Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.
ge/ wegen eurer vortreflichen Schönheit zusenden dürfte/ woselbst man mit solchen Jüng-
lingen dergestalt umbgehen sol/ daß ich mich zu sagen schäme/ und doch Freundschafft we-
gen sagen muß/ als daß man sie der Mannheit beraubet/ und nachgehends dem Frauenzim-
mer/ als aufwärter zugiebet; weil nun eure unvergleichliche Kühnheit gnugsam anzeiget/
daß zu solchen ungenehmen Diensten ihr wenig beliebnis traget/ währe mein Raht/ ihr
machtet mit dem jungen Medischen Fürsten gute Vertrauligkeit/ daß derselbe entweder
seinen Herr Vater beredete/ euch bey sich zubehalten/ oder aber behülfflich währe/ daß ihr
mit der Flucht euch loßwirken/ und dieser Gefahr entgehen köntet; und dafern mein weni-
ges Vermögen hierzu ichtwas vermag/ schwöre ich euch bey dem Leben der Unsterblichen
Götter/ daß/ ungeachtet aller Gefahr/ die mir daher entstehen könte/ ich hierbey nichts un-
terlassen wil/ was euch zu eurer Wolfahrt dienlich seyn kan. Herkuliskus ward der Zeitung
nicht wenig betrübt/ ließ sichs doch nicht merken/ sondern nach dem er dem Fräulein höch-
lich gedanket hatte/ antwortete er mit halben Scherze; daß währe sehr unbarmherzig ge-
handelt/ dafern man mit mir dergestalt umbgehen wolte; nach dem mir aber die Weissager
meines Vaterlandes einhellig diesen Lebenslauff gestellet/ daß ich der eins im Ehestande
leben sol/ wird der Himmel nimmermehr verhängen/ daß mir solche Schande angelegt
werde; jedoch solte ich dem unzüchtigen Könige ja müssen zugeführet werden/ und man
mir dergleichen Sachen anmuhten würde/ sol er bey mir einen solchen frischen Muht fin-
den/ dessen er nimmermehr gehoffet hätte. Das Fräulein antwortete ihm; sie wolte selber
nicht zweiffeln/ die günstigen Götter würden allen Schimpf und Unfal von ihm abkehren;
da er nun eine Zeitlang zu Ekbatana bleiben/ oder sonst loß kommen/ und nach seiner Hei-
mat reisen würde/ möchte er sie zuvor dieses Orts besuchen/ damit sie vor den köstlichen
Ring ihm hinwieder ein schlechtes Dankzeichen ihrer Gewogenheit und Träue zustellen
könte/ welches sie biß dahin wolte auffgeschoben haben. Herkuliskus versprach ihr solches
mit dargebohtener Hand/ und ließ ihr seinen schneweissen Arm sehen/ welchen mit beyden
Händen freundlich zu umfangen sie sich nicht enthalten kunte/ womit sie von ihm Abscheid
nam/ und ihm gerne einen ehrliebenden Kuß gelassen hätte/ wann durch jungfräuliche Zucht
und Scham sie davon nicht abgehalten währe. Er stund bald hernach auff/ legte seine
Kleider an/ und erwartete/ woh in man ihn führen würde. Mazeus hatte alles schon fertig
machen lassen/ nahmen doch zuvor das Frühstücke ein/ und ward unser Herkuliskus mit
einem zierlichen Säbel und köstlichen Medischen Rok von Fr. Roxanen verehret/ der ihm
über die masse wol anstund. Ihr Leibgutsche von Violen-braunen Sammet mit sechs
schneweissen Pferden in güldenem Zeuge stund im Vorderplatze fertig/ dahin er von Ma-
zeus/ seinem Gemahl und dem Fräulein begleitet ward/ und er sich so frölich anstellete/ als
hätte man ihn in sein Vaterland führen wollen; hielt auch bey Mazeus bitlich an/ ihm den
gestriges tages gebrauchten Bogen mit auff den Weg zugeben/ welchen er ihm wieder zu-
rük senden wolte; worauff Mazeus sagte: Mein geliebter Herkuliskus/ und wann der Bo-
gen etliche tausend Kronen wert währe/ da er doch etwa mit 50 bezahlet ist/ müste er euch
willig geschenket seyn; ließ ihn auch alsbald neben einem Köcher vol schöner Pfeile hoh-
len/ und auff die Gutsche legen. Als er sich nun auffgesetzet hatte/ lieferte ihm Fr. Roxane
eine zimliche Helffenbeinen Schachtel/ welche verpitschieret/ und mit der Räuber Kleino-

ten an-

Drittes Buch.
