Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
Werken der Christlichen Liebe sich fleissig übet. In diesem Vorsatze müsset ihr nun fort-
hin beständig verbleiben/ alsdann werdet ihr erfahren/ wiegnädig sich Gott wird finden
lassen; und ob wegen begangener Sünde er euch etwa hier zeitlich mit dem lieben Kreuz
heimsuchen/ daß ist/ mit seiner väterlichen Zuchtruhte stäupen würde/ daß ihr in Krankheit/
Gefängnis/ Armut/ ja in den zeitlichen Tod selbst gerahten soltet/ wird euer Herz doch
immer freudig bleiben/ und alle Pein und Angst dieses Lebens verachten. So komt nun
her/ setzet euch mit mir auff die Knie/ und sprechet mit herzlicher Andacht mir folgen des
Gebeht nach. Gallus wahr darzu willig/ fiel auff die Erde ganz nider/ lehnete sich auff die
Arme/ und mit gefaltenen Händen und heissen Trähnen sagte er ihm dieses Gebeht nach:
O du barmherziger HErr JEsus Christ/ du Liebhaber der Menschen/ du Erlöser der Sünder/ du Be-
kehrer der Unbußfertigen/ du Heyland aller Welt; ich bitte dich durch deine heilsame Menschwerdung
und Geburt/ durch dein Leyden/ Kreuz und Tod/ ja durch deine siegreiche Aufferstehung und Himmel-
fahrt/ du wollest mich armen elenden Sünder mit den Augen deiner grundlosen Barmherzigkeit an-
sehen/ wie du angesehen hast die bußfertige grosse Sünderin/ den Verleugner Petrus/ den Räuber und
Mörder am Kreuz. HErr mein Gott/ ich bin nicht wert/ daß ich vor dir erscheine/ noch meine Augen
und Stimme zu dir erhebe/ weil ich dich meinen Heyland mutwillig verleugnet/ auch nachgehends in
solcher Verleugnung viel Jahr ohn Wiederkehrung zugebracht/ da ich unterdessen durch des bösen
Feindes Verleitung und meines eigenen Willens Getrieb/ mein ganzes Leben in allerhand Sünden
und groben Lastern zugebracht habe. Dannoch aber/ weil du grundgütiger HErr allen Sündern ohn
Unterscheid zur Busse ruffest/ und ihnen Vergebung umbsonst/ und himlische Freude ohn Entgeltniß
anbeutest/ O HErr/ so halte ich dir dein Wort vor/ ich erinnere dich HErr deiner Einladung; komme
in solcher Zuversicht zu dir/ erkenne und bekenne meine Sünde/ und kehre mich zu deiner tröstlichen
Gnade und Barmherzigkeit. O Gott Vater/ und HErr meines Lebens/ biß mir armen elenden Sün-
der gnädig und barmherzig umb deines lieben Sohns JEsus Christ willen/ ach heilige und reinige
mich mit deinem Heiligen Geiste in meinem ganzen Leben/ mache aus mir ein heilsam und nüzliches
Werkzeug zu Lobe deinem Nahmen/ und zu meiner Seelen Seligkeit erhalte mich zum ewigen Leben;
Dann sihe O Gott mein Heil/ ich komme ja zu dir/ nicht auff meine Gerechtigkeit/ welche auch nichts
als Unflaht ist/ sondern auff deine grundlose Barmherz[i]gkeit mich verlassend/ deß wegen handele doch
mit mir nicht nach meiner Sünden/ und vergilt mir nicht nach meiner Missetaht/ sondern wie sich ein
Vater erbarmet über seine Kinder/ so erbarme dich HErr über mich/ auff daß ich deiner Gnade teil-
hafftig werde/ und so wol hier zeitlich als dort ewig dich davor loben/ rühmen und preisen möge/ Amen.

