Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Drittes Buch. spräch von dem Messias an/ und unterstund sich zubehäupten/ Messias würde kommen/ein zeitliches Reich anzurichten/ und die Judische Herschafft in den Stand zusetzen/ wie sie Zeit König Salomons gewesen; dann er solte ja ein König seyn; er solte Davids Stuel besitzen/ und seine Feinde zum Schemel seiner Füsse legen. Dieser aber bewies ihm gerade das Wiederspiel: Es währe durch Christus oder Messias Reich nicht ein weltliches oder irdisches zu verstehen/ sondern er währe uns verheissen und gesand/ die bußfertigen Sün- der aus dem Rachen der Hellen und des leidigen Teuffels zuerretten; nehmlich er solte der Hellischen Schlangen den Kopff zutreten/ und ein Segen aller Völker seyn/ also das Gottes Reich durch ihn in der ganzen Welt außgebreitet würde/ welches sonsten nur in den engen Grenzen dieses gelobeten Landes eingeschlossen wahr. Und da Messias nur das zeitliche Reich anrichten solte/ was hätte dann König David und andere in der höchsten blüte des Judischen Reichs nach dem Messias so ängstiglich ruffen dürffen/ daß die Hülffe aus Sion über Israel kommen/ und Gott sein gefangen Volk erlösen möchte? Weil ja zu der Zeit keine leibliche Gefängnis oder unterdrückung wahr/ damit die Juden solten geplaget worden seyn. Schließlich wiederholete er/ dz die Weissagung von den 70 Jahrwochen beim Daniel/ Gottes unfehlbahres Wort und Verheissung währe/ welches kein Mensch hemmen noch umstossen könte/ und weil solche Zeit ausser allen zweifel verflossen/ ja weil sie gleich um die Zeit des Leidens und der Aufferstehung des HErrn Jesus zu ende gelauffen wäre/ müste ja der Messias schon kommen seyn/ da man sonst Gottes Wort nit zu Lügen machen wolte; es würde auch kein ander/ als JEsus von Nazareth der Messias seyn/ weil sich niemand fünde/ wel- cher davor könte gehalten werden; sintemahl Johannes der Täuffer außdrüklich geleug- net hätte/ er währe nicht Messias/ da die Judische Geistligkeit solches von ihm gefraget; ja er hätte außdrüklich auff den HErrn Jesus mit Fingern gezeiget/ der währe der Mes- sias; der währe das Lamb Gottes welches der Welt Sünde trägt/ und ein so grosser Herr/ daß er auch unwirdig währe/ ihm seine Schuch nachzutragen. Da man aber einsträuen wolte/ warumb dann die Juden diesen JEsus nicht hätten vor den Messias erkennen und annehmen wollen; könte man vor erst nicht läugnen/ daß sehr viel Juden/ auch etliche von den Schrifftgelehrten ihm angehangen hätten; die übrigen hätten sich an seiner äusserli- chen geringen Gestalt geärgert und gleich mit den heutigen Juden gewähnet; ob würde Messias ein weltliches Reich anrichten/ und mit güldenem Reichs Stabe und Kron tref- lich einher prangen müssen; die Rotte der Phariseer aber währe ihm ungewogen gewe- sen/ weil er ihre äusserliche falsche Scheinheiligkeit und innerliches boßhafftes Leben öf- fentlich gestraffet/ und ihre Sünden auffgedecket/ worüber sie ergrimmet/ ihm nach Leib und Leben gestanden/ biß sie ihr Mühtlein an ihm gekühlet/ und dem Landpfleger Pontius Pilatus übergeben. Und da sie seiner Aufferstehung von den Todten währen von den Grabeshütern berichtet worden/ hätten sie Gott dem Herrn zu trotze alles geleugnet/ und den Kriegsknechten Geld gegeben/ ein solches zu verschweigen. Dieses alles/ sagte er/ möchten sie doch beherzigen/ und ihrer armen Seele rahten lassen. Moses und etliche we- nig andere/ höreten ihm fleissig zu/ und däuchte sie/ wie eine sonderliche Bewägung und Andacht in ihrem Herzen erwecket würde/ daß auch einer/ nahmens Isaak/ der dem Mose am nähesten stund/ zu ihm sagte: Rabbi/ ihr müsset dieses alles beständig wiederlegen/ oder mir