ge/ wegen eurer vortreflichen Schoͤnheit zuſenden duͤrfte/ woſelbſt man mit ſolchen Juͤng-
lingen dergeſtalt umbgehen ſol/ daß ich mich zu ſagen ſchaͤme/ und doch Freundſchafft we-
gen ſagen muß/ als daß man ſie der Mañheit beraubet/ und nachgehends dem Frauenzim-
mer/ als aufwaͤrter zugiebet; weil nun eure unvergleichliche Kuͤhnheit gnugſam anzeiget/
daß zu ſolchen ungenehmen Dienſten ihr wenig beliebnis traget/ waͤhre mein Raht/ ihr
machtet mit dem jungen Mediſchen Fuͤrſten gute Vertrauligkeit/ daß derſelbe entweder
ſeinen Herr Vater beredete/ euch bey ſich zubehalten/ oder aber behuͤlfflich waͤhre/ daß ihr
mit der Flucht euch loßwirken/ und dieſer Gefahr entgehen koͤntet; und dafern mein weni-
ges Vermoͤgen hierzu ichtwas vermag/ ſchwoͤre ich euch bey dem Leben der Unſterblichen
Goͤtter/ daß/ ungeachtet aller Gefahr/ die mir daher entſtehen koͤnte/ ich hierbey nichts un-
terlaſſen wil/ was euch zu eurer Wolfahrt dienlich ſeyn kan. Herkuliſkus ward der Zeitung
nicht wenig betruͤbt/ ließ ſichs doch nicht merkẽ/ ſondern nach dem er dem Fraͤulein hoͤch-
lich gedanket hatte/ antwortete er mit halben Scherze; daß waͤhre ſehr unbarmherzig ge-
handelt/ dafern man mit mir dergeſtalt umbgehen wolte; nach dem mir aber die Weiſſageꝛ
meines Vaterlandes einhellig dieſen Lebenslauff geſtellet/ daß ich der eins im Eheſtande
leben ſol/ wird der Himmel nimmermehr verhaͤngen/ daß mir ſolche Schande angelegt
werde; jedoch ſolte ich dem unzuͤchtigen Koͤnige ja muͤſſen zugefuͤhret werden/ und man
mir dergleichen Sachen anmuhten wuͤrde/ ſol er bey mir einen ſolchen friſchen Muht fin-
den/ deſſen er nimmermehr gehoffet haͤtte. Das Fraͤulein antwortete ihm; ſie wolte ſelbeꝛ
nicht zweiffeln/ die guͤnſtigen Goͤtter wuͤꝛden allen Schimpf und Unfal von ihm abkehren;
da er nun eine Zeitlang zu Ekbatana bleiben/ oder ſonſt loß kommen/ und nach ſeiner Hei-
mat reiſen wuͤrde/ moͤchte er ſie zuvor dieſes Orts beſuchen/ damit ſie vor den koͤſtlichen
Ring ihm hinwieder ein ſchlechtes Dankzeichen ihrer Gewogenheit und Traͤue zuſtellen
koͤnte/ welches ſie biß dahin wolte auffgeſchoben haben. Herkuliſkus verſprach ihr ſolches
mit dargebohtener Hand/ und ließ ihr ſeinen ſchneweiſſen Arm ſehen/ welchen mit beyden
Haͤnden freundlich zu umfangen ſie ſich nicht enthalten kunte/ womit ſie von ihm Abſcheid
nam/ uñ ihm gerne einen ehrliebenden Kuß gelaſſen haͤtte/ wañ durch jungfraͤuliche Zucht
und Scham ſie davon nicht abgehalten waͤhre. Er ſtund bald hernach auff/ legte ſeine
Kleider an/ und erwartete/ woh in man ihn fuͤhren wuͤrde. Mazeus hatte alles ſchon fertig
machen laſſen/ nahmen doch zuvor das Fruͤhſtuͤcke ein/ und ward unſer Herkuliſkus mit
einem zierlichen Saͤbel und koͤſtlichen Mediſchen Rok von Fr. Roxanen verehret/ der ihm
uͤber die maſſe wol anſtund. Ihr Leibgutſche von Violen-braunen Sammet mit ſechs
ſchneweiſſen Pferden in guͤldenem Zeuge ſtund im Vorderplatze fertig/ dahin er von Ma-
zeus/ ſeinem Gemahl und dem Fraͤulein begleitet ward/ und er ſich ſo froͤlich anſtellete/ als
haͤtte man ihn in ſein Vaterland fuͤhren wollen; hielt auch bey Mazeus bitlich an/ ihm den
geſtriges tages gebrauchten Bogen mit auff den Weg zugeben/ welchen er ihm wieder zu-