Nach endigung dieses Gebehts/ sprachen sie den Algemeinen Christlichen Glauben
und das heilige Vater Unser/ stunden hernach von der Erden wieder auff/ und rühmete
Gallus mit freudigem Angesicht/ wie er so einen kräfftigen Trost in seiner Seele empfün-
de/ und Gottes Barn herzigkeit eigentlich spürete. Herkules antwortete/ es ist mir sehr
lieb/ daß ihr durch meine Anleitung/ die Gott gewirker hat/ wiederumb ein wahres Glied-
maß der algemeinen Christlichen Kirchen worden seid; aber bittet Gott/ daß durch sei-
nen guten Geist er euch in diesem wolangefangenen Werke stärke und erhalte; und sehet
zu/ lasset euch durch Fleisch und Blut ja nicht verführen/ daß ihrs wieder anfangen woltet/
wo ihrs gelassen habt. Unterrichtete ihn hernach weiter in den Häuptstücken des Christ-
lichen Glaubens/ deren er sich alle wieder erinnern kunte/ wie er ohn daß einen scharffen
Verstand und gutes Gedächtnis hatte. Schlißlich ermahnete er ihn/ er solte bey des Glau-
bens Einfalt bleiben/ und durch die vorwitzig-Gelehrten sich nicht irre machen lassen/ in-

sonder-

Anderes Buch.
Werken der Chriſtlichen Liebe ſich fleiſſig uͤbet. In dieſem Vorſatze muͤſſet ihr nun fort-
hin beſtaͤndig verbleiben/ alsdann werdet ihr erfahren/ wiegnaͤdig ſich Gott wird finden
laſſen; und ob wegen begangener Suͤnde er euch etwa hier zeitlich mit dem lieben Kreuz
heimſuchen/ daß iſt/ mit ſeiner vaͤterlichen Zuchtruhte ſtaͤupen wuͤꝛde/ daß ihr in Krankheit/
Gefaͤngnis/ Armut/ ja in den zeitlichen Tod ſelbſt gerahten ſoltet/ wird euer Herz doch
immer freudig bleiben/ und alle Pein und Angſt dieſes Lebens verachten. So komt nun
her/ ſetzet euch mit mir auff die Knie/ und ſprechet mit herzlicher Andacht mir folgen des
Gebeht nach. Gallus wahr darzu willig/ fiel auff die Erde ganz nider/ lehnete ſich auff die
Arme/ und mit gefaltenen Haͤnden und heiſſen Traͤhnen ſagte er ihm dieſes Gebeht nach:
O du barmherziger HErr JEſus Chriſt/ du Liebhaber der Menſchen/ du Erloͤſer der Suͤnder/ du Be-
kehrer der Unbußfertigen/ du Heyland aller Welt; ich bitte dich durch deine heilſame Menſchwerdung
und Geburt/ durch dein Leyden/ Kreuz und Tod/ ja durch deine ſiegreiche Aufferſtehung und Himmel-
fahrt/ du wolleſt mich armen elenden Suͤnder mit den Augen deiner grundloſen Barmherzigkeit an-
ſehen/ wie du angeſehen haſt die bußfertige groſſe Suͤnderin/ den Verleugner Petrus/ den Raͤuber uñ
Moͤrder am Kreuz. HErr mein Gott/ ich bin nicht wert/ daß ich vor dir erſcheine/ noch meine Augen
und Stimme zu dir erhebe/ weil ich dich meinen Heyland mutwillig verleugnet/ auch nachgehends in
ſolcher Verleugnung viel Jahr ohn Wiederkehrung zugebracht/ da ich unterdeſſen durch des boͤſen
Feindes Verleitung und meines eigenen Willens Getrieb/ mein ganzes Leben in allerhand Suͤnden
und groben Laſtern zugebracht habe. Dannoch aber/ weil du grundguͤtiger HErr allen Suͤndern ohn
Unterſcheid zur Buſſe ruffeſt/ und ihnen Vergebung umbſonſt/ und himliſche Freude ohn Entgeltniß
anbeuteſt/ O HErr/ ſo halte ich dir dein Wort vor/ ich erinnere dich HErr deiner Einladung; komme
in ſolcher Zuverſicht zu dir/ erkenne und bekenne meine Suͤnde/ und kehre mich zu deiner troͤſtlichen
Gnade und Barmherzigkeit. O Gott Vater/ und HErr meines Lebens/ biß mir armen elenden Suͤn-
der gnaͤdig und barmherzig umb deines lieben Sohns JEſus Chriſt willen/ ach heilige und reinige
mich mit deinem Heiligen Geiſte in meinem ganzen Leben/ mache aus mir ein heilſam und nuͤzliches
Werkzeug zu Lobe deinem Nahmen/ und zu meiner Seelen Seligkeit erhalte mich zum ewigen Leben;
Dann ſihe O Gott mein Heil/ ich komme ja zu dir/ nicht auff meine Gerechtigkeit/ welche auch nichts
als Unflaht iſt/ ſondern auff deine grundloſe Barmherz[i]gkeit mich verlaſſend/ deß wegen handele doch
mit mir nicht nach meiner Sünden/ und vergilt mir nicht nach meiner Miſſetaht/ ſondern wie ſich ein
Vater erbarmet uͤber ſeine Kinder/ ſo erbarme dich HErr uͤber mich/ auff daß ich deiner Gnade teil-
hafftig werde/ und ſo wol hier zeitlich als dort ewig dich davor loben/ ruͤhmen und preiſen moͤge/ Amẽ.

