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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
O du glükseliger Leches/ antwortete er/ wie wandelbahr ist des Glückes Rad; ich gedenke
der lieben Zeit/ da du mich den seligsten/ und dich den verworffensten nenne test; nun aber
hat sich das Spiel gar verkehret; doch/ geliebte wase/ saget mir/ bitte ich/ durch was Mittel
ich zu ihr gelangen könne; solte ich dann darüber zu grunde gehen/ wil ich euch zuvor zur
einigen Erbin aller meiner Güter einsetzen/ welches/ wie ich durchaus nicht zweiffele/ un-
sers Königes Gemahl alhie bekräfftigen sol. Nun nun/ sagte sie/ gebet euch zu frieden/ ihr
solt nicht drüber sterben/ sondern sie ohn alle Mühe erhalten/ wann ich nur einwilligen wer-
de. Neda stund auff/ fiel ihr umb den Hals/ und küssete sie so inniglich/ daß sie ihn deßwegen
straffen muste. Wie stellet ihr euch so unbendig? sagte sie/ ich kan wol schwören/ daß mich
nie kein Mannesbilde dergestalt gehöhnet/ und wann ihr nicht meiner Stief-Schwester
Sohn währet/ würde ichs trauen an euch eifern. Neda baht umb Verzeihung/ zweifelte
nicht/ die nahe Blutfreundschafft würde ihn von allem ungleichen Wahn leicht befreyen
und loßsprechen. Ja sagte sie/ in Ansehung deren sol euch auch Verzeihung widerfahren;
aber vernehmet nun/ wie die Sachen stehen. Es ist nicht anders/ daß eure Liebste auff un-
ser Gn. Fräulein Willen und Befehl mit einem Griechischen Ritter/ Nahmens Alexan-
der in der Stad Tyrus sich ehelich hat versprechen müssen/ welcher ihr hingegen äidlich
angelobet/ sie keinerley weise zuberühren/ biß er sie in Italien nicht weit von hinnen würde
gebracht haben/ da er über das den bestimmeten Tag zur Hochzeit abwarten solte. Nun hat
er ihr solchen äid unbrüchig gehalten/ wie meine Wase mir mit höchster Beteurung ge-
meldet/ und ich/ angesehen er ein Tugendhaffter auffrichtiger Aedelmann ist/ billich gläu-
ben muß/ und ist der morgende Tag zum Beylager und Hochzeit Fest berahmet. Wehe mir
armen/ fiel er ihr in die Rede/ ist das der Trost/ den ihr mir versprochen habt? Aber sagt mir
Herzen Wase/ werdet ihr bey der Hochzeit auch mit erscheinen? Welch eine Frage ist diß?
sagte sie/ sol ich doch ihr nähester Beystand seyn. Gar wol/ antwortete er/ so wird der Aff-
ter Bräutigam entweder auff mein Einsprechen abtreten/ oder ich werde auch sein nähe-
ster Beystand seyn/ doch also/ daß entweder er oder ich das Leben drüber einbüssen. Ich
würde euch dieses selbst heissen/ wanns je nöhtig währe/ sagte sie/ aber nun bedarffs dessen
keines/ dann der vermeynte Bräutigam ist etwa vor zwo Stunden von seinem Spieß Ge-
sellen im absonderlichen Kampffe erstochen/ und also meine Wase ehe Witwe als Frau
worden. Herzgeliebte Wase/ sagte er/ wie möget ihr mich dergestalt aufzihen/ und mit mei-
ner hefftigen Liebe einen so leichten Spot treiben? Versichert euch/ sagte sie/ daß ich die
lautere Warheit rede/ als gewiß ich begehre in der Götter Gnade zuverbleiben; Ob sie a-
ber euch wieder annehmen wolle (sagte sie/ da er sich frölich bezeigete) ist mir unwissend/
massen sie von ihrem todten Bräutigam über XVII Tonnen Schatz an lauter Baarschaft/
Kleinoten und verkaufften Landgütern geerbet hat/ welcher grosse und welt beliebte Reich-
tuhm gar leicht einen grossen Römischen Herrn zu ihrer ohn das gnug wir digen Liebe be-
wägen dürffte. Ich weiß nicht/ sagte Neda/ wie ihrs mit mir im Sinne habt; Wann ich
mich fürchte/ dann tröstet ihr mich; empfahe ich dann etwas Freude in meiner Seele/ so
stürzet ihr mich nur immer in tieffere Verzweifelung; drumb bitte ich euch umb unser na-
hen Verwandschafft willen/ erlöset mich aus der Angst/ in welche ihr mich geführet/ und
versichert euch/ daß ich mich dermassen dankbar erzeigen wil/ daß ihr daraus mein Herz er-

kennen

Drittes Buch.