ruͤk ſenden wolte; worauff Mazeus ſagte: Mein geliebter Herkuliſkus/ und wann der Bo-
gen etliche tauſend Kronen wert waͤhre/ da er doch etwa mit 50 bezahlet iſt/ muͤſte er euch
willig geſchenket ſeyn; ließ ihn auch alsbald neben einem Koͤcher vol ſchoͤner Pfeile hoh-
len/ und auff die Gutſche legen. Als er ſich nun auffgeſetzet hatte/ lieferte ihm Fr. Roxane
eine zimliche Helffenbeinen Schachtel/ welche verpitſchieret/ und mit der Raͤuber Kleino-

ten an-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0597" n="559"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw><lb/>
ge/ wegen eurer vortreflichen Scho&#x0364;nheit zu&#x017F;enden du&#x0364;rfte/ wo&#x017F;elb&#x017F;t man mit &#x017F;olchen Ju&#x0364;ng-<lb/>
lingen derge&#x017F;talt umbgehen &#x017F;ol/ daß ich mich zu &#x017F;agen &#x017F;cha&#x0364;me/ und doch Freund&#x017F;chafft we-<lb/>
gen &#x017F;agen muß/ als daß man &#x017F;ie der Man&#x0303;heit beraubet/ und nachgehends dem Frauenzim-<lb/>
mer/ als aufwa&#x0364;rter zugiebet; weil nun eure unvergleichliche Ku&#x0364;hnheit gnug&#x017F;am anzeiget/<lb/>
daß zu &#x017F;olchen ungenehmen Dien&#x017F;ten ihr wenig beliebnis traget/ wa&#x0364;hre mein Raht/ ihr<lb/>
machtet mit dem jungen Medi&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten gute Vertrauligkeit/ daß der&#x017F;elbe entweder<lb/>
&#x017F;einen Herr Vater beredete/ euch bey &#x017F;ich zubehalten/ oder aber behu&#x0364;lfflich wa&#x0364;hre/ daß ihr<lb/>
mit der Flucht euch loßwirken/ und die&#x017F;er Gefahr entgehen ko&#x0364;ntet; und dafern mein weni-<lb/>
ges Vermo&#x0364;gen hierzu ichtwas vermag/ &#x017F;chwo&#x0364;re ich euch bey dem Leben der Un&#x017F;terblichen<lb/>
Go&#x0364;tter/ daß/ ungeachtet aller Gefahr/ die mir daher ent&#x017F;tehen ko&#x0364;nte/ ich hierbey nichts un-<lb/>
terla&#x017F;&#x017F;en wil/ was euch zu eurer Wolfahrt dienlich &#x017F;eyn kan. Herkuli&#x017F;kus ward der Zeitung<lb/>
nicht wenig betru&#x0364;bt/ ließ &#x017F;ichs doch nicht merke&#x0303;/ &#x017F;ondern nach dem er dem Fra&#x0364;ulein ho&#x0364;ch-<lb/>
lich gedanket hatte/ antwortete er mit halben Scherze; daß wa&#x0364;hre &#x017F;ehr unbarmherzig ge-<lb/>
handelt/ dafern man mit mir derge&#x017F;talt umbgehen wolte; nach dem mir aber die Wei&#x017F;&#x017F;age&#xA75B;<lb/>
meines Vaterlandes einhellig die&#x017F;en Lebenslauff ge&#x017F;tellet/ daß ich der eins im Ehe&#x017F;tande<lb/>
leben &#x017F;ol/ wird der Himmel nimmermehr verha&#x0364;ngen/ daß mir &#x017F;olche Schande angelegt<lb/>
werde; jedoch &#x017F;olte ich dem unzu&#x0364;chtigen Ko&#x0364;nige ja mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zugefu&#x0364;hret werden/ und man<lb/>
mir dergleichen Sachen anmuhten wu&#x0364;rde/ &#x017F;ol er bey mir einen &#x017F;olchen fri&#x017F;chen Muht fin-<lb/>
den/ de&#x017F;&#x017F;en er nimmermehr gehoffet ha&#x0364;tte. Das Fra&#x0364;ulein antwortete ihm; &#x017F;ie wolte &#x017F;elbe&#xA75B;<lb/>
nicht zweiffeln/ die gu&#x0364;n&#x017F;tigen Go&#x0364;tter wu&#x0364;&#xA75B;den allen Schimpf und Unfal von ihm abkehren;<lb/>
da er nun eine Zeitlang zu Ekbatana bleiben/ oder &#x017F;on&#x017F;t loß kommen/ und nach &#x017F;einer Hei-<lb/>
