solches auch nach verlesenem Schreiben von ihm alsbald verrichtet ward/ welche nach Eröffnung der Groß Fürst sehr köstlich befand; kehrete sich darauff zu dem Abgeord- neten und sagte zu ihm: Bald mache dich wieder hin zu deinem Herrn Mazeus/ vermel- de ihm meine Gnade und Gewogenheit/ und daß er mich alsbald besuche; Seine Unschuld halte ich schon vor erwiesen/ und hat er sich zu mir nichts als alle Gnade zuversehen; befahl daneben einem ädelknaben/ daß ungeseumet seine tägliche Leib Gutsche angespannet/ und sein Drost und Raht Mazeus nebest seinem Gemahl und dero Frl. Schwester herüber ge- hohlet würde. Hernach sagte er zu Herkuliskus: Dein Unfall/ Jüngling/ ist mir leid/ und erinnert mich des Glückes wunderbahrer Schickungen; Es muß aber ein günstiger Him- mel seyn/ der des Menschen Leib und Seele in gleicher Vollkommenheit schaffet. Fragete hierauff nach seinem Vaterlande und Herkommen/ und ward ihm gleich/ wie des vorigen Tages Herrn Mazeus/ geantwortet; welches er mit Verwunderung anhörete/ und zu ihm sagete: Bistu Teutsches Geblüts/ mein Sohn/ so müssen wol barbarische Schreiber seyn/ die euch vor barbarisch ausruffen; und ob du mir gleich sehr wilkommen bist/ möchte ich doch von Herzen wünschen/ daß du bey den deinen wärest/ oder mir frey stünde/ dich zurük in dein Vaterland zusenden; nach dem aber der grosse König in Parthen/ mein/ und aller umliegenden Fürsten Lehn Herr/ alle vor andere mit Schönheit begabete/ so wol Mannes- als Weibesbilder/ ihm alle in vorbehalten/ und einzuliefern/ ernstlich befohlen hat/ kan ich nicht umhin/ dich ihm zuzuschicken/ wo ich sonst nit meiner Landschafft verlustig seyn wol- te; jedoch wil ich dich durch Schreiben bey seiner Hocheit dergestalt antragen/ dz du zwei- fels ohn einen Allerguädigsten Herrn an ihm haben wirst. Wegen dieser Rede stellete sich Herkuliskus etwas traurig/ und gab zur Antwort: Ich hatte mir schon die feste Hoffnung gemacht/ an diesem Groß Fürstlichen Hofe in meines gnädigsten Herrn Diensten ange- nommen B b b b
Drittes Buch. daß durch des Himmels ſchickung einem ſolchen Fuͤrſten ich zugefuͤhret werde/ der gluͤc-kes Fålle zu beherzigen weiß/ ja deſſen unſterblicher Ruhm und Preiß nach langen Jahren in den Geſchicht Buͤchern nicht der geringſte ſeyn wird/ daß er durch unfal nie dergeſchla- gene aufgerichtet/ gefangene erloͤſet/ entfuͤhrete wieder gebracht/ und ein feſter Schuz der Gewaltleiden den geweſen iſt. Hernach meldete er dem Groß Fuͤrſten H. Mazeus Dien- ſte an/ kuͤſſete den Brieff/ und uͤberreichte ihn mit ſonderlicher Liebligkeit. Der Groß Fuͤrſt ſaß auff ſeinem praͤchtigen Stuele/ hielt einen ſchneweiſſen helffenbeinen Stab in der Hand/ und hoͤrete des Knaben zierlichen verſtaͤndigen Reden mit hoͤchſter Verwunde- rung zu/ ward auch durch ſeine Schoͤnheit dermaſſen bewaͤget/ daß er anfangs kein Wort reden kunte/ welches zuverbergen/ er den Brieff