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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
bey Nachtzeit anderer Leute Diener auffzuhalten hätte. Volumnius merkete handgreiff-
lich/ daß man ihn in verdacht hatte/ noch taht er nicht deßgleichen/ sondern ging des folgen-
den Morgens bey ihm aus und ein/ welches Fr. Sophia nicht dulden kunte/ daher sie zu
ihm sagete; er solte ihres Vaters Wohnung müssig gehen/ wann er mit unehrlichen Ge-
danken schwanger ginge/ und ehrlicher Weiber Leumut zuschänden suchete; worüber er
sich leidig hielt/ und sehr baht/ ihn mit solchen ehrenrührigen aufflagen zuverschonen; er
hätte nie im Sinne gehabt/ einiges verheyrahteten Weibes zu begehren/ und hoffete/ sie
würde ihm den meinäidigen Verleumder vorstellen/ daß er sich rechtens an ihm erhohlen/
und seine Unschuld der ganzen erbaren Welt vor Augen setzen könte; Ich gestehe euch nichts/
sagte sie/ dan ich sehe/ was vor unergründliche Boßheit in euch begraben lieget/ welche
durch der Götter Hülffe zu seiner Zeit ans Licht wird gebracht werden. Was? sagte Vo-
lumnius/ Boßheit? was? unergründliche Boßheit? Ich bin ein redlicher gebohrner von
Adel/ und gestehe weder ihr noch einigem Menschen solche und dergleichen Beschuldi-
gung; darumb wird sie sich nicht wegern/ mir deßwegen Rede und Antwort zu geben.
Durchaus nicht/ sagte sie/ biß zu seiner Zeit. Ging damit von ihm/ und verfügete sich hin
zu Fr. Agathen/ der sie klagete/ wie es ihr mit dem Buben ergangen währe; diese muste
sich mit ihr des durchtriebenen Fuchses verwundern/ und sagete; Gott währe ihr Zeuge/
daß es anders nicht ergangen währe/ als sie ihr erzählet hätte/ und dürffte allem ansehen
nach noch wol darüber in Verleumdung gerahten. Nein/ antwortete sie/ dessen traget keine
Sorge/ dann ich habe euch nicht genennet; ist er aber so kühn/ so verrahte er sich nur selber/
alsdann wollen wir ihn schon fassen. Aber mich deucht/ wir tähten besser/ dz wir nach Klo-
dius gingen/ weil der Arzt mir zuentbohten hat/ ihn verlange sehr/ euch zu sehen. Ach ja/ sag-
te sie; Gott helffe nur meinem Liebsten wieder auff/ der Mörder wird seinem Richter nicht
entlauffen/ ob er sich gleich eine zeitlang verbirget; gingen hiemit fort/ und funden ihn noch
in zimlicher Schwacheit liegen/ tröstete dannoch seine Liebste/ sie möchte sich zu frieden ge-
ben/ dann er fühlete keine Todesangst/ sondern nur gemeine Wundenschmerzen. Weil er
dann auffs neue solte verbunden werden/ trat das Frauenzimmer hinaus/ und fand der
Arzt so gewisse Zeichen seiner künfftigen Besserung/ daß er vor Freuden auffsprang/ und
zu ihm sagete: Mein Herr/ ihr seyd an eurem Eingeweide unverletzet/ woran ich bißher et-
was gezweifelt/ und solt mit Gottes Hülffe innerhalb drey Wochen mit dem Herrn Stat-
halter zu Tische gehen; welches er auch dem anwesenden Frauenzimmer vortrug/ die sich
höchlich darüber erfreueten. Inzwischen ließ Fr. Sophia von ihrem fleisse nicht ab/ den
boßhafften Tähter zu überzeugen/ und fragete bey den Nachbarn hin und wieder vertrau-
lich nach/ ob nicht jemand dessen Nachricht geben könte/ erfuhr auch so viel/ daß gleich umb
die Zeit/ da man Klodius verwundung angezeiget/ Volumnius Hofheimlich aufgeschlos-
sen/ und nicht wieder zugemacht währe/ wie dann des Stathalters Knecht ihn offen gefun-
den hatte. Diese Zeugen/ derer drey waren/ ließ sie gerichtlich abhören/ und klagete darauf
Volumnius vor ihrem Vater an/ ihn dahin zuhalten/ daß er den Auffschliesser seines Ho-
fes namhafftig machete/ weil er ja selbst oder sein Gesinde darumb wissen müsten. Fabius
ließ ihn vor fodern/ hielt ihn der Zeugen Aussage vor/ und begehrete kurzum den Aufschlies-
ser zuwissen. Er aber stellete sich hierüber unwillig/ beschwerete sich hoch/ daß man mit einen

Römi-

Anderes Buch.
