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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
nicht wehren durffte/ dann er sahe selbst/ daß man zu weit gangen wahr; Daher sie etliche
Tage zwischen den Klippen zubrachten/ und nicht geringe Gefahr ausstunden/ biß sie end-
lich in einen Hafen/ gegen Korzyra über/ einlieffen/ woselbst er sein Schiff ausbessern ließ/
und sich wieder auffs Meer begab/ da er wegen Windes Widerwertigkeit hin und wieder
schwebete/ biß er in den nähesten Hafen bey der Stad Patrae in Peloponnesus einlieff/ und
also fein erstes Vorhaben nicht erreichen kunte. Fabius hatte nicht viel besser Glük/ dann
er lieff wider den Wind/ und brachte fast drey Wochen zu/ ehe er Peloponnesus erreichen
kunte; und da er umb die Gegend dieser Landschafft ankam/ wahr er zweifelhafftig/ ob er
einländen/ oder weiter nach dem Eylande Kreta schiffen solte; endlich beschloß er/ nach
Korinth zu segeln/ ob er daselbst Ladisla antreffen/ oder sonst etwas zu seinem Vorhaben
dienlich erforschen könte.

Umb diese Zeit/ als die drey Böhmische Herren von Padua wieder zu Prag ange-
langet wahren/ und etwa vor zween Tagen der Königin den Verlust ihrer liebsten Frl.
Tochter auffs glimpflichste vorgetragen hatten/ worüber sie sich über alle masse hermete/
ließ sich daselbst vor dem Stad Tohr eine starcke Reuter Schaar 1600 Pferde stark/ anmel-
den/ daß sie von einem grossen Herrn abgesand währen/ bey der Großmächtigsten Königin
in Böhmen etwas in aller Freundschafft zuwerben. Die Reichs Rähte/ welche wegen der
Fräulein Verlust überaus betrübt wahren/ insonderheit/ weil die Königin sich so gar nicht
wolte trösten lassen/ hielten nicht vor rahtsam/ daß auff solches ungewisse Angeben der
Gesante solte eingelassen werden/ und liessen ihm in der Königin Nahmen andeuten: Er
solte wissen/ daß er in einem freyen Königreich währe/ und schuldig/ sich zuvor mit so vie-
len Reutern von ferne anmelden zulassen/ ehe und bevor er vor dem Stad Tohr anklopf-
fete; würde ihm also kraft dieses ernstlich gebohten/ seine ganze Reuterey biß auf XII Mann/
straks angesichts zurük gehen zulassen biß auf eine halbe Meile von der Stad/ oder man wür-
de ihnen bald Füsse machen. Der Gesante wolte diesen Befehl unwillig empfinden/ und
mit grossen Bedingungen aufftreten/ aber ihm ward zum endlichen Schlusse gesagt/ die
Völker hinter sich zu schicken/ oder eines Angriffs gewärtig zuseyn/ weil man ohndas nicht
wüste/ ob er von Freunden oder Feinden abgeschikt währe; Welcher Ernst ihn bewog/ dz
er nähern Kauff gab/ die Reuter schleunig von sich gehen ließ/ und von neuen anmeldete/
er währe ein Gevollmächtigter Gesanter des gewaltigen Königes der Franken und Si-
kambrer/ und zweifelte nit/ man würde ihn von wegen seines Königes unbeschimpffet lassen.
Herr Gesanter/ antwortete ihm H. Stanisla/ welcher an ihn geschicketwar: Euer König
bleibt an diesem Orte wol unbeschimpfet/ meinet ihr aber/ man könne es in Böhmen riechen/
oder den Leuten vor dem Kopffe lesen/ von wannen sie kommen/ und wem sie zustehen? warum
habt ihr solches nit bald anfangs gemeldet? habt ihr dasselbe aus Königl. befehl verschwie-
gen/ so hat man euch nit allerdinge zu trauen; habt ihrs aber vor euch selbst getahn/ müsset
ihr einen schlechten Gesanten Verstand haben; wie wol ich solches mit euch nit streiten/ son-
dern höchstgedachtem Könige zu ehren euch gebührlich empfangen und in die Stad beglei-
ten wil. Der unbesonnene Mensch wuste dieses nicht zubeantworten/ nur dz er vorgab/ er
meinete nicht anders/ als daß er bald anfangs seines Königes Meldung getahn hätte; wo
nicht/ währe es ohn versehens unterlassen. Welches aber Stanisla mit einem stilschwei-