brach/ in welchem Mazeus kuͤrzlich erzaͤh- lete/ auff was Weiſe er Herkuliſkus etlichen Raͤubern abgenommen/ und wegen aufgeleg- ten falſchen Freibriefes auch vielfaͤltiger begangener Boßheit ihnen die gebuͤhrliche Straf- fe erteilet; ruͤhmete des uͤbergeſchikten Juͤnglings Verſtand und Herzhafftigkeit/ mit dem Beſchluß/ der Groß Fuͤrſt ihn alles ungleichen verdachts gnaͤdigſt erlaſſen/ und ſeinen An- gebern entweder nicht glaͤuben/ oder ſie nur vor ſeine Gegenwart kommen laſſen moͤchte/ alsdann er auff alle zugelaſſene Weiſe ſeine Unſchuld darlegen/ oder im wiedrigen Fal ſich der Straffe eines meinaͤidigen ungetraͤuen Buben nicht entbrechen wolte; beygefuͤgte ſchlechte Kleinot den Raͤubern billich entzogen/ wuͤrde der Juͤngling verſiegelt einliefern; Wie ſolches auch nach verleſenem Schreiben von ihm alsbald verrichtet ward/ welche nach Eroͤffnung der Groß Fuͤrſt ſehr koͤſtlich befand; kehrete ſich darauff zu dem Abgeord- neten und ſagte zu ihm: Bald mache dich wieder hin zu deinem Herrn Mazeus/ vermel- de ihm meine Gnade und Gewogenheit/ uñ daß er mich alsbald beſuche; Seine Unſchuld halte ich ſchon vor erwieſen/ und hat er ſich zu mir nichts als alle Gnade zuverſehen; befahl daneben einem aͤdelknaben/ daß ungeſeumet ſeine taͤgliche Leib Gutſche angeſpannet/ und ſein Droſt und Raht Mazeus nebeſt ſeinem Gemahl und dero Frl. Schweſter heruͤber ge- hohlet wuͤrde. Hernach ſagte er zu Herkuliſkus: Dein Unfall/ Juͤngling/ iſt mir leid/ und erinnert mich des Gluͤckes wunderbahrer Schickungen; Es muß aber ein guͤnſtiger Him- mel ſeyn/ der des Menſchen Leib und Seele in gleicher Vollkommenheit ſchaffet. Fragete hierauff nach ſeinem Vaterlande und Herkommen/ und ward ihm gleich/ wie des vorigen Tages Herrn Mazeus/ geantwortet; welches er mit Verwunderung anhoͤrete/ und zu ihm ſagete: Biſtu Teutſches Gebluͤts/ mein Sohn/ ſo muͤſſen wol barbariſche Schreiber ſeyn/ die euch vor barbariſch ausruffen; und ob du mir gleich ſehr wilkommen biſt/ moͤchte ich doch von Herzen wuͤnſchen/ daß du bey den deinen waͤreſt/ oder mir frey ſtuͤnde/ dich zuruͤk in dein Vaterland zuſenden; nach dem aber der groſſe Koͤnig in Parthen/ mein/ und aller umliegenden Fuͤrſten Lehn Herr/ alle vor andere mit Schoͤnheit begabete/ ſo wol Mannes- als Weibesbilder/ ihm alle in vorbehalten/ und einzuliefern/ ernſtlich befohlen hat/ kan ich nicht umhin/ dich ihm zuzuſchicken/ wo ich ſonſt nit meiner Landſchafft verluſtig ſeyn wol- te; jedoch wil ich dich durch Schreiben bey ſeiner Hocheit dergeſtalt antragen/ dz du zwei- fels ohn einen Allerguaͤdigſten Herrn an ihm haben wirſt. Wegen dieſer Rede ſtellete ſich Herkuliſkus etwas traurig/ und gab zur Antwort: Ich hatte mir ſchon die feſte Hoffnung gemacht/ an dieſem Groß Fuͤrſtlichen Hofe in meines gnaͤdigſten Herrn Dienſten ange- nommen B b b b
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Drittes Buch.
