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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
die Obrigkeit mit ihnen nach gutdünken verfahren/ weil sie bekennen müsten/ daß sie den Tod
verschuldet hätten/ welchen sie auch leiden wolten/ nach dem sie hoffeten der Seligkeit nun-
mehr vergewissert zu seyn. Der Stathalter kam unterdessen mit Herkules und andern/
unter der begleitung LX Reuter und 350 Fußknechte auff den Gerichtsplaz/ da außgeruf-
fen ward/ ob einiger Jude unter den Zusehern sich befünde/ solte derselbe bey Lebensstraffe
sich alsbald hinweg packen; worauff ein gemurre unter dem Volke ward/ und bald dar-
auff sich in die dreissig davon macheten/ welche/ dafern der Stathalter es nicht gehindert
hätte/ von de Zusehern würden gesteiniget seyn. Der Christliche Lehrer taht Herkules zu
wissen/ daß die IIX abgeson derte Gefangene das Christentuhm angenommen hätten/ und
bereit währen in demselben zu sterben. Bald darauff setzete sich der Stathalter auff den
Richtstuel und fellete die Urtel: Es hätte Römische Käyserl. Hocheit ihm bey betretung
seines Stathalter Amts/ dieses insonderheit und mit höchstem Ernste aufferleget/ daß er
Frieden und reine Strassen in dieser Landschafft erhalten/ die Auffrührer/ Mörder/ Diebe/
und Strassen Räuber aber ohn ansehen und Gnade/ andern zum abscheuhlichen Beyspiel
abstraffen solte. Nun hätten gegenwärtige gefangene Inden/ einen hochverdienten Römi-
schen Ritter und Herrn auff freier Landstrasse ermorden wollen/ wie ihre einhellige Uhr-
gicht und Bekäntnis zu Tage leuchtete/ wodurch sie den Landfrieden gebrochen und das
Leben verwirket hätten/ solten demnach lebendig aus Kreuz gehefftet/ und auff solche Wei-
se vom Leben zum Tode gebracht werden/ nur diese außgenommen/ denen hochgedachter
beleidigter Herr das Leben verbitten würde/ welches demselben als einem sonderlichen
Freunde des Römischen Käysers frey stünde. Herkules rieff die IIX neue Christen vor sich/
und fragete sie/ ob sie vor ihrem tode die Christliche Tauffe begehreten; und als sie mit herz-
licher Begierde ja rieffen/ auch mit wenigem umb einen gelinderen Tod anhielten/ sagte er
weiter; wie wann dann bey dem Großmächtigen Herrn Stathalter ich euch gar Lebens-
fristung erbitten würde/ woltet ihr auch im Christentuhm beständig verharren/ und der
Erbarkeit euch forhin befleissigen? Diese begunten schon Hoffnung zu fassen/ und sagten
mit teuren Worten zu/ umb Christus Willen gerne alles außzustehen; wurden demnach
auff Herkules Vorbitte alsbald ledig und frey gesprochen/ und ihrer Bande erlassen/ zu-
mahl/ weil sie dartuhn kunten/ daß sie fast genöhtiget wahren/ sich in diesem Mördlichen
Anschlage gebrauchen zu lassen. Als die übrige sahen/ daß diese wegen des angenommenen
Christentuhms Lebens Sicherheit erhielten/ funden sich X unter ihnen/ welche sich erboh-
ten/ den Heidnischen Glauben forthin zu bekennen/ welches sie doch nur aus Heucheley/
dem Tode zu entgehen/ und aus Feindschafft wieder den Christlichen Nahmen tahten.
Der Stathalter wolte ihnen solches nicht wegern/ und hieß alsbald Feur und Rauchwerk
herzu bringen; und da sie dem Abgott Jupiter zu ehren den Weirauch auff die Kohlen
gestreuet hatten/ legte man ihnen Schweinefleisch vor zu essen/ dessen sie sich auch nicht we-
gerten/ unter der Hoffnung sie würden von aller Straffe loßgesprochen werden; Aber der
Stathalter befahl/ daß man bald mit ihnen zur Straffe eilete/ ehe sie zum vorigen Aber-
glauben wieder treten möchten; über welche Urtel Herkules und alle Anwesende Christen
ihrem Heylande von Herzen danketen; diesen zehn Abtrünnigen aber/ da sie solches vernah-
men/ kam alsbald die Reue/ lieffen zum Feur/ stiessen es mit den Füssen umb/ und schrien;

sie

Drittes Buch.