Nach endigung dieſes Gebehts/ ſprachen ſie den Algemeinen Chriſtlichen Glauben
und das heilige Vater Unſer/ ſtunden hernach von der Erden wieder auff/ und ruͤhmete
Gallus mit freudigem Angeſicht/ wie er ſo einen kraͤfftigen Troſt in ſeiner Seele empfuͤn-
de/ und Gottes Barn herzigkeit eigentlich ſpuͤrete. Herkules antwortete/ es iſt mir ſehr
lieb/ daß ihr durch meine Anleitung/ die Gott gewirker hat/ wiederumb ein wahres Glied-
maß der algemeinen Chriſtlichen Kirchen worden ſeid; aber bittet Gott/ daß durch ſei-
nen guten Geiſt er euch in dieſem wolangefangenen Werke ſtaͤrke und erhalte; und ſehet
zu/ laſſet euch durch Fleiſch und Blut ja nicht verfuͤhren/ daß ihrs wieder anfangen woltet/
wo ihrs gelaſſen habt. Unterrichtete ihn hernach weiter in den Haͤuptſtuͤcken des Chriſt-
lichen Glaubens/ deren er ſich alle wieder erinnern kunte/ wie er ohn daß einen ſcharffen
Verſtand uñ gutes Gedaͤchtnis hatte. Schlißlich ermahnete er ihn/ er ſolte bey des Glau-
bens Einfalt bleiben/ und durch die vorwitzig-Gelehrten ſich nicht irre machen laſſen/ in-

ſonder-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0316" n="278"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
Werken der Chri&#x017F;tlichen Liebe &#x017F;ich flei&#x017F;&#x017F;ig u&#x0364;bet. In die&#x017F;em Vor&#x017F;atze mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihr nun fort-<lb/>
hin be&#x017F;ta&#x0364;ndig verbleiben/ alsdann werdet ihr erfahren/ wiegna&#x0364;dig &#x017F;ich Gott wird finden<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en; und ob wegen begangener Su&#x0364;nde er euch etwa hier zeitlich mit dem lieben Kreuz<lb/>
heim&#x017F;uchen/ daß i&#x017F;t/ mit &#x017F;einer va&#x0364;terlichen Zuchtruhte &#x017F;ta&#x0364;upen wu&#x0364;&#xA75B;de/ daß ihr in Krankheit/<lb/>
Gefa&#x0364;ngnis/ Armut/ ja in den zeitlichen Tod &#x017F;elb&#x017F;t gerahten &#x017F;oltet/ wird euer Herz doch<lb/>
immer freudig bleiben/ und alle Pein und Ang&#x017F;t die&#x017F;es Lebens verachten. So komt nun<lb/>
her/ &#x017F;etzet euch mit mir auff die Knie/ und &#x017F;prechet mit herzlicher Andacht mir folgen des<lb/>
Gebeht nach. Gallus wahr darzu willig/ fiel auff die Erde ganz nider/ lehnete &#x017F;ich auff die<lb/>
Arme/ und mit gefaltenen Ha&#x0364;nden und hei&#x017F;&#x017F;en Tra&#x0364;hnen &#x017F;agte er ihm die&#x017F;es Gebeht nach:<lb/>
O du barmherziger HErr JE&#x017F;us Chri&#x017F;t/ du Liebhaber der Men&#x017F;chen/ du Erlo&#x0364;&#x017F;er der Su&#x0364;nder/ du Be-<lb/>
kehrer der Unbußfertigen/ du Heyland aller Welt; ich bitte dich durch deine heil&#x017F;ame Men&#x017F;chwerdung<lb/>
und Geburt/ durch dein Leyden/ Kreuz und Tod/ ja durch deine &#x017F;iegreiche Auffer&#x017F;tehung und Himmel-<lb/>
