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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
meiner Frl. Schwester am schädlichsten seyn. Fabius sagte; auff euer verbessern ihr Her-
ren/ währe meine Meynung daß wir Leches nachfolgeten/ das Werk desto glüklicher zube-
schleunigen/ dann hätten wir nur einen gefangenen von den Räubern/ wolten wir schon
erfahren/ wohin man sich wenden müste. Herkules wahr so verwirret/ daß er seiner Ver-
nunfft fast nicht mächtig wahr/ hielt endlich diesen Raht vor den besten/ und in dem er sich
wieder auff das Pferd setzete/ sagte er: Nun so lasset uns in dem Nahmen des Almächti-
gen Gottes reiten und Leches folgen/ vielleicht bedürffen sie unsers rahts und Hülffe; or-
dente doch zuvor zehne aus ihrer Geselschafft/ welche den Wald hin und wieder durch reiten
solten/ ob sie etwas außforschen möchten; er mit den übrigen folgete Leches Spuhr/ kunten
ihn doch nicht erreichen/ weil er einen grossen Vorsprung vor ihnen hatte; dann er jagete
mit seinen leuten immer fort biß an den späten Abend/ da sahe er ein Dörflein vor ihm lie-
gen/ worauff die Räuber nach außweisung des Hueffschlages/ zugezogen wahren. Er
baht Klodius voraus zusetzen/ und in der Stille nachzuforschen/ ob sie in diesem Dorffe
blieben/ oder weiter fortgezogen währen; welcher dann schnelle forteilete/ und die andern
der weil sich hinter einer Hecken verborgen hielten/ traff eine erwachsene Bauren Dirne
an/ welche der Kälber hütete/ und fragete sie/ ob nicht Reuter mit ledigen Pferden daher
geritten währen. Ja sagte sie/ es währen Reuter und ledige Pferde dahergezogen/ ob sie
aber alle geritlen/ oder etliche zu fusse gangen/ hätte sie so eigentlich nicht acht gehabt. Klo-
dius wie betrübt er wahr/ muste doch der Einfalt lachen/ und fragete ihn die Dirne/ ob er
zu den andern gehörete/ und sie gedächte zuerreichen/ müste er nicht lange Gefatternspra-
che halten/ dann sie währen sehr eilig fortgezogen/ und hätte sie im vorüber reiten von ihnen
gehöret/ daß sie in dem Flecken/ welcher eine Meile von hinnen läge/ ihr Nachtlager hal-
ten wolten. Klodius winkete seinen Gesellen/ welche bald herbey rücketen/ nahmen einen
Bauren aus dem Dorffe mit sich ums Lohn/ ihnen den rechten Weg zuzeigen. Zwischen
einer guten Viertelstunde kam Herkules mit den seinen eben bey demselben Dorffe an/
rieff einem Bauren zu/ ob nicht eine zimliche Schaar Reuter hieselbst durch gezogen wäh-
re. Ja/ antwortete dieser/ sie sind kurz vor euch hinweg/ und haben meinen Nachbar ge-
dinget/ ihnen den Weg zum nähesten Flecken zuzeigen/ vorgebend/ sie folgeten ihrer Ge-
selschafft/ die vor drittehalb Stunden mit vielen ledigen Pferden hindurch gezogen sind/
und daselbst benachten werden. Er ward der Zeitung froh/ und sagte zu ihm: Mein Freund/
da habt ihr eine halbe Krone; lieber seid gebehten/ und führet uns auch dahin/ daß wir zu
unsern Leuten kommen mögen/ weil uns daran gelegen ist. Behüte Gott/ antwortete der
Bauer; solte ich so viel Geld davor nehmen? ich bin euch gerne zu dienst/ aber umb die ge-
bührliche Billigkeit/ als drey Groschen/ ein mehres nehme ich nicht. Lieber Gott/ sagte
Herkules/ daß alle Welt dieser Genügsamkeit möchte ergeben seyn/ wie mannicher unnü-
tzer Streit würde alsdann unterwegen bleiben; hieß den Bauren ein Pferd hohlen/ und
vor ihnen her reiten/ weil sie eilen müsten; die Belohnung solte ihm nach seinem Willen
werden. Sie seumeten sich nicht lange/ und traffen Leches mit den seinen an/ da sie gleich
von den Pferden gestiegen/ und den Flecken zuersteigen sich fertig gemacht hatten. Als sie
nun der Reuter hinter ihnen gewahr wurden/ meyneten sie/ es währen Räuber/ lieffen
ihren Pferden zu/ und wolten auffsitzen; welchen Irtuhm Fabius merkend/ allein zu ihnen

hin

Anderes Buch.