Drittes Buch. ſpraͤch von dem Meſſias an/ und unterſtund ſich zubehaͤupten/ Meſſias wuͤrde kommen/ein zeitliches Reich anzurichten/ und die Judiſche Herſchafft in den Stand zuſetzen/ wie ſie Zeit Koͤnig Salomons geweſen; dann er ſolte ja ein Koͤnig ſeyn; er ſolte Davids Stuel beſitzen/ und ſeine Feinde zum Schemel ſeiner Fuͤſſe legen. Dieſer aber bewies ihm gerade das Wiederſpiel: Es waͤhre durch Chriſtus oder Meſſias Reich nicht ein weltliches oder irdiſches zu verſtehen/ ſondern er waͤhre uns verheiſſen und geſand/ die bußfertigen Suͤn- der aus dem Rachen der Hellen und des leidigen Teuffels zuerretten; nehmlich er ſolte der Helliſchen Schlangen den Kopff zutreten/ und ein Segen aller Voͤlker ſeyn/ alſo das Gottes Reich durch ihn in der ganzen Welt außgebreitet wuͤrde/ welches ſonſten nur in den engen Grenzẽ dieſes gelobeten Landes eingeſchloſſen wahr. Und da Meſſias nur das zeitliche Reich anrichten ſolte/ was haͤtte dann Koͤnig David und andere in der hoͤchſten bluͤte des Judiſchen Reichs nach dem Meſſias ſo aͤngſtiglich ruffen duͤrffen/ daß die Huͤlffe aus Sion uͤber Iſrael kom̄en/ und Gott ſein gefangen Volk erloͤſen moͤchte? Weil ja zu der Zeit keine leibliche Gefaͤngnis oder unterdruͤckung wahr/ damit die Juden ſolten geplaget wordẽ ſeyn. Schließlich wiederholete er/ dz die Weiſſagung von den 70 Jahrwochẽ beim Daniel/ Gottes unfehlbahres Wort uñ Verheiſſung waͤhre/ welches kein Menſch hem̄en noch umſtoſſẽ koͤnte/ uñ weil ſolche Zeit auſſeꝛ allẽ zweifel verfloſſen/ ja weil ſie gleich um die Zeit des Leidens uñ der Aufferſtehung des HErꝛn Jeſus zu ende gelauffẽ waͤre/ muͤſte ja der Meſſias ſchon kom̄en ſeyn/ da man ſonſt Gottes Wort nit zu Luͤgen machen wolte; es wuͤrde auch kein ander/ als JEſus von Nazareth der Meſſias ſeyn/ weil ſich niemand fuͤnde/ wel- cher davor koͤnte gehalten werden; ſintemahl Johannes der Taͤuffer außdruͤklich geleug- net haͤtte/ er waͤhre nicht Meſſias/ da die Judiſche Geiſtligkeit ſolches von ihm gefraget; ja er haͤtte außdruͤklich auff den HErꝛn Jeſus mit Fingern gezeiget/ der waͤhre der Meſ- ſias; der waͤhre das Lamb Gottes welches der Welt Suͤnde traͤgt/ und ein ſo groſſer Herꝛ/ daß er auch unwirdig waͤhre/ ihm ſeine Schuch nachzutragen. Da man aber einſtraͤuen wolte/ warumb dann die Juden dieſen JEſus nicht haͤtten vor den Meſſias erkennen uñ annehmen wollen; koͤnte man vor erſt nicht laͤugnẽ/ daß ſehr viel Juden/ auch etliche von den Schrifftgelehrten ihm angehangen haͤtten; die uͤbrigen haͤtten ſich an ſeiner aͤuſſerli- chen geringen Geſtalt geaͤrgert und gleich mit den heutigen Juden gewaͤhnet; ob wuͤrde Meſſias ein weltliches Reich anrichten/ und mit guͤldenem Reichs Stabe und Kron tref- lich einher prangen muͤſſen; die Rotte der Phariſeer aber waͤhre ihm ungewogen gewe- ſen/ weil er ihre aͤuſſerliche falſche Scheinheiligkeit und innerliches boßhafftes Leben oͤf- fentlich geſtraffet/ und ihre Suͤnden auffgedecket/ woruͤber ſie ergrimmet/ ihm nach Leib und Leben geſtanden/ biß ſie ihr Muͤhtlein an ihm gekuͤhlet/ und dem Landpfleger Pontius Pilatus uͤbergeben. Und da ſie ſeiner Aufferſtehung von den Todten waͤhren von den Grabeshuͤtern berichtet worden/ haͤtten ſie Gott dem Herrn zu trotze alles geleugnet/ und den Kriegsknechten Geld gegeben/ ein ſolches zu verſchweigen. Dieſes alles/ ſagte er/ moͤchten ſie doch beherzigen/ und ihrer armen Seele rahten laſſen. Moſes und etliche we- nig andere/ hoͤreten ihm fleiſſig zu/ und daͤuchte ſie/ wie eine ſonderliche Bewaͤgung und Andacht in ihrem Herzen erwecket wuͤrde/ daß auch einer/ nahmens Iſaak/ der dem Moſe am naͤheſten ſtund/ zu ihm ſagte: Rabbi/ ihr muͤſſet dieſes alles beſtaͤndig wiedeꝛlegen/ odeꝛ mir
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Drittes Buch.