fahrt/ du wolle&#x017F;t mich armen elenden Su&#x0364;nder mit den Augen deiner grundlo&#x017F;en Barmherzigkeit an-<lb/>
&#x017F;ehen/ wie du ange&#x017F;ehen ha&#x017F;t die bußfertige gro&#x017F;&#x017F;e Su&#x0364;nderin/ den Verleugner Petrus/ den Ra&#x0364;uber un&#x0303;<lb/>
Mo&#x0364;rder am Kreuz. HErr mein Gott/ ich bin nicht wert/ daß ich vor dir er&#x017F;cheine/ noch meine Augen<lb/>
und Stimme zu dir erhebe/ weil ich dich meinen Heyland mutwillig verleugnet/ auch nachgehends in<lb/>
&#x017F;olcher Verleugnung viel Jahr ohn Wiederkehrung zugebracht/ da ich unterde&#x017F;&#x017F;en durch des bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
Feindes Verleitung und meines eigenen Willens Getrieb/ mein ganzes Leben in allerhand Su&#x0364;nden<lb/>
und groben La&#x017F;tern zugebracht habe. Dannoch aber/ weil du grundgu&#x0364;tiger HErr allen Su&#x0364;ndern ohn<lb/>
Unter&#x017F;cheid zur Bu&#x017F;&#x017F;e ruffe&#x017F;t/ und ihnen Vergebung umb&#x017F;on&#x017F;t/ und himli&#x017F;che Freude ohn Entgeltniß<lb/>
anbeute&#x017F;t/ O HErr/ &#x017F;o halte ich dir dein Wort vor/ ich erinnere dich HErr deiner Einladung; komme<lb/>
in &#x017F;olcher Zuver&#x017F;icht zu dir/ erkenne und bekenne meine Su&#x0364;nde/ und kehre mich zu deiner tro&#x0364;&#x017F;tlichen<lb/>
Gnade und Barmherzigkeit. O Gott Vater/ und HErr meines Lebens/ biß mir armen elenden Su&#x0364;n-<lb/>
der gna&#x0364;dig und barmherzig umb deines lieben Sohns JE&#x017F;us Chri&#x017F;t willen/ ach heilige und reinige<lb/>
mich mit deinem Heiligen Gei&#x017F;te in meinem ganzen Leben/ mache aus mir ein heil&#x017F;am und nu&#x0364;zliches<lb/>
Werkzeug zu Lobe deinem Nahmen/ und zu meiner Seelen Seligkeit erhalte mich zum ewigen Leben;<lb/>
Dann &#x017F;ihe O Gott mein Heil/ ich komme ja zu dir/ nicht auff meine Gerechtigkeit/ welche auch nichts<lb/>
als Unflaht i&#x017F;t/ &#x017F;ondern auff deine grundlo&#x017F;e Barmherz<supplied>i</supplied>gkeit mich verla&#x017F;&#x017F;end/ deß wegen handele doch<lb/>
mit mir nicht nach meiner Sünden/ und vergilt mir nicht nach meiner Mi&#x017F;&#x017F;etaht/ &#x017F;ondern wie &#x017F;ich ein<lb/>
Vater erbarmet u&#x0364;ber &#x017F;eine Kinder/ &#x017F;o erbarme dich HErr u&#x0364;ber mich/ auff daß ich deiner Gnade teil-<lb/>
hafftig werde/ und &#x017F;o wol hier zeitlich als dort ewig dich davor loben/ ru&#x0364;hmen und prei&#x017F;en mo&#x0364;ge/ Ame&#x0303;.</p><lb/>
        <p>Nach endigung die&#x017F;es Gebehts/ &#x017F;prachen &#x017F;ie den Algemeinen Chri&#x017F;tlichen Glauben<lb/>
und das heilige Vater Un&#x017F;er/ &#x017F;tunden hernach von der Erden wieder auff/ und ru&#x0364;hmete<lb/>