meiner Frl. Schweſter am ſchaͤdlichſten ſeyn. Fabius ſagte; auff euer verbeſſern ihr Her-
ren/ waͤhre meine Meynung daß wir Leches nachfolgeten/ das Werk deſto gluͤklicher zube-
ſchleunigen/ dann haͤtten wir nur einen gefangenen von den Raͤubern/ wolten wir ſchon
erfahren/ wohin man ſich wenden muͤſte. Herkules wahr ſo verwirret/ daß er ſeiner Ver-
nunfft faſt nicht maͤchtig wahr/ hielt endlich dieſen Raht vor den beſten/ und in dem er ſich
wieder auff das Pferd ſetzete/ ſagte er: Nun ſo laſſet uns in dem Nahmen des Almaͤchti-
gen Gottes reiten und Leches folgen/ vielleicht beduͤrffen ſie unſers rahts und Huͤlffe; or-
dente doch zuvor zehne aus ihrer Geſelſchafft/ welche den Wald hin uñ wiedeꝛ durch reiten
ſolten/ ob ſie etwas außforſchen moͤchten; er mit den uͤbrigen folgete Leches Spuhr/ kunten
ihn doch nicht erreichen/ weil er einen groſſen Vorſprung vor ihnen hatte; dann er jagete
mit ſeinen leuten immer fort biß an den ſpaͤten Abend/ da ſahe er ein Doͤrflein vor ihm lie-
gen/ worauff die Raͤuber nach außweiſung des Hueffſchlages/ zugezogen wahren. Er
baht Klodius voraus zuſetzen/ und in der Stille nachzuforſchen/ ob ſie in dieſem Dorffe
blieben/ oder weiter fortgezogen waͤhren; welcher dann ſchnelle forteilete/ und die andern
der weil ſich hinter einer Hecken verborgen hielten/ traff eine erwachſene Bauren Dirne
an/ welche der Kaͤlber huͤtete/ und fragete ſie/ ob nicht Reuter mit ledigen Pferden daher
geritten waͤhren. Ja ſagte ſie/ es waͤhren Reuter und ledige Pferde dahergezogen/ ob ſie
aber alle geritlen/ oder etliche zu fuſſe gangen/ haͤtte ſie ſo eigentlich nicht acht gehabt. Klo-
dius wie betruͤbt er wahr/ muſte doch der Einfalt lachen/ und fragete ihn die Dirne/ ob er
zu den andern gehoͤrete/ und ſie gedaͤchte zuerreichen/ muͤſte er nicht lange Gefatternſpra-
che halten/ dann ſie waͤhren ſehr eilig fortgezogen/ und haͤtte ſie im voruͤber reiten von ihnẽ
gehoͤret/ daß ſie in dem Flecken/ welcher eine Meile von hinnen laͤge/ ihr Nachtlager hal-
ten wolten. Klodius winkete ſeinen Geſellen/ welche bald herbey ruͤcketen/ nahmen einen
Bauren aus dem Dorffe mit ſich ums Lohn/ ihnen den rechten Weg zuzeigen. Zwiſchen
einer guten Viertelſtunde kam Herkules mit den ſeinen eben bey demſelben Dorffe an/
rieff einem Bauren zu/ ob nicht eine zimliche Schaar Reuter hieſelbſt durch gezogen waͤh-
re. Ja/ antwortete dieſer/ ſie ſind kurz vor euch hinweg/ und haben meinen Nachbar ge-
dinget/ ihnen den Weg zum naͤheſten Flecken zuzeigen/ vorgebend/ ſie folgeten ihrer Ge-
ſelſchafft/ die vor drittehalb Stunden mit vielen ledigen Pferden hindurch gezogen ſind/
und daſelbſt benachten werden. Er ward der Zeitung froh/ uñ ſagte zu ihm: Mein Freund/
da habt ihr eine halbe Krone; lieber ſeid gebehten/ und fuͤhret uns auch dahin/ daß wir zu
unſern Leuten kommen moͤgen/ weil uns daran gelegen iſt. Behuͤte Gott/ antwortete der
Bauer; ſolte ich ſo viel Geld davor nehmen? ich bin euch gerne zu dienſt/ aber umb die ge-
buͤhrliche Billigkeit/ als drey Groſchen/ ein mehres nehme ich nicht. Lieber Gott/ ſagte
Herkules/ daß alle Welt dieſer Genuͤgſamkeit moͤchte ergeben ſeyn/ wie mannicher unnuͤ-
tzer Streit wuͤrde alsdann unterwegen bleiben; hieß den Bauren ein Pferd hohlen/ und
vor ihnen her reiten/ weil ſie eilen muͤſten; die Belohnung ſolte ihm nach ſeinem Willen
werden. Sie ſeumeten ſich nicht lange/ und traffen Leches mit den ſeinen an/ da ſie gleich
von den Pferden geſtiegen/ und den Flecken zuerſteigen ſich fertig gemacht hatten. Als ſie
nun der Reuter hinter ihnen gewahr wurden/ meyneten ſie/ es waͤhren Raͤuber/ lieffen