daß durch des Himmels ſchickung einem ſolchen Fuͤrſten ich zugefuͤhret werde/ der gluͤc-
kes Fålle zu beherzigen weiß/ ja deſſen unſterblicher Ruhm und Preiß nach langen Jahren
in den Geſchicht Buͤchern nicht der geringſte ſeyn wird/ daß er durch unfal nie dergeſchla-
gene aufgerichtet/ gefangene erloͤſet/ entfuͤhrete wieder gebracht/ und ein feſter Schuz der
Gewaltleiden den geweſen iſt. Hernach meldete er dem Groß Fuͤrſten H. Mazeus Dien-
ſte an/ kuͤſſete den Brieff/ und uͤberreichte ihn mit ſonderlicher Liebligkeit. Der Groß Fuͤrſt
ſaß auff ſeinem praͤchtigen Stuele/ hielt einen ſchneweiſſen helffenbeinen Stab in der
Hand/ und hoͤrete des Knaben zierlichen verſtaͤndigen Reden mit hoͤchſter Verwunde-
rung zu/ ward auch durch ſeine Schoͤnheit dermaſſen bewaͤget/ daß er anfangs kein Wort
reden kunte/ welches zuverbergen/ er den Brieff brach/ in welchem Mazeus kuͤrzlich erzaͤh-
lete/ auff was Weiſe er Herkuliſkus etlichen Raͤubern abgenommen/ und wegen aufgeleg-
ten falſchen Freibriefes auch vielfaͤltiger begangener Boßheit ihnen die gebuͤhrliche Straf-
fe erteilet; ruͤhmete des uͤbergeſchikten Juͤnglings Verſtand und Herzhafftigkeit/ mit dem
Beſchluß/ der Groß Fuͤrſt ihn alles ungleichen verdachts gnaͤdigſt erlaſſen/ und ſeinen An-
gebern entweder nicht glaͤuben/ oder ſie nur vor ſeine Gegenwart kommen laſſen moͤchte/
alsdann er auff alle zugelaſſene Weiſe ſeine Unſchuld darlegen/ oder im wiedrigen Fal ſich
der Straffe eines meinaͤidigen ungetraͤuen Buben nicht entbrechen wolte; beygefuͤgte
ſchlechte Kleinot den Raͤubern billich entzogen/ wuͤrde der Juͤngling verſiegelt einliefern;
Wie ſolches auch nach verleſenem Schreiben von ihm alsbald verrichtet ward/ welche
nach Eroͤffnung der Groß Fuͤrſt ſehr koͤſtlich befand; kehrete ſich darauff zu dem Abgeord-
neten und ſagte zu ihm: Bald mache dich wieder hin zu deinem Herrn Mazeus/ vermel-
de ihm meine Gnade und Gewogenheit/ uñ daß er mich alsbald beſuche; Seine Unſchuld
halte ich ſchon vor erwieſen/ und hat er ſich zu mir nichts als alle Gnade zuverſehen; befahl
daneben einem aͤdelknaben/ daß ungeſeumet ſeine taͤgliche Leib Gutſche angeſpannet/ und
ſein Droſt und Raht Mazeus nebeſt ſeinem Gemahl und dero Frl. Schweſter heruͤber ge-
hohlet wuͤrde. Hernach ſagte er zu Herkuliſkus: Dein Unfall/ Juͤngling/ iſt mir leid/ und
erinnert mich des Gluͤckes wunderbahrer Schickungen; Es muß aber ein guͤnſtiger Him-
mel ſeyn/ der des Menſchen Leib und Seele in gleicher Vollkommenheit ſchaffet. Fragete
hierauff nach ſeinem Vaterlande und Herkommen/ und ward ihm gleich/ wie des vorigen
Tages Herrn Mazeus/ geantwortet; welches er mit Verwunderung anhoͤrete/ und zu ihm
ſagete: Biſtu Teutſches Gebluͤts/ mein Sohn/ ſo muͤſſen wol barbariſche Schreiber ſeyn/
die euch vor barbariſch ausruffen; und ob du mir gleich ſehr wilkommen biſt/ moͤchte ich
doch von Herzen wuͤnſchen/ daß du bey den deinen waͤreſt/ oder mir frey ſtuͤnde/ dich zuruͤk
in dein Vaterland zuſenden; nach dem aber der groſſe Koͤnig in Parthen/ mein/ und aller
umliegenden Fuͤrſten Lehn Herr/ alle vor andere mit Schoͤnheit begabete/ ſo wol Mannes-
als Weibesbilder/ ihm alle in vorbehalten/ und einzuliefern/ ernſtlich befohlen hat/ kan ich
nicht umhin/ dich ihm zuzuſchicken/ wo ich ſonſt nit meiner Landſchafft verluſtig ſeyn wol-
te; jedoch wil ich dich durch Schreiben bey ſeiner Hocheit dergeſtalt antragen/ dz du zwei-
fels ohn einen Allerguaͤdigſten Herrn an ihm haben wirſt. Wegen dieſer Rede ſtellete ſich
Herkuliſkus etwas traurig/ und gab zur Antwort: Ich hatte mir ſchon die feſte Hoffnung
gemacht/ an dieſem Groß Fuͤrſtlichen Hofe in meines gnaͤdigſten Herrn Dienſten ange-
nommen
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/599>, abgerufen am 18.06.2024. |