O du gluͤkſeliger Leches/ antwortete er/ wie wandelbahr iſt des Gluͤckes Rad; ich gedenke
der lieben Zeit/ da du mich den ſeligſten/ und dich den verworffenſten nenne teſt; nun aber
hat ſich das Spiel gar verkehret; doch/ geliebte waſe/ ſaget mir/ bitte ich/ durch was Mittel
ich zu ihr gelangen koͤnne; ſolte ich dann daruͤber zu grunde gehen/ wil ich euch zuvor zur
einigen Erbin aller meiner Guͤter einſetzen/ welches/ wie ich durchaus nicht zweiffele/ un-
ſers Koͤniges Gemahl alhie bekraͤfftigen ſol. Nun nun/ ſagte ſie/ gebet euch zu frieden/ ihr
ſolt nicht druͤber ſterben/ ſondern ſie ohn alle Muͤhe erhalten/ wañ ich nur einwilligen wer-
de. Neda ſtund auff/ fiel ihr umb den Hals/ und kuͤſſete ſie ſo inniglich/ daß ſie ihn deßwegen
ſtraffen muſte. Wie ſtellet ihr euch ſo unbendig? ſagte ſie/ ich kan wol ſchwoͤren/ daß mich
nie kein Mannesbilde dergeſtalt gehoͤhnet/ und wann ihr nicht meiner Stief-Schweſter
Sohn waͤhret/ wuͤrde ichs trauen an euch eifern. Neda baht umb Verzeihung/ zweifelte
nicht/ die nahe Blutfreundſchafft wuͤrde ihn von allem ungleichen Wahn leicht befreyen
und loßſprechen. Ja ſagte ſie/ in Anſehung deren ſol euch auch Verzeihung widerfahren;
aber vernehmet nun/ wie die Sachen ſtehen. Es iſt nicht anders/ daß eure Liebſte auff un-
ſer Gn. Fraͤulein Willen und Befehl mit einem Griechiſchen Ritter/ Nahmens Alexan-
der in der Stad Tyrus ſich ehelich hat verſprechen muͤſſen/ welcher ihr hingegen aͤidlich
angelobet/ ſie keinerley weiſe zuberuͤhren/ biß er ſie in Italien nicht weit von hinnen wuͤrde
gebracht haben/ da er uͤber das den beſtimmeten Tag zur Hochzeit abwarten ſolte. Nun hat
er ihr ſolchen aͤid unbruͤchig gehalten/ wie meine Waſe mir mit hoͤchſter Beteurung ge-
meldet/ und ich/ angeſehen er ein Tugendhaffter auffrichtiger Aedelmann iſt/ billich glaͤu-
ben muß/ und iſt der morgende Tag zum Beylager und Hochzeit Feſt berahmet. Wehe miꝛ
armen/ fiel er ihr in die Rede/ iſt das der Troſt/ den ihr mir verſprochen habt? Aber ſagt miꝛ
Herzen Waſe/ werdet ihr bey der Hochzeit auch mit erſcheinen? Welch eine Frage iſt diß?
