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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
stalle gewesen/ dz das vorige nur ein Kinderspiel dagegen zu rechnen währe/ und wann sie die
wirkung des ergangenen übels sehen wolten/ stünde solche zu jhrem belieben/ nachdemnun
mehr vor einer halben Stunde sich alles gestillet hätte. Herkules wuste nicht/ was er dar-
aus machen solte; und Ladisla fing an ungeduldig drüber zu werden; ob dann der Teufel
auff jhren Pferden Ritter werden wolte. Sie machten sich bald dahin in den äussersten
Vorhoff/ da jhr Marstal wahr/ und sahen nicht allein/ daß XXIV statliche/ teils Gutsch-teils
Reit Pferde daselbst im Platze tod lagen/ sondern auch acht übel zugerichtete Pferdeknech-
te/ denen Arm und Beine entzwey geschlagen wahren. Das ganze Dach war über die Stat-
maur hinweg geführet/ und das Pflaster des Stalles wahr dergestalt ümbgewühlet/ daß
kein Stein an seinem vorigen Orte lag. Ladisla rief einen Gutscher herzu/ und fragete/ wie
es zugangen währe; welcher diese Erzählung vorbrachte: Gleich üm die Mitternacht
ging das vorige Un&wnesen an da die Pferde prausteten und trampfeten/ biß ein heftiges peit-
schen gehöret ward/ worauff die Pferde jhre Halfter zurissen/ loß wurden/ und ein solches
wrinschen/ schlagen und beissen unter sich anfingen/ daß wir alle miteinander nicht anders
gedenken kunten/ als das sie alle drauf gehen würden; Unser etliche machten sich auf/ ümb
den Stal zu öffnen/ worüber jene arme Kerle von den Pferden so elendig zugerichtet sind;
mir aber fugete das Glük daß ich zu der Stal Tühr nahete/ und sie auffstieß/ worauff die
Pferde als wild und tol hinaus sprungen/ auch so bald sie unter den blossen Himmel kah-
men/ ganz stille und ruhig wurden/ als währen sie auff der Weide gangen. Im Stalle aber
wahr ein solches Wesen/ als hätte man jhn gar ümwerffen wollen/ biß endlich ein starker
Sturmwind das Dach fassete/ und es in einem Stücke durch die Luft hinweg führete/ da
dann diese XXIV Pferde drüber zu nicht kommen/ die übrigen aber/ ohn vier verwundete/
Gesund blieben sind. Herkules sagte zu Ladißla; wir wollen dem Teufel zu Troz dieses al-
les verachten/ verlachen/ und kein Wort davon reden/ er mag immerhin sich in dem stinken-
den Pferdestal lustig machen; ging mit jhm hin in den Lust Garten/ und als sie vor einem
Rosenstocke vorbey traten/ ward Herkules gewahr/ daß unter den weissen Rosen eine roh-
te oben im Gipfel saß/ dessen er sich wunderte/ und es Ladisla zeigete. Frl. Sibylla machte
sich zeitig nach Fr. Sophien/ und wahr jhre erste Frage/ warumb Herr Herkules des vori-
gen Abends so schwermühtig gewesen/ und wieder seine Gewonheit stilschweigens Abscheid
genommen hätte; worauff sie antwortete: Er hätte sich etwas übel befunden/ währe aber
schon besser mit jhm. Als sie gekleidet wahren gingen sie nach dem Garten/ da jhnen Herku-
les die Blutrohte Rose unter den Schneweissen zeigete/ welches Fr. Sophia vor ein son-
derliches Unglüks-Zeichen hielt/ und das nöhtig währe/ durch Opfer die zornigen Götter
zu versöhnen. Aber Herkules/ der solche Abgötterey nicht stärken wolte/ gab zur Antwort:
man müste kein abergläubisch Ding aus den Gewächsen machen; es trüge sich desglei-
chen an den Zwiebel gewächsen zu/ daß sie wol alle Jahr jhre Farbe enderten. Dieses brach-
te er zwar mit dem Munde vor/ aber sein Herz legte es viel anders aus/ und baht Gott umm
abwendung alles übels. Sie hatten abgeredet/ heut zur Lust auszufahren/ aber Fr. Sophia
wiederriet es bey dem Frühstücke/ welches sie zu dem Ende hatten zurichten lassen/ dann sie
befürchtete sich/ es möchte jhnen auf so mancherley Zeichen etwa ein Unglük zustossen.

Ende des Ersten Buchs.