die Obrigkeit mit ihnẽ nach gutduͤnken verfahren/ weil ſie bekeñen muͤſten/ daß ſie den Tod
verſchuldet haͤtten/ welchen ſie auch leiden wolten/ nach dem ſie hoffeten der Seligkeit nun-
mehr vergewiſſert zu ſeyn. Der Stathalter kam unterdeſſen mit Herkules und andern/
unter der begleitung LX Reuter und 350 Fußknechte auff den Gerichtsplaz/ da außgeruf-
fen ward/ ob einiger Jude unter den Zuſehern ſich befuͤnde/ ſolte derſelbe bey Lebensſtraffe
ſich alsbald hinweg packen; worauff ein gemurre unter dem Volke ward/ und bald dar-
auff ſich in die dreiſſig davon macheten/ welche/ dafern der Stathalter es nicht gehindert
haͤtte/ von de Zuſehern wuͤrden geſteiniget ſeyn. Der Chriſtliche Lehrer taht Herkules zu
wiſſen/ daß die IIX abgeſon derte Gefangene das Chriſtentuhm angenom̄en haͤtten/ und
bereit waͤhren in demſelben zu ſterben. Bald darauff ſetzete ſich der Stathalter auff den
Richtſtuel und fellete die Urtel: Es haͤtte Roͤmiſche Kaͤyſerl. Hocheit ihm bey betretung
ſeines Stathalter Amts/ dieſes inſonderheit und mit hoͤchſtem Ernſte aufferleget/ daß er
Frieden und reine Straſſen in dieſer Landſchafft erhalten/ die Auffruͤhrer/ Moͤrder/ Diebe/
und Straſſen Raͤuber aber ohn anſehen und Gnade/ andern zum abſcheuhlichen Beyſpiel
abſtraffen ſolte. Nun haͤtten gegenwaͤrtige gefangene Inden/ einen hochverdienten Roͤmi-
ſchen Ritter und Herꝛn auff freier Landſtraſſe ermorden wollen/ wie ihre einhellige Uhr-
gicht und Bekaͤntnis zu Tage leuchtete/ wodurch ſie den Landfrieden gebrochen und das
Leben verwirket haͤtten/ ſolten demnach lebendig aus Kreuz gehefftet/ und auff ſolche Wei-
ſe vom Leben zum Tode gebracht werden/ nur dieſe außgenommen/ denen hochgedachter
beleidigter Herr das Leben verbitten wuͤrde/ welches demſelben als einem ſonderlichen
Freunde des Roͤmiſchen Kaͤyſers frey ſtuͤnde. Herkules rieff die IIX neue Chriſten vor ſich/
und fragete ſie/ ob ſie vor ihrem tode die Chriſtliche Tauffe begehreten; und als ſie mit herz-
licher Begierde ja rieffen/ auch mit wenigem umb einen gelinderen Tod anhielten/ ſagte er
weiter; wie wann dañ bey dem Großmaͤchtigen Herrn Stathalter ich euch gar Lebens-
friſtung erbitten wuͤrde/ woltet ihr auch im Chriſtentuhm beſtaͤndig verharren/ und der
Erbarkeit euch forhin befleiſſigen? Dieſe begunten ſchon Hoffnung zu faſſen/ und ſagten
mit teuren Worten zu/ umb Chriſtus Willen gerne alles außzuſtehen; wurden demnach
auff Herkules Vorbitte alsbald ledig und frey geſprochen/ und ihrer Bande erlaſſen/ zu-
mahl/ weil ſie dartuhn kunten/ daß ſie faſt genoͤhtiget wahren/ ſich in dieſem Moͤrdlichen
Anſchlage gebrauchen zu laſſen. Als die uͤbrige ſahen/ daß dieſe wegen des angenom̄enen
Chriſtentuhms Lebens Sicherheit erhielten/ funden ſich X unter ihnen/ welche ſich erboh-
ten/ den Heidniſchen Glauben forthin zu bekennen/ welches ſie doch nur aus Heucheley/
dem Tode zu entgehen/ und aus Feindſchafft wieder den Chriſtlichen Nahmen tahten.