mat rei&#x017F;en wu&#x0364;rde/ mo&#x0364;chte er &#x017F;ie zuvor die&#x017F;es Orts be&#x017F;uchen/ damit &#x017F;ie vor den ko&#x0364;&#x017F;tlichen<lb/>
Ring ihm hinwieder ein &#x017F;chlechtes Dankzeichen ihrer Gewogenheit und Tra&#x0364;ue zu&#x017F;tellen<lb/>
ko&#x0364;nte/ welches &#x017F;ie biß dahin wolte auffge&#x017F;choben haben. Herkuli&#x017F;kus ver&#x017F;prach ihr &#x017F;olches<lb/>
mit dargebohtener Hand/ und ließ ihr &#x017F;einen &#x017F;chnewei&#x017F;&#x017F;en Arm &#x017F;ehen/ welchen mit beyden<lb/>
Ha&#x0364;nden freundlich zu umfangen &#x017F;ie &#x017F;ich nicht enthalten kunte/ womit &#x017F;ie von ihm Ab&#x017F;cheid<lb/>
nam/ un&#x0303; ihm gerne einen ehrliebenden Kuß gela&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte/ wan&#x0303; durch jungfra&#x0364;uliche Zucht<lb/>
und Scham &#x017F;ie davon nicht abgehalten wa&#x0364;hre. Er &#x017F;tund bald hernach auff/ legte &#x017F;eine<lb/>
Kleider an/ und erwartete/ woh in man ihn fu&#x0364;hren wu&#x0364;rde. Mazeus hatte alles &#x017F;chon fertig<lb/>
machen la&#x017F;&#x017F;en/ nahmen doch zuvor das Fru&#x0364;h&#x017F;tu&#x0364;cke ein/ und ward un&#x017F;er Herkuli&#x017F;kus mit<lb/>
einem zierlichen Sa&#x0364;bel und ko&#x0364;&#x017F;tlichen Medi&#x017F;chen Rok von Fr. Roxanen verehret/ der ihm<lb/>
u&#x0364;ber die ma&#x017F;&#x017F;e wol an&#x017F;tund. Ihr Leibgut&#x017F;che von Violen-braunen Sammet mit &#x017F;echs<lb/>
&#x017F;chnewei&#x017F;&#x017F;en Pferden in gu&#x0364;ldenem Zeuge &#x017F;tund im Vorderplatze fertig/ dahin er von Ma-<lb/>
zeus/ &#x017F;einem Gemahl und dem Fra&#x0364;ulein begleitet ward/ und er &#x017F;ich &#x017F;o fro&#x0364;lich an&#x017F;tellete/ als<lb/>
ha&#x0364;tte man ihn in &#x017F;ein Vaterland fu&#x0364;hren wollen; hielt auch bey Mazeus bitlich an/ ihm den<lb/>
ge&#x017F;triges tages gebrauchten Bogen mit auff den Weg zugeben/ welchen er ihm wieder zu-<lb/>
ru&#x0364;k &#x017F;enden wolte; worauff Mazeus &#x017F;agte: Mein geliebter Herkuli&#x017F;kus/ und wann der Bo-<lb/>
gen etliche tau&#x017F;end Kronen wert wa&#x0364;hre/ da er doch etwa mit 50 bezahlet i&#x017F;t/ mu&#x0364;&#x017F;te er euch<lb/>
willig ge&#x017F;chenket &#x017F;eyn; ließ ihn auch alsbald neben einem Ko&#x0364;cher vol &#x017F;cho&#x0364;ner Pfeile hoh-<lb/>
len/ und auff die Gut&#x017F;che legen. Als er &#x017F;ich nun auffge&#x017F;etzet hatte/ lieferte ihm Fr. Roxane<lb/>
eine zimliche Helffenbeinen Schachtel/ welche verpit&#x017F;chieret/ und mit der Ra&#x0364;uber Kleino-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten an-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[559/0597] Drittes Buch. ge/ wegen eurer vortreflichen Schoͤnheit zuſenden duͤrfte/ woſelbſt man mit ſolchen Juͤng- lingen dergeſtalt umbgehen ſol/ daß ich mich zu ſagen ſchaͤme/ und doch Freundſchafft we- gen ſagen muß/ als daß man ſie der Mañheit beraubet/ und nachgehends dem Frauenzim- mer/ als aufwaͤrter zugiebet; weil nun eure unvergleichliche Kuͤhnheit gnugſam anzeiget/ daß zu ſolchen ungenehmen Dienſten ihr wenig beliebnis traget/ waͤhre mein Raht/ ihr machtet mit dem jungen Mediſchen Fuͤrſten gute Vertrauligkeit/ daß derſelbe entweder ſeinen Herr Vater beredete/ euch bey ſich