Des

Erſtes Buch.
ſtalle geweſen/ dz das vorige nur ein Kinderſpiel dagegen zu rechnẽ waͤhre/ und wañ ſie die
wirkung des ergangenen uͤbels ſehen wolten/ ſtuͤnde ſolche zu jhꝛem belieben/ nachdemnun
mehr vor einer halben Stunde ſich alles geſtillet haͤtte. Herkules wuſte nicht/ was er dar-
aus machen ſolte; und Ladiſla fing an ungeduldig druͤber zu werden; ob dann der Teufel
auff jhren Pferden Ritter werden wolte. Sie machten ſich bald dahin in den aͤuſſerſten
Vorhoff/ da jhr Maꝛſtal wahr/ und ſahen nicht allein/ daß XXIV ſtatliche/ teils Gutſch-teils
Reit Pferde daſelbſt im Platze tod lagen/ ſondern auch acht uͤbel zugerichtete Pferdeknech-
te/ denen Arm uñ Beine entzwey geſchlagen wahren. Das ganze Dach war uͤber die Stat-
maur hinweg gefuͤhret/ und das Pflaſter des Stalles wahr dergeſtalt uͤmbgewuͤhlet/ daß
kein Stein an ſeinem vorigen Orte lag. Ladiſla rief einen Gutſcher herzu/ und fragete/ wie
es zugangen waͤhre; welcher dieſe Erzaͤhlung vorbrachte: Gleich uͤm die Mitternacht
ging das vorige Un&w̃eſen an da die Pferde prauſteten und tꝛampfeten/ biß ein heftiges peit-
ſchen gehoͤret ward/ worauff die Pferde jhre Halfter zuriſſen/ loß wurden/ und ein ſolches
wrinſchen/ ſchlagen und beiſſen unter ſich anfingen/ daß wir alle miteinander nicht anders
gedenken kunten/ als das ſie alle drauf gehen wuͤrden; Unſer etliche machten ſich auf/ uͤmb
den Stal zu oͤffnen/ woruͤber jene arme Kerle von den Pferden ſo elendig zugerichtet ſind;
mir aber fugete das Gluͤk daß ich zu der Stal Tuͤhr nahete/ und ſie auffſtieß/ worauff die
Pferde als wild und tol hinaus ſprungen/ auch ſo bald ſie unter den bloſſen Himmel kah-
men/ ganz ſtille und ruhig wurden/ als waͤhren ſie auff der Weide gangen. Im Stalle aber
wahr ein ſolches Weſen/ als haͤtte man jhn gar uͤmwerffen wollen/ biß endlich ein ſtarker
Sturmwind das Dach faſſete/ und es in einem Stuͤcke durch die Luft hinweg fuͤhrete/ da
dann dieſe XXIV Pferde druͤber zu nicht kommen/ die uͤbrigen aber/ ohn vier verwundete/
Geſund blieben ſind. Herkules ſagte zu Ladißla; wir wollen dem Teufel zu Troz dieſes al-
les verachten/ verlachen/ und kein Wort davon reden/ er mag im̃erhin ſich in dem ſtinken-
den Pferdeſtal luſtig machen; ging mit jhm hin in den Luſt Garten/ und als ſie vor einem
Roſenſtocke vorbey traten/ ward Herkules gewahr/ daß unter den weiſſen Roſen eine roh-
te oben im Gipfel ſaß/ deſſen er ſich wunderte/ und es Ladiſla zeigete. Frl. Sibylla machte
ſich zeitig nach Fr. Sophien/ und wahr jhre erſte Frage/ warumb Herꝛ Herkules des voꝛi-
gen Abends ſo ſchwermuͤhtig geweſen/ uñ wieder ſeine Gewonheit ſtilſchweigens Abſcheid
genommen haͤtte; worauff ſie antwortete: Er haͤtte ſich etwas uͤbel befunden/ waͤhre aber
ſchon beſſer mit jhm. Als ſie gekleidet wahren gingen ſie nach dem Garten/ da jhnen Herku-
les die Blutrohte Roſe unter den Schneweiſſen zeigete/ welches Fr. Sophia vor ein ſon-
derliches Ungluͤks-Zeichen hielt/ und das noͤhtig waͤhre/ durch Opfer die zornigen Goͤtter
zu verſoͤhnen. Aber Herkules/ der ſolche Abgoͤtterey nicht ſtaͤrken wolte/ gab zur Antwort:
man muͤſte kein aberglaͤubiſch Ding aus den Gewaͤchſen machen; es truͤge ſich desglei-
chen an den Zwiebel gewaͤchſen zu/ daß ſie wol alle Jahr jhre Farbe enderten. Dieſes brach-
te er zwar mit dem Munde vor/ aber ſein Herz legte es viel anders aus/ und baht Gott um̃
abwendung alles uͤbels. Sie hatten abgeredet/ heut zur Luſt auszufahren/ aber Fr. Sophia
wiederriet es bey dem Fruͤhſtuͤcke/ welches ſie zu dem Ende hatten zurichten laſſen/ dann ſie
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Ende des Erſten Buchs.