bey Nachtzeit anderer Leute Diener auffzuhalten haͤtte. Volumnius merkete handgreiff-
lich/ daß man ihn in verdacht hatte/ noch taht er nicht deßgleichen/ ſondern ging des folgen-
den Morgens bey ihm aus und ein/ welches Fr. Sophia nicht dulden kunte/ daher ſie zu
ihm ſagete; er ſolte ihres Vaters Wohnung muͤſſig gehen/ wann er mit unehrlichen Ge-
danken ſchwanger ginge/ und ehrlicher Weiber Leumut zuſchaͤnden ſuchete; woruͤber er
ſich leidig hielt/ und ſehr baht/ ihn mit ſolchen ehrenruͤhrigen aufflagen zuverſchonen; er
haͤtte nie im Sinne gehabt/ einiges verheyrahteten Weibes zu begehren/ und hoffete/ ſie
wuͤrde ihm den meinaͤidigen Verleumder vorſtellen/ daß er ſich rechtens an ihm erhohlen/
uñ ſeine Unſchuld der ganzen erbarẽ Welt vor Augen ſetzen koͤnte; Ich geſtehe euch nichts/
ſagte ſie/ dan ich ſehe/ was vor unergruͤndliche Boßheit in euch begraben lieget/ welche
durch der Goͤtter Huͤlffe zu ſeiner Zeit ans Licht wird gebracht werden. Was? ſagte Vo-
lumnius/ Boßheit? was? unergruͤndliche Boßheit? Ich bin ein redlicher gebohrner von
Adel/ und geſtehe weder ihr noch einigem Menſchen ſolche und dergleichen Beſchuldi-
gung; darumb wird ſie ſich nicht wegern/ mir deßwegen Rede und Antwort zu geben.
Durchaus nicht/ ſagte ſie/ biß zu ſeiner Zeit. Ging damit von ihm/ und verfuͤgete ſich hin
zu Fr. Agathen/ der ſie klagete/ wie es ihr mit dem Buben ergangen waͤhre; dieſe muſte
ſich mit ihr des durchtriebenen Fuchſes verwundern/ und ſagete; Gott waͤhre ihr Zeuge/
daß es anders nicht ergangen waͤhre/ als ſie ihr erzaͤhlet haͤtte/ und duͤrffte allem anſehen
nach noch wol daruͤber in Verleumdung gerahten. Nein/ antwortete ſie/ deſſen traget keine
Sorge/ dann ich habe euch nicht genennet; iſt er aber ſo kuͤhn/ ſo verrahte er ſich nur ſelber/
alsdann wollen wir ihn ſchon faſſen. Aber mich deucht/ wir taͤhten beſſer/ dz wir nach Klo-
dius gingen/ weil der Arzt mir zuentbohten hat/ ihn verlange ſehr/ euch zu ſehen. Ach ja/ ſag-
te ſie; Gott helffe nur meinem Liebſten wieder auff/ der Moͤrder wird ſeinem Richter nicht
entlauffen/ ob er ſich gleich eine zeitlang verbirget; gingen hiemit fort/ und funden ihn noch
in zimlicher Schwacheit liegen/ troͤſtete dannoch ſeine Liebſte/ ſie moͤchte ſich zu frieden ge-
ben/ dann er fuͤhlete keine Todesangſt/ ſondern nur gemeine Wundenſchmerzen. Weil er
dann auffs neue ſolte verbunden werden/ trat das Frauenzimmer hinaus/ und fand der
Arzt ſo gewiſſe Zeichen ſeiner kuͤnfftigen Beſſerung/ daß er vor Freuden auffſprang/ und
zu ihm ſagete: Mein Herr/ ihr ſeyd an eurem Eingeweide unverletzet/ woran ich bißher et-
was gezweifelt/ und ſolt mit Gottes Huͤlffe innerhalb drey Wochen mit dem Herrn Stat-
halter zu Tiſche gehen; welches er auch dem anweſenden Frauenzimmer vortrug/ die ſich
hoͤchlich daruͤber erfreueten. Inzwiſchen ließ Fr. Sophia von ihrem fleiſſe nicht ab/ den
boßhafften Taͤhter zu uͤberzeugen/ und fragete bey den Nachbarn hin und wieder vertrau-
lich nach/ ob nicht jemand deſſen Nachricht geben koͤnte/ erfuhr auch ſo viel/ daß gleich umb
die Zeit/ da man Klodius verwundung angezeiget/ Volumnius Hofheimlich aufgeſchloſ-
ſen/ und nicht wieder zugemacht waͤhre/ wie dann des Stathalters Knecht ihn offen gefun-
den hatte. Dieſe Zeugen/ derer drey waren/ ließ ſie gerichtlich abhoͤren/ und klagete darauf
Volumnius vor ihrem Vater an/ ihn dahin zuhalten/ daß er den Auffſchlieſſer ſeines Ho-
fes namhafftig machete/ weil er ja ſelbſt oder ſein Geſinde darumb wiſſen muͤſten. Fabius
ließ ihn vor fodern/ hielt ihn der Zeugen Auſſage vor/ und begehrete kurzum den Aufſchlieſ-
ſer zuwiſſen. Er aber ſtellete ſich hieruͤber unwillig/ beſchwerete ſich hoch/ daß man mit einẽ