gen

Anderes Buch.
nicht wehren durffte/ dann er ſahe ſelbſt/ daß man zu weit gangen wahr; Daher ſie etliche
Tage zwiſchen den Klippen zubrachten/ und nicht geringe Gefahr ausſtunden/ biß ſie end-
lich in einen Hafen/ gegen Korzyra uͤber/ einlieffen/ woſelbſt er ſein Schiff ausbeſſern ließ/
und ſich wieder auffs Meer begab/ da er wegen Windes Widerwertigkeit hin und wieder
ſchwebete/ biß er in den naͤheſten Hafen bey der Stad Patræ in Peloponneſus einlieff/ und
alſo fein erſtes Vorhaben nicht erreichen kunte. Fabius hatte nicht viel beſſer Gluͤk/ dann
er lieff wider den Wind/ und brachte faſt drey Wochen zu/ ehe er Peloponneſus erreichen
kunte; und da er umb die Gegend dieſer Landſchafft ankam/ wahr er zweifelhafftig/ ob er
einlaͤnden/ oder weiter nach dem Eylande Kreta ſchiffen ſolte; endlich beſchloß er/ nach
Korinth zu ſegeln/ ob er daſelbſt Ladiſla antreffen/ oder ſonſt etwas zu ſeinem Vorhaben
dienlich erforſchen koͤnte.

Umb dieſe Zeit/ als die drey Boͤhmiſche Herren von Padua wieder zu Prag ange-
langet wahren/ und etwa vor zween Tagen der Koͤnigin den Verluſt ihrer liebſten Frl.
Tochter auffs glimpflichſte vorgetragen hatten/ woruͤber ſie ſich uͤber alle maſſe hermete/
ließ ſich daſelbſt vor dem Stad Tohr eine ſtarcke Reuter Schaar 1600 Pferde ſtark/ anmel-
den/ daß ſie von einem groſſen Herrn abgeſand waͤhren/ bey der Großmaͤchtigſten Koͤnigin
in Boͤhmen etwas in aller Freundſchafft zuwerben. Die Reichs Raͤhte/ welche wegen deꝛ
Fraͤulein Verluſt uͤberaus betruͤbt wahren/ inſonderheit/ weil die Koͤnigin ſich ſo gar nicht
wolte troͤſten laſſen/ hielten nicht vor rahtſam/ daß auff ſolches ungewiſſe Angeben der
Geſante ſolte eingelaſſen werden/ und lieſſen ihm in der Koͤnigin Nahmen andeuten: Er
ſolte wiſſen/ daß er in einem freyen Koͤnigreich waͤhre/ und ſchuldig/ ſich zuvor mit ſo vie-
len Reutern von ferne anmelden zulaſſen/ ehe und bevor er vor dem Stad Tohr anklopf-
fete; wuͤrde ihm alſo kraft dieſes ernſtlich gebohten/ ſeine ganze Reuterey biß auf XII Mañ/
ſtraks angeſichts zuruͤk gehẽ zulaſſen biß auf eine halbe Meile von der Stad/ oder man wuͤꝛ-
de ihnen bald Fuͤſſe machen. Der Geſante wolte dieſen Befehl unwillig empfinden/ und
mit groſſen Bedingungen aufftreten/ aber ihm ward zum endlichen Schluſſe geſagt/ die
Voͤlker hinter ſich zu ſchicken/ oder eines Angriffs gewaͤrtig zuſeyn/ weil man ohndas nicht
wuͤſte/ ob er von Freunden oder Feinden abgeſchikt waͤhre; Welcher Ernſt ihn bewog/ dz
er naͤhern Kauff gab/ die Reuter ſchleunig von ſich gehen ließ/ und von neuen anmeldete/
er waͤhre ein Gevollmaͤchtigter Geſanter des gewaltigen Koͤniges der Franken und Si-
kambrer/ uñ zweifelte nit/ man wuͤrde ihn von wegẽ ſeines Koͤniges unbeſchimpffet laſſen.
Herr Geſanter/ antwortete ihm H. Staniſla/ welcher an ihn geſchicketwar: Euer Koͤnig
bleibt an dieſem Orte wol unbeſchimpfet/ meinet ihr aber/ man koͤñe es in Boͤhmen riechẽ/
oder den Leuten vor dem Kopffe leſen/ von wannen ſie kommen/ uñ wem ſie zuſtehẽ? warum
habt ihr ſolches nit bald anfangs gemeldet? habt ihr daſſelbe aus Koͤnigl. befehl verſchwie-
gen/ ſo hat man euch nit allerdinge zu trauen; habt ihrs aber vor euch ſelbſt getahn/ muͤſſet
ihr einẽ ſchlechten Geſanten Verſtand haben; wie wol ich ſolches mit euch nit ſtreiten/ ſon-
dern hoͤchſtgedachtem Koͤnige zu ehren euch gebuͤhrlich empfangen und in die Stad beglei-
ten wil. Der unbeſonnene Menſch wuſte dieſes nicht zubeantworten/ nur dz er vorgab/ er
meinete nicht anders/ als daß er bald anfangs ſeines Koͤniges Meldung getahn haͤtte; wo
nicht/ waͤhre es ohn verſehens unterlaſſen. Welches aber Staniſla mit einem ſtilſchwei-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/386>, abgerufen am 21.12.2024.