zubehalten/ oder aber behuͤlfflich waͤhre/ daß ihr mit der Flucht euch loßwirken/ und dieſer Gefahr entgehen koͤntet; und dafern mein weni- ges Vermoͤgen hierzu ichtwas vermag/ ſchwoͤre ich euch bey dem Leben der Unſterblichen Goͤtter/ daß/ ungeachtet aller Gefahr/ die mir daher entſtehen koͤnte/ ich hierbey nichts un- terlaſſen wil/ was euch zu eurer Wolfahrt dienlich ſeyn kan. Herkuliſkus ward der Zeitung nicht wenig betruͤbt/ ließ ſichs doch nicht merkẽ/ ſondern nach dem er dem Fraͤulein hoͤch- lich gedanket hatte/ antwortete er mit halben Scherze; daß waͤhre ſehr unbarmherzig ge- handelt/ dafern man mit mir dergeſtalt umbgehen wolte; nach dem mir aber die Weiſſageꝛ meines Vaterlandes einhellig dieſen Lebenslauff geſtellet/ daß ich der eins im Eheſtande leben ſol/ wird der Himmel nimmermehr verhaͤngen/ daß mir ſolche Schande angelegt werde; jedoch ſolte ich dem unzuͤchtigen Koͤnige ja muͤſſen zugefuͤhret werden/ und man mir dergleichen Sachen anmuhten wuͤrde/ ſol er bey mir einen ſolchen friſchen Muht fin- den/ deſſen er nimmermehr gehoffet haͤtte. Das Fraͤulein antwortete ihm; ſie wolte ſelbeꝛ nicht zweiffeln/ die guͤnſtigen Goͤtter wuͤꝛden allen Schimpf und Unfal von ihm abkehren; da er nun eine Zeitlang zu Ekbatana bleiben/ oder ſonſt loß kommen/ und nach ſeiner Hei- mat reiſen wuͤrde/ moͤchte er ſie zuvor dieſes Orts beſuchen/ damit ſie vor den koͤſtlichen Ring ihm hinwieder ein ſchlechtes Dankzeichen ihrer Gewogenheit und Traͤue zuſtellen koͤnte/ welches ſie biß dahin wolte auffgeſchoben haben. Herkuliſkus verſprach ihr ſolches mit dargebohtener Hand/ und ließ ihr ſeinen ſchneweiſſen Arm ſehen/ welchen mit beyden Haͤnden freundlich zu umfangen ſie ſich nicht enthalten kunte/ womit ſie von ihm Abſcheid nam/ uñ ihm gerne einen ehrliebenden Kuß gelaſſen haͤtte/ wañ durch jungfraͤuliche Zucht und Scham ſie davon nicht abgehalten waͤhre. Er ſtund bald hernach auff/ legte ſeine Kleider an/ und erwartete/ woh in man ihn fuͤhren wuͤrde. Mazeus hatte alles ſchon fertig machen laſſen/ nahmen doch zuvor das Fruͤhſtuͤcke ein/ und ward unſer Herkuliſkus mit einem zierlichen Saͤbel und koͤſtlichen Mediſchen Rok von Fr. Roxanen verehret/ der ihm uͤber die maſſe wol anſtund. Ihr Leibgutſche von Violen-braunen Sammet mit ſechs ſchneweiſſen Pferden in guͤldenem Zeuge ſtund im Vorderplatze fertig/ dahin er von Ma- zeus/ ſeinem Gemahl und dem Fraͤulein begleitet ward/ und er ſich ſo froͤlich anſtellete/ als haͤtte man ihn in ſein Vaterland fuͤhren wollen; hielt auch bey Mazeus bitlich an/ ihm den geſtriges tages gebrauchten Bogen mit auff den Weg zugeben/ welchen er ihm wieder zu- ruͤk ſenden wolte; worauff Mazeus ſagte: Mein geliebter Herkuliſkus/ und wann der Bo- gen etliche tauſend Kronen wert waͤhre/ da er doch etwa mit 50 bezahlet iſt/ muͤſte er euch willig geſchenket ſeyn; ließ ihn auch alsbald neben einem Koͤcher vol ſchoͤner Pfeile hoh- len/ und auff die Gutſche legen. Als er ſich nun auffgeſetzet hatte/ lieferte ihm Fr. Roxane eine zimliche Helffenbeinen Schachtel/ welche verpitſchieret/ und mit der Raͤuber Kleino- ten an-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/597
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/597>, abgerufen am 23.12.2024.