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[472/0510] Anderes Buch. bey Nachtzeit anderer Leute Diener auffzuhalten haͤtte. Volumnius merkete handgreiff- lich/ daß man ihn in verdacht hatte/ noch taht er nicht deßgleichen/ ſondern ging des folgen- den Morgens bey ihm aus und ein/ welches Fr. Sophia nicht dulden kunte/ daher ſie zu ihm ſagete; er ſolte ihres Vaters Wohnung muͤſſig gehen/ wann er mit unehrlichen Ge- danken ſchwanger ginge/ und ehrlicher Weiber Leumut zuſchaͤnden ſuchete; woruͤber er ſich leidig hielt/ und ſehr baht/ ihn mit ſolchen ehrenruͤhrigen aufflagen zuverſchonen; er haͤtte nie im Sinne gehabt/ einiges verheyrahteten Weibes zu begehren/ und hoffete/ ſie wuͤrde ihm den meinaͤidigen Verleumder vorſtellen/ daß er ſich rechtens an ihm erhohlen/ uñ ſeine Unſchuld der ganzen erbarẽ Welt vor Augen ſetzen koͤnte; Ich geſtehe euch nichts/ ſagte ſie/ dan ich ſehe/ was vor unergruͤndliche Boßheit in euch begraben lieget/ welche durch der Goͤtter Huͤlffe zu ſeiner Zeit ans Licht wird gebracht werden. Was? ſagte Vo- lumnius/ Boßheit? was? unergruͤndliche Boßheit? Ich bin ein redlicher gebohrner von Adel/ und geſtehe weder ihr noch einigem Menſchen ſolche und dergleichen Beſchuldi- gung; darumb wird ſie ſich nicht wegern/ mir deßwegen Rede und Antwort zu geben. Durchaus nicht/ ſagte ſie/ biß zu ſeiner Zeit. Ging damit von ihm/ und verfuͤgete ſich hin zu Fr. Agathen/ der ſie klagete/ wie es ihr mit dem Buben ergangen waͤhre; dieſe muſte ſich mit ihr des durchtriebenen Fuchſes verwundern/ und ſagete; Gott waͤhre ihr Zeuge/ daß es anders nicht ergangen waͤhre/ als ſie ihr erzaͤhlet haͤtte/ und duͤrffte allem anſehen nach noch wol daruͤber in Verleumdung gerahten. Nein/ antwortete ſie/ deſſen traget keine Sorge/ dann ich habe euch nicht genennet; iſt er aber ſo kuͤhn/ ſo verrahte er ſich nur ſelber/ alsdann wollen wir ihn ſchon faſſen. Aber mich deucht/ wir taͤhten beſſer/ dz wir nach Klo- dius gingen/ weil der Arzt mir zuentbohten hat/ ihn verlange ſehr/ euch zu ſehen. Ach ja/ ſag- te ſie; Gott helffe nur meinem Liebſten wieder auff/ der Moͤrder wird ſeinem Richter nicht entlauffen/ ob er ſich gleich eine zeitlang verbirget; gingen hiemit fort/ und funden ihn noch in zimlicher Schwacheit liegen/ troͤſtete dannoch ſeine Liebſte/ ſie moͤchte ſich zu frieden ge- ben/ dann er fuͤhlete keine Todesangſt/ ſondern nur gemeine Wundenſchmerzen. Weil er dann auffs neue ſolte verbunden werden/ trat das Frauenzimmer hinaus/ und fand der Arzt ſo gewiſſe Zeichen ſeiner kuͤnfftigen Beſſerung/ daß er vor Freuden auffſprang/ und zu ihm ſagete: Mein Herr/ ihr ſeyd an eurem Eingeweide unverletzet/ woran ich bißher et- was gezweifelt/ und ſolt mit Gottes Huͤlffe innerhalb drey Wochen mit dem Herrn Stat- halter zu Tiſche gehen; welches er auch dem anweſenden Frauenzimmer vortrug/ die ſich hoͤchlich daruͤber erfreueten. Inzwiſchen ließ Fr. Sophia von ihrem fleiſſe nicht ab/ den boßhafften Taͤhter zu uͤberzeugen/ und fragete bey den Nachbarn hin und wieder vertrau- lich nach/ ob nicht jemand deſſen Nachricht geben koͤnte/ erfuhr auch ſo viel/ daß gleich umb die Zeit/ da man Klodius verwundung angezeiget/ Volumnius Hofheimlich aufgeſchloſ- ſen/ und nicht wieder zugemacht waͤhre/ wie dann des Stathalters Knecht ihn offen gefun- den hatte. Dieſe Zeugen/ derer drey waren/ ließ ſie gerichtlich abhoͤren/ und klagete darauf Volumnius vor ihrem Vater an/ ihn dahin zuhalten/ daß er den Auffſchlieſſer ſeines Ho- fes namhafftig machete/ weil er ja ſelbſt oder ſein Geſinde darumb wiſſen muͤſten. Fabius ließ ihn vor fodern/ hielt ihn der Zeugen Auſſage vor/ und begehrete kurzum den Aufſchlieſ- ſer zuwiſſen. Er aber ſtellete ſich hieruͤber unwillig/ beſchwerete ſich hoch/ daß man mit einẽ Roͤmi-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/510>, abgerufen am 21.12.2024.