ſpraͤch von dem Meſſias an/ und unterſtund ſich zubehaͤupten/ Meſſias wuͤrde kommen/
ein zeitliches Reich anzurichten/ und die Judiſche Herſchafft in den Stand zuſetzen/ wie ſie
Zeit Koͤnig Salomons geweſen; dann er ſolte ja ein Koͤnig ſeyn; er ſolte Davids Stuel
beſitzen/ und ſeine Feinde zum Schemel ſeiner Fuͤſſe legen. Dieſer aber bewies ihm gerade
das Wiederſpiel: Es waͤhre durch Chriſtus oder Meſſias Reich nicht ein weltliches oder
irdiſches zu verſtehen/ ſondern er waͤhre uns verheiſſen und geſand/ die bußfertigen Suͤn-
der aus dem Rachen der Hellen und des leidigen Teuffels zuerretten; nehmlich er ſolte
der Helliſchen Schlangen den Kopff zutreten/ und ein Segen aller Voͤlker ſeyn/ alſo das
Gottes Reich durch ihn in der ganzen Welt außgebreitet wuͤrde/ welches ſonſten nur in
den engen Grenzẽ dieſes gelobeten Landes eingeſchloſſen wahr. Und da Meſſias nur das
zeitliche Reich anrichten ſolte/ was haͤtte dann Koͤnig David und andere in der hoͤchſten
bluͤte des Judiſchen Reichs nach dem Meſſias ſo aͤngſtiglich ruffen duͤrffen/ daß die Huͤlffe
aus Sion uͤber Iſrael kom̄en/ und Gott ſein gefangen Volk erloͤſen moͤchte? Weil ja zu der
Zeit keine leibliche Gefaͤngnis oder unterdruͤckung wahr/ damit die Juden ſolten geplaget
wordẽ ſeyn. Schließlich wiederholete er/ dz die Weiſſagung von den 70 Jahrwochẽ beim
Daniel/ Gottes unfehlbahres Wort uñ Verheiſſung waͤhre/ welches kein Menſch hem̄en
noch umſtoſſẽ koͤnte/ uñ weil ſolche Zeit auſſeꝛ allẽ zweifel verfloſſen/ ja weil ſie gleich um die
Zeit des Leidens uñ der Aufferſtehung des HErꝛn Jeſus zu ende gelauffẽ waͤre/ muͤſte ja der
Meſſias ſchon kom̄en ſeyn/ da man ſonſt Gottes Wort nit zu Luͤgen machen wolte; es wuͤrde
auch kein ander/ als JEſus von Nazareth der Meſſias ſeyn/ weil ſich niemand fuͤnde/ wel-
cher davor koͤnte gehalten werden; ſintemahl Johannes der Taͤuffer außdruͤklich geleug-
net haͤtte/ er waͤhre nicht Meſſias/ da die Judiſche Geiſtligkeit ſolches von ihm gefraget;
ja er haͤtte außdruͤklich auff den HErꝛn Jeſus mit Fingern gezeiget/ der waͤhre der Meſ-
ſias; der waͤhre das Lamb Gottes welches der Welt Suͤnde traͤgt/ und ein ſo groſſer Herꝛ/
daß er auch unwirdig waͤhre/ ihm ſeine Schuch nachzutragen. Da man aber einſtraͤuen
wolte/ warumb dann die Juden dieſen JEſus nicht haͤtten vor den Meſſias erkennen uñ
annehmen wollen; koͤnte man vor erſt nicht laͤugnẽ/ daß ſehr viel Juden/ auch etliche von
den Schrifftgelehrten ihm angehangen haͤtten; die uͤbrigen haͤtten ſich an ſeiner aͤuſſerli-
chen geringen Geſtalt geaͤrgert und gleich mit den heutigen Juden gewaͤhnet; ob wuͤrde
Meſſias ein weltliches Reich anrichten/ und mit guͤldenem Reichs Stabe und Kron tref-
lich einher prangen muͤſſen; die Rotte der Phariſeer aber waͤhre ihm ungewogen gewe-
ſen/ weil er ihre aͤuſſerliche falſche Scheinheiligkeit und innerliches boßhafftes Leben oͤf-
fentlich geſtraffet/ und ihre Suͤnden auffgedecket/ woruͤber ſie ergrimmet/ ihm nach Leib
und Leben geſtanden/ biß ſie ihr Muͤhtlein an ihm gekuͤhlet/ und dem Landpfleger Pontius
Pilatus uͤbergeben. Und da ſie ſeiner Aufferſtehung von den Todten waͤhren von den
Grabeshuͤtern berichtet worden/ haͤtten ſie Gott dem Herrn zu trotze alles geleugnet/ und
den Kriegsknechten Geld gegeben/ ein ſolches zu verſchweigen. Dieſes alles/ ſagte er/
moͤchten ſie doch beherzigen/ und ihrer armen Seele rahten laſſen. Moſes und etliche we-
nig andere/ hoͤreten ihm fleiſſig zu/ und daͤuchte ſie/ wie eine ſonderliche Bewaͤgung und
Andacht in ihrem Herzen erwecket wuͤrde/ daß auch einer/ nahmens Iſaak/ der dem Moſe
am naͤheſten ſtund/ zu ihm ſagte: Rabbi/ ihr muͤſſet dieſes alles beſtaͤndig wiedeꝛlegen/ odeꝛ
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/572>, abgerufen am 18.06.2024. |