Gallus mit freudigem Ange&#x017F;icht/ wie er &#x017F;o einen kra&#x0364;fftigen Tro&#x017F;t in &#x017F;einer Seele empfu&#x0364;n-<lb/>
de/ und Gottes Barn herzigkeit eigentlich &#x017F;pu&#x0364;rete. Herkules antwortete/ es i&#x017F;t mir &#x017F;ehr<lb/>
lieb/ daß ihr durch meine Anleitung/ die Gott gewirker hat/ wiederumb ein wahres Glied-<lb/>
maß der algemeinen Chri&#x017F;tlichen Kirchen worden &#x017F;eid; aber bittet Gott/ daß durch &#x017F;ei-<lb/>
nen guten Gei&#x017F;t er euch in die&#x017F;em wolangefangenen Werke &#x017F;ta&#x0364;rke und erhalte; und &#x017F;ehet<lb/>
zu/ la&#x017F;&#x017F;et euch durch Flei&#x017F;ch und Blut ja nicht verfu&#x0364;hren/ daß ihrs wieder anfangen woltet/<lb/>
wo ihrs gela&#x017F;&#x017F;en habt. Unterrichtete ihn hernach weiter in den Ha&#x0364;upt&#x017F;tu&#x0364;cken des Chri&#x017F;t-<lb/>
lichen Glaubens/ deren er &#x017F;ich alle wieder erinnern kunte/ wie er ohn daß einen &#x017F;charffen<lb/>
Ver&#x017F;tand un&#x0303; gutes Geda&#x0364;chtnis hatte. Schlißlich ermahnete er ihn/ er &#x017F;olte bey des Glau-<lb/>
bens Einfalt bleiben/ und durch die vorwitzig-Gelehrten &#x017F;ich nicht irre machen la&#x017F;&#x017F;en/ in-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;onder-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[278/0316] Anderes Buch. Werken der Chriſtlichen Liebe ſich fleiſſig uͤbet. In dieſem Vorſatze muͤſſet ihr nun fort- hin beſtaͤndig verbleiben/ alsdann werdet ihr erfahren/ wiegnaͤdig ſich Gott wird finden laſſen; und ob wegen begangener Suͤnde er euch etwa hier zeitlich mit dem lieben Kreuz heimſuchen/ daß iſt/ mit ſeiner vaͤterlichen Zuchtruhte ſtaͤupen wuͤꝛde/ daß ihr in Krankheit/ Gefaͤngnis/ Armut/ ja in den zeitlichen Tod ſelbſt gerahten ſoltet/ wird euer Herz doch immer freudig bleiben/ und alle Pein und Angſt dieſes Lebens verachten. So komt nun her/ ſetzet euch mit mir auff die Knie/ und ſprechet mit herzlicher Andacht mir folgen des Gebeht nach. Gallus wahr darzu willig/ fiel auff die Erde ganz nider/ lehnete ſich auff die Arme/ und mit gefaltenen Haͤnden und heiſſen Traͤhnen ſagte er ihm dieſes Gebeht nach: O du barmherziger HErr JEſus Chriſt/ du Liebhaber der Menſchen/ du Erloͤſer der Suͤnder/ du Be- kehrer der Unbußfertigen/ du Heyland aller Welt; ich bitte dich durch deine heilſame Menſchwerdung und Geburt/ durch dein Leyden/ Kreuz und Tod/ ja durch deine ſiegreiche Aufferſtehung und Himmel- fahrt/ du wolleſt mich armen elenden Suͤnder mit den Augen deiner grundloſen Barmherzigkeit an- ſehen/ wie du angeſehen haſt die bußfertige groſſe Suͤnderin/ den Verleugner Petrus/ den Raͤuber uñ Moͤrder am Kreuz. HErr mein Gott/ ich bin nicht wert/ daß ich vor dir erſcheine/ noch meine Augen und Stimme zu dir erhebe/ weil ich dich