ſagte ſie/ ſol ich doch ihr naͤheſter Beyſtand ſeyn. Gar wol/ antwortete er/ ſo wird der Aff-
ter Braͤutigam entweder auff mein Einſprechen abtreten/ oder ich werde auch ſein naͤhe-
ſter Beyſtand ſeyn/ doch alſo/ daß entweder er oder ich das Leben druͤber einbuͤſſen. Ich
wuͤrde euch dieſes ſelbſt heiſſen/ wanns je noͤhtig waͤhre/ ſagte ſie/ aber nun bedarffs deſſen
keines/ dann der vermeynte Braͤutigam iſt etwa vor zwo Stunden von ſeinem Spieß Ge-
ſellen im abſonderlichen Kampffe erſtochen/ und alſo meine Waſe ehe Witwe als Frau
worden. Herzgeliebte Waſe/ ſagte er/ wie moͤget ihr mich dergeſtalt aufzihen/ und mit mei-
ner hefftigen Liebe einen ſo leichten Spot treiben? Verſichert euch/ ſagte ſie/ daß ich die
lautere Warheit rede/ als gewiß ich begehre in der Goͤtter Gnade zuverbleiben; Ob ſie a-
ber euch wieder annehmen wolle (ſagte ſie/ da er ſich froͤlich bezeigete) iſt mir unwiſſend/
maſſen ſie von ihrem todten Braͤutigam uͤber XVII Tonnen Schatz an lauter Baarſchaft/
Kleinoten und verkaufften Landguͤtern geerbet hat/ welcher groſſe und welt beliebte Reich-
tuhm gar leicht einen groſſen Roͤmiſchen Herrn zu ihrer ohn das gnug wir digen Liebe be-
waͤgen duͤrffte. Ich weiß nicht/ ſagte Neda/ wie ihrs mit mir im Sinne habt; Wann ich
mich fuͤrchte/ dann troͤſtet ihr mich; empfahe ich dann etwas Freude in meiner Seele/ ſo
ſtuͤrzet ihr mich nur immer in tieffere Verzweifelung; drumb bitte ich euch umb unſer na-
hen Verwandſchafft willen/ erloͤſet mich aus der Angſt/ in welche ihr mich gefuͤhret/ und
verſichert euch/ daß ich mich dermaſſen dankbar erzeigen wil/ daß ihr daraus mein Herz eꝛ-

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[514/0552] Drittes Buch. O du gluͤkſeliger Leches/ antwortete er/ wie wandelbahr iſt des Gluͤckes Rad; ich gedenke der lieben Zeit/ da du mich den ſeligſten/ und dich den verworffenſten nenne teſt; nun aber hat ſich das Spiel gar verkehret; doch/ geliebte waſe/ ſaget mir/ bitte ich/ durch was Mittel ich zu ihr gelangen koͤnne; ſolte ich dann daruͤber zu grunde gehen/ wil ich euch zuvor zur einigen Erbin aller meiner Guͤter einſetzen/ welches/ wie ich durchaus nicht zweiffele/ un- ſers Koͤniges Gemahl alhie bekraͤfftigen ſol. Nun nun/ ſagte ſie/ gebet euch zu frieden/ ihr ſolt nicht druͤber ſterben/ ſondern ſie ohn alle Muͤhe erhalten/ wañ ich nur einwilligen wer- de. Neda ſtund auff/ fiel ihr umb den Hals/ und kuͤſſete ſie ſo inniglich/ daß ſie ihn deßwegen ſtraffen muſte. Wie ſtellet ihr euch ſo unbendig? ſagte ſie/ ich kan wol ſchwoͤren/ daß mich nie kein Mannesbilde dergeſtalt gehoͤhnet/ und wann ihr nicht meiner Stief-Schweſter Sohn waͤhret/ wuͤrde ichs trauen an euch eifern. Neda baht umb Verzeihung/ zweifelte nicht/ die nahe Blutfreundſchafft