Des
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[248/0286] Erſtes Buch. ſtalle geweſen/ dz das vorige nur ein Kinderſpiel dagegen zu rechnẽ waͤhre/ und wañ ſie die wirkung des ergangenen uͤbels ſehen wolten/ ſtuͤnde ſolche zu jhꝛem belieben/ nachdemnun mehr vor einer halben Stunde ſich alles geſtillet haͤtte. Herkules wuſte nicht/ was er dar- aus machen ſolte; und Ladiſla fing an ungeduldig druͤber zu werden; ob dann der Teufel auff jhren Pferden Ritter werden wolte. Sie machten ſich bald dahin in den aͤuſſerſten Vorhoff/ da jhr Maꝛſtal wahr/ und ſahen nicht allein/ daß XXIV ſtatliche/ teils Gutſch-teils Reit Pferde daſelbſt im Platze tod lagen/ ſondern auch acht uͤbel zugerichtete Pferdeknech- te/ denen Arm uñ Beine entzwey geſchlagen wahren. Das ganze Dach war uͤber die Stat- maur hinweg gefuͤhret/ und das Pflaſter des Stalles wahr dergeſtalt uͤmbgewuͤhlet/ daß kein Stein an ſeinem vorigen Orte lag. Ladiſla rief einen Gutſcher herzu/ und fragete/ wie es zugangen waͤhre; welcher dieſe Erzaͤhlung vorbrachte: Gleich uͤm die Mitternacht ging das vorige Un&w̃eſen an da die Pferde prauſteten und tꝛampfeten/ biß ein heftiges peit- ſchen gehoͤret ward/ worauff die Pferde jhre Halfter zuriſſen/ loß wurden/ und ein ſolches wrinſchen/ ſchlagen und beiſſen unter ſich anfingen/ daß wir alle miteinander nicht anders gedenken kunten/ als das ſie alle drauf gehen wuͤrden; Unſer etliche machten ſich auf/ uͤmb den Stal zu oͤffnen/ woruͤber jene arme Kerle von den Pferden ſo elendig zugerichtet ſind; mir aber fugete das Gluͤk daß ich zu der Stal Tuͤhr nahete/ und ſie auffſtieß/ worauff die Pferde als wild und tol hinaus ſprungen/ auch ſo bald ſie unter den bloſſen Himmel kah- men/ ganz ſtille und ruhig wurden/ als waͤhren ſie auff der Weide gangen. Im Stalle aber wahr ein ſolches Weſen/ als haͤtte man jhn gar uͤmwerffen wollen/ biß endlich ein ſtarker Sturmwind das Dach faſſete/ und es in einem Stuͤcke durch die Luft hinweg fuͤhrete/ da dann dieſe XXIV Pferde druͤber zu nicht kommen/ die uͤbrigen aber/ ohn vier verwundete/ Geſund blieben ſind. Herkules ſagte zu Ladißla; wir wollen dem Teufel zu Troz dieſes al- les verachten/ verlachen/ und kein Wort davon reden/ er mag im̃erhin ſich in dem ſtinken- den Pferdeſtal luſtig machen; ging mit jhm hin in den Luſt Garten/ und als ſie vor einem Roſenſtocke vorbey traten/ ward Herkules gewahr/ daß unter den weiſſen Roſen eine roh- te oben im Gipfel ſaß/ deſſen er ſich wunderte/ und es Ladiſla zeigete. Frl. Sibylla machte ſich zeitig nach Fr. Sophien/ und wahr jhre erſte Frage/ warumb Herꝛ Herkules des voꝛi- gen Abends ſo ſchwermuͤhtig geweſen/ uñ wieder ſeine Gewonheit ſtilſchweigens Abſcheid genommen haͤtte; worauff ſie antwortete: Er haͤtte ſich etwas uͤbel befunden/ waͤhre aber ſchon beſſer mit jhm. Als ſie gekleidet wahren gingen ſie nach dem Garten/ da jhnen Herku- les die Blutrohte Roſe unter den Schneweiſſen zeigete/ welches Fr. Sophia vor ein ſon- derliches Ungluͤks-Zeichen hielt/ und das noͤhtig waͤhre/ durch Opfer die zornigen Goͤtter zu verſoͤhnen. Aber Herkules/ der ſolche Abgoͤtterey nicht ſtaͤrken wolte/ gab zur Antwort: man muͤſte kein aberglaͤubiſch Ding aus den Gewaͤchſen machen; es truͤge ſich desglei- chen an den Zwiebel gewaͤchſen zu/ daß ſie wol alle Jahr jhre Farbe enderten. Dieſes brach- te er zwar mit dem Munde vor/ aber ſein Herz legte es viel anders aus/ und baht Gott um̃ abwendung alles uͤbels. Sie hatten abgeredet/ heut zur Luſt auszufahren/ aber Fr. Sophia wiederriet es bey dem Fruͤhſtuͤcke/ welches ſie zu dem Ende hatten zurichten laſſen/ dann ſie befuͤrchtete ſich/ es moͤchte jhnen auf ſo mancherley Zeichen etwa ein Ungluͤk zuſtoſſen. Ende des Erſten Buchs. Des

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/286>, abgerufen am 21.12.2024.