meinen Heyland mutwillig verleugnet/ auch nachgehends in ſolcher Verleugnung viel Jahr ohn Wiederkehrung zugebracht/ da ich unterdeſſen durch des boͤſen Feindes Verleitung und meines eigenen Willens Getrieb/ mein ganzes Leben in allerhand Suͤnden und groben Laſtern zugebracht habe. Dannoch aber/ weil du grundguͤtiger HErr allen Suͤndern ohn Unterſcheid zur Buſſe ruffeſt/ und ihnen Vergebung umbſonſt/ und himliſche Freude ohn Entgeltniß anbeuteſt/ O HErr/ ſo halte ich dir dein Wort vor/ ich erinnere dich HErr deiner Einladung; komme in ſolcher Zuverſicht zu dir/ erkenne und bekenne meine Suͤnde/ und kehre mich zu deiner troͤſtlichen Gnade und Barmherzigkeit. O Gott Vater/ und HErr meines Lebens/ biß mir armen elenden Suͤn- der gnaͤdig und barmherzig umb deines lieben Sohns JEſus Chriſt willen/ ach heilige und reinige mich mit deinem Heiligen Geiſte in meinem ganzen Leben/ mache aus mir ein heilſam und nuͤzliches Werkzeug zu Lobe deinem Nahmen/ und zu meiner Seelen Seligkeit erhalte mich zum ewigen Leben; Dann ſihe O Gott mein Heil/ ich komme ja zu dir/ nicht auff meine Gerechtigkeit/ welche auch nichts als Unflaht iſt/ ſondern auff deine grundloſe Barmherzigkeit mich verlaſſend/ deß wegen handele doch mit mir nicht nach meiner Sünden/ und vergilt mir nicht nach meiner Miſſetaht/ ſondern wie ſich ein Vater erbarmet uͤber ſeine Kinder/ ſo erbarme dich HErr uͤber mich/ auff daß ich deiner Gnade teil- hafftig werde/ und ſo wol hier zeitlich als dort ewig dich davor loben/ ruͤhmen und preiſen moͤge/ Amẽ. Nach endigung dieſes Gebehts/ ſprachen ſie den Algemeinen Chriſtlichen Glauben und das heilige Vater Unſer/ ſtunden hernach von der Erden wieder auff/ und ruͤhmete Gallus mit freudigem Angeſicht/ wie er ſo einen kraͤfftigen Troſt in ſeiner Seele empfuͤn- de/ und Gottes Barn herzigkeit eigentlich ſpuͤrete. Herkules antwortete/ es iſt mir ſehr lieb/ daß ihr durch meine Anleitung/ die Gott gewirker hat/ wiederumb ein wahres Glied- maß der algemeinen Chriſtlichen Kirchen worden ſeid; aber bittet Gott/ daß durch ſei- nen guten Geiſt er euch in dieſem wolangefangenen Werke ſtaͤrke und erhalte; und ſehet zu/ laſſet euch durch Fleiſch und Blut ja nicht verfuͤhren/ daß ihrs wieder anfangen woltet/ wo ihrs gelaſſen habt. Unterrichtete ihn hernach weiter in den Haͤuptſtuͤcken des Chriſt- lichen Glaubens/ deren er ſich alle wieder erinnern kunte/ wie er ohn daß einen ſcharffen Verſtand uñ gutes Gedaͤchtnis hatte. Schlißlich ermahnete er ihn/ er ſolte bey des Glau- bens Einfalt bleiben/ und durch die vorwitzig-Gelehrten ſich nicht irre machen laſſen/ in- ſonder-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/316
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/316>, abgerufen am 27.07.2024.