wuͤrde ihn von allem ungleichen Wahn leicht befreyen und loßſprechen. Ja ſagte ſie/ in Anſehung deren ſol euch auch Verzeihung widerfahren; aber vernehmet nun/ wie die Sachen ſtehen. Es iſt nicht anders/ daß eure Liebſte auff un- ſer Gn. Fraͤulein Willen und Befehl mit einem Griechiſchen Ritter/ Nahmens Alexan- der in der Stad Tyrus ſich ehelich hat verſprechen muͤſſen/ welcher ihr hingegen aͤidlich angelobet/ ſie keinerley weiſe zuberuͤhren/ biß er ſie in Italien nicht weit von hinnen wuͤrde gebracht haben/ da er uͤber das den beſtimmeten Tag zur Hochzeit abwarten ſolte. Nun hat er ihr ſolchen aͤid unbruͤchig gehalten/ wie meine Waſe mir mit hoͤchſter Beteurung ge- meldet/ und ich/ angeſehen er ein Tugendhaffter auffrichtiger Aedelmann iſt/ billich glaͤu- ben muß/ und iſt der morgende Tag zum Beylager und Hochzeit Feſt berahmet. Wehe miꝛ armen/ fiel er ihr in die Rede/ iſt das der Troſt/ den ihr mir verſprochen habt? Aber ſagt miꝛ Herzen Waſe/ werdet ihr bey der Hochzeit auch mit erſcheinen? Welch eine Frage iſt diß? ſagte ſie/ ſol ich doch ihr naͤheſter Beyſtand ſeyn. Gar wol/ antwortete er/ ſo wird der Aff- ter Braͤutigam entweder auff mein Einſprechen abtreten/ oder ich werde auch ſein naͤhe- ſter Beyſtand ſeyn/ doch alſo/ daß entweder er oder ich das Leben druͤber einbuͤſſen. Ich wuͤrde euch dieſes ſelbſt heiſſen/ wanns je noͤhtig waͤhre/ ſagte ſie/ aber nun bedarffs deſſen keines/ dann der vermeynte Braͤutigam iſt etwa vor zwo Stunden von ſeinem Spieß Ge- ſellen im abſonderlichen Kampffe erſtochen/ und alſo meine Waſe ehe Witwe als Frau worden. Herzgeliebte Waſe/ ſagte er/ wie moͤget ihr mich dergeſtalt aufzihen/ und mit mei- ner hefftigen Liebe einen ſo leichten Spot treiben? Verſichert euch/ ſagte ſie/ daß ich die lautere Warheit rede/ als gewiß ich begehre in der Goͤtter Gnade zuverbleiben; Ob ſie a- ber euch wieder annehmen wolle (ſagte ſie/ da er ſich froͤlich bezeigete) iſt mir unwiſſend/ maſſen ſie von ihrem todten Braͤutigam uͤber XVII Tonnen Schatz an lauter Baarſchaft/ Kleinoten und verkaufften Landguͤtern geerbet hat/ welcher groſſe und welt beliebte Reich- tuhm gar leicht einen groſſen Roͤmiſchen Herrn zu ihrer ohn das gnug wir digen Liebe be- waͤgen duͤrffte. Ich weiß nicht/ ſagte Neda/ wie ihrs mit mir im Sinne habt; Wann ich mich fuͤrchte/ dann troͤſtet ihr mich; empfahe ich dann etwas Freude in meiner Seele/ ſo ſtuͤrzet ihr mich nur immer in tieffere Verzweifelung; drumb bitte ich euch umb unſer na- hen Verwandſchafft willen/ erloͤſet mich aus der Angſt/ in welche ihr mich gefuͤhret/ und verſichert euch/ daß ich mich dermaſſen dankbar erzeigen wil/ daß ihr daraus mein Herz eꝛ- kennen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/552>, abgerufen am 23.12.2024.