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[260/0298] Anderes Buch. meiner Frl. Schweſter am ſchaͤdlichſten ſeyn. Fabius ſagte; auff euer verbeſſern ihr Her- ren/ waͤhre meine Meynung daß wir Leches nachfolgeten/ das Werk deſto gluͤklicher zube- ſchleunigen/ dann haͤtten wir nur einen gefangenen von den Raͤubern/ wolten wir ſchon erfahren/ wohin man ſich wenden muͤſte. Herkules wahr ſo verwirret/ daß er ſeiner Ver- nunfft faſt nicht maͤchtig wahr/ hielt endlich dieſen Raht vor den beſten/ und in dem er ſich wieder auff das Pferd ſetzete/ ſagte er: Nun ſo laſſet uns in dem Nahmen des Almaͤchti- gen Gottes reiten und Leches folgen/ vielleicht beduͤrffen ſie unſers rahts und Huͤlffe; or- dente doch zuvor zehne aus ihrer Geſelſchafft/ welche den Wald hin uñ wiedeꝛ durch reiten ſolten/ ob ſie etwas außforſchen moͤchten; er mit den uͤbrigen folgete Leches Spuhr/ kunten ihn doch nicht erreichen/ weil er einen groſſen Vorſprung vor ihnen hatte; dann er jagete mit ſeinen leuten immer fort biß an den ſpaͤten Abend/ da ſahe er ein Doͤrflein vor ihm lie- gen/ worauff die Raͤuber nach außweiſung des Hueffſchlages/ zugezogen wahren. Er baht Klodius voraus zuſetzen/ und in der Stille nachzuforſchen/ ob ſie in dieſem Dorffe blieben/ oder weiter fortgezogen waͤhren; welcher dann ſchnelle forteilete/ und die andern der weil ſich hinter einer Hecken verborgen hielten/ traff eine erwachſene Bauren Dirne an/ welche der Kaͤlber huͤtete/ und fragete ſie/ ob nicht Reuter mit ledigen Pferden daher geritten waͤhren. Ja ſagte ſie/ es waͤhren Reuter und ledige Pferde dahergezogen/ ob ſie aber alle geritlen/ oder etliche zu fuſſe gangen/ haͤtte ſie ſo eigentlich nicht acht gehabt. Klo- dius wie betruͤbt er wahr/ muſte doch der Einfalt lachen/ und fragete ihn die Dirne/ ob er zu den andern gehoͤrete/ und ſie gedaͤchte zuerreichen/ muͤſte er nicht lange Gefatternſpra- che halten/ dann ſie waͤhren ſehr eilig fortgezogen/ und haͤtte ſie im voruͤber reiten von ihnẽ gehoͤret/ daß ſie in dem Flecken/ welcher eine Meile von hinnen laͤge/ ihr Nachtlager hal- ten wolten. Klodius winkete ſeinen Geſellen/ welche bald herbey ruͤcketen/ nahmen einen Bauren aus dem Dorffe mit ſich ums Lohn/ ihnen den rechten Weg zuzeigen. Zwiſchen einer guten Viertelſtunde kam Herkules mit den ſeinen eben bey demſelben Dorffe an/ rieff einem Bauren zu/ ob nicht eine zimliche Schaar Reuter hieſelbſt durch gezogen waͤh- re. Ja/ antwortete dieſer/ ſie ſind kurz vor euch hinweg/ und haben meinen Nachbar ge- dinget/ ihnen den Weg zum naͤheſten Flecken zuzeigen/ vorgebend/ ſie folgeten ihrer Ge- ſelſchafft/ die vor drittehalb Stunden mit vielen ledigen Pferden hindurch gezogen ſind/ und daſelbſt benachten werden. Er ward der Zeitung froh/ uñ ſagte zu ihm: Mein Freund/ da habt ihr eine halbe Krone; lieber ſeid gebehten/ und fuͤhret uns auch dahin/ daß wir zu unſern Leuten kommen moͤgen/ weil uns daran gelegen iſt. Behuͤte Gott/ antwortete der Bauer; ſolte ich ſo viel Geld davor nehmen? ich bin euch gerne zu dienſt/ aber umb die ge- buͤhrliche Billigkeit/ als drey Groſchen/ ein mehres nehme ich nicht. Lieber Gott/ ſagte Herkules/ daß alle Welt dieſer Genuͤgſamkeit moͤchte ergeben ſeyn/ wie mannicher unnuͤ- tzer Streit wuͤrde alsdann unterwegen bleiben; hieß den Bauren ein Pferd hohlen/ und vor ihnen her reiten/ weil ſie eilen muͤſten; die Belohnung ſolte ihm nach ſeinem Willen werden. Sie ſeumeten ſich nicht lange/ und traffen Leches mit den ſeinen an/ da ſie gleich von den Pferden geſtiegen/ und den Flecken zuerſteigen ſich fertig gemacht hatten. Als ſie nun der Reuter hinter ihnen gewahr wurden/ meyneten ſie/ es waͤhren Raͤuber/ lieffen ihren Pferden zu/ und wolten auffſitzen; welchen Irtuhm Fabius merkend/ allein zu ihnen hin

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/298>, abgerufen am 21.12.2024.