Der Stathalter wolte ihnen ſolches nicht wegern/ und hieß alsbald Feur und Rauchwerk
herzu bringen; und da ſie dem Abgott Jupiter zu ehren den Weirauch auff die Kohlen
geſtreuet hatten/ legte man ihnen Schweinefleiſch vor zu eſſen/ deſſen ſie ſich auch nicht we-
gerten/ unter der Hoffnung ſie wuͤrden von aller Straffe loßgeſprochen werden; Aber der
Stathalter befahl/ daß man bald mit ihnen zur Straffe eilete/ ehe ſie zum vorigen Aber-
glauben wieder treten moͤchten; uͤber welche Urtel Herkules und alle Anweſende Chriſten
ihrem Heylande von Herzen danketen; dieſen zehn Abtruͤñigen aber/ da ſie ſolches vernah-
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ſie
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[536/0574] Drittes Buch. die Obrigkeit mit ihnẽ nach gutduͤnken verfahren/ weil ſie bekeñen muͤſten/ daß ſie den Tod verſchuldet haͤtten/ welchen ſie auch leiden wolten/ nach dem ſie hoffeten der Seligkeit nun- mehr vergewiſſert zu ſeyn. Der Stathalter kam unterdeſſen mit Herkules und andern/ unter der begleitung LX Reuter und 350 Fußknechte auff den Gerichtsplaz/ da außgeruf- fen ward/ ob einiger Jude unter den Zuſehern ſich befuͤnde/ ſolte derſelbe bey Lebensſtraffe ſich alsbald hinweg packen; worauff ein gemurre unter dem Volke ward/ und bald dar- auff ſich in die dreiſſig davon macheten/ welche/ dafern der Stathalter es nicht gehindert haͤtte/ von de Zuſehern wuͤrden geſteiniget ſeyn. Der Chriſtliche Lehrer taht Herkules zu wiſſen/ daß die IIX abgeſon derte Gefangene das Chriſtentuhm angenom̄en haͤtten/ und bereit waͤhren in demſelben zu ſterben. Bald darauff ſetzete ſich der Stathalter auff den Richtſtuel und fellete die Urtel: Es haͤtte Roͤmiſche Kaͤyſerl. Hocheit ihm bey betretung ſeines Stathalter Amts/ dieſes inſonderheit und mit hoͤchſtem Ernſte aufferleget/ daß er Frieden und reine Straſſen in dieſer Landſchafft erhalten/ die Auffruͤhrer/ Moͤrder/ Diebe/ und Straſſen Raͤuber aber ohn anſehen und Gnade/ andern zum abſcheuhlichen Beyſpiel abſtraffen ſolte. Nun haͤtten gegenwaͤrtige gefangene Inden/ einen hochverdienten Roͤmi- ſchen Ritter und Herꝛn auff freier Landſtraſſe ermorden wollen/ wie ihre einhellige Uhr- gicht und Bekaͤntnis zu Tage leuchtete/ wodurch ſie den Landfrieden gebrochen und das Leben verwirket haͤtten/ ſolten demnach lebendig aus Kreuz gehefftet/ und auff ſolche Wei- ſe vom Leben zum Tode gebracht werden/ nur dieſe außgenommen/ denen hochgedachter beleidigter Herr das Leben verbitten wuͤrde/ welches demſelben als einem ſonderlichen Freunde des Roͤmiſchen Kaͤyſers frey ſtuͤnde. Herkules rieff die IIX neue Chriſten vor ſich/ und fragete ſie/ ob ſie vor ihrem tode die Chriſtliche Tauffe begehreten; und als ſie mit herz- licher Begierde ja rieffen/ auch mit wenigem umb einen gelinderen Tod anhielten/ ſagte er weiter; wie wann dañ bey dem Großmaͤchtigen Herrn Stathalter ich euch gar Lebens- friſtung erbitten wuͤrde/ woltet ihr auch im Chriſtentuhm beſtaͤndig verharren/ und der Erbarkeit euch forhin befleiſſigen? Dieſe begunten ſchon Hoffnung zu faſſen/ und ſagten mit teuren Worten zu/ umb Chriſtus Willen gerne alles außzuſtehen; wurden demnach auff Herkules Vorbitte alsbald ledig und frey geſprochen/ und ihrer Bande erlaſſen/ zu- mahl/ weil ſie dartuhn kunten/ daß ſie faſt genoͤhtiget wahren/ ſich in dieſem Moͤrdlichen Anſchlage gebrauchen zu laſſen. Als die uͤbrige ſahen/ daß dieſe wegen des angenom̄enen Chriſtentuhms Lebens Sicherheit erhielten/ funden ſich X unter ihnen/ welche ſich erboh- ten/ den Heidniſchen Glauben forthin zu bekennen/ welches ſie doch nur aus Heucheley/ dem Tode zu entgehen/ und aus Feindſchafft wieder den Chriſtlichen Nahmen tahten. Der Stathalter wolte ihnen ſolches nicht wegern/ und hieß alsbald Feur und Rauchwerk herzu bringen; und da ſie dem Abgott Jupiter zu ehren den Weirauch auff die Kohlen geſtreuet hatten/ legte man ihnen Schweinefleiſch vor zu eſſen/ deſſen ſie ſich auch nicht we- gerten/ unter der Hoffnung ſie wuͤrden von aller Straffe loßgeſprochen werden; Aber der Stathalter befahl/ daß man bald mit ihnen zur Straffe eilete/ ehe ſie zum vorigen Aber- glauben wieder treten moͤchten; uͤber welche Urtel Herkules und alle Anweſende Chriſten ihrem Heylande von Herzen danketen; dieſen zehn Abtruͤñigen aber/ da ſie ſolches vernah- men/ kam alsbald die Reue/ lieffen zum Feur/ ſtieſſen es mit den Fuͤſſen umb/ und ſchrien; ſie

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/574>, abgerufen am 23.12.2024.